Hallo zusammen!
Im Moment suche ich zur Abwechslung für zwei Forumsmitglieder in deren Familien herum, in die ich am Rande auch involviert bin. Eine harte Nuß ist die Familie Löhr in Hedeper, deren einzelne Zweige oft nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden sind. Die Kirchenbücher sind teilweise sehr sparsam mit Informationen.
Zu meinem konkreten Problem, welches ich etwas ausführlich schildern muß, um es von Euch bewerten zu lassen: Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es in Hedeper zwei Heinrich Löhr. Einmal den Ackermann auf Nr. ass. 48, dann den Großkothsassen auf Nr. ass. 18. Sie müssen etwa gleichalt gewesen sein, denn die Taufen überschneiden sich. Leider wird als Vater immer nur "Heinrich Löhr" angegeben, sodaß sich die Zuordnung der Kinder nicht einfach gestaltet.
Der Ackermann Heinrich Löhr (über seine Tochter unzweifelhaft mein Vorfahre) vererbt seinen Hof an seine Tochter Margretha Ilsabe (* Jan. 1701). Sie heiratet 1717 Johann Heinrich Schliephake, der nach Heinrich Löhr auf dem Ackerhof Nr. ass. 48 erwähnt wird. Bei Margretha Ilsabes Tod wird ihr Alter mit angegeben, sodaß die Zuordnung eindeutig ist. Da die Tochter den Hof übernommen hat, ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, daß es zu diesem Zeitpunkt keine lebenden Söhne gegeben hat. Die Taufeinträge beginnen 1696. Es ist kein Löhr-Junge dabei, bei dem ich sagen würde, er könne des Ackermanns Heinrich Sohn sein.
Der Großkothsaß Heinrich Löhr (über einen Sohn mit ziemlicher Sicherheit der Vorfahre eines Forumsmitgliedes und über einen anderen Sohn vermutlich auch der Vorfahre der Freundin eines anderen Forumsmitgliedes) wird der Vater aller anderen Löhr-Kinder sein, die zu der Zeit getauft werden und deren Vater Heinrich heißt. Es gibt außer diesen beiden Heinrichs keine weiteren. Lediglich zwei Hans Heinrichs, von denen einer erst 1717 heiratete und der andere erst 1704 geboren wurde, und die somit mit den Heinrichs nicht verwechselt werden können. Dem Großkothsassen habe ich folgende Kinder zugeordnet: Hans Martin (* Sept. 1705, später Kothsaß), Ilsabe Margretha (* Mrz. 1708, heiratete den Halbspänner Koch in Wetzleben), Johann Lüdike (* Okt. 1710, heiratete die Witwe des Halbspänners Meyer in Hedeper) und Hennig Johann (* Jun. 1714, später Großkothsaß auf Nr. ass. 18, dem elterlichen Hof). Wären die Jungs Söhne des Ackermanns, so hätte mit Sicherheit einer von ihnen den Ackerhof übernommen. Wäre Ilsabe Margretha die Tochter des Ackermanns, so stellte sich die Frage, warum er das Mädchen so genannt hat, da die ältere und lebende Tochter fast genauso heißt, nur mit vertauschten Namen. Auch die Paten der Kinder passen eher zu Kindern eines Großkothsassen alszu denen eines Ackermannes. In Hedeper legte man seinerzeit viel Wert auf solche Feinheiten.
Es gibt dann noch 1720 eine (Doppel-?)Hochzeit von Curd Löhr mit Anna Margretha Klauenberg und Heinrich Klauenberg mit Maria Löhr. Ich gehe davon aus, daß es sich um zwei Geschwisterpaare handelt. Für die Löhrs wird sich das nicht mehr so einfach festellen lassen, da die Löhrs vor Beginn der kirchenbuchlichen Aufzeichnungen geboren wurden. Die Klauenbergs stammen nicht aus Hedeper, sondern aus Burgdorf; da wäre vielleicht etwas zu machen. Curd Löhr läßt am 12.10.1723 eine Tochter taufen. Patin ist "Die Mutter des sel(igen). Heinrich Löhrs Relicta", also Curds Mutter, die Witwe Heinrich Löhrs. Somit dürfte Curd der Sohn eines der Heinrichs sein. Wohl nicht des Ackermannes Sohn, denn dann hätte er anstelle seiner Schwester ja den Hof geerbt.
