Freiin von Rehm

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  • rrr
    Neuer Benutzer
    • 15.11.2008
    • 1

    #16
    rrr
    Hallo
    Habe den Namen Rehm/Rem bis 1554 in direkter Linie zu mir erforscht.Offensichtlich eine
    weitere bayerische Linie(Augsburg).
    Komme nunmehr schwer weiter.
    Habe Anhaltspunkt im Namen : Ritter Anton Rem (Kreuzritter) ,Wappen:Schild und Speer.
    im Jahr 1122, Ritter des heiligen Grabes u. Ritter der heiligen Katharina
    Wer weis mehr darüber ?
    Könnte der Anfang aller Rehms gewesen sein??!!

    Kommentar

    • Hina
      Erfahrener Benutzer
      • 03.03.2007
      • 4661

      #17
      Hallo rrr,

      sei herzlich willkommen hier im Forum.

      Um das evtl. beurteilen zu können, ist es recht unzureichend, wenn Du so sparsam mit Deinen Informationen bist. Wir haben uns hier schon sehr oft den Kopf zerbrochen und dann wurde uns erst sehr spät ein Wappen mit Text, das schon auf den ersten Blick als Fälschung identifiziert werden konnte, präsentiert. Insofern ist es immer wichtig, dass alle bekannten Informationen und evtl. auch vorhandene Wappen hier eingestellt werden. Vielleicht kannst Du uns verraten, in welchen Archivalien oder welcher Literatur Du auf diesen Ritter und auf sein Wappen gestoßen bist und wie Du den Zusammenhang zu Deiner Familie hergeleitet hast.

      Viele Grüße
      Hina
      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

      Kommentar

      • Winfreid Schauer
        Neuer Benutzer
        • 17.11.2010
        • 1

        #18
        Der Kreuzfahrer Anton Rem (1022)

