Was bedeutet "einfeltig" in Bezug auf Gott?
Ich habe den Brief eines Superintendenten an seinen Herzog aus dem Jahr 1573 in Händen - natürlich nur die Kopie!
Er beginnt mit der üblichen Einleitungsfloskel:
Jesum Christum unsern einigen Heiland und seligmacher, sampt
meines einfeltigen getreuen vater unser, und underthenigen, willigen
schuldigen gehorsam.
Mich würde interessieren, was die Menschen damals unter der Formulierung "einfeltig" verstanden. Das muss ja etwas ganz anderes als heute sein.
vogbb
das Wort "einfeltigen" bezieht sich auf die "Dreifaltigkeit" in der christlichen Theologie. Die Einheit Gottes von Personen, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Dein Text bezieht sich auf einen Teil der: den Vater
scheuck
Geh doch mal zu google-books und gib "einfältig getreu" ein, dazu gibt es einige "Treffer", so zum Beispiel:
"Ist jemand einfältig - getreu und der Stimme des allgemeinen Hirtens gehorsam, wird er aufhören zu sündigen - und die hinterstellige Zeit nicht den Lüften und Gewonheiten des größten Hauffens, sondern dem Willen Gottes leben. Wobey ..."
Ob ich das nun wirklich korrekt interpretiere, weiß ich nicht; mir kommt das so vor wie "gehorsam", "ohne sündige Einfälle"
Alter Mansfelder
Laut Grimms Wörterbuch steht "einfältig" im Frühneuhochdeutschen für "einfach" und "schlicht". Es gehört also zur demütigen Grußformel gegenüber dem Landesherrn.
Der Suchende
Also hat es doch heute noch die gleiche Bedeutung.
Wenn jemand "einfeltig" ist, muss das nicht negativ sein.
Jettchen
Das sind ja doch einige unterschiedliche Interpretationen, finde ich.
"Einfeltig getreu" und ähnliche Deutungen kann ich eigentlich nicht auf Gott beziehen, auch bezieht sich m.E. die demütige Grußformel nicht auf den Landesherren, sondern auf Gott.
Am einleuchtendsten erscheint mit der Hinweis auf die Dreieinigkeit.
henrywilh
In der Tat hat sich die Bedeutung sehr geändert.
Im 16. Jahrhundert ein positiver Ausdruck: "einfach", "klar":
https://books.google.de/books?id=F-B...0vater&f=false
Im 18. Jh. ein Schimpfwort: "dumm":
https://books.google.de/books?id=vCN...0vater&f=false
Da hat OldMansi wohl recht
Das ist ja widersprüchlich.
nicht auf Gott - doch auf Gott?
Der "Hinweis auf die Dreieinigkeit" (von vogbb) bedeutet doch ebenfalls, dass sich der Ausdruck auf Gottvater bezieht!
Der Ausdruck kann sich doch nur entweder auf Gott oder den Landes-"Vater" beziehen. Um das zu klären, wäre gut, wenn du den Text (der soo nicht zu stimmen scheint, weil das Vorderglied zu "und" fehlt) mal als Scan hier zeigen würdest.
Anna Sara Weingart
"einfeltig" bedeutete offenbar "die Abwesenheit von ... Verstellung und Unredlichkeit"
Also ähnlich wie die positive kindliche Einfalt, d.h. die Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und ohne bösen Hintergedanken.
Entsprechend der Lebenswirklichkeit, und wie man so sagt: "der Ehrliche ist der Dumme/Naive"; entwickelte es sich leider vorwiegend zur heutige negative Bedeutung des Wortes einfältig
Alter Mansfelder
also ich meine weiterhin, dass es doch die Germanisten immer noch am besten wissen müssten. Deshalb hier nochmal die Links auf Grimms Wörterbuch zu den Stichworten "einfältig" und "Einfältigkeit":
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle...01585#XGE01585
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle...01588#XGE01588
In Jettchens Textauszug heißt es übrigens klar "mein (!) einfältiges, getreues Vaterunser". Einfältig bezieht sich also auf den Briefschreiber und sein (!) Vaterunser und nicht (wie die Threadüberschrift vermutet) auf Gott.
henrywilh
"klar" ist was anderes.