Wir wissen nun, daß einer der Heinrich Löhrs, vermutlich der Kothsaß, 1723 nicht mehr lebte. Tatsächlich gibt es zwei Sterbeeinträge: ein Heinrich Löhr starb am 16.10.1713 im Alter von 58 Jahren. Der andere 1734 (ohne genaue Datumsangabe). Leider wird in den Einträgen nichts zum Stand der Verstorbenen gesagt.
Gehen wir also davon aus, daß der Kothsaß Heinrich Löhr am 16.10.1713 gestorben ist. Dann hätte er aus biologischer Sicht durchaus noch der Vater des im Juni 1714 geborenen Hennig Johann Löhr sein können (vielleicht beim Zeugungsakt eiinen Herzinfarkt bekommen, er war ja schon 58 Jahre alt). Allerdings hätte es im Taufeintrag dann nicht geheißen "1714 den 27 Junii ist Heinrich Löhr alhier ein junger Sohn geboren", nicht wahr? Man hätte es wohl angemerkt, wenn Heinrich zum Zeitpunkt der Geburt nicht mehr gelebt hätte. Somit wird Hennig Johann entweder nicht der Sohn des Kothsassen Heinrich sein (was kaum vorstellbar ist, da Hennig Johann selbst Kotsaß war, und zwar auf genau dem Hof, den sein Vater Heinrich innehatte, nämlich dem Kothof Nr. ass. 18), oder der Ackermann Heinrich war derjenige, der 1713 gestorben ist. Dann aber wäre Curd Löhr wohl ein Sohn des Ackermannes, und da stellt sich wieder die Frage, warum nicht er, sondern Margretha Ilsabe den Ackerhof geerbt hat. Gegen die Herkunft Curd Löhrs von einem Ackerhof spricht auch der Umstand, daß seine Tochter einen Kleinkothsassen geheiratet hat. Das waren Standesunterschiede, die damals kaum zu überbrücken waren, zumindest nicht in Hedeper und Umgebung. Andererseits scheint Heinrich Klauenberg, mutmaßlich sein Schwager, ein Ackermann in Burgdorf gewesen zu sein.
Und am Ende noch ein Blick auf die Kopfsteuerliste 1687. Dort sind weder der Ackermann Heinrich genannt,noch sein Namensvetter auf dem Kothhof. Der Ackerhof ist noch bei Heinrichs Vater Joachim, der Kothhof, um welchen der angegebenen es sich handelt, kann ich nicht nachvollziehen, noch im Besitz des Kothsassen Heinrichs Vater. Das bedeutet, die Heinrichs werden, da sie nach 1687 ihre jeweiligen Höfe übernommen haben, um 1655/60 geboren sein, was mit dem in einem der Sterbeeinträge angegebenen Alter korrespondiert. Im Erbregister 1714 sind beide Heinrichs aber auf ihren Höfen. Und hier wird es wieder seltsam, denn einer der beiden starb ja bereits im Herbst des Vorjahres. Auf beiden Höfen hieß der Nachfolger aber nicht Heinrich Löhr. Hinkten die Angaben der Realtät zeitlich hinterher?
Ich möchte jetzt irgendwie herausfinden, welcher Heinrich Löhr welche Kinder hatte und wann gestorben ist. Aber ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich habe einige Dörfer für den Zeitraum 1713 bis 1734 darauf abgesucht, ob ein Heinrich Löhr aus Hedeper als Pate erwähnt wird, idealerweise mit Angabe seines Standes, aber bislang nichts gefunden. Andere Dörfern muß ich noch checken, komme aber so einfach nicht an die Kirchenbücher heran. Gibt es sonst noch eine Möglichkeit, Klarheit zu schaffen? Habe ich irgendeinen groben Denkfehler gemacht? Etwas übersehen?
