Blachowski

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Lars Severin
    Erfahrener Benutzer
    • 08.06.2008
    • 797

    Blachowski

    Werte Kollegen,

    mir scheinen gerade hier einige Spezialisten zur schlesischen und polnischen Nobilität versammelt, daher meine Frage nach dieser Familie.

    Gab es eine adlige Familie Blachowski?

    Mit Hilfe von KB finde ich Probanden in Beuthen/Os und vormals in Topororvic, Krs. Zarviercie, was ich als Topororwice bei Zawiercie deuten möchte. Die Ortsangabe stammt aus einem Ahnepass.

    Das diese Familie dem Adel entstiegen sein soll, ist einer dieser weitverbreiteten Familiensagas, wie wir sie alle kennen und an andere Stelle auch schon zur genüge diskutiert haben.

    Meine bisherigen Bemühungen etwaige Hinweise zu finden verliefen im Sande, weswegen ich geneigt bin an eine Phantomgeschichte zu glauben.

    Den Namen würde ich mal als “aus Blacho(…) herstammend“ deuten. Solche Orte, zumindest mit Blacho (dt. mE etwa Blech) im Wortstamm hat es wohl mehrere bis Galizien hinein gegeben.

    Das früheste Datum welche mir bekannt ist wäre der 11. März 1807, die Geburt/Taufe (sicher kath.) des Johann Blachowski in Topororvic. In der Familie kamen Handwerker und Händler vor, eben nichts was (vordergründig) auf Adel hindeuten könnte.

    Ich suche Gewissheit!

    Sollte nun ganz nebenher zufällig jemand über das Tauf-/Geburtdatum die Stammreihe fortsetzten können, wäre mir das ebenfalls sehr lieb, ob nun Adel oder nicht

    Beste Grüße
    Lars
    pater semper incertus est
  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4661

    #2
    Hallo Lars,
    ich bin jetzt etliche Bücher durch, alles Fehlanzeige (Polen, Schlesien, Böhmen, Czechien, Preußische Huldigungen von 1772).
    Dichtester Fund ist bei Zernicki-Szeglia und Sinapius Blacha aber eben nicht Blachowski. Die Schreibweise ist auch eher polnisch, nicht tschechisch.
    Ich denke auch, dass es, wie Du vermutest, ein polnischer Herkunftsname ist.
    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

    Kommentar

    • Paulchen
      Erfahrener Benutzer
      • 28.11.2008
      • 316

      #3
      Hallo,

      nein, das -ow ist ein Suffix - das wird nie getrennt -, welches scheinbar den Ortsbezug des Namens darstellt. Krakow = Krakau, -ow ist im weitesten Sinne = -au. Blachowski = jemand aus Blachau (natürlich hier Blachow). Es könnte sein:
      Blachow, Kreis Lublinitz, Vorwerk bei Ellguth, Nähe Guttentag oder
      Blachownia (Alt und Neu) bei Tschenstochau, dann eigentlich Blachowninski - aber die Zunge verbiegen will man sich in Polen ja auch nicht ;-)
      Ich würde daher beide Orte in Betracht ziehen.

      Allerdings zeigt die Namensverteilung ein anderes Bild:

      Was sich bestimmt nicht durch die Wanderungsbewegung nach dem II. WK erklären läßt. Ich glaube daher, daß der Ortsbezug hier nicht immer ausschlaggebend war. Vielmehr könnte hier das 'Blech' = Blacha eine Rolle spielen. Blachownia war der Blechhammer, weshalb der Namensgeber auch mit der Metallverarbeitung in Verbindung zu bringen sein könnte. Oder dann doch ein Ort, an dem Blech hergestellt wurde - dieser selbst hieß aber ganz anders.
      Wie das eben so ist mit der Namensdeutung....

      Nein, Blachowski ist mir im oberschlesischen Adel noch nicht unter gekommen.

      Paulchen

      Kommentar

      • Lars Severin
        Erfahrener Benutzer
        • 08.06.2008
        • 797

        #4
        Danke

        Hallo Paulchen, hallo Hina,

        hochwertige Antworten, die meinen Verdacht bestätigen, herzlichen Dank.

