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  • smashy
    Erfahrener Benutzer
    • 12.12.2008
    • 544

    Deutung des Inhalts eines Amtsprotokolls

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1672
    Region, aus der der Begriff stammt: Sigmaringen, PLZ 72488

    ich brauch hier eine Interpretationshilfe zum Inhalt des Amtsverhörprotokokolls. Ich bin mir sehr unsicher, ob die Heirat, die die Obrigkeit eigentlich zugestimmt hat (ratifiziert), aufgrund des Zusatzes wirklich stattgefunden hat:
    Actum Sigm: (Sigmaringen) von 21ten Junii 1672 proth: Presenz (Gegenwart des)
    H: (Herrn) Canzlers H: Jägermeisters, Secraetarii
    Undervogts, Rentmeisters, Castenvogts und mein Protokollistens
    Inzkofen
    Leibaigenschafft und
    und Einzug betr:
    Geörg Oschwaldts von Inzkofen Sohn
    Hanss wolte sich mit Gall
    e Stroppelß
    Tochter zue Nickhofen Madlena ver=
    heyrathen, bittet umb gnädigsten consens
    beschaidt:
    Wenn Magdlena ihr manumission aufweisen
    und sich alß d
    an an gnädgiste Herrschafft
    mit Leib ergeben, auch den einzug 2 fl
    16
    kr (Kreuzer) erstellen werde, solle diser heyrath
    (bleibt darbey) jedoch
    uf gnädigste ratification concedirt sein.
    Zusatz:
    obgemelter Hanns Oschwaldt, welche
    r
    sonsten von seiner Mueter (=Mutter) Agatha
    Spehin here, auch leib aigen, würdet (= wird)
    von einere von Vilsingen umb die
    Ehe angesprochen, darumben d
    an
    der heürath mit dess Stroppelß
    docht (Tochter) nach d(er) Zeit, aus
    jezo gehörter
    ursach zu ruckh gestelt worden.

    Was bedeutet concediert?
    Und was ist "jezo" = jedoch?
    Hat der Heirat eine Frau aus Vilsingen bei der Mutter des Bräutigams der Heirat, während der Proklamtionen vermutlich, widersprochen?

    Xtine

    Was bedeutet concediert?
    Und was ist "jezo" = jedoch?

    Lateinisch: concedere = gestatten, erlauben, zugestehen
    jezo = jetzt
    Mußte er zu lange warten, bis Magdalena ihre Aussteuer zusammen hatte und wollte (sollte?) dann eine Frau aus Vilsingen heiraten??
    Oder hatter er ihr zuerst die Ehe versprochen??

    smashy

    ich meine mittlerweile, daß die Heirat wegen einer Frau aus Vilsingen zurückgestellt worden ist und diese gar nicht stattfand. Hat noch jemand ne Meinung?

    Leineweber12

    ich interpretiere: Hanns musste zu lange auf die Braut mit der Aussteuer (Magdlena) warten und dann kam die einere aus Vilsingen, wollte ihn auch heiraten und so fand die "1. Heirat" nicht statt.

    smashy

    hm, auch denkbar. Könnte es nicht auch sein, daß sie ihren Freibrief (Manumission, wie im Text steht) für ihre Leibeigenschaft nicht erhalten hat und diese Heirat die "1. Ehe" mit des Stroppels Tochter nicht stattfand?
    Von der Aussteuer steht in dem Protokoll eigentlich nichts.

    Eva64

    ich meine mittlerweile, daß die Heirat wegen einer Frau aus Vilsingen zurückgestellt worden ist und diese gar nicht stattfand.
    dieser Meinung schließe ich mich an.
    Es ist wirklich schwer, den Sinn aus den verqueren Formulierungen herauszulesen. Und das Amtsdeutsch heute scheint sich noch immer daran zu orientieren.

    Friedrich

    ich sage nur: Rechtsbehelfsbelehrung! Aber immerhin: Viele Behörden gehen mittlerweile dazu über, es verständlich und treffend zu formulieren: Ihre Rechte! Na bitte, geht doch!

