Seilfurt bei Rüsselsheim

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  • Karl Heinz Jochim
    Erfahrener Benutzer
    • 07.07.2009
    • 4812

    Seilfurt bei Rüsselsheim

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: vor 1534
    Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Seilfurt, Rüsselsheim, Bischofsheim
    Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]: ja
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken): nein


    Liebe Forumsmitglieder,

    am 30.08.1534, also heute vor 480 Jahren, brannte die kleine Ortschaft Seilfurt zwischen Rüsselsheim und Mainz-Bischofsheim nieder und wurde anschließend aufgegeben. Damals gab es ja noch keine Kirchenbücher; meine Frage: Gibt es dennoch Aufzeichnungen dazu, vielleicht in späteren Familienchroniken, als sich die Überlebenden in Rüsselsheim, Bischofsheim und Umgebung ansiedelten? Sind eventuell die Familien bekannt, die das Inferno überlebten?
    Freue mich über jeden Hinweis; vielen Dank im voraus.

    Liebe Grüße
    Karl Heinz
  • Manfred Renner
    Erfahrener Benutzer
    • 23.12.2006
    • 1014

    #2
    Seilfurt

    Lieber Karl Heinz,

    viel findet man ja wirklich nicht über SEILFURT. Hier die dürftigen Ergebnisse, die Du aber vielleicht schon kennst. Vielleicht würden ja folgende Quellen( sofern vorhanden )helfen :
    Archiv bzw. Aufzeichnungen der Grafen von Katzenellenbogen, das Mainzer Urkundenbuch
    und/oder Verzeichnisse der Herren von Eppenstein ?

    Mit herzlichem Gruß aus dem regnerischen Hamburg,

    Manfred

    WÜSTUNG SEILFURT

    Was bei Wüstungen immer hilfreich ist, sind alte Gemarkungspläne und deren Flurnamen. Für unsere Region sind die Buxbaumkarten erste Wahl, wobei ich kürzlich im Museum eine alte Liste mit Flurnamen aus Trebur gefunden habe die etwa doppelt so viele(!) Flurnamen auflistet und die ich mir einmal kopieren werde.*Der Name Seilfurt rührt möglicherweise von einer Furt her, die zur Sicherung mit einem Seil bestückt war.
    Was Seilfurt angeht macht es die entsprechende Buxbaumkarte wirklich leicht. Westlich von Rüsselsheim findet sich ein markantes Zusammentreffen von mehreren Straßen. Wie ein Stern laufen die Wege aufeinander. Etwas weiter westlich findet sich auch die Flur “Auf den Seilfort”. Rund um die Wegkreuzung finden sich Flurnamen wie “Am Kirchgraben” und Flurnamen mit einem Bezug zu St.Alban. Die Verortung fällt relativ leicht. Dennoch ist Seilfurt für das Projekt zu Wüstungen nicht geeignet. Der Grund*offenbart*sich wenn man die Buxbaumkarte auf eine heutige Straßenkarte überträgt. Die Straßenkreuzung kann man heute noch erkennen. Sie wird durch die Kreuzung Weisenauer Straße/Mainzer Straße in Rüsselsheim gebildet. Hier findet sich nur wenig Wohngebiet rund um das Mausoleum der Familie Opel. Der Rest ist Werksgelände der *Opel AG und vollständig überbaut! Im Zusammenhang mit Trebur erscheint Seilfurt nur innerhalb der Gerichtsbarkeit am Haselberg, nicht aber innerhalb des Fiskalbezirkes. Eine Ersterwähnung des Ortes erfolgt ( nicht genau datierbar ) vor 1130 als der Abt von St. Alban eine Hufe seiner Güter in “Seilonuort” dem Kloster überträgt. Etwas das *einige Jahre später auch in Trebur passiert. 1168 ist eine Kirche oder Kapelle urkundlich nachweisbar von der Demandt schreibt das es sich um eine Albanskirche handele. Rüsselsheim ( innerhalb des Fiskalbezirkes Trebur ) und Haßloch waren Fiskalkirchen von Seilfurt. Am 23. Juli 1476 brennt das Dorf nieder, so schreibt es zumindest der Autor in “Lebendige Heimat Kreis Groß Gerau” und “Unser Heimatkreis Groß-Gerau”. Das kann durchaus stimmen, denn Nikolaus Hyldebrant, der Pfarrer von Seilfurt seine Haus und Hof in Rüsselsheim dem Albanstift, da deren Pfarrwohnung in Seilfurt ( samt Dorf ) abgebrannt ist.
    Was bei Wüstungen immer hilfreich ist, sind alte Gemarkungspläne und deren Flurnamen.Für unsere Region sind die Buxbaumkarten erste Wahl, wobei ich kürzlich im Museum eine alte Liste mit Flurnamen aus Trebur gefunden habe die...

