Warum entstanden Heiratsparadiese?

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  • Dunkelgraf
    • Heute

    Warum entstanden Heiratsparadiese?

    Hallo


    kürzlich habe ich ein Kirchenbuch entdeckt, in dem 90 % der Getrauten, weder Braut noch Bräutigam von diesem Ort stammten und die "auf hohen Befehl" getraut wurden. Bei den Getrauten handelt es sich aber keineswegs nur um Landeskinder, sondern es gibt auch Paare die beide z.B. aus Nürnberg oder Schweinfurt stammten ( 100 km oder mehr entfernt).

    Ich kenne schon zwei weitere "Heiratsparadiese", in denen ebenso viele Fremde getraut wurden. Bei denen handelt es sich aber zu 50% um Soldaten.
    Die FRage ist, warum wurden bestimmte Orte zu solchen Heiratsparadiesen?
    Alle drei Orte sidn nicht besonders groß, nicht sehr bekannt udn liegen eigentlich auch relativ abgelegen.
    Waren die Pfarrer besonders liberal?


    Wer hat hier sonst noch Ideen ?


    Gruß
    Dunkelgraf
  • Xtine
    Administrator
    • 16.07.2006
    • 28326

    #2
    Hallo Dunkelgraf,

    gibt es dort evtl. besonders schöne Kirchen?

    Ich denke da grad an die Wieskirche, die wunderschöne Rokoko-Kirche ist auch beliebt bei auswärtigen Brautpaaren.
    Viele Grüße .................................. .
    Christine
    sigpic .. .............
    Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
    (Konfuzius)

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    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 15113

      #3
      Hallo
      Wenn man früher bestimmte Bedingungen nicht erfüllte (Nachweis eines ausreichenden Einkommens, usw.) wurde einem die Heirat verwehrt.
      Möglicherweise gab es an Deinem Heiratsparadies weniger strenge Regeln.
      Viele Grüße

      Kommentar

      • assi.d
        Erfahrener Benutzer
        • 15.11.2008
        • 2676

        #4
        Hallo,

        ich kenne das aus Westböhmen: das winzige Dorf Pauten füllt alleine ganze Kirchenbücher mit Trauungen, Geburten und Todesfällen. Nicht mal die "Stadt" Tepl kommt da mit...

        Mein Vater kannte das Dorf nicht, obwohl es gerade mal 8-10 km von seinem Geburtsort entfernt lag. Im 18-. und 19. Jhd. gab es dort aber wohl eine Art Gutshof oder ein Landgut. Die Fluktuation war wohl groß dort.... Laut Wikipedia war es im Besitz der Familie Schlindl von Hirschfeld und besaß ein Pilgerschloss https://cs.wikipedia.org/wiki/Poutnov_(z%C3%A1mek)

        Gruss
        Astrid

        Kommentar

        • Hracholusky
          Moderator
          • 17.03.2016
          • 890

          #5
          Zitat von assi.d Beitrag anzeigen
          ...war es im Besitz der Familie Schlindl von Hirschfeld...


          Kleine Korrektur:


          Die Familie hieß Schindel und war aus Hirschfeld. Im tschechischen ist es manchmal schwierig zu unterscheiden ob nach dem "z" ein Adelszusatz oder ein Herkunftsort steht.
          Mit besten Grüssen
          Gerd

          Kommentar

          • assi.d
            Erfahrener Benutzer
            • 15.11.2008
            • 2676

            #6
            Die Familie hieß Schindel und war aus Hirschfeld.
            Hm, also bis etwa 1600 heißt die Famile nur Schlindl und kommt aus Obergrammling bei Tepl. Ein Ort "Hirschfeld" ist mir im ganzen Tepler Hochland unbekannt.
            Ab etwa 1610 kommt der Zusatz "von Hirschfeld" dazu. Von adelig hatte ich nichts gesagt. In den KB ist immer nur von "Schlindel von H./Schlindel zu H/Schlindel ab H." die Rede. Oft mit dem Zusatz "Herr auf Pauten".

