Vorweg: Dies ist eine nicht-professionelle technische Anleitung für Ahnensucher, die eine mindestens semiprofessionelle Fotoausrüstung haben, eine Bildbearbeitungs-Software auf dem Rechner haben, und Grabsteine fotografisch dokumentieren und dabei inhaltlich auswerten wollen.
Ein verwitterter Grabstein ist leider unleserlich?
Der olle Stein steht nur auf dem Friedhof rum und will nichts mehr erzählen?
Doch, es lässt sich oft noch recht gut mit ein paar kleinen Tricks da etwas an Lesbarkeit rauskitzeln.
Benötigt werden:
- eine möglichst gute hochauflösende Digitalkamera,
- ein absolut standfestes schweres Kamerastativ,
- ein leistungsfähiger Fotoscheinwerfer möglichst mit Lichttoren (Seitenklappen) und verstellbarem Licht weich/hart,
- ein stabiles und schnell und präzise höhenverstellbares Lichtstativ,
- eine mobile Stromversorgung für den Leuchtkörper (Akkupacks u.a.),
- einen Computer zu Haus.
Die Vorgehensweise:
- Fotografieren geht nur bei Dunkelheit, also bei durchgängig bewölktem dunklen Himmel, nachts oder in den Wintermonaten, deshalb eine Genehmigung zum Fotografieren mit Kunstlicht auf dem entsprechenden Gelände unbedingt vorher einholen Bei der Gelegenheit vielleicht im Vorfeld direkt die Location und das Objekt vermessen.
- Die Kamera auf ihrem Stativ vor dem Grabstein aufbauen. Bildfüllend und auf Augenhöhe das Objekt scharfstellen (rechtwinklig waagerechte Achse zum Objekt). Das Objekt bildet den waagerechten Horizont, nach dem die Kamera sich zu richten hat, und nicht umgekehrt.
- Scheinwerfer auf Stativ montieren, hartes Licht einstellen, Licht als eher engen Kegel ausrichten.
- Den Scheinwerfer in verschiedenen sequenziellen Höhen ähnlich dem Zifferblatt der Uhr seitlich das Objekt anstrahlen lassen. Wir beginnen auf der 12-Uhr-Position.
- Wir beginnen mit der 12, gehen weiter auf 1 Uhr, 2 Uhr. usw. Jedesmal wird nach der Neuausrichtung der Lichtquelle ein Foto gemacht. Die Kamera darf sich keinesfalls dabei bewegen! Bewegt wird nur der Scheinwerfer! Der Scheinwerfer wandert gewissermaßen auf den Nummern des Zifferblattes einer senkrecht stehenden Uhr wobei er konstant das Objekt "anschaut". Jedes dieser elf Bilder zeigt also unverändert das Objekt mit einem leicht veränderten Einstrahlwinkel der Beleuchtung.
Nach der Fotosession on location werden die 11 Bilder in den heimischen Rechner geladen. Ein Programm wie Photoshop o.ä. ermöglicht das folienartige Übereinanderlegen der einzelnen 11 Bilder in gewählter Reihenfolge. Möglich ist auch die Abspeicherung als Film, wo die Bilder hintereinander in gewünschter Geschwindigkeit in einer Loop ablaufen. Jetzt zahlt sich nachträglich das präzise Arbeiten mit der bombenfest stehenden Kamera aus. Und siehe da, der Schatten wandert!
Durch eine variabel schnelle Sicht-Abfolge der Bilder auf dem Monitor lässt sich also eine Art künstlicher wandernder Sonnenstand simulieren, der auch noch kleine Dellen in der Oberfläche durch deren eigenen Schattenwurf sichtbar macht. Die Sonnenuhr-ähnliche Beleuchtung kreiert einen pseudo-3D-Effekt durch die variablen Schattenwürfe. Die Resultate sind erstaunlich.
Es kann sinnvoll sein, den Bildern vorher im Rechner die Farbinformation wegzunehmen und nur Graustufen zu zeigen; kleine Spielereien mit dem Kontrast und der Helligkeit bewirken auch hier manchmal noch kleine Wunder hinsichtlich der Lesbarkeit.
