Marienbad, was bedeutet Abkürzung A.E.L.?

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  • DaveMaestro
    Erfahrener Benutzer
    • 11.03.2012
    • 1593

    Marienbad, was bedeutet Abkürzung A.E.L.?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 02.06.1945
    Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Marienbad
    Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]: ja
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken): Standesamt Marienbad, StA I, KSD , dd-WAST, DRK, Google



    Sehr geehrte Forscherinnen und Forscher,
    mein Urgoßvater Ernst Richard Schröter(*1876) verstarb am 02.06.1945 in Marienbad und wurde dort auch beerdigt "Berliner Friedhof". Das Grab ist auch beim Volksbund registriert. Im Beerdigungsbuch wurde folgender Eintrag gemacht:

    Standesamt Marienbad A.E.L. 756/1945 (Angaben vom Standesamt Marienbad).

    Ein befreundeter Forscher meinte, es handele sich eventuell für die Abkürzung des ArbeitsErziehungsLager (AEL). Bisher bin ich davon ausgegangen, dass mein Urgroßvater aus der Berliner Charité nach Marienbad evakuiert worden ist. 1943 wohnte er definitiv noch in Berlin-Mahlsdorf. In Google fand ich in Berlin das Arbeitserziehungslager Berlin-Wuhlheide und ein paar angrenzende KZ in Bayern und Sachsen (Liste mit Quellen weiter unten). Ich fand auch diverse Artikel über Todesmärsche via Marienbad. Allerdings waren diese Märsche noch im April/Mai 1945. Das Sterbedatum liegt ja nach Kriegsende. Ist jemandem ein Arbeitserziehungslager in der Umgebung Marienbad bekannt oder hat jemand für die Abkürzung A.E.L. auch eine andere Bedeutung?

    Gruß und Dank Dave

    ------------------------------------------------------------------------
    Meine gesammelten Erkenntnisse folgen nun:
    Als Arbeitserziehungslager (AEL) wurden während der Zeit des Nationalsozialismus errichtete Straflager bezeichnet, die in erster Linie der Disziplinierung von Arbeitskräften dienten.



    • Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg, Ort Hohenthan
    • Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg, Ort Reuth bei Erbendorf
    • Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg, Ort Altenhammer, Flossenbürg
    • Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg, Nebenlager von Zwodau, Sokolov, Falknov nad Ohri / Falkenau a. d. Eger
    • Den Konzentrationslagern Ravensbrück und Flossenbürg unterstelltes Außenlager
    • Helmbrechts bei Hof, "Evakuierung" am 13.04.1945 nach Wallern/Böhmerwald


    Todesmarsch Route 50. Südl. von Hof Tschechien
    Orte: Wallern – Schwarzenbach – Franzensbad – Marienbad
    KZs: KZ-Außenlager Helmbrechts
    "Arbeitserziehungslager" Nummer 1816 Ort Berlin-Wuhlheide


    Für das heutige Marianské Lázne, schon im 14. Jahrhundert von deutschen Kolonisten besiedelt und im 19. Jahrhundert zum bedeutenden deutschböhmischen Kurbad ausgebaut, endete das wechselvolle Schicksal der Besetzung durch Tschechoslowaken 1920 und ab 1938 durch deutsche Truppen schließlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Drangsalierung und Ausweisung aller Deutschen 1946 aus der Stadt.


    1943 wurde die Berliner Charite nach Mariánské Lázně verlegt, weil in Berlin aufgrund der ständigen Luftangriffe der Allierten nicht mehr für die Sicherheit der Patienten garantiert werden konnte. Dafür wurden in Mariánské Lázně insgesamt 90 Häuser beschlagnahmt. Weitere Belastungen erfuhr Marianske Lazne durch die Flüchtlingsströme aus dem Osten: zu dieser Zeit hatten Mariánské Lázně und Úšovice zusammen ca. 12.000 Einwohner, durch die Flüchtlinge hat sich diese Zahl auf 50.000 erhöht - also mehr als vervierfacht! Hygienische und Versorgungsprobleme waren die logische Folge.
    Angehängte Dateien


  • assi.d
    Erfahrener Benutzer
    • 15.11.2008
    • 2676

    #2
    Hallo,

    ich kann dir nur mit folgender Erzählung meines Vaters (Jahrgang 1931) helfen:

    etwa 1945 gab es eines Tages den Befehl, abends ab 18.00 Uhr die Fensterläden zu schliessen und nicht mehr vor die Türe zu gehen (Ausgangssperre).