"Vater unser" ist nicht zusammen geschrieben, MUSS sich also nicht auf das Gebet beziehen, kann sich auch auf "unseren Vater" beziehen.
Wem wird "underthenigen, willigen schuldigen gehorsam" zugesagt?
Antwort:
"Jesum Christum unsern einigen Heiland und seligmacher"!
Aber nicht nur ihm, sondern:
"sampt meines einfeltigen getreuen vater unser"!
Damit kann ja nicht das Vaterunser gemeint sein, weil man Gehorsam nicht einem Gebet versprechen kann.
Also ist entweder Gott oder der Landesvater gemeint.
Aber so weit war ich schon. Das "und" hängt noch in der Luft.
Alter Mansfelder
also nichts für ungut, aber ich glaube, ihr vergaloppiert euch da. Jettchen hat doch geschrieben, es handele sich um die Einleitungsfloskel eines Superintendentenbriefes an den Herzog:
Jesum Christum unsern einigen Heiland und seligmacher, sampt
meines einfeltigen getreuen vater unser, und underthenigen, willigen
schuldigen gehorsam.
Also ein Schriftstück im Stile unzähliger Luther- und sonstiger Theologenbriefe: Anrufung des Erlösers, dazu mein Vaterunser und (gerichtet an den Herzog) meinen schuldigen Gehorsam zuvor. Dann kommt der eigentliche Brieftext.
Wenn Jettchen die Kopie einstellen würde, kommt sicher mehr Licht in die Angelegenheit.
henrywilh
Zitat:
Zitat von Alter Mansfelder
Anrufung des Erlösers, dazu mein Vaterunser und (gerichtet an den Herzog) meinen schuldigen Gehorsam zuvor. Dann kommt der eigentliche Brieftext.
vergaloppieren will ich mich nicht - und SO erklärt, leuchtet es mir sogar ein.
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1573
Region, aus der der Begriff stammt: Coburg
Region, aus der der Begriff stammt: Coburg
Ich habe den Brief eines Superintendenten an seinen Herzog aus dem Jahr 1573 in Händen - natürlich nur die Kopie!
Er beginnt mit der üblichen Einleitungsfloskel:
Jesum Christum unsern einigen Heiland und seligmacher, sampt
meines einfeltigen getreuen vater unser, und underthenigen, willigen
schuldigen gehorsam.
Mich würde interessieren, was die Menschen damals unter der Formulierung "einfeltig" verstanden. Das muss ja etwas ganz anderes als heute sein.
vogbb
das Wort "einfeltigen" bezieht sich auf die "Dreifaltigkeit" in der christlichen Theologie. Die Einheit Gottes von Personen, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Dein Text bezieht sich auf einen Teil der: den Vater
scheuck
Geh doch mal zu google-books und gib "einfältig getreu" ein, dazu gibt es einige "Treffer", so zum Beispiel:
"Ist jemand einfältig - getreu und der Stimme des allgemeinen Hirtens gehorsam, wird er aufhören zu sündigen - und die hinterstellige Zeit nicht den Lüften und Gewonheiten des größten Hauffens, sondern dem Willen Gottes leben. Wobey ..."
Ob ich das nun wirklich korrekt interpretiere, weiß ich nicht; mir kommt das so vor wie "gehorsam", "ohne sündige Einfälle"
Alter Mansfelder
Laut Grimms Wörterbuch steht "einfältig" im Frühneuhochdeutschen für "einfach" und "schlicht". Es gehört also zur demütigen Grußformel gegenüber dem Landesherrn.
Der Suchende
Also hat es doch heute noch die gleiche Bedeutung.
Wenn jemand "einfeltig" ist, muss das nicht negativ sein.
Jettchen
Das sind ja doch einige unterschiedliche Interpretationen, finde ich.
"Einfeltig getreu" und ähnliche Deutungen kann ich eigentlich nicht auf Gott beziehen, auch bezieht sich m.E. die demütige Grußformel nicht auf den Landesherren, sondern auf Gott.