    Leineweber12

    Ich hatte "den Einzug 2 fl 16 kr (Kreuzer)" als Aussteuer verstanden. Aber aus welchen Grund dann doch nicht geheiratet wird, geht ja aus dem Zusatz auch nicht richtig hervor. Entweder Magdlena hat keine Manumission erhalten, kein Geld für den Einzug oder Hanss hat sich aus anderen Gründen für die im Zusatz erwähnte Frau entschieden. Haben die denn geheiratet?
    Namen+(Orte):
    Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
    Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

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    • catmando
      Benutzer
      • 11.03.2011
      • 42

      3.° Blutsverwandt

      Ich habe auf einem Ariernachweis den Verweis gefunden: 3.° Blutsverwandt (bzgl. Ehe). In welchem Verhältnis standen die beiden Brautleute?

      Wiesenfee

      http://www.familie-dilger.de/ahnenfo...andtschaft.htm

      Hier zwei Links über die Blutverwandschaft

      Schlumpf

      Blutsverwandtschaft 3. Grades sind Vetter und Cousines Kinder.
      Man nimmt den gemeinsamen Vorfahren und zählt dann die zwischen Probanden und Ahn gelegenen Genrationen ab.
      Daher kann auch 3 + 4. Grades herauskommen.
      Beispiel für ne Dispens von Blutsverwandtschaft 4. Grades
      Ahn Johann Peter
      Kinder Wilhelm / Anna
      Enkel johann Peter / Friedrich
      Urenkel Christian / Sophia
      Brautleut Peter / Christina

      Kommentar

      • Molle09
        Erfahrener Benutzer
        • 24.03.2009
        • 1376

        Was bedeutet das D ?

        in einem KB-Eintrag steht vor dem Namen des Bürgermeisters Herr D. Johann Gottfried Kaupisch. Eine Abkürzung für einen weitern Vornamen kann es nicht sein, das gab es in diesem KB noch nicht, aber was bedeutet das. Ist es ein weiterer Titel?

        Friedrich

        steht vor dem D wirklich ein Herr? Sonst würde ich das D für Dominus = Herr halten.

        Rainer Zufall

        hat man nicht auch früher "Doktor" nur mit einem "D" abgekürzt? Vielleicht war der Herr Bürgermeister ein sehr gelehrter Mann ?

        Molle09

        naja, wenn Du mich so fragst, dann nicht eindeutig. Es steht da H von dem ich annahm es heißt Herr.


        Friedrich

        Also davor steht HE, also Herr. Dann wäre das Dominus im Grunde doppelt gemoppelt.
        Rätseln wir weiter.

        Molle09

        das mit dem Doktor könnte auch gut möglich sein.


        Wolfg. G. Fischer

        bei Theologen wird der Doktor-Titel "D." abgekürzt.

        Molle09

        im Grunde seit Ihr Euch alle einig, es ist ein Doktortitel!
        Zuletzt geändert von Molle09; 14.03.2011, 14:20.
        Liebe Grüße
        Mlle
        ----------------
        Es gibt keine Zufälle!!!

        Suche Nürnberger in Hardisleben
        Bertuch in Donndorf ab 1784-1799
        Joh. Martin Koch,1743 Hammelknecht in Marienroda u. Frau Regina

        den Verbleib von Johann Wilhelm Nürnberger *04.12.1803

        Kommentar

        • Hummel1
          Benutzer
          • 31.07.2010
          • 84

          gezogen und geboren

          kann mir jemand die Bedeutung des Ausdruckes: "gezogen und geboren (in..)" erklären

          henrywilh

          Du schreibst zwar nicht, von wo und wann deine Fundstelle ist, aber noch im 19. Jh. gibt es diesen Ausdruck öfter.
          Die Bedeutung ist nicht schwer zu verstehen:
          gezogen = aufgezogen, erzogen
          Also, wir würden wohl die Geburt zuerst nennen:
          geboren und erzogen (aufgewachsen).

          Kommentar

          • salami
            Erfahrener Benutzer
            • 29.11.2008
            • 677

            forensium

            Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1652
            Region, aus der der Begriff stammt: Hessen

            "Specificatio der in Amt und Renterei Alsfeld befindlichen forensium und was von selbigen in Geld, Frucht, Federvieh und anderem das Jahr über erhoben wird."
            Was bedeutet in diesem Zusammenhang "forensium"?

