Vorm Altar wurd's eng...

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  • Hintiberi
    Erfahrener Benutzer
    • 26.09.2006
    • 1075

    Vorm Altar wurd's eng...

    ... am 28.11.1863.

    Guten Abend zusammen!

    Wer kennt sich aus mit Mehrfachheiraten? )
    Ich habe schon öfter gesehen, daß an ein und demselben Tag zwei oder auch drei Ehepaare im Trauungsregister verzeichnet waren. Nichts ungewöhnliches auf den ersten Blick, denn sowas gibt's ja heutzutage auch: Die eine Messe um 10, die nächste um 12, die dritte um 14 Uhr.

    Aber war es früher auch so, daß dann auch am selben Tag zwei oder drei Messen stattfanden oder kann man doch eher annehmen, daß es einen einzigen Gottesdienst gab, in dem dann alle Brautleute eingesegnet wurden?

    Mir kam diese Frage, als ich heute im Heiratsregister sah, daß am 28.11.1863 ganze 6 Ehepaare vermählt wurden!!

    Ich kann mir kaum vorstellen, daß jedes Paar seine eigene Zeremonie, oder gar seine eigene Messe bekam. Zumal die Dorfbewohner bestimmt auch nicht 6 Stunden lang in der Kirche sitzen wollten... ;-)
    Es ist daher doch wahrscheinlicher, daß eine Messe stattfand, in der alle Brautpaare verheiratet wurden, oder? So, daß jedes Paar zwar seine eigene "persönliche" Einsegnung bekam, aber alles innerhalb einer Messe?! Was meint ihr? Wißt ihr, wie solche 'Masseneheschließungen' gehandhabt wurden?

    Beste Grüße
    Jens
    Meine Ahnen
    http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
    www.gencircles.com/users/hintiberi/17"
  • DaBroMfld
    Erfahrener Benutzer
    • 18.07.2012
    • 123

    #2
    Ohne jetzt fundiertes Wissen zu haben, möchte ich meine Ideen dazu kund tun:
    Zu den damaligen Zeiten gab es ja deutlich mehr Priester als das noch heute der Fall ist. Somit hat zumindest nicht ein Pfarrer alle Hochzeiten gehalten, sondern man hat sich die Arbeit aufteilen können. Zudem gab es ja nicht nur den Hauptaltar sondern auch oft Nebenaltäre, an denen die Hochzeit vollzogen werden konnten. In größeren Gemeinden waren die Kirchen größer, so dass auch sicherlich zwei Hochzeiten gleichzeitig an zwei Altären stattfinden könnten. Zumindest von Klosterkirchen vor dem 19. Jahrhundert ist mir diese Vorgehensweise bekannt. Demnach denke ich, dass alle sechs Brautpaare ihre eigene Hochzeitsmesse hatten. Für Taufen ist es heute üblich, mehrere Täuflinge gleichzeitig zu taufen.

    Viele Grüße
    DaBroMfld

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    • Franzine123
      Erfahrener Benutzer
      • 11.11.2011
      • 741

      #3
      Hallo Jens,

      eine berechtigte Frage. Ist dir denn aufgefallen, ob es vielleicht auch irgendwie Verwandte waren, die da geheiratet haben?

      Ich könnte mir vorstellen, dass die Heiraten gar nicht mit einer richtigen Messe verbunden waren, sondern nur mit einer (relativ nüchternen) Einsegnung oder einem einfachen Wortgottesdienst ohne Wandlung und Kommunion, in dem der Pfarrer nach dem Willen der beiden fragte, sie ggf. belehrte über ihre religiösen Pflichten, z. B. bezüglich guter Ehe, frommem Lebenswandel, religiöser Kindererziehung etc. Dann wurde sicher nochmal in der Kirche gefragt, ob jemand etwas gegen die Ehe einzuwenden hatte, das Paar getraut und gesegnet und der Schlusssatz gesprochen.

      Genau weiß ich es aber nicht.

