Später Namenswechsel?

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  • Lutz-MOL
    Neuer Benutzer
    • 17.07.2008
    • 16

    Später Namenswechsel?

    Ein Hallo in die Runde,

    ich zerbreche mir seit einigen Tagen den Kopf. Die Ahnenforschung betreibe ich noch nicht lange, so daß mein Wissen darüber noch nicht allzu groß ist. Mein Problem stelle ich nachfolgend zur Diskussion. Ich hoffe, daß ich mich verständlich ausgedrücke. Vielleicht bekomme ich eine Lösung.

    Im Jahr 1827 wird die Dorothee W. geboren. Später lernt sie den im Jahr 1822 geborenen Christian I. kennen und lieben. Um das Jahr 1860 wird der kleine Friedrich vorehelich geboren. Der Junge erhält den Nachnamen seiner Mutter und nennt sich fortan Friedrich W.. Das Elternpaar heiratet im Jahr 1863, die Ehefrau nimmt den Nachnamen des Ehemannes an. Friedrich behält jedoch weiterhin den Nachnamen seiner Mutter. Dorothee I. heiratet erneut im Jahr 1871, nimmt dabei den Nachnamen des neuen Ehemannes an und heißt nun Dorothee G.. Friedrich behält seinen Nachnamen und heißt weiterhin Friedrich W.. Im Jahr 1886 heiratet Friedrich W. die Auguste T., sie nimmt seinen Nachnamen und heißt fortan Auguste W.. Mit der Geburt des ersten Kindes des Ehepaares im Jahr 1887 findet plötzlich ein Namenswechsel statt. Das Ehepaar heißt jetzt Friedrich I. und Auguste I.. Sie tragen den Namens seines Vaters bzw. den Ehenamen seiner Eltern. Das erste Kind heißt Sophie I.. Dies wäre alles in Hannover geschehen.

    Diese Daten habe ich bei den Mormonen gefunden. Allerdings habe ich noch nicht in die entsprechenden Kirchenbücher geschaut. Ein Recherchefehler wäre durchaus möglich. Allerdings gibt es auch Hinweise, daß es auch so sein könnte.

    Fast alle Nachnamen sind sehr selten. Ein Nachname kommt heute nur noch zweimal im deutschen Telefonbuch vor.

    Meine Frage: Wäre ein Namenswechsel so spät möglich?

    Im voraus vielen Dank für die Hilfe.

    Herzliche Grüße.

    Lutz.
  • gudrun
    Erfahrener Benutzer
    • 30.01.2006
    • 3277

    #2
    Hallo Lutz,

    bei der Familienforschung ist schon fast alles möglich.
    Vielleicht haben die Eltern nur vergessen, anzugeben, daß das Kind vorehelich ist und der Eintrag geändert werden sollte. Vielleicht hat der Pfarrer mit der Berichtigung geschlampt und das ist erst später aufgefallen.
    Um es eventuell noch genau rauszukriegen, gibt es nur die Möglichkeit, die Einträge in den Kirchenbüchern und im Standesamt zu überprüfen. Da es der direkte Vorfahre ist, wird es keine Schwierigkeiten geben.

    Viel Glück beim Puzzle-Spiel Familienforschung
    wünscht
    Gudrun

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    • Merle
      Erfahrener Benutzer
      • 27.07.2008
      • 1274

      #3
      RE: Später Namenswechsel???

      Hallo Lutz,

      das ist gut möglich. Bei mir wurde ein Vorfahre unehelich geboren und auch erst mit 21 Jahren legitimiert. Ich weiß allerdings nicht, ob die Eltern zwischenzeitlich verheiratet waren (glaube eher nicht).
      Man weiß ja nicht, warum die sich damit so viel Zeit gelassen haben, wenn doch eine uneheliche Geburt eigentlich so eine Schande war.

      Viel Glück beim Weiterforschen.

      merle

      Kommentar

      • Carlton

        #4
        RE: Später Namenswechsel???

        Hallo Merle,

        wo steht denn, dass eine uneheliche Geburt "eigentlch so eine Schande" war?
        Würde mich echt interessieren.

        Ich habe in einen KB in einem Jahr 58 uneheliche Geburten gefunden. Die waren alle in dem KB ordentlich eingetragen. Bei einigen hatten die Väter das Kind anerkannt, bei anderen wurde vermutet, das der und der der Vater war, bei anderen stand Vater unbekannt. Aber bei keinem Eintrag stand etwas von "Schande".