        Gruß
        Lars
        pater semper incertus est

        Kommentar

        • Johannes v.W.
          Erfahrener Benutzer
          • 02.05.2008
          • 1150

          #5
          Hallo Lars

          Eine Familie Blachowski ist mir nicht untergekommen, auch nicht bei Boniecki oder sonstwo verzeichnet.
          Letzteres Faktum, dazu die Herkunft aus dem östlichen Oberschlesien (das vor dem Boom der Industrialisierung ein bitterarme, abgelegene Gegend war) sowie die Abstammung aus der Handwerkerschicht sprechen -alle zusammengenommen- gegen Adel.

          Es gab eine adlige Familie Błażowski (was sich nicht unähnlich ausspricht), 1780 zu österreichischen Freiherrn erhoben. Die Familie blühte in Galizien. (siehe Boniecki, Herbarz polski Band I, S. 281)
          Eine Verbindung- allein von der Sozialstruktur her- erscheint aber wenig wahrscheinlich.

          Wie schon vermutet ist Blachowski sicher ein Herkunftsname.
          Ein Błachów liegt z.B. 30km östlich von Oppeln und damit 40 km (ca.) NW von dem genannten Toporowice. Auch Blachownia bei Tschenstochau ist absolut im Bereich des Möglichen. Die Namensgebung in Polen folgte nicht immer exaktem Grammatikregelwerk.

          Viele Grüße
          Joh.
          Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

          Kommentar

          • Carlton

            #6
            Hallo Lars,

            frage doch diesen Herrn Blachowski einmal. Ich habe diese Informationen aus dem Telefonbuch.de.

            Ich könnte mir vorstellen, dass er bestimmt weiß, wo der Name her kommt (war ein ehemaliger Kollege von mir). Und da er eine Email-Adresse hinterlegt hat......!

            BLACHOWSKI ROLAND RECHTSANWALT
            Roscherstr. 13
            30161 Hannover
            0511 3 49 29 39
            E-Mail kontakt@kanzlei-blachowski...
            Homepage http://www.kanzlei-blachow...

            info gratis anrufen

            Gruß
            Ursula

            Kommentar

            • Lars Severin
              Erfahrener Benutzer
              • 08.06.2008
              • 797

              #7
              nach mal Danke

              ...

              Also alle @-Adr. derer ich in der Vergangenheit in Polen und D. habhaft werden konnte, habe ich angeschrieben, u.a. diese Kanzlei, die wenigen Rückläufe waren nicht bereichernd. Einfach Leute anrufen ist mir pers. etwas zu aufdringlich, bei einem Brief oder einer e-Mail, hat mein gegenüber die freie Wahl der Antwort, in einem Telefonat nicht ganz.

              Grüße
              Lars
              pater semper incertus est

              Kommentar

              • Lars Severin
                Erfahrener Benutzer
                • 08.06.2008
                • 797

                #8
                letzter Versuch

                Moin Kollegen,

                ? wurde von euch auch hier nachgeschlagen:

                S.J. Starykon-Kasprzycki, Polska encyklopedja szlachecka, 12 Bände, Warschau 1935–1938

                Beste Grüße
                Lars
                pater semper incertus est

                Kommentar

                • Hina
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.03.2007
                  • 4661

                  #9
                  Hallo Lars,

                  die Bände hätte ich auch gerne .
                  Tut mir leid, habe leider auch kein Zugriff darauf.

                  Viele Grüße
                  Hina
                  "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                  Kommentar

                  • Johannes v.W.
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.05.2008
                    • 1150

                    #10
                    Hallo Lars

                    Leider habe ich den Kazprzycki auch noch nie gesehen, weiss auch nicht, wo die Bände stehen und ob überhaupt ausserhalb Polens (?)
                    (online jedenfalls nicht).

                    Etwas kleines hat sich jedoch ergeben:
                    Aus dem Kirchenbuch von Ostrzeszów -deutsch: Schildberg- in Grosspolen finden sich 5 Einträge bei den Teki Dworzaczki, hast du diese gesehen??


