Ungewöhnliche Unglücksfälle mit glücklichem Ausgang

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  • Ralf-I-vonderMark
    Super-Moderator
    • 02.01.2015
    • 2863

    Ungewöhnliche Unglücksfälle mit glücklichem Ausgang

    Hallo zusammen,

    bislang gab es hier im Forum nur die Themen Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle sowie Ertrunkene in Bächen, Flüssen und Strömen, weil uns für die Ermittlung dieser ungewöhnlichen Sterbefälle als Quellen nur die Kirchenbücher und die Sterbeurkunden der Standesämter zur Verfügung standen sowie mittlerweile auch digitalisierte und online einsehbare Zeitungen.

    Diese Quelle ermöglicht nun aber auch den Blick auf ungewöhnliche Unglücksfälle mit glücklichem Ausgang; also auf grundlegend positive und erfreuliche Ereignisse!

    Zum Beginn präsentiere ich den ersten Beispielsfall:

    Hörder Volksblatt vom 22.08.1888:
    „Kirchhörde, 17. August. (Glücklicher Fall.) Der Schutzengel waltete gestern bei dem Töchterchen des Herrn Lehrer Runge von hier, da dasselbe in einem unbewachten Augenblick aus dem dritten Stockwerk durchs Fenster auf die Straße fiel, ohne dabei auch die geringste Verletzung erlitten zu haben.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...0Fuhrwerk%20-1

    Viele Grüße
    Ralf
  • Ralf-I-vonderMark
    Super-Moderator
    • 02.01.2015
    • 2863

    #2
    Hallo zusammen,

    da der erste Beispielsfall steigerungsfähig ist, folgt sogleich der zweite Beispielsfall:

    Dortmunder Zeitung vom 20.07.1891:
    „Vom Schutzengel der Kleinen. Gestern nachmittag, als der Zug der Turner nach dem Fredenbaum marschirte, und neben dem Zuge her die Straßenbahn fuhr, versuchten zwei Knaben etwa 5 bis 6 Meter vor dem schnell fahrenden Zuge über das Geleise zu springen. Der kleinere, ein Bürschchen von vielleicht sechs Jahren, kam zu fall und stürzte gerade auf das Geleise, so dass er im nächsten Augenblicke von der Lokomotive zermalmt werden mußte. Der Lokomotivführer, Herr Hohendorf, besaß aber die Geistesgegenwart, sofort Gegendampf zu geben und mit aller Macht zu bremsen. Das kaum glaubliche gelang, knapp 2 Fuß vor dem Kleinen brachte der wackere Führer, dem gewiß die höchste Anerkennung für sein energisches und besonnenes Handeln gebührt, den Straßenbahnzug zum stehen. Der Knabe konnte unverletzt seiner in der Nähe wohnenden Mutter übergeben werden, die ebenfalls den Kopf auf dem rechten Fleck zu haben schien; denn, nachdem sie für die Rettung ihres Kindes gedankt, verabreichte sie demselben einen gehörigen Denkzettel, dem Jungen zu Gemüte führend, daß man vor einem fahrenden Straßenbahnzuge nicht über das Geleise laufen soll. Zufolge des scharfen Bremsens war ein Straßenbahnwagen aus dem Geleise gesprungen; da das ganze nicht ohne einen starken Ruck abging, hatten auch die Passagiere einen gelinden Schrecken, der sich jedoch in Freude verwandelte, als sie erfuhren, daß ein junges Menschenleben dem Tode entrissen sei.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...0Fuhrwerk%20-1

    Viele Grüße
    Ralf

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    • Ralf-I-vonderMark
      Super-Moderator
      • 02.01.2015
      • 2863

      #3
      Hallo zusammen,

      zum Abschluss der kleinen Trilogie nun mein bisheriger Lieblingsfall mit einer ganz tollen Rettungstat. Dieser dritte Beispielsfall ist fast zu schön, um wahr zu sein:

      Altenaer Kreisblatt vom 20.06.1908:
      „Hochklingt das Lied vom braven Mann. Durch die Geistesgegenwart des Lokomotivpersonals des Personenzuges der Schmalspurbahn an Altena 3 Uhr 27 Min. wurde heute ein Menschenleben gerettet. Als der Zug kurz vor der Fabrik von Berg war, stand dort auf den Schienen ein kleines Kind von zirka 2 bis 3 Jahren ohne den nahenden Zug zu bemerken. Glücklicherweise bemerkte der Lokomotivführer Opderbeck das Kind und gab Gegendampf, während der Heizer Rosiepen von der noch in voller Fahrt befindlichen Maschine sprang und das Kind davor wegriß und es so unter eigener Lebensgefahr vom sicheren Tode rettete. Dem Heizer gebührt für seine mutige Tat volle Anerkennung. Hoffentlich bleibt dieselbe nicht aus. Den Eltern möge der Fall aber zur Warnung dienen, solch' kleine Kinder nicht ohne Aufsicht zu lassen.“
      vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...query=Rosiepen

      Nun bleibt zu hoffen, dass ihr das Thema eifrig ergänzt, da mehr positive Beispielsfälle reichhaltig erwünscht sind.