    Quellen:
    http://www.lagis-hessen.de/de/subjec...sn/ol/id/13844, Demandt *Kirchenorganisation, Lebendige Heimat – der Kreis Groß Gerau

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    dd ) Die Pfarrei SEILFURT bestand aus den Dörfern Seilfurt, Rüsselsheim und Hasloch. In Seilfurt war die Mutterkirche, in Rüsselsheim aber noch eine Kirche, die, als Seilfurt im Jahr 1531 ganz abbrannte, und die Einwohner nach Rüsselsheim zogen, die Mutterkirche wurde, wovon das Albanskloster bei Mainz das Patronatsrecht hatte. Der Schönauerhof, der sonst nach Ginsheim gehörte, wurde zu Ende des 16ten Jahrhunderts nach Rüsselsheim gewiesen. Der Hof oder das nachherige Dorf Hasloch ( Haseloch ) gehörte ursprünglich dem Albanskloster bei Mainz, kam im Jahre 1168 durch Vertrag an das Kloster Eberbach, hierauf im Jahr 1331 durch Tausch an die Herrn von Falkenstein, und endlich von diesen an das Erzstifte Mainz......
    Quelle(n) :
    Historisch-topographisch-statistische beschreibung des Fürstentums Lorsch ...
    von Konrad Dahl, Stadtpfarrer zu Gernsheim und des Bergsträßer Landkapitels Kämmerer; Seite 39
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    SEILFURT ( Wüstung ) :
    Ersterwähnung : *vor 1130 ( XV )
    Schreibung :* “ Seilonuort ”
    Quelle : ( UB Mainz 1,Nr.569 )

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    Regesta Imperii, Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz :

    Die Wüstung Seilfurt
    Steitz, Heinrich. (1950 ) - In: Bischofsheimer Geschichtsblätter vol. 1 ( 1950 ) p. 20

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    Die Grafen von Katzenelnbogen festigten ihre Position in dieser Region durch den Erwerb der Dörfer Seilfurt,{4} Raunheim ( 1425 ) und der Vogtei Trebur. Rüsselsheim nimmt gegenüber den umliegenden Dörfern eine im frühen 15. Jahrhundert privilegierte Position ein, da es von den Grafen von Katzenelnbogen als Amtssitz bestimmt wurde. Eine Rüsselsheimer Kellereirechnung aus dem Jahr 1435 gilt bisher als ältester bekannter Nachweis der Rebsorte Riesling.
    {4}. Der Ort Seilfurt, unmittelbar neben Haßloch gelegen, grenzte im 16. Jahrhundert an Rüsselsheim, brannte aber infolge eines Blitzes 1534 ab. Die Einwohner schlossen sich dem benachbarten Rüsselsheim an. Seilfurt hatte noch vor Haßloch eine eigene Kirche und war eigene Pfarrei. vgl. Georg Wilhelm Justin Wagner : Die Wüstungen im Großherzogthum Hessen. Jonghaus, 1862. S. 168 Google Books
    Quelle(n) :
    Wikipedia : Rüsselsheim