                    Metrykalia > Katolickie > Część 9

                    - 57670 (Ostrzeszów):
                    1728.12/4. ch. GD. Kat. Skorzewska - 1730.16/12. ch. GD. Sebast. Blachowski
                    - 57672 (Ostrzeszów):
                    1729.8/11. Marcin Karol, s. G. Sebastjana Blachowskiego i sław. Kat. Panczykowny -- GD. Jan Ciesielski i GD. Marianna Kwiatkiewicziwa - ale już 3/7.1749. Marjanna, c. sław. Sebast. B. i Marjanny
                    - 57908 (Ostrzeszów):
                    1747.11/11. Sław. Sebastjan Blachowski x Magdalena, c. G. Józefa Bokrzyckiego -- GD. Józef Głogowski etc.
                    - 57694 (Ostrzeszów):
                    1752.17/3. Józefa Gertruda, c. Sebast. Blachowskiego i Magdal. Bokrzyckiej --GD. Michał Gandecki i sławetna
                    - 57839 (Ostrzeszów):
                    1751.24/2. + Marjanna, c. Seb. Blachowskiego l. 2 (O.) poch. cm. a 26/3. + Jan syn tegoż 1 r. poch. cm., a Sam Seb. Bl. + 1758. i poch. 22/2. l. 70

                    Erläuterung: Es handelt sich um Taufen, Hochzeit und Tode von 2 Generationen (?) einer adligen Familie Blachowski:
                    Sebastian Blachowski und Katarzyna Panczykowna haben die Söhne: Marcin Karol * 1729 und (vermutlich) Sebastian * 1730. Der jüngere (?) Sebastian heiratet 1747 Magdalena Bokrzycka, Tochter des Jozef Bokrzycki und haben eine Tochter, Jozefa Gertrud. (Möglich auch, dass es sich nur um einen einzigen Sebastian handelt).
                    Ob die Marianne, die im Alter von 2 Jahren 1751 stirbt, die Tochter des älteren Sebastian Blachowski aus einer weiteren Ehe oder des jüngeren Sebastian ist, bleibt offen. Vermutlich letzteres und der eigentliche Name der Mutter (Magdalena) wurde zu Marianna umgestaltet (typischer Transkriptionsfehler, wie ich ihn in dieser Art öfter fand). Weiter stirbt noch ein Jan, Sohn "dieses" Sebastian Blachowski 1751 mit 1 Jahr.
                    Und Samuel-Sebastian Blachowski stirbt 1758 mit 70 Jahren. Änderung: Siehe dazu meinen nächsten Post!!

                    Feststellung: Es hat also eine adlige Familie Blachowski in Polen (Großpolen) gegeben.
                    Es müßte nun allerdings eine Verbindung hergestellt werden ...

                    Anmerkung: Gerade die Kirchenbücher sind hier ein möglicher Anhaltspunkt: In Polen, auch noch für eine gewisse Zeit nach den Teilungen, wurde der Adel meistens bei den Einträgen mitvermerkt. Nämlich in Gestalt folgender lateinischer Titel -oder deren Abkürzungen- vor den Namen:
                    N. = Nobilis/Nobile (= der/die Edle)
                    G. = Generosus/Generosa (= der/die Adlige)
                    M.D.= Magnificus Dominus/Magnifica Domina (= Seine/Ihre Herrlichkeit, den Senatorenfamilien vorbehalten)
                    N.D. = Nobilis Dominus/Nobile Domina (= der edle Herr/ die edle Herrin)
                    G.D. = Generosus Dominus /Generosa Domina (= der edle Herr/ die edle Herrin)
                    (weitere Kombinationen möglich)
                    !! Im 18./19. Jahrhundert wurde im allgemeinen “Generosus” als Adelsprädikat verwendet.

                    Bei den gesuchten Blachowskis müßte nun eventuell ein soches Prädikat (wie auch in den KB-Dokumenten oben) angehängt, d.h. vorangestellt sein.

