Adelstitel abgelegt oder verloren?

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  • Luca
    Benutzer
    • 21.01.2011
    • 63

    Adelstitel abgelegt oder verloren?

    Wann ist es möglich, das ein Adelstitel in der Familie verloren geht.

    Kann dieser an einen bestimmten Besitz gebunden sein und wenn das Land verloren geht geht auch der Titel futsch?

    Ich habe einen Beispielfall in meiner Familie, wo von einer auf die nächste Generation im 18.Jahrhundert plötzlich der Adelstitel (also das von) weg war oder nicht mehr benutzt wurde. Obwohl es der älteste männliche Erbe war.

    Es gibt aber leider keine Dokumente darüber warum?

    Die Familie hatte ihren Stammsitz in Mecklenburg-Vorpommern. Der Nachfahre ging ins Königreich Hannover. Wenn das wegen der politischen Verhältnisse eine Rolle spielen sollte.

    Über Tipps wäre ich dankbar.
  • Dominik
    Erfahrener Benutzer
    • 23.06.2011
    • 1016

    #2
    @ Luca

    es gibt immer viele Geschichten über verkauften oder verlorenen Adel...da ist normalerweise nichts dran...

    und wenn dein Vorfahr adelig war und das von plötzlich weg war wird das irgendeinen anderen grund haben...am besten fragst du mal Hina....
    Liebe Grüße

    Dominik

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    • Hina
      Erfahrener Benutzer
      • 03.03.2007
      • 4700

      #3
      Hallo Luca,

      heute ist das natürlich gar nicht mehr möglich, dass ein Adelstitel verloren geht, denn in Deutschland sind die Titel und Prädikate ("von" ist kein Titel, sondern ein Adelsprädikat) fester Namensbestandteil. Man kann also allenfalls eine Namensänderung beantragen, was nicht immer mit Erfolg gekrönt ist.

      Dein konkreter Fall bezieht sich aber auf Zeiten der Monarchie. Da kann man das nicht so pauschal sagen. An Besitz war Adel jedenfalls nicht gebunden (es gab ja unzählige Adelige, die Offiziere, Gelehrte, Geistliche usw. waren) und umgekehrt, wer Besitz hatte (auch ausgedehnter), musste nicht zwangsläufig adelig sein. Das betraf eher das Mittelalter. Dazu kommt, dass es auch sehr viele bürgerliche Herkunftsnamen mit "von" gab und heute noch gibt, man findet sie noch oft z.B. in Norddeutschland. In den meisten Fällen fiel das "von" bei Herkunftsnamen aber im Laufe der Zeit weg, da sich das "von" immer mehr als Adelsprädikat einbürgerte (das war nicht immer so) und es nicht zu Verwechselungen kommen sollte. Zudem gab es besonders in Pommern Adelsgeschlechter, die überhaupt nicht von dem Adelsprädikat "von" gebrauch machten.

      Man konnte auch auf seinen Adelsstand verzichten, was duruchaus nachteilig sein konnte. Das ging aber nicht ganz so einfach, hatte der Adel doch nicht nur Privilegien, sondern durchaus auch Verpflichtungen. Es musste beim Landesherren aktenkundig gemacht werden, in Österreich brauchte man sogar die Genehmigung des Kaisers. Wurden Adelige Geistliche, war es ebenfalls nicht gerade üblich, sich des Adelsprädikats "von" zu bedienen. Die adeligen Pfarrer blieben aber trotzdem adelig. Es gab auch andere Gründe, von Adelskennzeichen keinen Gebrauch mehr zu machen. Nicht immer ging das mit Adelsverzicht einher. Und natürlich gab es auch die Möglichkeit, einzelnen Adeligen, nicht aber ihrer Familie, den Adelstitel zu entziehen und zwar dann, wenn sie sich mit einem Verbrechen, das mit Gefängnis geahndet wurde, strafbar machten. Ausgenommen davon war Festungshaft. Dort landeten z.B. Leute, die sich duellierten.

      Ein weiteres Szenarium wäre z.B., wenn es sich - was ja gerade in der Gegend des heutigen MV möglich ist -, um schwedischen Adel handelte. Wenn jemand dann in ein anderes Königreich übersiedelte, musste er sich in den dort anerkannten Adel immatrikulieren lassen, anderenfalls war die Familie dann dort bürgerlich.

