Kirchenbücher und Zettelwirtschaft

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  • fps
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2010
    • 2252

    Kirchenbücher und Zettelwirtschaft

    Moin,

    kennt Ihr das Gefühl, wenn man einen Eintrag sucht, ihn nicht findet, dafür aber ganz starke Anzeichen für zeitliche Lücken bei den Einträgen? Oder bei halbfertigen Einträgen, die nie vollendet wurden?
    Ich habe mich dann schon des öfteren gefragt, was sich da wohl abgespielt haben mag und wie es zu den Auslassungen kam.

    Heute fand ich in einem alten Kirchenbuch, in dem es von Lücken nur so wimmelt, zumindest eine Erklärung: der Pastor war ganz einfach ein Schussel! Er notierte sich die Angaben bei Taufen auf einem Zettel - und dann fand er ihn nicht wieder. So einfach geht das.

    Die Fundstelle stammt aus einem Taufbuch aus Kronenburg in der Eifel. Dass dieses Taufbuch von (1657-1689) nur noch rudimentär vorhanden ist - man fand es, von Mäusen angeknabbert, auf einem Dachboden - passt irgendwie ins Bild. Aber immerhin gibt es noch die eine oder andere Information zu entdecken. Die Kirchenbücher aus späteren Jahren sind großteils gar nicht mehr vorhanden.

    Wer mal nachlesen möchte, hier die Links zum Original und zur Transkription.
    Gruß, fps
    Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen
  • Bienenkönigin
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2019
    • 1703

    #2
    Oh ja,
    bei den Pfarrern gab es solche und solche:
    Menschenfreunde und knöcherne Kirchenbürokraten
    Schöngeister und Schmierfinken
    Pedanten und Schusselchen

    Heute hatte ich ein Kirchenbuch aus Wildsteig (Oberbayern), da hat der Pfarrer mit Bleistift geübt und gekritzelt, mitten auf den Titelseiten.
    Andere Kirchenbücher sind zum Teil so liebevoll geschrieben und gemalt, dass man sich gut vorstellen kann, dass der Pfarrer wohl etwas unterfordert war und unter heutigen Bedingungen sicher ein Künstler geworden wäre.

    Und bei meiner Vaterlinie ist der älteste vorhandene Taufeintrag unvollständig, und ich kann nur raten, dass es tatsächlich um meinen Vorfahr geht!
    Allerhand...
    Wenn die Pfarrer geahnt hätten, wie sie uns heute damit zum Verzweifeln bringen

    Viele Grüße
    Bienenkönigin
    Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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    • Garfield
      Erfahrener Benutzer
      • 18.12.2006
      • 2169

      #3
      Ich habe auch solche Kirchenbücher gefunden, da wurden gleich die Notizzettel mit eingebunden!

      Und ich habe gute 10 Jahre lang die Taufe meiner Urgrosstante gesucht und einfach nicht gefunden. Zu jener Zeit hatte ich bereits begonnen, alle Einträge zu "meinen" Namen raus zu schreiben. Ihrer war nicht dabei, mir war aber ihr Name bekannt und das Geburtsjahr konnte ich eingrenzen. Jahre später gingen die standesamtlichen Register online, ich fand relativ schnell ihre Geburt. Also nochmal die Taufe gesucht - das Geburtsdatum kannte ich ja nun. Wieder nichts. Spontaner Einfall und endlich auch noch im Index geschaut - da war sie drin. Stellte sich also raus, dass genau die Doppelseite mit ihrer Taufe einfach fehlt!
      Angehängte Dateien
      Viele Grüsse von Garfield

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      • Mr. Black
        Erfahrener Benutzer
        • 12.08.2009
        • 768

        #4
        Wir sind heutzutage nicht die ersten, die derlei registrieren und kritisieren. Vor über 230 Jahren hat bereits ein Pfarrer in meinem Fachgebiet (in Posen) – die Liederlichkeit von diversen Vorgängern bemängelt.

        Er monierte die liederliche Schrift, die beklagenswerte Buchführung an sich und „nicht mal Nachrichten aus der Gemeinde wurden festgehalten“.

        Alles Gute

        Marcus
        Just a drop of water in an endless sea. All we are is dust in the wind.
        http://ahnensuche.wordpress.com/

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