                    Beste Grüße
                    Johannes
                    Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 24.03.2009, 17:09.
                    Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

                    Kommentar

                    • Johannes v.W.
                      Erfahrener Benutzer
                      • 02.05.2008
                      • 1150

                      #11
                      Zitat von Johannes v.W. Beitrag anzeigen

                      Erläuterung:
                      Sebastian Blachowski und Katarzyna Panczykowna haben die Söhne: Marcin Karol * 1729 und (vermutlich) Sebastian * 1730. Der jüngere (?) Sebastian heiratet 1747 Magdalena Bokrzycka, Tochter des Jozef Bokrzycki und haben eine Tochter, Jozefa Gertrud. (Möglich auch, dass es sich nur um einen einzigen Sebastian handelt).
                      Ob die Marianne, die im Alter von 2 Jahren 1751 stirbt, die Tochter des älteren Sebastian Blachowski aus einer weiteren Ehe oder des jüngeren Sebastian ist, bleibt offen. Vermutlich letzteres und der eigentliche Name der Mutter (Magdalena) wurde zu Marianna umgestaltet (typischer Transkriptionsfehler, wie ich ihn in dieser Art öfter fand). Weiter stirbt noch ein Jan, Sohn "dieses" Sebastian Blachowski 1751 mit 1 Jahr.
                      Und Samuel-Sebastian Blachowski stirbt 1758 mit 70 Jahren.
                      Da ist mir ein bisschen was durcheinander geraten, weil wohl einige Transkriptionsfehler in den TD enthalten sind. Also versuche ich nochmal eine Übersetzung der KB-Auszüge, dann kannst du ja selbst sehen...


                      57670 (in Ostrzeszów): am 12.4.1728 Taufe der adeligen (Generosa Domina) Katarzyna Skorzewska – am 16.12. 1730 Taufe des adeligen (Generosus Dominus) Sebastian Blachowski.

                      - 57672 (in Ostrzeszów): Am 8.11.1729 (Taufe des) Marcin Karol, Sohn des adeligen (Generosus) Sebastian Blachowski und der bekannten Katarzyna Panczyk – Zeugen sind der adelige (Generosus Dominus) Jan Ciesielski und die adelige (Generosa Domina) Marianna Kwiatkiewicz – aber bereits am 3.7. 1749 (??- muss wohl 1729 heissen!) Taufe der Marianna, Tochter des bekannten Sebastian Blachowski und der Marianna (Name der Mutter = wohl Fehler??)

                      - 57908 (in Ostrzeszów): Am 11.11.1747 Hochzeit des bekannten Sebastian Blachowski mit Magdalena, Tochter des adeligen (Generosus) Jozef Bokrzycki – Zeugen: der adelige (Generosus Dominus) Jozef Glogowski usw.

                      - 57694 (in Ostrzeszów): Am 17.3.1752 (Taufe der) Jozefa Gertruda, Tochter des Sebastian Blachowski und der Magdalena Bokrzycka – Zeugen: der adelige (Generosus Dominus) Michal Gandecki und (seine) bekannte (Frau?).

                      - 57839 (in Ostrzeszów): Am 24.2.1751 starb Marianna, Tochter des Sebastian Blachowski, mit 2 Jahren (...); und am 26.3. starb Jan, dessen Sohn mit 1 Jahr (...); und Samuel(?) Sebastian Blachowski starb 1758 am 22.2. mit 70 Jahren

                      Anmerkung: auf was sich der Ausdruck "bekannt" bezieht, d.h. ob dem Pfarrer als Person bekannt oder als Variation der lateinischen Adelsanrede, kann ich nicht sagen (vermute aber das zweite).

                      Gruss Johannes

                      PS. An der grundsätzlichen Existenz einer Adelsfamilie Blachowski ändern diese Korrekturen natürlich nichts.
                      Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 24.03.2009, 17:00.
                      Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

                      Kommentar

                      • Lars Severin
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.06.2008
                        • 797

                        #12
                        Was für eine Wendung

                        Liebe Kollegen!

                        wir haben also ein pln. Standartwerk, auf das moderat häufig verwiesen wird, dass jedoch “niemand“ wirklich je in Händen hielt

                        ... und wir haben eine adlige Familie Blachowski wenn auch in einer anderen Region

                        Erloschen wird die Familie (so es denn nur eine Familie Blachowski gab/gibt) nicht sein, denn ich stand mit pln. Namenträgern in Kontakt, ebenso wie mit dt. Kann es denn sein das es gar kein Literatur dazu gibt, die diese Familie nennt?

                        Wie komme ich hier weiter?

                        Ich kenne aus Erfahrung mit der kaschubischen Nobilität, welche zahlreiche Verbindungen nach "Posen" rein hatte, durchaus Adlige in niederen Berufen, sogar Analphabeten unter Gutsbesitzern. Dies lässt sich mE jedoch nicht 1:1 auf Schlesien übertragen, zumindest habe ich davon bisher keine Ahnung.