      Um zu versuchen, Klarheit in die Geschichte zu bringen, wäre es sinnvoll, wenn Du uns den konkreten Namen und die bekannten Daten nennen könntest, gerne auch per PN, wenn Du es nicht öffentlich diskutieren möchtest.

      Viele Grüße
      Hina
      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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      • Lenz
        Erfahrener Benutzer
        • 08.07.2007
        • 421

        #4
        Es gab sehr wohl auch den "Adelsverlust". In seiner "Geschichte der Heraldik" führt Gustav A. Seyler etliche Beispiele dazu an.

        Kommentar

        • Hina
          Erfahrener Benutzer
          • 03.03.2007
          • 4700

          #5
          Für Interessierte: Die Liste für die Adelsverluste in Preußen ist sogar im Internet veröffentlicht.
          http://home.foni.net/~adelsforschung/archiv16.htmhttp://home.foni.net/~adelsforschung/archiv16.htm
          Viele Grüße
          Hina
          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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          • Luca
            Benutzer
            • 21.01.2011
            • 63

            #6
            Ja, die Sache ist verwirrend. Wie man aus meinen anderen Beiträgen vielleicht leicht erraten kann, handelt es sich um die Familie von Flügge, seit 1816 mit Stammsitz Große Helle in MVP. (Das Haus wird so in verschiedenen Quellen beszeichnet)
            Emmy Flügge dort geboren, trägt kein von im Namen, auch nicht ihr Vater und ihr Großvater, wohl aber ihr Bruder wieder?! Ihr Onkel, mein Vorfahre, der älteste Sohn eben auch nicht.
            Ist doch sehr merkwürdig oder?

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            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4700

              #7
              Hallo Luca,

              kannst Du evtl. noch die Daten zu der Emmy, ihrem Vater und Großvater und Onkel einstellen, damit wir eine etwas genauere zeitliche Zuordnung haben?

              Ich habe hier eine Emmy Charlotte Henriette Elisabeth Flügge, geb. 10.12.1864. Ihre Eltern sind Wilhelm (v.) Flügge und Toni Hochstätter. Sie war verheiratet 15.10.1886 mit Wilhelm Carl Victor v. Schlieffen. Wo fehlt denn das "von" im Namen? Evtl. bei ihrem Geburts- oder Heiratseintrag? Falls es sich um diese Emmy handelt, könnte es damit zusammenhängen, dass Wilhelm v. Flügge erst 1887 in den preußischen erblichen Adelsstand erhoben wurde und die Anerkennung des Adels im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin erhielten. Da war sie bereits verheiratet. Die Standeserhebung bezog sich nur auf ihn und seine Nachfahren, also somit ab 1887 auch auf ihren Bruder, nicht aber auf die Nebenlinien der Familie, also auf den Onkel und dessen Nachfahren.

              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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              • gustl
                Erfahrener Benutzer
                • 25.08.2010
                • 678

                #8
                Hallo ladies and gentlemen,

                ich trage gerne etwas zur allgemeinen Verwirrung bei aus dem Fundus der eigenen Familie.

                Anfang des 19. Jahrhunderts wurden zwei Mitglieder unseres Familienclans geadelt und durften danach ihren Familiennamen mit einem "von" (was auch immer) versehen. Es war ein erblicher Adel und die Nachkommen dieser Personen durften sich danach auch "von" nennen. Alle anderen Familienmitglieder, Brüder, Schwestern, Neffen, Nichten blieben weiter hübsch bürgerlich. Das mag nicht jedem eingeleuchtet haben, deswegen mag so mancher Bruder, der sich nach der Nobilitierung des einen auch "von" nannte, dann den Adel wieder "verloren" haben.

                Erschwerend kommt in unserem Fall hinzu, dass die beiden Familiennamen identisch waren mit sog. uradeligen Familiennamen. Im einen Fall ist ein sehr altes bürgerliches Wappen bekannt, dass sich von dem uradeligen unterscheidet. Das ist praktisch, denn der Familienname ist häufig. In dem anderen Fall ist der Familienname eher selten, ein Wappen der ursprünglich bürgerlichen Familie ist aber nicht bekannt. So kommt es - allgemeine Verwirrung - häufig zu Verwechslungen mit der uradeligen und mit Wappen versehen Familie. Ob diese beiden Familien überhaupt etwas miteinander zu tun haben, weiss ich noch nicht.