Vielen Dank für das Lesen (wer es bis zum Ende geschafft hat!), vielen Dank für Eure Anregungen und viele Grüße
consanguineus
Im Moment suche ich zur Abwechslung für zwei Forumsmitglieder in deren Familien herum, in die ich am Rande auch involviert bin. Eine harte Nuß ist die Familie Löhr in Hedeper, deren einzelne Zweige oft nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden sind. Die Kirchenbücher sind teilweise sehr sparsam mit Informationen.
Zu meinem konkreten Problem, welches ich etwas ausführlich schildern muß, um es von Euch bewerten zu lassen: Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es in Hedeper zwei Heinrich Löhr. Einmal den Ackermann auf Nr. ass. 48, dann den Großkothsassen auf Nr. ass. 18. Sie müssen etwa gleichalt gewesen sein, denn die Taufen überschneiden sich. Leider wird als Vater immer nur "Heinrich Löhr" angegeben, sodaß sich die Zuordnung der Kinder nicht einfach gestaltet.
Der Ackermann Heinrich Löhr (über seine Tochter unzweifelhaft mein Vorfahre) vererbt seinen Hof an seine Tochter Margretha Ilsabe (* Jan. 1701). Sie heiratet 1717 Johann Heinrich Schliephake, der nach Heinrich Löhr auf dem Ackerhof Nr. ass. 48 erwähnt wird. Bei Margretha Ilsabes Tod wird ihr Alter mit angegeben, sodaß die Zuordnung eindeutig ist. Da die Tochter den Hof übernommen hat, ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, daß es zu diesem Zeitpunkt keine lebenden Söhne gegeben hat. Die Taufeinträge beginnen 1696. Es ist kein Löhr-Junge dabei, bei dem ich sagen würde, er könne des Ackermanns Heinrich Sohn sein.
Der Großkothsaß Heinrich Löhr (über einen Sohn mit ziemlicher Sicherheit der Vorfahre eines Forumsmitgliedes und über einen anderen Sohn vermutlich auch der Vorfahre der Freundin eines anderen Forumsmitgliedes) wird der Vater aller anderen Löhr-Kinder sein, die zu der Zeit getauft werden und deren Vater Heinrich heißt. Es gibt außer diesen beiden Heinrichs keine weiteren. Lediglich zwei Hans Heinrichs, von denen einer erst 1717 heiratete und der andere erst 1704 geboren wurde, und die somit mit den Heinrichs nicht verwechselt werden können. Dem Großkothsassen habe ich folgende Kinder zugeordnet: Hans Martin (* Sept. 1705, später Kothsaß), Ilsabe Margretha (* Mrz. 1708, heiratete den Halbspänner Koch in Wetzleben), Johann Lüdike (* Okt. 1710, heiratete die Witwe des Halbspänners Meyer in Hedeper) und Hennig Johann (* Jun. 1714, später Großkothsaß auf Nr. ass. 18, dem elterlichen Hof). Wären die Jungs Söhne des Ackermanns, so hätte mit Sicherheit einer von ihnen den Ackerhof übernommen. Wäre Ilsabe Margretha die Tochter des Ackermanns, so stellte sich die Frage, warum er das Mädchen so genannt hat, da die ältere und lebende Tochter fast genauso heißt, nur mit vertauschten Namen. Auch die Paten der Kinder passen eher zu Kindern eines Großkothsassen alszu denen eines Ackermannes. In Hedeper legte man seinerzeit viel Wert auf solche Feinheiten.
Es gibt dann noch 1720 eine (Doppel-?)Hochzeit von Curd Löhr mit Anna Margretha Klauenberg und Heinrich Klauenberg mit Maria Löhr. Ich gehe davon aus, daß es sich um zwei Geschwisterpaare handelt. Für die Löhrs wird sich das nicht mehr so einfach festellen lassen, da die Löhrs vor Beginn der kirchenbuchlichen Aufzeichnungen geboren wurden. Die Klauenbergs stammen nicht aus Hedeper, sondern aus Burgdorf; da wäre vielleicht etwas zu machen. Curd Löhr läßt am 12.10.1723 eine Tochter taufen. Patin ist "Die Mutter des sel(igen). Heinrich Löhrs Relicta", also Curds Mutter, die Witwe Heinrich Löhrs. Somit dürfte Curd der Sohn eines der Heinrichs sein. Wohl nicht des Ackermannes Sohn, denn dann hätte er anstelle seiner Schwester ja den Hof geerbt.
