Gibt es hier Metrologen ODER was war im Jahr 1615 los?

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  • AnMark
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    Gibt es hier Metrologen ODER was war im Jahr 1615 los?

    Beim Transscribiren eine Kirchenbuchs bin ich auf einige Einträge aus dem Jahr 1615 gestossen, die mit dem Wetter zu tun haben und die ich mir so nicht erklären kann:


    Martius den 22 zwischen 10 und 11 Uhren wurden am Himmel drey natürliche Sonnen gesehen, die 2 unrechten Sonnen hatten längere Strahlen, gingen nach Nortosten, Gott wend es zum besten

    den 10 Majus hat es einen Schnee Schuchstief geworffen im waldt, hat auch sehr gefroren, den Blüden Schrecken gethan, doch Gott solchs noch geschickt daß in 20 Jahren hier nicht mehr Obs worden

    Diesen verflossenen Sommer über, Alß von Marti an ein sehr große Dürrung gewest, Alß daß mann im Juli sowohl auch in Augusti Allerthalben über die Werra mit truckenen Fuß gehen können, die Müller hier nicht mehr alß zum halben Gang Waßer gehabt viel Getreytig nach Schackendorff zu mahlen geführet wordten, die Bronn vertrucknet, auch Mangel an Waßer vors Vieh gewesen
    Am Schluß des Jahres vermerkt der Pfarrer noch:
    Das Jahr über ist ein große Dürre gewest an Bronn und Waßer gemangelt, daß Korn zu Endt des Jahres 1 Viertel 12 gg golden, viel Obs undt Korn gemangelt


    Erst später Wintereinbruch, dann große Dürre, und wie sind die drei Sonnen zustande gekommen?

    Kann das jemand erklären? Bin bisher im Web nicht fündig worden. Es muss ja wohl irgendwie eine größere Naturkatastrophe gewesen sein
  • Roswitha
    Erfahrener Benutzer
    • 10.10.2009
    • 507

    #2
    Hallo AnnMark,
    viel kann ich Dir auch nicht dazu sagen. Aber vielleicht ist dieser Link für Dich ganz interessant:

    Viele Grüße
    Roswitha
    Suche nach Kreutzburg, Kreuzburg, Creutzburg, Creuzburg.

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    • FSternal
      Erfahrener Benutzer
      • 06.08.2009
      • 188

      #3
      Hallo,

      am 16.03.1615 brach auf den Banda-Inseln (Indonesien) ein Vulkan mit der Stärke 3 aus.
      Erscheint mir aber zu weit weg, um eine Missernte zu verursachen.
      Über mögliche Meteroiten ist nichts zu finden.

      LG
      Frank

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      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hallo Anmark,
        solche Jahre gab es oft. Es gibt da einige Veröffentlichungen, wo Dürrejahre, schneereiche und schneearme Winter oder Winter mit vielen Gewittern, Unwetterjahre usw. aufgezählt sind.
        1615 muss in Mitteldeutschland wirklich eine sehr schlimme Dürre geherrscht haben. In Meißen konnte man auch trockenen Fußes durch die Elbe laufen. Es gab auch sehr viele Brände.
        Die beiden falschen Sonnen waren Nebensonnen. Es war an dem Morgen sicher sehr kalt.
        Viele Grüße
        Hina
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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        • Vorfahren
          • 17.03.2008
          • 174

          #5
          Natürlich haben Vulkanausbrüche mit Aschewolken in die höheren Luftschichten Auswirkungen auf das globale Klima.
          Das beste Beispiel ist der Ausbruch des Tambora 1815 in Indonesien, der im Jahr 1816 Europa und Nordamerika zu Kälteeinbrüchen und großen Ernteausfällen führte.
          Stichwort: Das Jahr ohne Sommer

          Ob der Ausbruch des "Banda" Mrz-Apr 1615 auch diese globale Auswirkung hatte, ist Spekulation.