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    Name : Seilfurt
    wüst
    Kreis: GG – Gemeinde : Rüsselsheim – Ortsteil: Rüsselsheim
    Überlieferung : vor 1130 Seilonuort {M}; 1168 Selinvort {M}; 1315 Seylfort {M}
    ursprüngliche Aussprache: ['sɛilɛnφurt]*heutige Aussprache: ['saːlvɝt] [1]
    Glied 1: dt. seil 'dicke Schnur'
¤ mnd. sîl 'Abzugsgraben' ( kein Dialektwort! )
    Glied 2: änhd. furt 'Bachübergang'
    Form: Schwache Beugung von seil ist fnhd. bezeugt [2]
    Seilon- ist 1130 veraltet für zeitgemäßes Seilin- = [sɛilɛn-].
Selin- mit zusammengezogenem /ei/ > [eː] ist Mundart.
    Erklärung: Ein über den Main gespanntes Seil diente als Handlauf für die Furt {M}.
¤ nach einem Abzugsgraben benannt?
    Ende: 1476 abgebrannt und Rüsselsheim einverleibt [3]
    Quelle(n) :
    Heinrich Tischner, Fehlheimer*Straße*63, 64625 Bensheim

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    SEILFURT :
    Das Dorf, welches den Herren von Eppenstein gehörte, verkaufte Eberhard, 1425, dem Grafen Johann von Katzenellenbogen mit lehensherrlicher Bewilligung des St. Viktorstifts zu Mainz, und 1534 wurde Seilfurt, das um das Schloß Rüsselsheim herumlag, von einem Wetterstrahl eingeäschert, worauf sich die Bewohner zu Rüsselsheim anbauten. Die Mutterkirche, über welche dem St. Albansstift zu Mainz das Patronatsrecht zustand, lag zu Seilfurt, und wurde nach dem Brand zu Rüsselsheim erbaut.
    Quelle(n) :
    Hessisches Volksbuch, oder Denkwürdigkeiten aus dem Vaterlande, zur Warnung, Belehrung und Unterhaltung von Georg Wilhelm J. Wagner, Darmstadt, 1834 ; books.google.com/books?id=nABJAAAAcAAJ
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    Die Richter des Mainzer Stuhls bekunden das Zeugenverhör in der Klage von Äbtissin und Konvent von Altmünster ( "veteris celle" ) in Mainz gegen Culmannus ...korn, Gerhardus, Sohn des Pistor, und Crafto den Schiffer ( "nauta" ). Die Beklagten behaupten, daß zur Zeit, als Schultheiß und Schöffen des Dorfes Seilfurt ( "Seilvort" ) bei Rüsselsheim ( "Rosselnsheim" ) zugunsten von Culmannus, Gerhardus und Crafto wegen der Güter des Gerungus "Winterkaste" in der Markung Seilfurt ( "Seilvord" ) entschieden haben, dieser Gerungus im Besitz dieser Güter gewesen sei und das Kloster dies gewußt und dem Schiedsspruch zugestimmt habe. Das Zeugenverhör soll diese Frage klären. - Zeugen: l ) Theodericus, Schultheiß in Seilfurt ( "Seilvord" ), von Seiten der Beklagten gerufen, "1318 III. Idus Augusti" [11.8.]: Der Spruch des Dorfgerichts ist im Hof des Abtes von St. Alban, dem die Jurisdiktion gehört [nach der Behauptung eines andern Zeugen ist der Herr von Epstein Teilhaber der Gerichtsherrschaft] vor etwa drei Jahren [nach der Behauptung eines andern Zeugen] um Ostern, in Anwesenheit des Klosterkonversen Mengotus, gefällt worden. 2 ) Arnoldus "Hovbit" von Seilfurt ( "Seilvord" ). 3 ) "Gowere" von Seilfurt ( "Seilvord" ). 4 ) Baldemarus "Kysel", Schöffe zu Seilfurt ( "Seilvord" ). 5 ) Konradus "Fritag". 6 ) Heinrich "Gunsenhaymer", Schöffe zu Seilfurt. 7) Volradus Pistor von Seilfurt. 8 ) Heilmannus "advocatus", Schöffe zu Seilfurt. 9 ) Baldemarus "Soltzbech", Schöffe zu Seilfurt. 10 ) Friederich, Pleban in Seilfurt. 11 ) Johannes "Phaffe". 12 ) Gotzo Gundrat, der Schiffer ( "nauta" ), Bürger zu Mainz. Die Zeugen sagen im allgemeinen im Sinne der Beklagten aus. Nach Abschluß des Zeugenverhörs setzt das Gericht Termin auf Freitag nach Johannis Enthauptung ( 1. 9. ). "Actum 1318 XVI. Kal. Sept".**
    Quelle(n) :
    Monasterium.net , www.mom-ca.uni-koeln.de › ... › Urkunden › U / 1318 August 17