    Mein Vater sagt, es hätte an dem Tag ziemlich geregnet und die Dorfstrasse sei aufgeweicht gewesen. Abends hätte er durch den Fensterladen gelugt und eine ewig lange Karawane von Menschen vorbeiziehen sehen. Alle Füße seien mit Lappen umwickelt gewesen und als die Menschen vorüber waren, war die Dorfstraße trocken und fest gewesen...

    Passiert in Schrikowitz im Tepler-Hochland. Wenn die Menschen sich an die Straße Leskau-Honau-Schrikowitz-Tepl gehalten hätten, wäre es auf der Linie Marienbad gewesen.

    Ich hoffe es hilft
    Gruss
    Assi

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    • DaveMaestro
      Erfahrener Benutzer
      • 11.03.2012
      • 1593

      #3
      Tschechische Lager für Deutsche

      Hallo Assi,

      vielen Dank für Deinen Beitrag. Von einem anderen Forscher erhielt ich folgenden Link:


      Demnach gab es ein Lager für Deutsche bei Ušovice (Auschowitz) bei Marienbad (Mariánské Lázně)

      Gruß und Dank für weitere Beiträge! Dave



      Kommentar

      • assi.d
        Erfahrener Benutzer
        • 15.11.2008
        • 2676

        #4
        Hallo Dave,

        habe gestern meinen Papa nochmal gefragt und muss mich korrigieren:

        die Menschen hatten auf dem Fichenbühlhof beim Kloster Tepl im Heu übernachtet und zogen dann über Schrikowitz nach Honau und Leskau. Also genau von Marienbad weg!

        In größerer Entfernung liegt das KZ Flossenbürg.... bestimmt noch 70-80km entfernt.

        Gruss
        Assi

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        • DaveMaestro
          Erfahrener Benutzer
          • 11.03.2012
          • 1593

          #5
          Danke in die Runde

          Hallo,

          ein Danke von mir in die Runde!

          Vielleicht kann noch jemand zu dem genannten Lager etwas beitragen?

          Lager für Deutsche bei Ušovice (Auschowitz) bei Marienbad (Mariánské Lázně)
          Gruß und Dank Dave


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          • Luino VA
            Erfahrener Benutzer
            • 19.06.2013
            • 221

            #6
            Hallo,

            wäre es nicht gut, beim Standesamt Marienbad nachzufragen, was das bedeutet? Ich nehme an, dass diese Information aus der Sterbematrik des zuständigen Pfarramtes stammt. Dort müsste doch auch der Sterbeort vermerkt sein. Ich kenne das Problem. Meine Urgroßmutter (1914-1946), die im Nachbarort lebte (Hohendorf bei Marienbad), starb auch in diesem "Großkrankenhaus" im Februar 1946. In ihrem Sterbeeintrag fand sich allerdings keine solche Bemerkung. Wie gesagt, der Sterbeort würde weiterhelfen, denn Auschowitz hatte eigentlich ein eigenes Pfarramt.

            Grüße

            Luino VA

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            • DaveMaestro
              Erfahrener Benutzer
              • 11.03.2012
              • 1593

              #7
              Danke

              Hallo Luino,

              vielen Dank für den Hinweis.

              Der Eintrag aus dem Beerdigungsbuch:
              Standesamt Marienbad A.E.L. 756/1945 (Angaben vom Standesamt Marienbad)
              stammt direkt vom Standesamt Marienbad. Die Standesbeamtin wusste auch nicht was das genau bedeutet, da der Eintrag deutsch war.
              Der Sterbeort war Marienbad Haus Valerie laut Stebeeintrag.

              Gruß und Dank Dave


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              • Luino VA
                Erfahrener Benutzer
                • 19.06.2013
                • 221

