Niemals Pate? Keine Patenschaften vom Schäfer Heim und seinen Frauen

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  • Lewh
    Erfahrener Benutzer
    • 18.07.2013
    • 1556

    Niemals Pate? Keine Patenschaften vom Schäfer Heim und seinen Frauen

    Hallo zusammen,

    ich würde gerne eure Meinung zu folgendem Fall hören.
    Ich suche nach wie vor nach meinem Schäfer Heinrich Heim. Sein bisher bekannter Lebenslauf:

    1723: uneheliche Todgeburt
    1723 Hochzeit mit Anna Lipke
    1723: Schäferknecht in Walbeck
    1724: Geburt Tochter in Bregenstedt
    1727: Geburt Tochter in Bregenstedt
    1730: Geburt Sohn in Bregenstedt
    1744: Häußling und Schweinehirte
    1746: Zweite Hochzeit Gretha Schulze
    1746 Schweinehirte in Bregenstedt
    1748: Geburt Tochter
    1748 Häusling und Arbeitsmann in Bregenstedt
    1748: Tod
    1748 Häusling in Bregenstedt
    1750 gewesener Häusling in Bregenstedt
    1751 gewesener Häusling und Arbeitsmann in Bregenstedt

    Ich habe nun fast alle Paten die bei den vier Geburten auftreten als Einwohner Bregenstedts identifiziert und habe solche rausgesucht die Kinder bekamen während der Lebenszeit von Heinrich. Weiterhin habe ich alle Hirten aus Walbeck und Bregenstedt rausgesucht und die Geburtseinträge derer Kinder durchgesehen. Auf die Weise hatte ich dann Bregenstedt von 1706 bis 1748 vollständig als Kopien zu Hause und habe auch alle anderen Geburten durchgesehen. Meine Theorie war das Heinrich ja sicherlich selber auch mehrmals Pate stand. Beim Durchsehen all der Einträge wurde meine Vermutung bestätigt das viele Personen sehr häufig vorkommen. Wenn sie nicht gerade selber Kinder bekamen waren sie Paten bei anderen. Aber was ich mir nicht vorstellen konnte ist tatsächlich eingetreten: Heinrich erscheint nicht ein einziges Mal als Pate in Bregenstedt und auch nicht als Pate bei den Hirten in Walbeck. Das erscheint mir unerklärlich. Das einzige was ich finden konnte war seine Tochter die 1744 im Alter von 20 Jahren Pate steht.

    Seine erste Frau Anna Lipke ist 1713 und 1714, 10 Jahre vor der Hochzeit, im Alter von 7-8 Jahren Patin. Seine zweite Frau Gretha Schulze ist 1726 (15J), 1735 (24J), 1743 (32J) Patin, ebenfalls vor der Hochzeit. Nach der Hochzeit mit Heinrich taucht keine der beiden mehr als Patin auf, genauso wie Heinrich.

    Mein Gedanke wäre das sie vielleicht nicht in Bregenstedt lebten. Dennoch sind alle Kinder dort geboren und selbst um die Geburten der Kinder keine Patenauftritte. Selbst wenn Heinrich unterwegs war hätten ja die Frauen in Bregenstedt Pate stehen können.
    Was sind eure Gedanken zu dem Fall? Hab ihr ähnliches erlebt oder Ideen zur Erklärung?

    Viele Grüße,
    Lars
    Suche:
    Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
    Schweinemeister und Hirte in Harbke
    Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

    Datenbank aller bekannter Daten
  • holsteinforscher
    Erfahrener Benutzer
    • 05.04.2013
    • 2496

    #2
    Moinsen Lars,
    man mag es ja kaum glauben, aber auch ich wollte gerade
    dieses Thema aufgreifen..., denn auch ich habe dieses Problem,
    nicht nur in einer Familienlinie.
    Da es in meiner Suchregion eine große KB-Lücke gibt, habe ich
    immer versucht, die Paten in eine Beziehung zu setzen, um so
    evtl. eine Brücke schlagen zu können. Letztlich ist mir aufgefallen,
    dass mein Familienname unter den Paten so gut wie nie auf-
    taucht, sei es nun innerhalb der Familie, als auch in der Dorfgemein-
    schaft.
    Wie schon geschrieben, gibt es eine recht große KB-Lücke, so kann
    ich nicht immer unterscheiden, ob die weiblichen Paten z.B. geb.
    THÖM-ings sind, die meisten Paten stammten i.d.R. aus dem Dorfe,
    oder nähere Umgebung.
    Naja, eine wirkliche Erklärung habe auch ich bislang noch nicht gefunden.
    LG. Roland
    Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
    Roland...


    Kommentar

    • gudrun
      Erfahrener Benutzer
      • 30.01.2006
      • 3265

      #3
      Hallo,

      für dieses Phänomen habe ich für mich zwei Erklärungen:
      Die Leute waren mit ALLEN zerstritten und deswegen wurden keine Taufpatenschaften angefragt.
      Die Leute wurden nicht genommen, da man Ihnen die Pflichten einer Patenschaft nicht zugemutet hat.
      Eine Patenschaft hatte zu früherer Zeit ja Pflichten und die waren nicht zu knapp.