Experimentieren geht über studieren:
Die eigentliche Fototechnik lässt sich daheim im verdunkelten Zimmer/Keller z.B. mit einer ganz grob oberflächengeschliffenen planen Holzplatte in Grabsteingröße (alte Tischplatte u.ä.), deren Oberfläche man mit verschieden stumpf eingeritzten Testzeichen in verschiedener Tiefe und Breite selbst "zerkratzt", recht gut simulieren und vorher üben. So kann man mit der richtigen Entfernung und Einstrahlwinkeln des Scheinwerfers experimentieren.
Ein bisschen Übung gehört schon dazu, die sich aber vor Ort bezahlt macht; man muss on location nicht so lang im Dunkeln/Kälte zittern, die durch das helle Kunstlicht angelockte Polizei hat keine Zeit die vermeintlichen Friedhofsterroristen präventiv zu beschlagnahmen und deren Equipment in Notwehr zu erschießen, und die Akkus sind auch nicht so schnell alle
Mit einem eingespielten Beleuchtungshelfer geht das Ganze wesentlich zügiger und präziser! Der Beleuchter muss den Einstrahlwinkel und das virtuelle Zifferblatt permanent im Auge/Kopf behalten, auf Anweisung des Fotografen korrekt reagieren, und für jedes einzelne Foto das Lichtstativ auf der Horzontalachse bewegen sowie die Höhe (über dem Boden) des Leuchtkörpers auf der Vertikalachse neu justieren.
Scheinwerferposition und Einstrahlwinkel sind das A und O dieser Technik. Es kann sinnvoll sein, auf der Horizontal-Bewegungsachse des Lichtstativs auf dem Boden vorher einen Zollstock auszulegen und die dortigen Positionen des Stativs vorher aufzuschreiben. Ähnliche vorberechnete Markierungen können auch an der Vertikalstange des Lichtstativs angebracht werden.
Es gibt auch die Möglichkeit, statt des Lichts die Kamera selbst wandern zu lassen bzw. mehrere identische Kameras hohlspiegelförmig angeordnet mit sequenziellen Lichtquellen vor dem Objekt zu positionieren. Das ist allerdings wirklich nur etwas für Profis. Ich bin sicher, dass die Fotoprofis in diesem Forum hierzu noch Tipps und Verbesserungen beisteuern können.
Viel Spaß beim Experimentieren, und viel Erfolg beim Arbeiten on location!
Ein verwitterter Grabstein ist leider unleserlich?
Der olle Stein steht nur auf dem Friedhof rum und will nichts mehr erzählen?
Doch, es lässt sich oft noch recht gut mit ein paar kleinen Tricks da etwas an Lesbarkeit rauskitzeln.
Benötigt werden:
- eine möglichst gute hochauflösende Digitalkamera,
- ein absolut standfestes schweres Kamerastativ,
- ein leistungsfähiger Fotoscheinwerfer möglichst mit Lichttoren (Seitenklappen) und verstellbarem Licht weich/hart,
- ein stabiles und schnell und präzise höhenverstellbares Lichtstativ,
- eine mobile Stromversorgung für den Leuchtkörper (Akkupacks u.a.),
- einen Computer zu Haus.
Die Vorgehensweise:
- Fotografieren geht nur bei Dunkelheit, also bei durchgängig bewölktem dunklen Himmel, nachts oder in den Wintermonaten, deshalb eine Genehmigung zum Fotografieren mit Kunstlicht auf dem entsprechenden Gelände unbedingt vorher einholen Bei der Gelegenheit vielleicht im Vorfeld direkt die Location und das Objekt vermessen.
- Die Kamera auf ihrem Stativ vor dem Grabstein aufbauen. Bildfüllend und auf Augenhöhe das Objekt scharfstellen (rechtwinklig waagerechte Achse zum Objekt). Das Objekt bildet den waagerechten Horizont, nach dem die Kamera sich zu richten hat, und nicht umgekehrt.
- Scheinwerfer auf Stativ montieren, hartes Licht einstellen, Licht als eher engen Kegel ausrichten.
- Den Scheinwerfer in verschiedenen sequenziellen Höhen ähnlich dem Zifferblatt der Uhr seitlich das Objekt anstrahlen lassen. Wir beginnen auf der 12-Uhr-Position.