        In seinem 1825 erschienen ersten Band der „Geschichte Augsburgs“ berichtete Franz Eugen von Seida und Landensberg, Spross eines erst im 18. Jahrhundert zum augsburgischen Patriziat hinzugestoßenen Geschlechts, in der schwülstigen Sprache des Biedermeiers (S. 96): „Als der Zug dieser frommen Christenschar im Jahr 1096 durch unsere Stadt ging, eilten die Augsburger, die sich von gleicher Begeisterung ergriffen fühlten, in Menge herbei, des Glaubens Banner zu verstärken. Unter ihnen befand sich Anton Rehm, dessen Bildnis, welches unleugbar zu den ältesten hier noch vorhandenen Denkmälern der vaterländischen Malerei gehört sowie dessen mit dem Wappenbilde der Rehme verzierter Schild und gegen 16 Schuhe langer Speer der hier wohnende letzte Spross dieses Edelgeschlechtes noch besitzt.“ Paul von Stetten der jüngere stellte in seiner 1762 erschienenen „Geschichte der adelichen Geschlechter der freien Reichstadt Augsburg“ in wohltuend nüchterner Art fest, dass vor dem 13. Jahrhundert keine gesicherten Nachrichten über die bürgerlichen Geschlechter vorhanden seien. Für sein Werk hatten ihm indes die noch in Augsburg lebenden Patrizierfamilien aus ihrem Besitz „ihre Ehren-, Stamm- und Hochzeitsbücher … gütigst anzuvertrauen die Gewogenheit gehabt.“ Und diese gingen viel weiter in die Vergangenheit zurück: Die Welser und Herwart hatten römische Heerführer zu Vorfahren, ein Stolzhirsch führte das Augsburger Banner 955 bei der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld, eine Langenmantel zog mit Friedrich Barbarossa 1150 nach Rom, die Ilsung waren mit dem Grafen Else aus dem Nibelungenlied verwandt. Von Stetten kannte den Kreuzfahrer Anton Rem und die Tatsache, dass sich sein Schild und Speer sich noch in Augsburg befinden, aus einer Stammtafel, die der Kupferstecher Johann Stridbeck (vermutlich der ältere, der von 1684 bis 1717 in Augsburg arbeitete) gefertigt hatte. Offensichtlich wurden nicht nur Vorfahren hinzu fabuliert, sondern es gab handfeste Beweise, auch wenn Ungereimtheiten erkennbar waren: Der Name Anton war in Deutschland vor 1200 völlig ungebräuchlich und das deutsche Kreuzfahrerkontingent von 1096 war, weil es den nachrückenden französischen Rittern schlecht ausgerüstet voraus geeilt war, bereits im Westen Anatoliens vollständig aufgerieben worden.
        Von Seida hatte die Hinterlassenschaften des Kreuzritters beim „letzten Spross“ des Geschlechts, Franz Anton Georg Leonhard von Rehm zu Großkötz und Bocksberg vermutlich persönlich gesehen, denn beide saßen gleichzeitig im Rat der Stadt Augsburg. Er war einer der letzten, die sie gesehen haben, den bald darauf starb der letzte Augsburger Rehm und offensichtlich sorgte später niemand mehr für den Erhalt: Die beschriebenen Gegenstände sind verschwunden. Sicher ein herber Verlust, da aus dem hohen Mittelalter nicht viele derartige Zeugnisse des Alltagsleben bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind.
        Über diesen Verlust hinwegzutrösten vermag der Umstand, dass ein anderer Augsburger Kupferstecher, nämlich Matthäus Sigmund Salomusmüller, der von 1696 bis 1737 dort arbeitete, die Hinterlassenschaften des Kreuzritters abgekupfert hat und sein Kupferstich, den auch von Seida seinem Buch beiheften ließ, heute noch erhalten ist (http://media.bibliothek.uni-augsburg.de/file/37075/319454015361.png). Auch wenn von Seida die Qualität des Stichs bemängelt, jedenfalls gibt er genügend Hinweise, dass die dargestellten Gegenstände drei- bis vierhundert Jahre jünger sind als der angebliche Kreuzfahrer. Offensichtlich an einem Wandvorsprung drapiert ist ein Bild eines Mannes zu sehen, den eine umlaufende lateinische Umschrift als Anton Rem aus Augsburg im Alter von 41 Jahren darstellt. Darunter ist ein Streitkolben, der aus wohl aus Platzgründen ziemlich zusammengestauchte 16 Schuh (5,5 m) lange „Speer“ und besagter Schild zu finden. Wer die eher stilisierten Menschendarstellungen des Hochmittelalters kennt, wird überrascht über die realitätsnahe Porträtierung sein und noch mehr, dass der mittelalterliche Künstler den Abgebildeten in einer Mode kleidete, die für Anfang des 15. Jahrhunderts typisch war (Pelzkragen, gefaltete Hemdbrust, Barett). Aber möglicherweise hatte der Künstler auch gar keinen Kreuzritter abbilden wollen, sondern Anton Rem, Herr auf Schomburg und später Richter in Lindau (sein gleichnamiger Sohn wurde dort auch Bürgermeister). Anton Rem war 1475 als Sohn des Augsburgs Sigmund Rem geboren worden, die Darstellung müsste demnach um 1516 angefertigt worden sein und für diese Zeit ist sie auch stimmig.
        Der Streitkolben wäre einem Kreuzritter als Beleidigung erschienen, denn er galt als unritterliche Waffe, Ritter kämpften mit Lanze und Schwert. Das Vorhandensein eines Streitkolbens wurde von den Gewährsleuten von Seida und von Stetten tunlichst verschwiegen, Erwähnung fand hingegen die Lanze. Nur ist mit einer solchen Lanze niemals ein Ritter ins Heilige Land gezogen, es handelt sich um eine Turnierlanze, wie sie in den zum Vergnügen veranstalteten Stechen etwa ab Ende des 14. Jahrhundert in Gebrauch war. Solche Lanzen waren normalerweise stumpf, doch hat möglicherweise ein späterer Nachfahre Skrupel gehabt, einen Kreuzfahrer mit stumpfer Waffe durch die Welt ziehen zu sehen und die verloren geglaubte metallene Spitze ersetzt.