                        Andersherum hätte ich vielleicht später noch einmal ein Frage einer schlesischen Familien (Lucke) welche nach “Posen“ Verbindungen hatte.

                        Wie jedenfalls kann man hier weiterkommen?
                        Ich werde mal mit meinen Blachowskis in einen anderen Thread umziehen, hierhin: Mittelpolen? Historisch gesehen bewege ich mich jedoch in Russland oder gehörte Topororwice bei Zawiercie 1807 zu K&K?

                        Jedenfalls gibt es mit Glück die KB noch, mit noch mehr Glück ist jemand damit befasst, ...

                        Beste Grüße
                        Lars
                        pater semper incertus est

                        Kommentar

                        • Johannes v.W.
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.05.2008
                          • 1150

                          #13
                          Hallo Lars

                          Der alte Spruch, Namensgleichheit ist nicht Familiengleichheit, trifft auf Polen leider doppelt und dreifach zu.
                          Es gibt selbst adlige, namensgleiche Familien, die nichts miteinander zu tun haben. Als die häufigsten gelten hier die Dambrowski (schreib: Dąbrowski): ich glaube allein 22 völlig verschiedene Adelsfamilien.
                          Dass die Blachowski nicht beim Boniecki (das Standartwerk – allerdings nur bis zum Buchstaben M; der bis dato unveröffentlichte Rest wurde leider von den Nazis im Zuge der Zerstörung Warschaus, seiner Monumente und Archive vernichtet) stehen, ist kein gutes Zeichen...
                          Da würde ich mich nicht auf den Kazprzycki “kaprizieren”.

                          Drei Möglichkeiten: Entweder war es ein solcher Kleinadel, daß sie die Hürde der späteren (von den verschiedenen Fremdmächten geforderten) Adelsanerkennung mit Nachweisen nicht schafften. Ein Großteil des (allerdings v.a. östlichen) polnischen Kleinadels- man erinnere die Zahlen von 6% Bevölkerungsanteil oder mehr- sprang wohl so über die Klinge. Ich las einmal die Zahl von 60% des Klein- oder Bauernadels, der seine Stellung nach den Teilungen einbüßte.

                          Oder sie traten den Nachweis gar nicht erst an, weil sie schon ausgestorben waren. Und fielen auch später durch alle Maschen.

                          Oder die Familie schrieb sich eigentlich anders: wie schon gesagt, käme “Błażowski” in Frage, das z mit dem Punkt spricht sich, wenn ich mich nicht täusche, wie ein “ch” z.B. in Milch oder Märchen.


                          Der Kreis Zawierce gehörte erst nach dem Wiener Kongress zu “Kongress-Polen”, davor zu Preussen – sagt zumindest Wiki.
                          In deinem speziellen Fall helfen wohl nur die Kirchenbucheinträge, in der Hoffnung, daß dort eine kleines N. oder G. -wenn denn- vermerkt ist.

                          Viele Grüße J.
                          Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 24.03.2009, 20:08.
                          Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

                          Kommentar

                          • Paulchen
                            Erfahrener Benutzer
                            • 28.11.2008
                            • 316

                            #14
                            Einge Zweifel

                            Hallo!