Am einleuchtendsten erscheint mit der Hinweis auf die Dreieinigkeit.
henrywilh
In der Tat hat sich die Bedeutung sehr geändert.
Im 16. Jahrhundert ein positiver Ausdruck: "einfach", "klar":
https://books.google.de/books?id=F-B...0vater&f=false
Im 18. Jh. ein Schimpfwort: "dumm":
https://books.google.de/books?id=vCN...0vater&f=false
Da hat OldMansi wohl recht
Das ist ja widersprüchlich.
nicht auf Gott - doch auf Gott?
Der "Hinweis auf die Dreieinigkeit" (von vogbb) bedeutet doch ebenfalls, dass sich der Ausdruck auf Gottvater bezieht!
Der Ausdruck kann sich doch nur entweder auf Gott oder den Landes-"Vater" beziehen. Um das zu klären, wäre gut, wenn du den Text (der soo nicht zu stimmen scheint, weil das Vorderglied zu "und" fehlt) mal als Scan hier zeigen würdest.
Anna Sara Weingart
"einfeltig" bedeutete offenbar "die Abwesenheit von ... Verstellung und Unredlichkeit"
Also ähnlich wie die positive kindliche Einfalt, d.h. die Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und ohne bösen Hintergedanken.
Entsprechend der Lebenswirklichkeit, und wie man so sagt: "der Ehrliche ist der Dumme/Naive"; entwickelte es sich leider vorwiegend zur heutige negative Bedeutung des Wortes einfältig
Alter Mansfelder
also ich meine weiterhin, dass es doch die Germanisten immer noch am besten wissen müssten. Deshalb hier nochmal die Links auf Grimms Wörterbuch zu den Stichworten "einfältig" und "Einfältigkeit":
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle...01585#XGE01585
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle...01588#XGE01588
In Jettchens Textauszug heißt es übrigens klar "mein (!) einfältiges, getreues Vaterunser". Einfältig bezieht sich also auf den Briefschreiber und sein (!) Vaterunser und nicht (wie die Threadüberschrift vermutet) auf Gott.
henrywilh
"klar" ist was anderes.
"Vater unser" ist nicht zusammen geschrieben, MUSS sich also nicht auf das Gebet beziehen, kann sich auch auf "unseren Vater" beziehen.
Wem wird "underthenigen, willigen schuldigen gehorsam" zugesagt?
Antwort:
"Jesum Christum unsern einigen Heiland und seligmacher"!
Aber nicht nur ihm, sondern:
"sampt meines einfeltigen getreuen vater unser"!
Damit kann ja nicht das Vaterunser gemeint sein, weil man Gehorsam nicht einem Gebet versprechen kann.
Also ist entweder Gott oder der Landesvater gemeint.
Aber so weit war ich schon. Das "und" hängt noch in der Luft.
Alter Mansfelder
also nichts für ungut, aber ich glaube, ihr vergaloppiert euch da. Jettchen hat doch geschrieben, es handele sich um die Einleitungsfloskel eines Superintendentenbriefes an den Herzog:
Jesum Christum unsern einigen Heiland und seligmacher, sampt
meines einfeltigen getreuen vater unser, und underthenigen, willigen
schuldigen gehorsam.
Also ein Schriftstück im Stile unzähliger Luther- und sonstiger Theologenbriefe: Anrufung des Erlösers, dazu mein Vaterunser und (gerichtet an den Herzog) meinen schuldigen Gehorsam zuvor. Dann kommt der eigentliche Brieftext.
Wenn Jettchen die Kopie einstellen würde, kommt sicher mehr Licht in die Angelegenheit.
henrywilh
Zitat:
Zitat von Alter Mansfelder
Anrufung des Erlösers, dazu mein Vaterunser und (gerichtet an den Herzog) meinen schuldigen Gehorsam zuvor. Dann kommt der eigentliche Brieftext.
vergaloppieren will ich mich nicht - und SO erklärt, leuchtet es mir sogar ein.
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