        Die Kinder wurden ordentlich getauft und hatten viele gute Paten.

        Kommentar

        • Ursula
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2007
          • 1348

          #5
          Hallo Ursula,

          in "meinem" KB steht das auch völlig wertfrei. Aber ein Mitforscher hat mir erzählt, dass bei ihm dann bei unehelichen Kinder "Hurenkind" vermerkt war.

          Das ist schon heftig, find ich.


          @Lutz
          schau lieber direkt im Kirchenbuch nach. Du kannst aufgrund der family-search-Einträge nicht sicher sein, dass es sich um das gleiche Paar handelt.
          Es können auch ganz andere Leute sein, als "Deine".


          Viele Grüße
          Uschi

          Kommentar

          • viktor
            Erfahrener Benutzer
            • 17.01.2007
            • 1187

            #6
            "Hurenkind" = spurius / spuria steht sogar noch im Heiratseintrag, obwohl, ich muss zugeben, dass Verheiratungen unehelicher Kinder im gleichen Kirchspiel recht selten sind. Das liegt vielleicht daran, dass sie ihren Lebensweg in anderer Umgebung gesucht haben.
            Ich kann es nicht statistisch quantifizieren, aber mein Eindruck ist, dass uneheliche Kinder weitaus häufiger früh starben als eheliche.

            Kommentar

            • hotdiscomix
              Erfahrener Benutzer
              • 20.05.2008
              • 756

              #7
              Eine offensichtliche Benachteiligung unehelicher Kinder konnte ich bei meinen Vorfahren noch nicht feststellen. Es gab bei einigen aber auch den Eintrag "spurius" bei der Geburt bzw. Taufe.
              Ich habe ja ein Testament eines Vorfahren aus dem Jahre 1857 und dort wird sogar das uneheliche Kind seiner Tochter berücksichtigt. Es wurde festgelegt das die älteren Geschwister sich finanziell um das Kind kümmern müssen, wenn die Mutter, tätig als Putzfrau, in Schwierigkeiten kommt.
              Sie war die einzige Enkelin die im Testament erwähnt wurde.
              Eine andere uneheliche Tochter heiratete später einen angesehenen Kaufmann der Stadt, obwohl dieser bei seinem Stand sicherlich auch andere Töchter hätte heiraten können.
              Ich könnte mir vorstellen das es einen Unterschied macht ob die Region überweigend katholisch oder evangelisch war.

              Steffen
              ~*~ Organisation ist, weder den Dingen ihren Lauf noch den Menschen ihren Willen lassen. ~*~

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              • Merle
                Erfahrener Benutzer
                • 27.07.2008
                • 1274

                #8
                RE: Später Namenswechsel???

                Hallo Carlton,

                meine Großmutter war ein uneheliches Kind und hatte noch eine Schwester ebenfalls unehelich. Meine Urgroßmutter hat dann später noch geheiratet und noch vier oder fünf eheliche Kinder bekommen. Ich weiß jedenfalls von meiner Mutter, daß sich meine Großmutter auch später noch sehr dafür geschämt hat und auch von der Seite der Urgroßmutter ist das ziemlich totgeschwiegen worden. Es gibt aufgeschriebene Erinnerungen vom Bruder der Urgroßmutter, da sind die zwei unehelichen Mädchen noch nicht einmal erwähnt.
                Daß das kein Einzelfall ist, kann man überall nachlesen (einschließlich in Wikipedia). Auch wenn im Kirchenbuch nichts explizit dazu bemerkt ist, heißt das doch nicht, daß das Kind nicht trotzdem sozial schlechtergestellt war. Und immerhin sind die unehelichen Kinder ja extra im Kirchenbuch aufgeführt worden. Wenn das alles so "normal" gewesen wäre, dann hätte man sie ja sicher bei den ehelichen Kindern eingetragen.

                Gruß
                merle

                Kommentar

                • viktor
                  Erfahrener Benutzer
                  • 17.01.2007
                  • 1187

                  #9
                  Unehelich zu sein, war ein Makel für's ganze Leben und erst heute stört sich fast niemand mehr daran. Noch zu unseren Lebzeiten wurde ein unehelich geborener Bundeskanzler von seinen politischen Gegnern damit diffamiert.