      Liebe Grüße

      Franzine123
      Forsche nach Ahnen im nördlichen Osnabrücker Land (Rieste, Thiene, Alfhausen, Ankum, Neuenkirchen in Oldenburg und weitere Orte)
      und im Umkreis Vechta (Lohne, Kroge, Krimpenfort, Oythe u. mehr)

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      • Hintiberi
        Erfahrener Benutzer
        • 26.09.2006
        • 1075

        #4
        Zitat von DaBroMfld Beitrag anzeigen
        Zu den damaligen Zeiten gab es ja deutlich mehr Priester als das noch heute der Fall ist.
        Das mag sein, aber für eine Pfarrei war doch meist ein Pfarrer zuständig. Ich meine, derselbe Pfarrer war bei allen 6 Hochzeiten als derjenige verzeichnet, "der die Copulation verrichtete".
        Und dabei muß der Eintragende recht sorgfältig gewesen sein, denn er trug durchaus schonmal einen andern Pfarrer oder den Vikar ein, wohl, weil der eigentliche Pfarrer verhindert war.


        Zudem gab es ja nicht nur den Hauptaltar sondern auch oft Nebenaltäre, an denen die Hochzeit vollzogen werden konnten. In größeren Gemeinden waren die Kirchen größer, so dass auch sicherlich zwei Hochzeiten gleichzeitig an zwei Altären stattfinden könnten.
        Das hätte aber selbst in größeren Kirchen Chaos gegeben.
        Das hätte zudem wieder mehrere Pfarrer vorausgesetzt.
        Interessant ist allerdings, daß dieser Pfarrer Hochzeiten gerne "sammelte" und dann bis zu 3 Paare an einem Tag verheiratete. Aber 6 an einem Tag kam 1863 zum ersten Mal vor.
        Danke für Deine Mithilfe & viele Grüße!
        Meine Ahnen
        http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
        www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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        • Hintiberi
          Erfahrener Benutzer
          • 26.09.2006
          • 1075

          #5
          Zitat von Franzine123 Beitrag anzeigen
          eine berechtigte Frage. Ist dir denn aufgefallen, ob es vielleicht auch irgendwie Verwandte waren, die da geheiratet haben?
          Nein, verwandt waren sie nicht, jedenfalls nicht näher. Geheiratet haben:
          1.) Franz Maas gnt. Keuth & Bernardine Schulte gnt. Gerling
          2.) Bernhard Kemper gnt. Kröger & Theresia Schilling*
          3.) Theodor Maas gnt. Scheck & Helena Langemann gnt. Vorrath
          4.) Franz Budde gnt. Blomenröhr & Maria Franziska Michaelis*
          5.) Anton Becker & Margaretha Vosnölke gnt. Victor
          6.) Franz Wieneke gnt. Brand & Maria Caroline Tegethoff*.

          (* = nicht aus der Pfarrei gebürtig)

          Die Trauzeugen waren bei allen:
          Carl Rodehüser und Heinrich Kemper.


          Ich könnte mir vorstellen, dass die Heiraten gar nicht mit einer richtigen Messe verbunden waren, sondern nur mit einer (relativ nüchternen) Einsegnung oder einem einfachen Wortgottesdienst ohne Wandlung und Kommunion, in dem der Pfarrer nach dem Willen der beiden fragte, sie ggf. belehrte über ihre religiösen Pflichten, z. B. bezüglich guter Ehe, frommem Lebenswandel, religiöser Kindererziehung etc. Dann wurde sicher nochmal in der Kirche gefragt, ob jemand etwas gegen die Ehe einzuwenden hatte, das Paar getraut und gesegnet und der Schlusssatz gesprochen.
          Ob die sich aber mit einem kargen Wortgottesdienst, gar ohne Kommunion haben abspeisen lassen?! Zumal die Leute früher ja noch weitaus religiöser ware oder sein mußten (weil's ja erwartet wurde)...

          Danke auch für Deine Überlegungen und viele Grüße!
          Jens
          Meine Ahnen
          http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
          www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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          • franz ferdinand
            Erfahrener Benutzer
            • 15.01.2013
            • 345

            #6
            Zitat von Franzine123 Beitrag anzeigen
            Hallo Jens,
            Ich könnte mir vorstellen, dass die Heiraten gar nicht mit einer richtigen Messe verbunden waren, sondern nur mit einer (relativ nüchternen) Einsegnung oder einem einfachen Wortgottesdienst ohne Wandlung und Kommunion
            Das bezweifle ich. Soweit ich weiß ist der Wortgottesdienst als eigene, selbständige Gottesdienstform erst seit dem 2. Vatikanum gebräuchlich.
            Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR

            Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben

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            • #7
              Hallo Jens,

              ich weiß weder wir Trauungen bei Katholiken abgehalten werden, noch wie es damals war.

