Unterschiede in Vornamen zwischen Kirchenbuch und Standesamt

[JohannesF]

Hallo,


ich habe hier einen etwas kuriosen Fall, bei dem ich mich frage, wie so etwas zustande kommt. Die Schwester meines Urgroßvaters hieß Marie. Ich habe so beschriftete Fotos und auch von ihr selbst verfasste Texte, in denen sie sich als "Marie" bezeichnet.


Als ich Unterlagen des Standesamts Anklam bekam, stellte ich erstaunt fest, dass sie dort als "Wilhelmine Karoline" eingetragen ist. Geburtseintrag, Heiratseintrag, Sterbeeintrag. Sie hat als "Wilhelmine" unterschrieben! Jetzt gerade habe ich in die endlich verfügbaren Kirchenbücher geschaut und sehe da in ihrem Taufeintrag den Namen "Marie Wilhelmine Karoline".



Geboren ist sie 1877, als erstes Kind der Eltern. Standesämter waren damals ja noch recht neu in Pommern. Wenn es ein Versehen mit dem Zweitnamen gewesen wäre, hätte ich es darauf geschoben. Aber wenn die Eltern vor hatten, sie Marie zu nennen, würde man diesen Namen doch nicht auf dem Standesamt vergessen anzugeben?!


Chronologisch gesehen kam am 09.11. der Standesamts-Eintrag zustande, während die Taufe am 02.12. war. Haben die Eltern sich mit dem Rufnamen zwischendurch umentschieden, nicht damit rechnend, dass preußische Beamte sich bei zukünftigen Beurkundungen nicht für Taufeinträge interessieren werden? Oder hat der Standesbeamte es falsch eingetragen?



Hat noch jemand so einen Fall in seinem Stammbaum?



Grüße aus Bonn,
Johannes

[Friedrich]

Moin Johannes,


einen ähnlich gelagerten, aber etwas weniger dramatischen Fall habe ich 1892. Im Geburtenbuch wurde ein Julius Opes eingetragen, während im Kirchenbuch die Vornamen Julius Albrecht angegeben wurden, weil einer der Paten so hieß. Der Rufnahme blieb aber Julius, und der Albrecht taucht danach auch nie wieder auf.


Friedrich

[Ramanujan]

Hallo Johannes,
da können noch ganz andere Ungereimtheiten auftreten: 1841 wird Lisette Auguste Brass unehelich geboren und auf diese Namen getauft. Sie heiratet 1865 Heinrich Wilhelm Meininghaus und hat mit diesem zwei Kinder unter denselben Vor- und Mädchennamen. Kurze Zeit später hat sie mit ihm zwei weitere Kinder unter dem Vornamen Wilhelmine und dem Mädchennamen Einhaus. Ebenso steht in der Sterbeurkunde 1930 Wilhelmine geb. Einhaus (89 Jakre alt). Zwischendurch gab es keine weitere Heirat des genannten Meininghaus.
Der andere Mädchenname ist der des Stiefvaters Johann Heinrich Einhaus, den die Mutter 1844 geheiratet hatte und der, um noch zu toppen, 1865 Dietrich Einhaus genannt wird.
Die Pfarrer/Standesbeamten haben sich also oft auf die Angaben der jeweiligen Peronen verlassen und Ruf- und Taufnamen wild durcheinander geworfen.
Mein Onkel wurde auf den Namen Jakob getauft, hat sich aber zeitlebens immer Heinrich genannt. So steht es auch aus seinem Grabstein.

Gruß,
Ramanujan