                  Kommentar

                  • Merle
                    Erfahrener Benutzer
                    • 27.07.2008
                    • 1274

                    #10
                    In Wikipedia steht übrigens auch:

                    "Um 1900 erreichte der Anteil der unehelichen Geburten in Städten wie Leipzig und Dresden fast 20 Prozent und betrug auch auf den Dörfern im 18. Jahrhundert oft mehrere Prozent. Wegen der größeren Kindersterblichkeit bei dem vom Milieu häufig benachteiligten Unehelichen sind sie in Ahnenlisten weit seltener vertreten, als man auf Grund dieser Prozentzahlen erwarten könnte."

                    Das geht in die gleiche Richtung, die Du, Viktor, vermutet hattest (uneheliche Kinder starben häufiger früh als eheliche).

                    Gruß
                    merle

                    Kommentar

                    • viktor
                      Erfahrener Benutzer
                      • 17.01.2007
                      • 1187

                      #11
                      Aha, freut mich, dass ich nicht so ganz daneben lag mit meiner Einschätzung, die sich ja nur auf das von mir intensivst bearbeitete Kirchspiel in Thüringen stützte.
                      Einem unehelichen Kind folgte sehr oft ein zweites oder gar drittes, jeweils von wechselnden Vätern. Ich bin immer in höchster Versuchung, mich besonders tief in die Situation der Mutter hinein zu versetzen. Ich denke, dass diese Personen unter einer ziemlichen Vereinsamung innerhalb des dörflichen Gefüges gelitten haben müssen. Dieses Anlehnungsbedürfnis, vielleicht auch der Wunsch nach ehelicher Partnerschaft, ist möglicher Weise übel ausgenutzt worden.

                      Ich hätte da noch mehr genealogische Tretminen von besonderer Brisanz, die ich allerdings nicht wage niederzuschreiben.

                      Kommentar

                      • Merle
                        Erfahrener Benutzer
                        • 27.07.2008
                        • 1274

                        #12
                        Das macht natürlich jetzt neugierig....

                        Kommentar

                        • gudrun
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.01.2006
                          • 3277

                          #13
                          Hallo,

                          mich auch.



                          Es war zu meiner Zeit (um 1960) noch eine Schande ein uneheliches Kind zu bekommen. Wenn dann das noch in einem kleinen Dorf passierte, war es doppelt schlimm. fast so schlimm, wie wenn man einen evangelischen Mann heiratet und selbst katholisch ist. Da war die Gerüchteküche auch am kochen. (Meine Mutti hat das 1940 erlebt)

                          Viele Grüße
                          Gudrun

                          Kommentar

                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11326

                            #14
                            Uneheliche Kinder

                            Hallo zusammen,

                            zum Thema uneheliche Kinder kann man in "800 Jahre Diedenshausen" (1997) folgendes nachlesen:

                            Grundsätzlich war eine Frau, die ein uneheliches Kind geboren hatte, mit einem Makel behaftet. Für sie waren in jedem Fall die Heiratschancen gesunken, falls nicht doch der Vater ihres Kindes sie heiratete.

                            Auch das Kind trug das Kainsmal seiner Geburt. War es ein Mädchen, hatte es später häufig selbst wieder ein uneheliches Kind. Im Vergleich zu ehelich geborenen Kindern lag die Sterblichkeit unehelicher Kinder höher.

                            Der soziale Rang unehelicher Kinder lag unter dem anderer Dorfbewohner. Diese Einstellung setzt sich zum Teil bis heute fort und wird an zwei Beispielen deutlich:
                            - Alle unehelich Geborenen werden von allen Dorfbewohnern, auch von Kindern, nur mit dem Vornamen angesprochen und nicht wie sonst bei Erwachsenen und Älteren üblich mit Tante und Onkel.
                            - Im Dorf hat sich die gute Tradition erhalten, daß in einem Todesfall mindestens einer aus jedem Haus die trauernde Familie zur Beerdigung ihres Verstorbenen auf den Friedhof begleitet. Wird ein unehelich Geborener beerdigt, besteht diese moralische Verpflichtung nicht.


                            Ich denke, das deckt sich mit vielem, was heute schon dazu gesagt wurde.

                            Friedrich
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                            Kommentar

                            • gudrun
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.01.2006
                              • 3277

                              #15
                              RE: Uneheliche Kinder

                              Hallo,

                              dazu noch eine besonders depperte Meinung eines Mannes.
                              Seine Freundin bekommt ein Kind von ihm. Er heiratet ein anderes Mädchen, weil man keine Frau mit einem unehelichen Kind heiratet.
                              Ist einer Freundin von mir passiert, also kein Märchen.

                              Viele Grüße
                              Gudrun

                              Kommentar

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