Wir wissen nun, daß einer der Heinrich Löhrs, vermutlich der Kothsaß, 1723 nicht mehr lebte. Tatsächlich gibt es zwei Sterbeeinträge: ein Heinrich Löhr starb am 16.10.1713 im Alter von 58 Jahren. Der andere 1734 (ohne genaue Datumsangabe). Leider wird in den Einträgen nichts zum Stand der Verstorbenen gesagt.
Gehen wir also davon aus, daß der Kothsaß Heinrich Löhr am 16.10.1713 gestorben ist. Dann hätte er aus biologischer Sicht durchaus noch der Vater des im Juni 1714 geborenen Hennig Johann Löhr sein können (vielleicht beim Zeugungsakt eiinen Herzinfarkt bekommen, er war ja schon 58 Jahre alt). Allerdings hätte es im Taufeintrag dann nicht geheißen "1714 den 27 Junii ist Heinrich Löhr alhier ein junger Sohn geboren", nicht wahr? Man hätte es wohl angemerkt, wenn Heinrich zum Zeitpunkt der Geburt nicht mehr gelebt hätte. Somit wird Hennig Johann entweder nicht der Sohn des Kothsassen Heinrich sein (was kaum vorstellbar ist, da Hennig Johann selbst Kotsaß war, und zwar auf genau dem Hof, den sein Vater Heinrich innehatte, nämlich dem Kothof Nr. ass. 18), oder der Ackermann Heinrich war derjenige, der 1713 gestorben ist. Dann aber wäre Curd Löhr wohl ein Sohn des Ackermannes, und da stellt sich wieder die Frage, warum nicht er, sondern Margretha Ilsabe den Ackerhof geerbt hat. Gegen die Herkunft Curd Löhrs von einem Ackerhof spricht auch der Umstand, daß seine Tochter einen Kleinkothsassen geheiratet hat. Das waren Standesunterschiede, die damals kaum zu überbrücken waren, zumindest nicht in Hedeper und Umgebung. Andererseits scheint Heinrich Klauenberg, mutmaßlich sein Schwager, ein Ackermann in Burgdorf gewesen zu sein.
Und am Ende noch ein Blick auf die Kopfsteuerliste 1687. Dort sind weder der Ackermann Heinrich genannt,noch sein Namensvetter auf dem Kothhof. Der Ackerhof ist noch bei Heinrichs Vater Joachim, der Kothhof, um welchen der angegebenen es sich handelt, kann ich nicht nachvollziehen, noch im Besitz des Kothsassen Heinrichs Vater. Das bedeutet, die Heinrichs werden, da sie nach 1687 ihre jeweiligen Höfe übernommen haben, um 1655/60 geboren sein, was mit dem in einem der Sterbeeinträge angegebenen Alter korrespondiert. Im Erbregister 1714 sind beide Heinrichs aber auf ihren Höfen. Und hier wird es wieder seltsam, denn einer der beiden starb ja bereits im Herbst des Vorjahres. Auf beiden Höfen hieß der Nachfolger aber nicht Heinrich Löhr. Hinkten die Angaben der Realtät zeitlich hinterher?
Ich möchte jetzt irgendwie herausfinden, welcher Heinrich Löhr welche Kinder hatte und wann gestorben ist. Aber ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich habe einige Dörfer für den Zeitraum 1713 bis 1734 darauf abgesucht, ob ein Heinrich Löhr aus Hedeper als Pate erwähnt wird, idealerweise mit Angabe seines Standes, aber bislang nichts gefunden. Andere Dörfern muß ich noch checken, komme aber so einfach nicht an die Kirchenbücher heran. Gibt es sonst noch eine Möglichkeit, Klarheit zu schaffen? Habe ich irgendeinen groben Denkfehler gemacht? Etwas übersehen?
Vielen Dank für das Lesen (wer es bis zum Ende geschafft hat!), vielen Dank für Eure Anregungen und viele Grüße
consanguineus
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