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    • Karl Heinz Jochim
      Erfahrener Benutzer
      • 07.07.2009
      • 4812

      #3
      Hallo, lieber Manfred,
      vielen Dank für Deinen ausführlichen und interessanten Bericht; die Details kannte ich nur zum Teil. Allerdings irrt der Verfasser in einem Punkt: Seilfurt lag nicht "unmittelbar neben Hassloch", denn Hassloch liegt im Osten von Rüsselsheim, Seilfurt lag im Wester der Stadt, da, wo die beschriebene Straßenkreuzung noch heute besteht und wo neben dem OPEL-Mausoleum noch ein angeblicher Torbogen aus Seilfurt steht. Seilfurt lag also zwischen Rüsselsheim und Bischofsheim, aber (heute) näher am Stadtrand von Rüsselsheim. Die anderen Details sind aber sehr interessant! Dein Hinweis auf div. Archive ist aber angebracht, da es wie gesagt noch keine Kirchenbücher im späteren Sinne gab.
      Nochmals besten Dank, liebe Grüße, auch an Victoria,
      Karl Heinz

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      • DaMaFe
        Erfahrener Benutzer
        • 20.10.2012
        • 230

        #4
        Zu dem Thema habe ich eine Frage:
        Gab es in den Jahren 1960 / 1970 ein Kloster in oder um Rüsselsheim?
        Wer in der Zukunft leben will
        Muss in der Vergangenheit blättern.

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        • Karl Heinz Jochim
          Erfahrener Benutzer
          • 07.07.2009
          • 4812

          #5
          Soviel ich weiß, nein!
          Es gab und gibt Klöster in Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Worms, Aschaffenburg, Seligenstadt, bekannt sind auch die Klöster Lorsch, Eberbach, Eibingen und Marienthal, aber von einem Kloster in Rüsselsheim habe ich noch nie gehört, auf gar keinen Fall in den 1960er Jahren.
          Die oben genannten Klöster St. Alban und Altmünster befanden sich in Mainz.
          MfG
          KHJ

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          • DaMaFe
            Erfahrener Benutzer
            • 20.10.2012
            • 230

            #6
            Danke für die Antwort und die Klosterorte in der Umgebung.
            Wer in der Zukunft leben will
            Muss in der Vergangenheit blättern.

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            • Karl Heinz Jochim
              Erfahrener Benutzer
              • 07.07.2009
              • 4812

              #7
              Gern geschehen!
              Wie kommst Du eigentlich zu der Frage nach einem Kloster in Rüsselsheim? Gibt es dazu einen bestimmten Grund? Sicher wird es in der wechselvollen Geschichte Besitztümer umliegender Klöster, besonders aus Mainz, in Rüsselsheim und Umgebung gegeben haben.
              Liebe Grüße
              Karl Heinz

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              • DaMaFe
                Erfahrener Benutzer
                • 20.10.2012
                • 230

                #8
                Einen Grund gibt es schon. Eine Schwester meines Großvaters war Klosterschwester und sie lebte in Westdeutschland. Gestorben ist sie in Rüsselsheim. Das ist alles was ich habe. Es kann sogar sein, dass sie gar nicht Klosterschwester war, sondern eine andere Schwester meines Opas.
                Wenn es in Rüsselsheim ein Kloster gäbe, hätte ich dort vielleicht im Archiv mehr erfahren.
                Wer in der Zukunft leben will
                Muss in der Vergangenheit blättern.

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                • Karl Heinz Jochim
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.07.2009
                  • 4812

                  #9
                  Ich habe früher mal in Rüsselsheim gelebt und besitze viele geneal. Rüsselsheimer Unterlagen. Wenn Du mir den Namen Deiner Verwandten mitteilst (event. auch als "Private Nachricht" - rechts oben), kann ich mal nachschauen, ob ich Dir weiterhelfen kann.

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