                #8
                Hallo Dave,

                das dachte ich mir bereits, dass der Eintrag vom Standesamt Marienbad ist. Die Sache ist nur, dass in Tschechien die Standesämter auch die Matriken der Pfarrämter bis 1949 aufbewahren. Die älteren Bände befinden sich im zuständigen Staatsarchiv und die jüngeren am Standesamt. In Böhmen gab es nämlich erst seit 1939 überhaupt Standesämter. Und der Form dieses Eintrags (Tabelle) entnehme ich, dass es sich um die Sterbematrik des Pfarramtes Marienbad handeln müsste. Dieser Verweis bezieht sich also darauf, wo der Sterbefall beim Standesamt registriert wurde (Standesamt Marienbad). Da müsstest Du ggf. den Eintrag aus den Standesamtsbüchern anfordern.
                In Marienbad ist das immer so eine Sache mit den Hausnamen. Häufig sind nur Namen und keine Hausnummern angegeben, und die sind im Nachhinein schlecht nachzuvollziehen. Ich werde mich weiter umsehen. Aber ich vermute, dass er im "Berliner Krankenhaus" starb, da er eben auch auf dem "Berliner Friedhof" beerdigt wurde. Wie gesagt, meine Urgroßmutter war Anfang 1946 in demselben Krankenhaus und wurde auch auf dem selben Friedhof begraben.
                Falls Du weitere Fragen hast, melde Dich. Ich forsche schon eine Weile in der Gegend um Marienbad und Tepl.

                Grüße

                Luino VA

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                • DaveMaestro
                  Erfahrener Benutzer
                  • 11.03.2012
                  • 1593

                  #9
                  Schriftwechsel Marienbad

                  Hallo Luino,

                  danke für Deine vielen Hinweise.

                  Ich hatte mit der Standesbeamtin aus Marienbad einen regen Briefwechsel. Mit dem Ergebnis das genau diese Standesamtliche Urkunde in Ihren Büchern fehlt, aber wenigstes der Sterbebucheintrag der Pfarrei noch da war.

                  Der Volksbund antwortete mir fast genauso, wie Du es beschrieben hast. Da er auf dem Berliner Friedhof liegt, soll er auch in einen der vielen Häuser (wozu ich die Villa Valerie mal zu zähle) des Berliner Krankenhauses verstorben sein. Nur das kürzel aus dem Begräbnisbuch hatte noch einmal mein Interesse geweckt.

                  Ein Bild der Villa Valerie fand ich auf alten Postkarten u.a. hier:



                  Gruß Dave


                  Kommentar

                  • Anna Sara Weingart
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.10.2012
                    • 15113

                    #10
                    Hallo,
                    vermutlich wurden nur die Gebäudekomplexe des A.E.L. genutzt um die Charité-Patienten unterzubringen, und Dein Ahn war nicht wirklich gefangener Insaasse des A.E.L..
                    1944/45 gab es sicherlich für das "Reich" dringenderes zu tun, als ein A.E.L. zu betreiben, so dass ich vermute,es war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Betrieb, und stattdessen wurden dort die "ausgebombten" Berliner Patienten untergebracht.
                    Gruss
                    Viele Grüße

                    Kommentar

                    • Luino VA
                      Erfahrener Benutzer
                      • 19.06.2013
                      • 221

                      #11
                      Hallo,

                      persönlich denke ich nicht, dass es sich um ehemalige A.E.L.-Gebäude handelte. Wie schon gesagt war dieses Lager in Auschowitz bei Marienbad. Auschowitz hatte ein eigenes Pfarramt und man hätte für ein Arbeitserziehungslager kaum Kurgebäude eines so wichtigen Kurortes wie Marienbad genutzt. Zudem hätte jeder diese Leute sehen können, wenn sie im Kurviertel untergebracht gewesen wären. Dieses besagte Lager befand sich vermutlich in der Nähe des Marienbader Bahnhofs bei Auschowitz.

                      Grüße

                      Luino VA

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                      • DaveMaestro
                        Erfahrener Benutzer
                        • 11.03.2012
                        • 1593

                        #12
                        Tschechische Konzentrationslager

                        Hallo Anna,

                        Nach Heinz Nawratil ("Schwarzbuch der Vertreibung 1945 bis 1948", 5. Aufl. München 1999) errichtete die tschechoslowakische Regierung ab Kriegsende ein über das ganze Land verteiltes Lagersystem, in dem ein großer Teil der seit 800 Jahren ansässigen deutschen Bevölkerung hauptsächlich aus ethnischen Gründen eingesperrt wurde.
                        Einige der Arbeitslager wurden von den Tschechen nach Kriegsende eingerichtet. Laut dem oben genannten Author gehörte auch Auschowitz dazu.

                        Ich denke aber, dass Luino und Du recht haben werdet und vielleicht nur das AEL Gebäude als provisorisches Krankenhaus (wegen dem enormen Flüchtlingsstrom) genutzt worden sein könnte.

                        Lieben Dank und Gruß Dave


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