      Viele Grüße
      Gudrun

      Kommentar

      • gki
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2012
        • 4908

        #4
        Hallo,

        ich kann nur mit Beispielen aus meinem eigenen, weit entfernten und katholischen Forschungsgebiet kommen.

        Ein Teil meiner Ahnen waren Häusler im Bayerischen Wald. Bei diesen ist auch auffällig, daß sie selber eigentlich so gut wie nie als Paten auftreten.

        Meiner Meinung nach lag daß daran, daß als Paten gerne bessergestellte Personen ausgesucht wurden. Ein Häusler würde also versuchen, einen Bauern als Paten für seine Kinder zu bekommen, der Bauer vielleicht einen Handwerker aus dem nahen Markt, etc.

        Kurz gefaßt: der soziale Status Deines Ahns war evtl. zu gering um ihn als Paten attraktiv zu machen.
        Gruß
        gki

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        • Lewh
          Erfahrener Benutzer
          • 18.07.2013
          • 1556

          #5
          Hallo zusammen,

          danke für die Antworten.
          Es hilft uns beiden zwar nicht das Problem zu lösen aber ich bin dennoch froh das ich nicht der Einzige bin der auf so etwas gestoßen ist Roland.

          gki und gudrun ihr sagt ja zusammenfassend das die Familie in den Augen der Dorfbevölkerung keine wünschenswerte Wahl für die Patenschaft der eigenen Kinder war. Entweder aus materiellen Gründen oder persönlichen.

          Dennoch standen ja Mitglieder anderer Familien Pate bei den Geburten der Kinder meines Ahns. Mehrfach kommen Mitglieder aus anderen Hirtenfamilien als Pate zum Zug. Das ist nicht ungewöhnlich da es sich ja selber um eine Hirtenfamilie handelte. Doch im Gegenzug nichts. Vielleicht konnte man sich auch nicht gegen eine Patenschaftsanfrage verweigern aber hat dann selber eben bei anderen angefragt?
          Hat der eventuelle schlechte soziale Stand der Familie vielleicht etwas damit zu tun das das erste Kind als Todgeburt vor der Hochzeit zur Welt kam? Vielleicht hatte die Familie damit fortan ein Stigma?
          Grüße,
          Lars
          Suche:
          Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
          Schweinemeister und Hirte in Harbke
          Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

          Datenbank aller bekannter Daten

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          • gki
            Erfahrener Benutzer
            • 18.01.2012
            • 4908

            #6
            Hallo!

            Zitat von Lewh Beitrag anzeigen
            konnte man sich auch nicht gegen eine Patenschaftsanfrage verweigern aber hat dann selber eben bei anderen angefragt?
            Ich denke schon, daß es eine Obligation gab, da nicht nein zu sagen, wenn man nicht wirklich einen guten Grund hatte.

            Hat der eventuelle schlechte soziale Stand der Familie vielleicht etwas damit zu tun das das erste Kind als Todgeburt vor der Hochzeit zur Welt kam? Vielleicht hatte die Familie damit fortan ein Stigma?
            Das halte ich aus meiner Sicht für grob überinterpretiert.

            Generell wird ja oft behauptet, daß uneheliche Kinder ein großes Problem gewesen seien. Das war für die Betreffenden sicher auch so, aber man muß das in Relation setzen. Ich hatte erst heute ein Taufbuch aufgeschlagen, da hat der Pfarrer am Jahresende Statistik gemacht und grob überschlagen waren 30% der Kinder unehelich.

            Sofern die Eltern dann später geheiratet haben, spielte das mMn keine Rolle mehr.
            Gruß
            gki

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            • gudrun
              Erfahrener Benutzer
              • 30.01.2006
              • 3265

              #7
              Hallo,

              Taufpaten waren früher immer ein muß. Die Leute haben immer versucht, Taufpaten zu finden, die die Kinder im Notfall unterstützen konnten. Das war vielleicht bei dieser Familie nicht möglich. Also, auf die Taufpaten der Kinder hatte der soziale Stand keine Auswirkung.

              Viele Grüße
              Gudrun

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              • Lewh
                Erfahrener Benutzer
                • 18.07.2013
                • 1556

                #8
                Hallo zusammen,
                nun gut. dann wird es wohl tatsächlich an den evtl. auch monetären Kompetenzen gelegen haben. Es ist schwer darüber etwas aus den Kirchenbüchern rauszulesen. Hirten und/oder Häuslinge waren viele im Dorf die ihrerseits sehr oft Pate standen. Vielleicht lässt sich z.B. anhand von Kontributionskatastern etwas dazu herausfinden.
                Grüße,
                Lars
                Suche:
                Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
                Schweinemeister und Hirte in Harbke
                Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

                Datenbank aller bekannter Daten

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