                Den sog. Adelstitel durften jedenfalls nur die Nachkommen des tatsächlich geadelten führen und sonst niemand aus der Familie.

                Sincerly yours
                Cornelia

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                • Luca
                  Benutzer
                  • 21.01.2011
                  • 63

                  #10
                  Interessant Hina,

                  tatsächlich ist hier Namensgleichheit vorhanden, aber die Emmy die ich meine ist schon 1831 geboren, ihr Vater war Friedrich Wilhelm Flügge und ihr Mutter hieß Müller.
                  Sie hat auch einen von Quistorp geheiratet und keinen von Schliefen. Wo genau hast Du die Daten her?

                  Vielleicht stimmt ihr Bruder nicht und er ist der Familie zuzuordnen, die Du gefunden hast, da er ja auch den Adelstitel trägt.

                  Kommentar

                  • Luca
                    Benutzer
                    • 21.01.2011
                    • 63

                    #11
                    Danke, das Buch ist bestimmt interessant, aber leider zeitlich etwas zu spät.

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                    • Hina
                      Erfahrener Benutzer
                      • 03.03.2007
                      • 4700

                      #12
                      Hallo Luca,

                      das ist aus der Schlieffen-Genealogie aber ich glaube, jetzt habe ich des Rätsels Lösung. Deine Emmy Elisabeth Henriette Flügge (geb. Groß Helle 10.6.1831, gest. Berlin 29.10.1901) ist mit großer Sicherheit die Schwester von Ernst Rudolf Heinrich Eberhard Wilhelm von Flügge, der am 17.4.1825 auch in Groß Helle geboren wurde. Sie wäre damit die Tante der von mir genannten Emmy. Damit wäre es auch klar, warum ihr Bruder aber nicht sie selbst, der Vater, Großvater und Onkel adelig waren, eben weil nur ihr Bruder 1887 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde.

                      Viele Grüße
                      Hina
                      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                      Kommentar

                      • Luca
                        Benutzer
                        • 21.01.2011
                        • 63

                        #13
                        ja, das wird wohl stimmen. Was mich irritiert ist aber, das sie schon zwei Generationen vorher im Besitz eines herrschaftlichen Landgutes wahren, ohne Adelstitel? War sowas möglich?

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                        • Hina
                          Erfahrener Benutzer
                          • 03.03.2007
                          • 4700

                          #14
                          Hallo Luca,
                          ja, das war möglich. In Mecklenburg gab es zu dieser Zeit eine ganze Reihe Rittergüter im Eigentum bürgerlicher Familien.
                          Viele Grüße
                          Hina
                          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                          • Der RON
                            Neuer Benutzer
                            • 23.08.2012
                            • 1

                            #15
                            Adelsprädikat bei "von" Glasow weggefallen

                            Zitat von Hina
                            Zudem gab es besonders in Pommern Adelsgeschlechter, die überhaupt nicht von dem Adelsprädikat "von" gebrauch machten.
                            Das Adelsprädikat bei "von" Glasow ist in meiner Familie väterlicherseits offenbar weggefallen.
                            Und auch ich stelle mir die Frage: "wieso"?
                            Ist darüber etwas bekannt?

                            Meine Großmutter Elisabeth Glasow (geb.1910 in Berlin ) erzählte mir seinerzeit mal, dass (ihr Vater, Rudolf Glasow, Polizist und gleichzeitig Soldat unter Kaiser Wilhelm II in der kaiserlichen Armee war ) ihr Großvater Offizier in der preußischen Armee war, zudem dem pommerschen bzw. westpreußischen Landadel (Landsmann) angehörte und den Namenszusatz "von" trug, wie wohl auch noch andere Vorfahren.
                            Meine Großmutter kramte mal ein Schriftstück hervor, das eine urkundliche Erwähnung auswies, einem ihrer Vorfahren kamen besondere Ehrungen zuteil, unterzeichnet von Bismarck.

                            Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Pommern noch einen Landrat, namens von Glasow zu Stargard im Kreise Saatzig. Da könnte, aufgrund der geographischen Nähe, auch eine Verbindung bestehen.
                            Zuletzt geändert von Der RON; 23.08.2012, 14:01.

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