- Wir beginnen mit der 12, gehen weiter auf 1 Uhr, 2 Uhr. usw. Jedesmal wird nach der Neuausrichtung der Lichtquelle ein Foto gemacht. Die Kamera darf sich keinesfalls dabei bewegen! Bewegt wird nur der Scheinwerfer! Der Scheinwerfer wandert gewissermaßen auf den Nummern des Zifferblattes einer senkrecht stehenden Uhr wobei er konstant das Objekt "anschaut". Jedes dieser elf Bilder zeigt also unverändert das Objekt mit einem leicht veränderten Einstrahlwinkel der Beleuchtung.
Nach der Fotosession on location werden die 11 Bilder in den heimischen Rechner geladen. Ein Programm wie Photoshop o.ä. ermöglicht das folienartige Übereinanderlegen der einzelnen 11 Bilder in gewählter Reihenfolge. Möglich ist auch die Abspeicherung als Film, wo die Bilder hintereinander in gewünschter Geschwindigkeit in einer Loop ablaufen. Jetzt zahlt sich nachträglich das präzise Arbeiten mit der bombenfest stehenden Kamera aus. Und siehe da, der Schatten wandert!
Durch eine variabel schnelle Sicht-Abfolge der Bilder auf dem Monitor lässt sich also eine Art künstlicher wandernder Sonnenstand simulieren, der auch noch kleine Dellen in der Oberfläche durch deren eigenen Schattenwurf sichtbar macht. Die Sonnenuhr-ähnliche Beleuchtung kreiert einen pseudo-3D-Effekt durch die variablen Schattenwürfe. Die Resultate sind erstaunlich.
Es kann sinnvoll sein, den Bildern vorher im Rechner die Farbinformation wegzunehmen und nur Graustufen zu zeigen; kleine Spielereien mit dem Kontrast und der Helligkeit bewirken auch hier manchmal noch kleine Wunder hinsichtlich der Lesbarkeit.
Experimentieren geht über studieren:
Die eigentliche Fototechnik lässt sich daheim im verdunkelten Zimmer/Keller z.B. mit einer ganz grob oberflächengeschliffenen planen Holzplatte in Grabsteingröße (alte Tischplatte u.ä.), deren Oberfläche man mit verschieden stumpf eingeritzten Testzeichen in verschiedener Tiefe und Breite selbst "zerkratzt", recht gut simulieren und vorher üben. So kann man mit der richtigen Entfernung und Einstrahlwinkeln des Scheinwerfers experimentieren.
Ein bisschen Übung gehört schon dazu, die sich aber vor Ort bezahlt macht; man muss on location nicht so lang im Dunkeln/Kälte zittern, die durch das helle Kunstlicht angelockte Polizei hat keine Zeit die vermeintlichen Friedhofsterroristen präventiv zu beschlagnahmen und deren Equipment in Notwehr zu erschießen, und die Akkus sind auch nicht so schnell alle
Mit einem eingespielten Beleuchtungshelfer geht das Ganze wesentlich zügiger und präziser! Der Beleuchter muss den Einstrahlwinkel und das virtuelle Zifferblatt permanent im Auge/Kopf behalten, auf Anweisung des Fotografen korrekt reagieren, und für jedes einzelne Foto das Lichtstativ auf der Horzontalachse bewegen sowie die Höhe (über dem Boden) des Leuchtkörpers auf der Vertikalachse neu justieren.
Scheinwerferposition und Einstrahlwinkel sind das A und O dieser Technik. Es kann sinnvoll sein, auf der Horizontal-Bewegungsachse des Lichtstativs auf dem Boden vorher einen Zollstock auszulegen und die dortigen Positionen des Stativs vorher aufzuschreiben. Ähnliche vorberechnete Markierungen können auch an der Vertikalstange des Lichtstativs angebracht werden.
Es gibt auch die Möglichkeit, statt des Lichts die Kamera selbst wandern zu lassen bzw. mehrere identische Kameras hohlspiegelförmig angeordnet mit sequenziellen Lichtquellen vor dem Objekt zu positionieren. Das ist allerdings wirklich nur etwas für Profis. Ich bin sicher, dass die Fotoprofis in diesem Forum hierzu noch Tipps und Verbesserungen beisteuern können.
Viel Spaß beim Experimentieren, und viel Erfolg beim Arbeiten on location!
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