            Gast Marlies

            Forenser: aus forensis (lat.), zum Markte gehörend, gerichtlich. Zu den Forensern gehörten die Inwohner, die zu keiner Genossenschaft angehörten wie die Ausmärker, Ausbürger, Pfahlbürger usw.
            Quelle: genealogisch- etymologisches Lexikon

            Xtine

            das Latein-Wörterbuch sagt:
            forensis = zum Markte gehörig
            Das würde doch hier passen.
            Zuletzt geändert von salami; 24.03.2011, 11:13.

            Kommentar

            • Aloysia
              Benutzer
              • 20.11.2009
              • 61

              Fakten, Fakten, Fakten! Gesammelt aus den alten Beiträgen!

              Ich bin bei der Transkiption einer Familienurkunde auf die Begriffe "Vortochter" "Ehetochter" und "Mitcomparent" gestoßen. Die Ehetochter mag die ehelich geborene Tochter sein, ist die Vortochter vielleicht die Enkelin? Oder eine in die Ehe eingebrachte weitere Tochter? - Und der Mitcomparent?

              henrywilh

              Mitcomparent weiß ich: Das ist - bei Prozessen - ein Prozessbeteiligter, und bei Verträgen einer der Vertragspartner.

              bellbs

              Vortochter = Stieftochter
              Ehetochter = eheliche Tochter
              Mitcomparent = Comparent = ein vor Gericht Erschienener, Anwesender

              Kommentar

              • rionix
                Erfahrener Benutzer
                • 24.03.2010
                • 1200

                der Begriff "zuständig nach"

                Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1899 und älter
                Region, aus der der Begriff stammt: Sudetenland

                in verschiedenen Geburtseinträgen finde ich den im Betreff genannten Begriff, beispielhaft hier aus dem Geburtseintrag meines Großvaters:
                Vater: Nalke Josef, Obersteiger in Bilin, Rudiay 130, geboren in Sellnitz, zuständig nach Neundorf, Ger. Bez. Görkau Bzhpt. Komotau, ehel. Sohn des... [usw.]
                Was bedeutet "zuständig nach?"

                Friedrich

                das bezieht sich wohl auf die Kommune, wenn der Ort Sellnitz gehörte. Also so wie heute beispielsweise ein Dorf, das als Ortsteil einer Stadt geführt wird.

                puuscheule

                leider liegt der Friedrich mit den Gepflogenheiten der böhmischen Dörfer falsch
                Josef Nalke wurde in Sellnitz geboren.
                Die Gemeinde Sellnitz, gehörte zum Gerichtsbezirk Bilin, der wiederum zur Bezirkshauptmannschaft Dux gehörte.
                Gemeinde: Sellnitz - Želenice
                Orte/Ortsteile:
                (Böhmisch Zlatnik - Zlatníky České; Ganghof; Liebschitz - Liběšice; Pattogrö - Patokryje; Prohn - Braňany; Sellnitz - Želenice)
                Heimatrecht hatte er aber in der Gemeinde Neundorf im Gerichtsbezirk: Görkau , Bezirkshauptmannschaft: Komotau
                Gemeinde: Neundorf
                Orte/Ortsteile: Hohenofen; Neundorf - Novosedly; Pahlet - Pohlody; Schimberg - Schimberk
                Quelle:
                http://www.austriahungary.info/en/ga...dux_-_duchchov
                d.h dass der Vater des Josef Nalke aus der Gemeinde Neundorf stammt. Diese Gemeinde wäre zuständig für die Kosten, falls Josef Nalke ein Sozialfall würde.
                Es gab in Böhmen damals den "Heimatschein", den die Leute brauchten, wenn sie ausserhalb ihrer Gemeinde arbeiteten und wohnten. Mit diesem Heimatschein konnten sie ihr Heimatrecht dokumentieren.
                Diese Randbemerkungen helfen uns bei der zunehmenden Mobiltät der Menschen ihre Spuren zu verfolgen

                Friedrich

                hinsichtlich der in Böhmen vorherrschenden Gepflogenheiten lerne ich gerne dazu. Hast Du denn "Heimvorteil" (was aus meiner Sicht bei solchen Fragen ja immer von Vorteil ist)?

                puuscheule

                Puuscheulen kennen den Rübezahl. Den Namen "R..." darf man aber nicht aussprechen, sonst kommt ein Gewitter, zumindest wird das Wetter schlecht.
                Zuletzt geändert von rionix; 29.03.2011, 14:41.