            Ich hatte es für mich immer als Doppelnamen oder Ehrenzusatz verbucht.
            Gruss
            Astrid

            Kommentar

            • Hracholusky
              Moderator
              • 17.03.2016
              • 890

              #7
              Hallo Astrid,


              ich war vom Wikipediatext ausgegangen. Aber jetzt wo Du die Matrikeneinträge erwähnst, habe ich nochmal etwas tiefer "gegraben". Es ist doch ein Adelsprädikat und zwar wurde Valentin Schlindl, Sekretär des Stifts Tepl, am 20. Juli 1627 mit dem Prädikat "von Hirschfeldt" in den Adelstand erhoben. In den Saalbüchern und im ÖStA ist zwar nichts zu finden, aber bei Schimon werden sie erwähnt. Ich habe sogar eine Wappenabbildung gefunden.





              Zusatz:
              Das ich in den Saalbüchern nichts finden konnte liegt daran das die Verleihung des Adelsstandes und des Wappens durch einen böhmisch-königlichen Paladin erfolgte. So wird es bei A. Sedláček erwähnt.
              Zuletzt geändert von Hracholusky; 06.11.2019, 21:12. Grund: Zusatz angefügt
              Mit besten Grüssen
              Gerd

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              • Dunkelgraf

                #8
                Hallo,

                ob die Kirchen besonders schön waren, das ist glaube ich Geschmackssache.
                Christine, Du kannst ja selbst mal gucken.
                Die Orte sind Niederfüllbach, Maroldsweisach und Gleicherwiesen.
                In letzterem habe ich inzwischen gelesen, da gab es regen Handel und es gab auch eine große Judengemeinde. Vielleicht hängt es damit zusammen?
                Die Personen, die ich recherchieren konnte waren aber von Geburt an evangelisch.
                Anna Sarah, die Bedingungen kenne ich. Es könnte einen Teil der vielen Trauungen erklären. Aber bei weitem nicht alle. Die meisten Trauungen wurden auf "hohen Befehl" durchgeführt. Welche Beweggründe könnte ein Landesfürst haben solche Trauungen zuzulassen?

                Dunkelgraf

                Kommentar

                • ReiSt
                  Benutzer
                  • 30.05.2012
                  • 35

                  #9
                  Ich glaube, dass die Antwort, in manchen Bereichen, relativ uunspektakulär ist und wohl damit zu tun hat, dass für manche, aus rein rechtlicher Sicht, nur eine Ehe in diesem "Paradies" möglich war.
                  Mir sind hier zB die siebenbürgische und die klausenburger Ehe bekannt. Siehe auch https://www.austriaca.at/0xc1aa5576%200x002c7e60.pdf



                  Ich denke mal, dass ein Ehetourismus, wegen einer besonders schönen Kirche, wie er heute gebräuchlich ist, wohl eher selten in Betracht kommt.

                  Kommentar

                  • Dunkelgraf

                    #10
                    Vielen Dank für den Link.

                    Damit macht es für mich Sinn.

                    Alle drei Orte liegen im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha!

                    Wenn es tatsächlich eine eigene Bezeichnung "Coburger Ehen" gibt, dann macht auch die Formulierung des Pfarrers Sinn "auf hohen Befehl".
                    Dann erklärt sich auch, warum bei diesen Paaren nur die Namen der Brautleute aufgeführt sind und niemals Name der Eltern, ob verwitwet, ledig oder Jungfrau, auch kein Stand.

                    Das Strauß extra nach Coburg gezogen war, um dort zu heiraten wusste ich schon, auch seine Gründe, und die Erlaubnis des Herzogs. In dem Haus bin ich oft ein und ausgegangen. Aber dass es offenbar tatsächlich sowas wie einen "Run zum Heiraten ins Coburger Land " gab, ist mir doch neu.

                    Gruß
                    Dunkelgraf

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