              Aber als Hinweis möchte ich erwähnen, dass es in Warschau in der St. Anna - Kirche (eine riesige Kirche auf der Königsstr., direkt zum Eingang in die Altstadt) immer Hochzeiten mit mehreren Brautpaaren gibt (wir waren jetzt 6x in Wawa). Ich weiß nicht, wie der Gottesdienst abläuft, aber alle Paare sitzen in der vorderen Bankreihe. Das die eigentliche Trauung nacheinander durchgeführt wird, sieht man daran, dass die Brautpaare in einigem zeitlichen Abstand nacheinander mit den vor der Kirche parkenden Autos wegfahren.

              Vielleicht hilft es ein wenig.

              Schönen Tag wünscht Dir Joanna

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              • Brigitte Bernstein
                Erfahrener Benutzer
                • 02.08.2010
                • 590

                #8
                Hallo!
                Ich kann es mir gut vorstellen, dass mehrere Brautpaare gleichzeitig getraut wurden, Zu mal zum Beispiel im Riesengebirge die Kirche von den Brauteltern geschmückt -, und in einigen Fällen eine beträchtliche Spende an den Pfarrer gezahlt wurde. Waren es zwei Trauungen so konnten sie sich die Kosten für den Kirchenchmuck teilen, Auch war es so, dass man schon am Vortag eine Messe besuchte und dann auch zur Beichte ging. Am Tag der Trauung fand nur die Eheschließung statt. Die Kirche von Trautenau ist eine sehr schöne größe Kirche mit sechs Seitenaltären dort konnten sicher mehrere Trauungen statt finden.

                Schöne Grüße Brigitte
                Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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                • Hintiberi
                  Erfahrener Benutzer
                  • 26.09.2006
                  • 1075

                  #9
                  Hallo Joanna, Brigitte & Co.!
                  der Ort, um den es geht hat gerade mal 2.300 Einwohner. Die Kirche ist dementsprechend zwar keine große, doch immerhin die Pfarrkirche für den Pfarrbezirk, der damals 3 weitere, aber kleinere Orte (heute ca. 1.500, 1.100 und 100 Einwohner) umfaßte.

                  Es scheint mir nach Durchsicht der Heiratseinträge durchaus so, daß der Pfarrer, aus welchen Gründen auch immer, öfter 2 oder 3 Eheschließungen auf einen Tag legte, aber gleich 6, das kam bislang nur dieses eine Mal vor.
                  Der Aspekt mit der Einsparung der Kosten leuchtet mir hier ein, andonsten wüßte ich nicht, weshalb es nicht lauter einzelne Trauungstage hätte geben sollen.
                  Ich schätze mal, daß sich die 6 Heiraten auf eine oder zwei Messen verteilten, das wäre durchaus nachvollziehbar. Schade, daß der Pfarrer die Uhrzeit(en) der Trauungen nicht vermerkt hat...
                  Meine Ahnen
                  http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                  www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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                  • Asphaltblume
                    Erfahrener Benutzer
                    • 04.09.2012
                    • 1500

                    #10
                    Vielleicht gibt es einen Grund, weshalb die Paare es sehr eilig hatten, alle schnellstmöglich zu heiraten? Etwa weil die Männer in die Armee eingezogen wurden und ihre Verlobten noch schnell abgesichert wissen wollten. Ich kenne mich allerdings mit den bewaffneten Konflikten im 19. Jahrhundert nicht aus.
                    Gruß Asphaltblume

                    Kommentar

                    • Brigitte Bernstein
                      Erfahrener Benutzer
                      • 02.08.2010
                      • 590