                Kommentar

                • smashy
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.12.2008
                  • 544

                  Ist hier der Stiefvater im Amtsprotokoll erkennbar?

                  Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1689
                  Region, aus der der Begriff stammt: 172488 Sigmaringen

                  in dem Text dieses Amtsprotokolls steht ein "obermehlter Stiefvater" .
                  Im Betreff steht, daß der Hans Jerg Beller den Treueid für die Pflege des hinterlassenen Kindes von Mathias Oswald leistet.
                  Kann man aus dem Text rauslesen, daß der Hans Jerg Beller "obermelter Stiefvater" ist? Was meint Ihr?
                  Inzkhoffen Hannss Carle Oschwalden beaidigung wegen hailigen: und waisen pfleg auch und betr: eodem dato hat auch Hannss Jerg Beller weg matheüs Oschwalden seel: künd (=Kind) ds (=das) iuramentum fidelitatis abgelegt (=Treueschwur)
                  Demach neulich dem Schulteissen von Inzkhoffen anbefohlen worden ds (=dass) sie sich wegen matheüs Oschwaldten seel: hindlassenen khünd (=Kind) Jerg Oschwalden der Erbschafft halber vergleich, ad die sach schrifftl: einbring sollen, alss ist er dato neben gemeltem khünds Stieffvatter, undt hanss carle Oschwaldten des Khünds pfleger welcher dato würkhlich nit alein für d (das) khünd sonden weyl der hailig pfleger daselbsten gestorben, auch für die pflegschafft beaidiget worden, erscheinen, welcher sagt, sie haben sich miteinand verglichen und dem khündt wie anderen der 3.theil, ausser den verhandenen ...? gemacht worden seye, bey welchem man es auch von Oberambtsweg bewenden lassen, und weilen des khünds Stiefvatter die vorhandene frucht? umb disen preis, wie ..? kheiff: (?) und schlög? seind, ..? will, als solle ihme solche auff 3.Jahr lang ohne Züns überlassen werdten, wan er aber solche weithers verlangt, solle er den jährlichen Züns dernen? ordentlich entrichten."

                  henrywilh

                  Ja, das verstehe ich auch so.
                  An der Pflegschaft sind offenbar drei Personen beteiligt, nämlich "neben"dem erwähnten Stiefvater (H.J. Beller) "und" Hans Carl Oschwaldt "auch " der Schultheiss, und deshalb haben sie "sich miteinander verglichen".

                  smashy

                  da kommt mir noch diese Frage auf. Es ging vorher in einem anderen Protokoll um das Erbe des Jerg Oschwald, der in der
                  ersten Zeile erwähnt wird. Das hinterlassene Kind, um das es geht, ist das Kind seines auch verstorbenen Sohnes Mathias Oswald,
                  also seinem Enkel. Ich gehe davon aus, daß mit dem Stiefvater Hans Jerg Beller der zweite Mann von Jerg Oswalds hinterlassener Witwe gemeint sein muß? Vom Mathias Oswalds Ehefrau hab ich schon eine zweiten Ehemann, einen Hans Heinrich Hiller.
                  Zuletzt geändert von smashy; 27.03.2011, 16:34.
                  Namen+(Orte):
                  Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
                  Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

                  Kommentar

                  • jürg
                    Erfahrener Benutzer
                    • 22.02.2011
                    • 118

                    Randvermerk

                    auf einer standesamtlichen Trauurkunde steht ein Randvermerk, mit folgendem Inhalt:
                    "Crossen, dem 25. Mai 1877.
                    In Gewißheit der Verfügung des Kreisausschusses vom 11./4.77 und auf Grund der protokollarischen Verfügung vom 17./3.77 und der in den Sammelakten befindlichen pfarramtlichen Attesten wird hier durch ergänzend bemerkt, daß die Mutter des Bräutigams Schramm Henriette (?) heißt und eine geborene Zimmermann ist und daß die Mutter der Braut, Wilhelmine heißt, und eine geborene Barth ist."
                    Der Standesbeamte...
                    Ich überlege schon lange und mir fällt kein Grund ein, weshalb ein Kreisausschuss eine Verfügung treffen muss, um die Namen der Mütter des Brautpaares festzustellen. Die Mutterschaft dürfte ja feststehen und die Namen der Mütter ja ebenfalls. Weitere Anhaltspunkte zu den Familienverhältnissen, die darüber Aufschluss geben könnten habe ich nicht. Würde mich freuen, wenn jemand eine Idee hat.