                            In Polen gab es viele Adlige. Die sollten (durften) während des Bestehens des Königreichs Polen keine Titel tragen (wenige Ausnahmen / Litauen/ mal abgesehen). Aber das war ja unnatürlich, weshalb einige Standesbezeichnungen in Gebrauch waren, um dann doch eine Abstufung der Adligen (Kleinadel zum Magnaten) sicherzustellen. So war anfangs ein 'Magnificus' ein Senator, 'Generosus' sein Sohn oder eben ein höherer Beamter, 'Nobilis' ein Adliger, 'Famosus' ein Stadtbürger oder auch ein Zolleinnehmer. Das jedoch war der Masse des Adels auf die Dauer nicht genehm - auch hier sollte der Gedanke der Brüderlichkeit (alle Adligen sind gleich) durchgesetzt werden. Schon Anfang des 16. Jhd. wurden diese Bezeichnungen entwertet, wodurch nun Bürger z.B. aus Posen ebenfalls zum Nobilis wurden. Im 18. Jhd. schließlich nannte sich jeder größere Grundbesitzer schon 'illustris et magnificus'. 'Dominus' bedeutet zu dieser Zeit ebenfalls nichts mehr. Ganz besonders bei einem Stadtbürger sollte man vorsichtig sein. Richtig, generosus könnte auf Adel deuten. 'sław' steht für 'sławetny', was dem o.g. 'famosus' = 'berühmt' entspricht. Aus meiner Sicht kann 1747 ein famosus - noch dazu in einer Stadt (Schildberg) - kein Adliger sein, sondern eher ein wohlhabender Handwerker. Die Teki Dworzaczka ist ein riesiges Werk, worin auch sehr viele Landverkäufe in Großpolen enthalten sind. Wenn darin nur diese zwei Erwähnungen (Generosus + Blachowski) zu finden sind, der Name selbst aber in keinem Zusammenhang mit einem Landverkauf erwähnt wird, bestätigt mich das in der Annahme: Die Blachowski gehören nicht zum Adel.

                            Interessant ist "13570 (Nr. 1400) 1592 N. Piotr Gorecki, s. o. N. Jana G. zw. Kociełek, łan pus. z siedl. Blachowskim we wsi Kociełkowa Gorka ...." Da gab es wohl doch eine Häusergruppe (irgendetwas unter der Größe eines Dorfes) Blachow bei Kociełek. Diese wird aber von der Słownik geograficzny Królestwa Polskiego oder Pawińskis Wielkopolska nicht erwähnt.

                            Paulchen

                            Kommentar

                            • Johannes v.W.
                              Erfahrener Benutzer
                              • 02.05.2008
                              • 1150

                              #15
                              Ich denke, man sollte nicht alles in einen Korb werfen, obwohl -
                              “Polonia confusione regitur...”, die Regel sollte man ebenfalls nicht aus den Augen verlieren.

                              Wie schon festgestellt, gab es (und gibt es) die Blachowski als eine Sippe wohl nicht. Eine Vewandtschaft der von Lars zitierten Personen mit den in den Quellen der Teki Dworzaczka genannten ist sogar ziemlich fraglich.
                              Das Beispiel diente allein dazu, allgemein festzustellen, daß es (allem Anschein nach) eine adelige Familie des Namens gab, die in der Herbarz-Literatur (soweit sichtbar) nicht genannt wird. Und somit Mut zu machen, zur weiteren Erforschung des Themas mit einem aufgezeigten möglichen Weg.

                              Schönen Dank für die Präzisierung der lateinischen Adelstitel, die Entwertung der Form “Nobilis” in späteren Jahrhunderten war mir bekannt.
                              An dessen Stelle rückten, wie gesagt “Generosus” etc. Da dieses letztere bei den Blachowski im KB auftaucht, kann man ganz prinzipiell von Adel ausgehen, ein effektiver Beweis ist es natürlich nicht. (Auch die Tatsache, daß W. Dworzaczek sie in seinen Regesten mit aufnahm, spricht aber dafür: ansonsten vermerkte er fein säuberlich: “nieszl.”, nieszlachcic = nichtadlig! Wieder gilt: ein starkes Indiz, kein Beweis).
                              Landverkäufe werden in einem KB wohl kaum vermerkt sein. Daß der (Klein-)Adel unbedingt Land besitzend sein mußte, war im 18.Jh. eine bereits deutlich verwässerte Regel, bei der schieren Masse auch kaum möglich. Oft handelte es sich nurmehr um Gefolgsleute, sogar Diener der höheren Herrn.
                              Was dieser Adel effektiv wert war, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Das würde auch den Rahmen hier etwas sprengen.
                              Ich finde aber, daß die Spur es durchaus wert ist, von Lars verfolgt zu werden, wenn er denn will.


                              Für die Vertiefung des Themas empfehle ich die folgende hervorragende Einführung zu den erstaunlichen Besonderheiten des polnischen Adels und seiner Wappen (in englisch):

                              Piotr P. Bajer: Polish Nobility and its Heraldry: An Introduction (publ. 2000)
                              Zu finden auf der Seite von R.Heydel-Mankoo

                              Beste Grüße Johannes
                              Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 25.03.2009, 14:59.
                              Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X