                      #11
                      Hallo
                      Kann es sich um eine Filialkirche handeln ? Das gibt es in meinem Gebiet auch öfters. Kleinere Orte hatten keinen eigenen Pfarrer sondern waren einer größeren Kirche untergeordnet. Das bedeutet, dass der Pfarrer nicht immer zugegen war. Zum Beispiel die Kirchen von Schatzlar, Nachod und Trautenau waren die Hauptkirchen. Die kleinen Orte hatten zwar kleine Kirchen aber die Messe wurde von einem Vikar oder anderen Vertreter des Pfarrers gehalten. Der Pfarrer kam für einige Wochen in den Ort, taufte die Babys, segnete die Gräber, traute die Brautpaare und schrieb die Matrikel dann ging er in den nächsten Ort. Die Kirche von Alt Rognitz wurde erst 1858 selbstständig Die Kirche von Deutsch Prausnitz 1827, Parschnitz so gar erst 1903. Die Veretreter des Pfarrers waren nur für die Taufen zuständig damit ein Kind nicht ungetauft verstarb.
                      Schöne grüße Brigitte
                      Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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                      • Asphaltblume
                        Erfahrener Benutzer
                        • 04.09.2012
                        • 1500

                        #12
                        Filialkirchen kenne ich auch, der Gedanke ist nicht schlecht. Allerdings erklärt das auch noch nicht so ganz, weshalb da an einem Tag sechs Trauungen stattfinden, wenn es sonst maximal zwei sind.
                        Gruß Asphaltblume

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                        • gustl
                          Erfahrener Benutzer
                          • 25.08.2010
                          • 676

                          #13
                          Hallo,

                          das kann wirklich Zufall sein, denn damals wurden Trauungen - sowohl in evangelischen als auch in katholischen Gemeinden im gewöhnlichen Gottesdienst "abgehandelt". Nur in fürstlichen Häusern, in denen es auch eigene Kapellen gab, gab es auch besondere Trauhandlungen, d.h. einen Extra-Gottesdienst wegen des zu trauenden Paares. Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen, dass der Gottesdienst das Wichtige war und man darin die geistlichen Handlungen vornahm. Die kirchliche Trauung ist auch heute kein besonderer Akt, sondern eine Segnung des Brautpaares, weiter nichts. In ländlichen Gegenden wurde entweder vor der ersten Heuernte, die ich für mich so Mitte Juni datiere, oder nach der allgemeinen Ernte, also im September geheiratet.

                          In unseren heutigen Zeiten kann man sich das kaum vorstellen, dass die Ehe in erster Linie ein Vertrag zwischen zwei Familien oder Clans war. Die Idee der Liebesheirat entstand im 18./19. Jahrhundert. Dass man heiratet, wen man will, das gab in der großen Masse der Bevölkerung eigentlich bei uns erst nach dem 2. WK.

                          Vielleicht war das Wetter in dem Jahr so komisch, dass es diesen Stau vor dem Trau-Altar gegeben hat.

                          Beste Grüße
                          Cornelia

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                          • Brigitte Bernstein
                            Erfahrener Benutzer
                            • 02.08.2010
                            • 590

                            #14
                            Hallo
                            Im Riesengebige wurden 90% aller Ehen in Winter geschlossen. Da dort schon Mitte November Schnee lag also von November bis März / April. In den anderen Jahreszeiten mussten sich die Menschen um die Landwirtschaft kümmern. Nicht selten wurde in diesen Jahreszeiten eine Eheschließung von den Obrigkeiten regelrecht verboten. Erst um 1900 durften sie den Zeitpunkt ihrer Hochzeit selber bestimmen. Daher ist das mit der Witterung garnicht so unmöglich. Vielleicht wurden starke Schneefälle erwartet. Immerhin waren Deine Hochzeiten auch im November.
                            Schöne Grüße Brigitte
                            Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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                            • Katze58
                              Erfahrener Benutzer
                              • 14.02.2009
                              • 334

                              #15
                              Hallo zusammen!

                              Vor Auswanderungen in die USA wurden wohl in manchen Gemeinden Mehrfachhochzeiten vorgenommen, weil es ja sein musste. Ein Familienforscher hat mir erzählt, dass eine Kirche in Dortmund auch solche Hochzeiten vorgenommen hat, wenn vom Land in den Bergbau abgewandert wurde.
                              LG - Petra -


                              Das Chaos sei willkommen -
                              die Ordnung hat versagt !

                              Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

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