                    kornmandl

                    Waren die Mütter bei der Hochzeit schon verstorben?
                    Ich hatte schon viele solche Randbemerkungen weil die
                    "Anzeigenden" die Namen von bereits Verstorbenen
                    nicht richtig wussten.

                    henrywilh

                    Es heißt übrigens "in Gemäßheit", aber egal.
                    Stehen denn in der Trauurkunde diese Namen drin? Oder wurden sie vergessen und mussten nachgetragen werden?

                    jürg

                    Über die Mutter des Bräutigams habe ich keine weiteren Angaben. Die Eltern der Braut haben 1849 geheiratet, die Braut selbst ist Jahrgang 1853. Der Vater der Braut ist 1898 verstorben, so dass er den Mädchenname seiner Frau eigentlich gekannt haben müsste. Das Sterbedatum der Mutter der Braut konnte ich bisher nicht recherchieren.
                    Die genannten Namen der Mütter tauchen in der Trauurkunde nicht auf, sondern werden nur in dem Randvermerk genannt.
                    Danke für die Transkription.

                    henrywilh

                    Ja, sind denn sie Namen der Mütter im Formular der Trauurkunde vorgesehen?

                    jürg

                    vorgesehen ist da nix, habe aber Trauurkunden und selbst eine Sterbeurkunde eines Erwachsenen, auf denen die Namen von Vater und Mutter vermerkt sind.

                    henrywilh

                    Wenn man die Fakten zusammennimmt:
                    - Im Formular ist kein Eintrag der Mütter vorgesehen
                    - "In Gemäßheit" einer Verfügung werden sie "ergänzend" an den Rand geschrieben
                    - 1877
                    komme ich zu folgender Vermutung.
                    Nach der Reichsgründung und vor allem durch Bismarcks Kirchenpolitik (Einführung der Zivilehe!!!) änderte sich manches. Es könnte also sein, dass die genannte Verfügung vorschrieb, dass die Namen der Mütter anzugeben war; dass dies aber in dem hier benutzten (älteren) Formular nicht vorgesehen war. Um die Verfügung zu befolgen ("in Gemäßheit"), wurden die Namen nachgetragen, u. zwar an den Rand.

                    FamJohannsen

                    der Ansatz von henrywilh ist korrekt.
                    Ich habe eben mal im "Reichsgesetz über die Beurkundundung des Personenstandes und die Eheschließung" vom 06.02.1875 nachgelesen
                    In Abschnitt IV. Form und Beurkundung der Eheschließung
                    heißt es in (14) S.2
                    Die Eintragung ins Heiratsregister soll enthalten:
                    Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort ihrer [der Brautleute] Eltern.
                    Der Standesbeamte mußte also einen Nachtrag vornehmen.
                    Angehängte Dateien

                    Kommentar

                    • Wallone
                      Erfahrener Benutzer
                      • 20.01.2011
                      • 2450

                      Latein (civis) und Deutsch (Bürger)

                      Quelle bzw. Art des Textes: KB-Einträge
                      Jahr, aus dem der Text stammt:1675
                      Ort/Gegend der Text-Herkunft:Elsaß

                      Hier ist eine geschichtlich-kulturelle Frage. In den französischen Einträgen aus dem Elsaß, komme ich oft auf diese Wörter: civis in Latein und Bürger in Deutsch.
                      Ich möchte wissen ob diese zwei Wörter gleichlautend sind. Ein "Bourgeois" von einer Stadt ist jener der unter dem Alten Regime, also vor der Revolution, von gewissen Privilegien genießt (Wahlrecht, usw.)
                      Ein "Civis" ist schlicht ein Einwohner, ein Incola eines Dorfes, glaube ich.
                      Also Bitte : Bourgeois, Bürger, Civis und Incola richtig definieren.

                      animei

                      der Bürger/civis war eben nicht schlicht ein Einwohner: http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrger

                      armadum

                      Du hast mit einem einzigen Zitat meine Frage völlig und klar beantwortet.
                      Also: civis=Bürger=bourgeois und incola= Einwohner= habitant.
                      Zuletzt geändert von Wallone; 30.03.2011, 22:20.
                      Viele Grüße.