          Allerdings wird in nachfolgendem Link auf weltweite Klimaeinbrüche hingewiesen http://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer
          Dort ist 1618 als "Schlechtwetterjahr" beschrieben.

          mfg
          Wilhelm
          (der vor wenigen Minuten mit dem transkribieren der Taufen von Somborn Ev. Kirchspiel Lütgendortmund 1766 bis 1809 fertig geworden ist)

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          • AnMark

            #6
            Danke für Eure Antworten! Bin ich wieder etwas schlauer, sehr interessant die Entstehung der Nebensonnen, kannte ich bisher noch nicht. Interessant hierbei, dass die Beobachtung in Annaberg (ca. 100 km Luftlinie) jedoch einige Tage vorher war. Es scheint also durchaus ein lokales Phänomen (bedingt durch die Eiskristalle) zu sein.

            Vulkanausbruch als Ursache scheint mir eine mögliche plausible Erklärung zu sein für die Extreme im Jahr 1615. Auch wenn es sehr weit weg war, aber man weiss ja nie wie die Luftströmungen gehen.


            Hina klar, solche Wetterpariolen gab es häufig, aber 1615 erscheint mir hier schon extrem. Ich lese diese Wetteraufzeichnungen in den Kirchenbüchern übrigens mit großem Vergnügen im Hiblick auf die heutigen Diskussionen mit Klimawandel, und der landläufigen Meinung früher gab es noch echte Sommer und Winter ;-)
            1644 war übrigens auch so ein extremes Jahr. Da schreibt der Pfarrer: Im Juli entstand eine solche Hitze, dass der Thüringer Wald wie man sagt von selbst anfing zu brennen. An unserer Kirchwey blühten die Kirschen (NB. 22 Oktober) und Weynachten kamen die Leute mit frischen Gartenrosen in die Kirche.

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            • Balbina
              Erfahrener Benutzer
              • 16.04.2010
              • 359

              #7
              Zitat von Vorfahren Beitrag anzeigen
              Wilhelm
              (der vor wenigen Minuten mit dem transkribieren der Taufen von Somborn Ev. Kirchspiel Lütgendortmund 1766 bis 1809 fertig geworden ist)
              Gratuliere!

              *mal ganz unauffällig nebenbei etwas Anerkennung für geleistete langwierige mühevolle Kleinarbeit rüberschieb*

              Gruß

              Balbina

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              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4661

                #8
                Hallo AnMark,
                ich finde solche Aufzeichnungen auch immer sehr spannend. Hab gleich mal nachgeguckt. Die Trockenheit im Sommer 1615 war europaweit, gefolgt vom Jahr 1616, das auch sehr trocken war, wobei es dann ab 15.8. wieder anfing zu regnen. Der Winter 1617 war dann sehr warm, der Frühling sehr nass und der Sommer wieder sehr heiß und trocken.
                Das Jahr 1615 war auch sehr reich an Erdbeben in Europa.
                Viele Grüße
                Hina
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                • MAV
                  Benutzer
                  • 07.09.2010
                  • 36

                  #9
                  Hallo AnMark,

                  die Beschreibung aus Deinem Kirchenbuch irritiert mich etwas.

                  Zitat von AnMark Beitrag anzeigen
                  Martius den 22 zwischen 10 und 11 Uhren wurden am Himmel drey natürliche Sonnen gesehen, die 2 unrechten Sonnen hatten längere Strahlen, gingen nach Nortosten, Gott wend es zum besten
                  Am 21./22. März ist Frühlingsanfang und die Sonne geht praktisch um 6:00 Uhr genau im Osten auf. Zwischen 10 und 11 steht die Sonne relativ hoch am Himmel in Richtung SSO, also mehr südlich als südöstlich. 22° links von der Sonne reicht gerade mal an den SO-Punkt heran. Die Geometrie passt also nicht zusammen mit dem Nordosten aus der Beschreibung. Entweder müssen wir an der Erklärung "Nebensonne" zweifeln oder aber an der Beschreibung des Pfarrers.

                  Gruß Micha

                  Kommentar

                  • AnMark

                    #10
                    Hallo Micha,

                    der Pfarrer schreibt es leider so mit nordosten. Vielleicht liest du ja was anderes. Ich häng dir den Orginaltext mal an. Vielleicht konnte er nur die Himmelsrichtungen nicht unterscheiden?

                    Gruß
                    AnMark
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                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11326

                      #11
                      Moin zusammen,

                      kann es sein, daß mit der Richtung NO nicht die Nebensonne, sondern die Strahlen gemeint sind?

                      Friedrich
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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