Selbstmörder

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    Selbstmörder

    noch so ein Thema, zu dem ich gerne mal euere Erfahrungen hören würde, wie in anderen Gegend damit umgegangen wurde.

    Selbstmörder wurden meiner Erfahrung nach entweder gar nicht (vor 1850) ins Kirchenbuch eingetragen, oder nur in den historischen Nachrichten. Man begrub sie auch nicht, sondern der Henker oder Schinder mußte sie am Galgen oder am Schindanger beim gefallenen Vieh verscharren.
    Ich habe aber auch Einträge gefunden, die auf dem Kopfstehend oder in Spiegelschrift eingetragen wurden, zuweilen auch am Ende des Kirchenbuches auf der letzten Seite. Begraben wurden sie entweder VOR dem Friedhof oder in einer abgelegenen Ecke.

    Habt Ihr dazu auch ähnliches gefunden?
  • karin-oö
    Erfahrener Benutzer
    • 01.04.2009
    • 2630

    #2
    Hallo Hibol!

    Nach meinen Erfahrungen in den Kirchenbüchern waren die Pfarrer meistens bestrebt, einen Selbstmord zu vertuschen und irgend eine andere Erklärungsmöglichkeit zu suchen, um dem Verstorbenen ein christliches Begräbnis zu ermöglichen.
    Da findet man dann Todesursachen wie "Jagdunfall", "verstorben aus unerklärlichen Gründen" oder auch, wenn der Selbstmord schon ganz offensichtlich war: "hat sich in einem Anfall geistiger Umnachtung selbst gerichtet". Diese geistige Umnachtung galt dann auch als Entschuldigungsgrund.
    Sogar ein Pfarrer ist einmal "ertrunken", bei dem ich nach seiner Vorgeschichte den Verdacht habe, dass er nicht ganz unfreiwillig ertrunken ist.
    Manchmal gibt es aber auch Einträge in denen der Selbstmord angegeben ist. Diese Personen wurden in einer eigenen Ecke am Friedhof (dem sog. akatholischen Teil) ohne große Zeremonie begraben.
    Ins Kirchenbuch wurden sie aber wie alle anderen eingetragen.

    Schöne Grüße
    Karin

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    • Wolfg. G. Fischer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.06.2007
      • 5357

      #3
      Hallo,

      den frühesten Selbstmörder habe ich um 1800 gefunden. Dabei begründet der Pfarrer das christliche Begräbnis, weil der Verstorbene unter unerträglichen Schmerzen gelitten habe.

      Ansonsten gilt: Wer nicht chrichtlich beerdigt wurde, taucht auch nicht im Kirchenbuch auf!

      Mit besten Grüßen
      Wolfgang

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      • Eva64
        Erfahrener Benutzer
        • 08.07.2006
        • 838

        #4
        Hallo Hibol,

        ich habe hier ein Beispiel von 1733:

        den 4. Martij hat sich Anna Schmidin, eine Witwe von 77. jahren die sich sonst jederzeit ehrlich und christlich aufgeführt, auß Schwermuth mit einer gabel wollen erstechen. Weil aber ihr stich auf die ripp gieng, so stürtzte sie sich vom obersten laden ihres hauses herunter und starb nach 12. stunden in welcher Zeit sie wider zum völligen Verstand kommen und sich bußfertig und Christlich zum Tod bereitet, wurde aber den 6ten bey nacht ohne Ceremonien an einem besondern ort auf dem Kirchhof begraben.
        (Bei ihr habe ich allerdings so ein Bauchgefühl, dass ein Mord nicht ganz auszuschließen ist...)

        und 1750 habe ich auch noch einen Eintrag gefunden, bei dem ein Selbstmörder nachts auf einem besonderen Teil des Friedhofs beerdigt wurde.

        Es ist wie immer... es kommt darauf an, wie der Pfarrer das gesehen hat.

        Grüße
        Eva

        Kommentar

        • rigrü
          Erfahrener Benutzer
          • 02.01.2010
          • 2594

          #5
          Ich denke, man kann hier zwar Beispiele aufzählen, zu einer umfassenden einheitliche Vorgehensweise was die Begräbnisse von Selbstmördern angeht wird man aber wohl kaum finden, was immerhin auch eine Erkenntnis ist. Es war wohl immer eine Frage der Konfession, der jeweils gültigen Kirchenordnung und am Ende immer auch ein bisschen die Einstellung des Pfarrers.

          Ich habe in einer erzgebirgischen Gemeinde einen Fall gefunden, bei dem sich der betroffene "früh unter der Predigt mit dem Meßer [hat] entleiben wollen, ist aber noch gerettet und biß den 21. erhalten worden." Er wurde "mit 2. Bußliedern auff den Gottes-Acker getragen, und mit Collecte und Seegen beerdigt". Das ganze war 1740. Bei einem "richtigen" Selbstmord 1818 in derselben Gemeinde sollte der betroffene nach Rücksprache mit dem Superintendenten abends an einem "abgesonderten Ort" des Friedhofs begraben werde, was zunächst von einem "Haufen Pöbelvolks" verhindert und erst mit der Unterstützung von "25 Schützen" gelang.

          Demnach lässt sich allenfalls sagen, dass Selbstmörderbegräbnisse Gegenstand kontroverser Meinungen waren. Dass sie nicht in Kirchenbüchern auftauchen kann ich nicht bestätigen.

          rigrü
          rigrü

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          • Hibol

            #6
            Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
            Ich denke, man kann hier zwar Beispiele aufzählen, zu einer umfassenden einheitliche Vorgehensweise was die Begräbnisse von Selbstmördern angeht wird man aber wohl kaum finden, was immerhin auch eine Erkenntnis ist. Es war wohl immer eine Frage der Konfession, der jeweils gültigen Kirchenordnung und am Ende immer auch ein bisschen die Einstellung des Pfarrers.


            Ich denke, genau so triffst du den Nagel auf den Kopf.
            Aber genau das ist es ja, was ich auch wissen wollte mit dem Thema, was andere hier für Erfahrungen gemacht haben und wie die Sache von anderern gesehen wird

            Danke für all Euere Antworten

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            • Silke Schieske
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 4491

              #7
              Selbsmörder

              Hallo,

              Meine Omi hat mir immer erzählt, dass ihr Schwiegervater(mein Uropa) an einem gebrochenen Herzen gestorben ist. Er und seine Frau brachten in die Ehe jeder bereits einen Sohn mit. Er den Friedrich, sie den Hermann.
              der gemeinsame Sohn, mein Opa, hieß Wilhelm Hermann....
              Als der Stiefsohn im 2. WK verletzt nach Hause kam, aber die beiden leiblichen Sohne vom Schwiegervater nicht mehr, nahm er sich das Leben.
              Das lässt zumindest darauf schließen, weil Eheleute ja eigentlich ein Doppelgrab haben, dieses aber nicht zufinden war. Mein Onkel war 2006 dort und hat nur das Grab vom Stiefsohn und dessen Frau sowie das einzelgrab der Mutter meines Opas gefunden.
              Wir gehen davon aus, das er irgendwo in einer Ecke des Friedhofes beerdigt wurde.

              gruß Silke
              Wir haben alle was gemeinsam.
              Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

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