                      Armand

                      Kommentar

                      • arbophilus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 27.03.2011
                        • 846

                        Abkürzungen in Eheregister 1759

                        Jahr, aus dem der Begriff stammt: Eheregister 1759
                        Region, aus der der Begriff stammt: Württ.

                        heute ist mir zwar gelungen, den Eheregistereintrag ganz alleine zu entziffern...
                        Mich würden aber die Abkürzungen interessieren, und zwar:
                        Am Anfang "Dom." hat wohl irgendwas mit "Dominus" oder so zu tun.
                        Gemeint sind aber wohl die Sonntage nach Trinitatis.
                        Das Eheregister ist so geführt, dass immer die Sonntage ohne Hochzeit aufgezählt werden (also vorher zB auch Cantate, Rogate etc.) und dann die Hochzeiten (wenn vorhanden) eingeschoben werden.
                        Was hat also "Dom." mit "Sonntag" zu zu tun?
                        Und die zweite Frage geht um den Schluss des Texts. Hier hat der Pfarrer offenbar mit irgendwelchen "Schnörkel"abkürzungen die Bibelstelle hingequetscht. Kann das jemand für mich aufdröseln? Stimmt das von mir hineininterpretierte "sufd"
                        ____________________________________
                        Dom[inus ??] 20. 21. 22. p[ost] Trin[itatis]
                        Andreas Bachofer, Johannes Bachofers, Bürgers u. Maurers
                        allhier, ehel. u. noch led. Sohn. u. Maria Agnes, weyl. Johannes
                        Harnisters, seelig geweßenen Bürgers u. Weingärtners
                        dahier, hinterlaßenen Ehel. u. noch ledige Tochter.
                        Copuliert allhier, den 13. 9br. d.a. Nach gehaltener
                        Hochzeit-Predig, über Jer. 29,13. Ihr werdet Mich sufd ?[suchen und finden = so lautet die Bibelstelle](?)


                        animei

                        Dom. = dominica = Sonntag
                        dominus = Herr
                        dies dominica = Tag des Herrn
                        Ich lese bei dem letzten Wort nicht sufd, eher such und noch was dahinter, aber ich würde mir bezüglich der Abkürzungen keinen großen Kopf machen.
                        Das, zumindest mir, bekannteste Abkürzungszeichen ist dieses wie ein überdimensionales l aussehende, das man z. B. auch in Deinem Dokument bei der Abkürzung von ehelich findet und von einigen sicher auch als l (ehel.) angesehen wird, aber eigentlich steht da nur ehe.
                        Ich sehe gerade, Du hast es in Deinem Text auch als ehel. angegeben, aber Du musst mal beobachten, ob Du nicht auch Wörter findest, die so abgekürzt sind, obwohl an dieser Stelle kein l kommt.
                        Angehängte Dateien
                        Zuletzt geändert von arbophilus; 01.04.2011, 12:07.
                        FN Bachofer (Bachhofer, Bachoffer) v.a. Botnang (Württ.), urspr. Oberdiessbach/Kant. Bern/CH
                        Doh Feuerbach/Württ. - Schöller Botnang u. Raum Stuttgart - Matthes Sachsen u. Thüring. - Wehnert, Tauer, Stoye Sachsen u. Sachs.-Anhalt - Freye, Hotho Sachs.-Anhalt, Schlesien u. Posen - Zimmer, Joite Schlesien u. Posen - Koch, Fiege, Quast Süd-Nied.sachsen
                        Dauersuche:
                        Nachk. v. Heinrich Freye (*1874 Biere, oo1904 Kr.Hohensalza - A.I. Klingbeil) - Nachk. v. Opernsäng. Paul Schöller (+1953 Stuttgart)

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11350

                          Bbg?

                          mumof2

                          in den Personalbögen der angestellten Lehrer, zugänglich in der Bibliothek für bildungsgeschichtliche Forschung, fand ich folgenden Eintrag: 01.10.1933 Ruhestand BBG. Aufgrund des Datums gehe ich davon aus, daß die Versetzung in den Ruhestand aufgrund der politischen Haltung des Lehrers erfolgte. Aber was bitte bedeutet das Kürzel "BBG" genau?