      Viele Grüße
      Ralf

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      • AUK2013
        Erfahrener Benutzer
        • 21.05.2013
        • 901

        #4
        Lebensrettung wird zur Belohnung einer Lebensrettung

        Hallo,

        im Dortmunder Anzeige stand am 29.6.1872:

        "- Der Mühlenbesitzer Drewitz bei Scheidemühl erhielt kürzlich
        die Rettungsmedaille als Auszeichnung für die Rettung eines dem
        Ertrinken nahen Knaben aus der Küddow.
        Vor einigen Tagen fiel ein Töchterchen dieses D. an der selben Stelle
        in den Fluß und wurde merkwürdiger Weise von demselben Knaben,
        den D. vor kaum Jahresfrist aus dem Wasser gezogen hatte, vom Tode
        des Ertrinkens errettet. Der jugendliche Retter soll erst 12 Jahre alt sein."
        >>>>>>>>>>>>>>>>>>

        Liebe Grüße

        Arno

        Kommentar

        • Ralf-I-vonderMark
          Super-Moderator
          • 02.01.2015
          • 2863

          #5
          Hallo zusammen,

          in den Berichten zum Bergbau finden wir nicht nur tödliche Unfälle, sondern auch geglückte Rettungsaktionen.

          Dortmunder Zeitung vom 25.08.1888:
          „Schalke, 20. August. [Glückliche Rettung.] Am Samstag=Morgen wurden auf Zeche „Konsolidation“ fünf Bergleute lebendig begraben, indem 40 Meter des Streckenbaues hinter ihnen einstürzten und sie von jedem Verkehr abschlossen. Die Kameraden, welche sofort merkten, daß einige der ihrigen entweder unter oder hinter dem Gestein sich befanden, gaben sich sofort an die Rettungsarbeit. Nach vierundzwanzigstündiger unermüdlicher Thätigkeit gelang es ihnen, die fünf Genossen gestern aus der Gefangenschaft zu befreien.“
          vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...e%20Rettung%22

          Der zugrundeliegende massive Stolleneinsturz ist zwar im Bergbau kein außergewöhnlicher Unglücksfall, war aber gleichwohl glücklicherweise nicht alltäglich gewesen.

          Viele Grüße
          Ralf

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          • Geschichtensucher
            Erfahrener Benutzer
            • 03.09.2021
            • 734

            #6
            Ein schönes neues Thema, Ralf! Ich werde die Augen offenhalten nach glücklichen Geschichten
            Beste Grüße, Iris

            Kommentar

            • Ralf-I-vonderMark
              Super-Moderator
              • 02.01.2015
              • 2863

              #7
              Hallo zusammen,

              dies ist eine mutige und erfolgreiche, wenn auch geruchsintensive Rettungstat, welche in der Familie sicherlich gefeiert werden konnte, da ein schreckliches Unglück durch reaktionsschnellem Einsatz verhindert werden konnte.

              General Anzeiger für Duisburg, Ruhrort und Umgebung vom 19.10.1904:
              „Marxloh, 18. Oktober. Gestern nachmittag fiel in der Provinzialstraße ein zweieinhalbjähriges Kind in eine offenstehende Jauchegrube. Der 10jährige Bruder hörte den Schrei des Schwesterchens, lief sofort hinzu und sprang ohne weiteres nach. Es gelang dem beherzten Jungen mit Hilfe eines anderen Knaben, sein Schwesterchen vor dem sicheren Tode zu retten.“
              vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodic...34?query=Olief

              Viele Grüße
              Ralf

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              • Ralf-I-vonderMark
                Super-Moderator
                • 02.01.2015
                • 2863

                #8
                Hallo zusammen,

                ob diese (wohl ungewollte) Rettung glücklich war, ist sicherlich diskussionswürdig.

                Hörder Volksblatt vom 16.7.1928:
                „Ein Strafgefangener schlägt sich zwei Finger ab.
                Dieser Tage wurde berichtet, daß der Arbeiter W. Plocke aus Schüren auf die Ehefrau W. einen Mordversuch unternahm und sich dann selbst das Leben nehmen wollte. Beide sprangen dann, nachdem die Schüsse nicht tödlich gewirkt hatten, in die Emscher, konnten aber herausgezogen werden. P. wurde von Krankenhaus aus dem Hörder Gerichtsgefängnis zugeführt. Hier hat er sich beim Zerkleinern von Holz mutwillig zwei Finger abgehackt. P. mußte von Polizeibeamten wieder dem Krankenhaus zugeführt werden. Im Krankenhaus mußte noch ein weiterer verletzter Finger abgenommen werden.“
                vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8728218?query=%22Plocke%22

                Ungewöhnlich ist der Fall gleichwohl, weil es objektiv betrachtet nicht nachvollziehbar ist, dass die Ehefrau W. nach den für sie nicht tödlichen Schüssen freiwillig in die Emscher gesprungen ist; es sei denn, dass es sich um einen gemeinsam geplanten Selbstmord der Beiden gehandelt hat, welcher dann praktisch zweimal schief gegangen ist.

                Viele Grüße
                Ralf

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                • Markus Pezold
                  Benutzer
                  • 06.03.2010
                  • 60

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  mich haben die Beiträge von Ralf an folgendens Glück im Unglück erinnert:

                  Dillinger Tag- und Anzeigen, Dienstag, 17.04.1877, Nr. 84 (1/6), S. 2

                  "Schnürpflingen
                  Das zweijährige Mädchen eines hiesigen Bürgers fiel aus einer ziemlich bedeutenden Höhe durch das offenstehende Fenster auf die Gasse.Im Nämlichen Momente ging unter dem betreffenden Kreuzstode ein Knabe vorbei, der Brod verkaufte und glücklicherweise fiel das Kind in den Brodkorb des Knaben, so daß es nicht die geringste Verletzung davon trug. Solche Wecken meinte der Knabe könne er nicht viel tragen."

                  vgl. https://www.bavarikon.de/object/bav:...?p=340&lang=de

                  Ob sich das damals 1877 wirklich so zugetragen hat, wird sich wahrscheinlich heute nicht mehr klären lassen. Trotz allem eine nette Story.

                  vg
                  Markus
                  Zuletzt geändert von Markus Pezold; 12.11.2023, 20:28. Grund: Formatierung
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