        Der aufschlussreichste Gegenstand ist sicher der Schild. Auch er passt leider nicht in die Zeit der Kreuzzüge, sondern ist eine „Tartsche“, ein Turnierschild, wie er etwa ab der Mitte des 14. Jahrhundert gebräuchlich wurde. Rechts findet sich eine Einkerbung, die „Speerruhe“ in die die Lanze beim Turnier eingelegt wurde (Falls Sie diese Kerbe eher links vermuten, haben sie als Betrachter völlig recht, aber heraldisch korrekt werden die Seiten aus der Sicht des Schildhalters eingeordnet.). Allerdings wurde dieser Schild wohl nie auf einem Turnier benutzt, denn die auf den Schildern aufgebrachten Wappenzeichen sollten Gegnern und Zuschauern schon aus der Ferne zur eindeutigen Identifizierung des Trägers dienen. Daher waren die Darstellungen großflächig und nicht kleinteilig wie hier aufgebracht und ein Wappenschild einschließlich Helmzier auf einem weiteren Schild erscheint schon als Widerspruch in sich. Der Zierschild hier war von Anfang an für Betrachter aus der Nähe konzipiert, die die einzelnen Elemente erkennen und beurteilen konnten. Das Wappen ist das der Augsburger Re(h)m, wie es zuletzt noch der bereits benannte Franz Leonhard etc. geführt hat und bei Siebmacher, Hector Mair und vielen anderen dargestellt ist. Man sollte sich nicht daran stören, dass es sich bei dem dargestellten Helm um eine „Hundsgugel“ handelt, die vor Mitte des 14. Jahrhunderts noch nicht gebräuchlich war. Das Rehm’sche Wappen ist eine farbliche Umkehrung des „redenden“ Wappen des Augsburger Geschlechts der Goldochs und daher nicht vor der Heirat Johannes I. Rem mit Anna Goldochs im Jahr 1338 bei den Rehm in Gebrauch gewesen, vermutlich jedoch ab 1368 und sicher spätestens seit 1417. Entsprechend haben auch die in die Familie der Eulenthaler eingeheirateten Herwart deren Wappen übernommen und auch später war die Übernahme von Wappen aus der weiblichen Linie durchaus üblich, allerdings erst, wenn die Familien im männlichen Stamm erloschen waren. Heraldisch rechts neben dem Ochsen als Helmzier ist ein Jerusalemkreuz zu erkennen, ursprünglich als Wappen des „Königreich Jerusalem“ des ersten Kreuzfahreranführers Gottfried von Bouillon, später Zeichen der Ritter vom Heiligen Grab. Links ist ein gebrochenes Rad, Symbol der Heiligen Katharina von Alexandrien und ein hindurchgezogenes Schwert als Zeichen der Katharinen-Ritter zu erkennen. Zu solchen Rittern geschlagen wurden allerdings keine Kreuzfahrtteilnehmer, sondern Pilger ins Heilige Land, die als Belohnung für die sicher vorhandenen Strapazen vom lateinischen Patriarchen zu Jerusalem zu Rittern vom Heiligen Grab (der als päpstlicher Ritterorden mit anderer Ausrichtung bis heute existiert, aber frühestens im 13. Jahrhundert entstanden ist) und wenn sie noch den mühsamen und gefährlichen Weg zum Katharinenkloster am Sinai auf sich nahmen, vom dortigen Abt zum Katharinenritter geschlagen wurden (was frühestens 1063 der Fall war). Falls man dies etwas abwertend mit Herbergsstempeln auf heutigen Pilgerreisen vergleichen möchte, ist anzumerken, dass solche Pilgerreisen damals durchaus als herausragende Leistung anerkannt wurden und bei der Rückkehr in den örtlichen Chroniken vermerkt wurden. Der Nürnberger Geschlechter Heinrich Kezel hat die Symbole in ganz ähnlicher Weise auf seinem Epitaph am Eingang der Sebalduskirche anbringen lassen. Gegen die Annahme, der 1516 abgebildete Anton Rem sei ein solcher Pilgerreisender gewesen, spricht, dass sein Bruder Wilhelm Rem in seiner „Cronica newer geschichten“ eine solche Reise nicht erwähnt. Die Figur ganz rechts auf dem Schild dürfte eine spätgotische Darstellung der St. Katharina (mit nicht eindeutig erkennbar einer Krone im Schoß) sein. Der aus anderen Materialien nicht erschließbare, aber vermutlich reale Rehm’sche Palästinareisende wäre demnach erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert anzusiedeln, auch wenn die übrigen Merkmale durchaus auch eine Datierung um die Jahrhundertwende davor möglich erschienen ließen.
        Vermutlich hatten sich hier im Hause Rehm Erinnerungsstücke auf früheren Generationen angesammelt, die weder derselben Person noch derselben Zeit zuzuordnen waren, deren eigentliche Bedeutung im Lauf der Generationen aber aus dem Gedächtnis entschwand und irgendwann einer der Nachkommen aus allem eine eigene Geschichte machte und um das Bild des Anton Rehm – offensichtlich auf die darunter liegende Wand – eine zweite Umschrift aufbringen ließ: „und Ritter der St. Katharina, abgebildet zu Jerusalem im Jahr 1022“ aufbringen ließ. Nach meiner Vermutung ist dies David Rehm (1591 – 1677) gewesen, da ab seinem Sohn Franz Anton (1645 – 1704) bei allen Nachfahren unter mehreren Vornamen stets auch der Name Anton findet.
        Auch ohne den Kreuzfahrer sind die Rehm eine bemerkenswerte Familie.
        (Die angeführten Bücher sind digital in Google Books abzurufen.)

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        • Hina
          Erfahrener Benutzer
          • 03.03.2007
          • 4661

          #19
          Hallo Winfreid Schauer,

          herzlich willkommen hier im Forum und ganz herzlichen Dank für diese Fülle an hervorragenden Informationen, die sicher nicht nur für die Rehm-Forscher von großem Interesse sein dürften.

          Viele Grüße
          Hina
          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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