                          Friedhard Pfeiffer

                          Es wird wohl das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 bedeutet haben.
                          Heute ist BBG die Abkürzung für Bundesbeamtengesetz.
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11350

                            Was bedeutet dieser Ausdruck?

                            Luise

                            Habt ihr eine Erklärung für mich, was das bedeutet: "wegen verwirkter Kirchen-Censur“
                            Hier ging es 1797 um eine Geldstrafe.

                            DeutschLehrer

                            Zwei Textpassagen zur Kirchenzensur:
                            • da sich aber jemand finden wuerde, der ... die catechismus-lehre ... nicht besuchen wolte, ... so soll derselbe ... mit gefaengniß gestrafet, auch, da solches nicht zureichen wolte, von dem consistorio ... mit der kirchencensur ... unausbleiblich belegt ... werden
                            • kirchen-censur ... ist von rechtswegen eine geistliche strafe, womit die kirche die hartnaeckigen suender belegt, um sie dadurch zu ihrer besserung und andere durch den schrecken vor dieser strafe zur verabscheuung gleicher verbrechen zu bringen

                            verwirken - gemeingermanisch ist die bedeutung schlecht handeln, etwas böses tun, sich vergehen.

                            alura

                            Ich kenne "verwirkt" nur im Sinne von "verspielt" oder "verfallen".
                            Könnte die Strafe auch hinfällig geworden sein, weil sie entweder abgebüßt worden war, oder der "reuige Sünder" doch noch zum Katechismusunterricht gegangen ist?

                            DeutschLehrer

                            das ist die heutige Bedeutung, sie hat sich aber im Laufe der Jahre gewandelt.

                            alura

                            Um 1726 hat es bereits die neuere Bedeutung, der gefragte Eintrag oben ist sogar noch jünger.
                            Im Grimmschen Wörterbuch taucht auch folgender Eintrag auf:
                            geld verwirken, sich eine geldstrafe zuziehen
                            Vom Kontext Strafe her eigentlich naheliegend.
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11350

                              Taxator und Mietwohner

                              Becky

                              ich habe in meinen Unterlagen einen Taxator und Mietwohner? Kann mir jemand erklären um welche Berufe es sich dabei handelt?

                              Marlies

                              der Kruenitz meint zu Taxator
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11350

                                Reformgasthaus

                                Michael Kallas

                                einen Gasthausbezeichnung kann ich leider bisher nicht deuten. Wer weiß was ein Reformgasthaus ist? Hat es vielleicht etwas mit den Blaukreuzlern zu tun und deren Reform der Trinksitten und Trinkstätten?

                                Laurin

                                beim Reformgasthaus könnte ich mir ein Pendant zum Reformhaus vorstellen.

                                Michael Kallas

                                Da das Dorf auf dem platten Land von Hinterpommern, also mitten in der Natur liegt, halte ich eine Art "Bioladen" für wenig wahrscheinlich. Man hatte ja hier "nur" Naturprodukte. Vielleicht kennt ein Forummitglied eine andere Erklärung.

                                alura

                                das muss auch nicht unbedingt ein Bioladen sein.
                                Hast du dir mal den link von Gerhard angeschaut?
                                Da führt noch einer zur sogenannten "Lebensreform".

                                Das war offenbar eine weit gestreute Bewegung. So absurd ist die Idee nicht, dass auch in Hinterpommern Anhänger dieser Bewegung existierten, zumal sie auch aus einer städtischeren Umgebung vielleicht bewusst in ländliche Regionen gezogen sein könnten (frühe Aussteiger sozusagen).

                                Michael Kallas

                                Die richtige Lösung kommt von Henry, denn der Alkohol war zur damaligen Zeit ein mehrfach nachgewiesenes großes Problem der einfachen Landbevölkerung(siehe Scan). Es macht also Sinn hier von höherer Stelle etwas dagegen zu versuchen. Allerdings kann der Erfolg nur gering gewesen sein, da der Reformgasthof nebst Gasthofpächter A. Witt bisher nur für das Jahr 1926 nachgewiesen werden konnte.
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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