15-Jähriger Bräutigam in Bayern (1717). Möglich oder unmöglich?

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  • RHab
    Erfahrener Benutzer
    • 18.08.2017
    • 308

    15-Jähriger Bräutigam in Bayern (1717). Möglich oder unmöglich?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1701-1757
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Altenstadt bei Schongau
    Konfession der gesuchten Person(en): katholisch
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): Kirchenbücher, Briefprotokolle
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): matricula, StA München


    Bei meinen Forschungen in Altenstadt bei Schongau stieß ich auf einen Vorfahren der rechnerisch mit 15 Jahren eine 22-jährige Frau geheiratet hat.

    Sowas ist mir bislang noch nicht untergekommen. Ist das überhaupt möglich?

    Was meint Ihr? Habt Ihr solche Fälle in eurer Forschung?

    Die Fakten:

    Die Hochzeit von Michael Lang mit Anna Maria Frölich (*16.9.1694 Altenstadt, +9.5.1727 Altenstadt) fand am 8.2.1717 in Altenstadt statt. Im KB-Eintrag sind für beide keine Herkunftsangaben genannt, was bei diesem Pfarrer bedeutete, dass die Ehepartner beide aus Altenstadt stammten:



    Das Paar hatte in der Folgezeit mehrere Kinder. Nach dem Tod seiner Frau heiratete der Witwer Michael Lang erneut (oo 8.7.1727 Altenstadt) und hatte weitere Kinder. Er starb schließlich am 29.7.1757 im Alter von 55 Jahren in Altenstadt:



    Zurückgerechnet bedeutet das ein Geburtsjahr von 1701/1702.

    Tatsächlich wird fast genau in dieser Zeit ein Michael Lang als Sohn des Altenstadter Bauern Georg Lang geboren (*22.4.1701 Altenstadt):



    Es ist die einzige Taufe für einen Michael Lang in Altenstadt in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1701. Auch findet sich in der Zeit zwischen 1701 und 1717 kein Sterbeeintrag für einen Michael Lang in Altenstadt. Im Gegenteil: Michael Lang wird 1714 gefirmt:



    Eigentlich also eine genealogisch schlüssige Kette von Taufe, Firmung, Heirat und Tod. Wäre da nicht der Umstand, dass dieser Michael Lang dann bei seiner 1. Hochzeit noch nicht einmal 16 Jahre alt gewesen ist und eine 22jährige Frau geheiratet hat.

    Mögliche Gründe für eine solche frühe Heirat erschließen sich mir nicht:

    - Die angenommenen Eltern Georg und Johanna Lang starben erst 1739 bzw. 1735 in Altenstadt, und Michael hatte auch einen älteren Bruder, Jakob Lang, der 1725 in Altenstadt heiratete. Es wurde also nicht dringend ein Hofübernehmer gesucht.

    - Das erste Kind von Michael und Anna Maria, Katharina, kam ein gutes Jahr nach der Hochzeit zur Welt (*26.10.1718 Altenstadt). Also keine Muss-Ehe.

    - Auch in der Familie von Anna Maria Fröhlich schien alles geregelt gewesen zu sein: Vater Josef starb 1727, Mutter Barbara 1732, den Hof übernahm der Sohn Lorenz nach dem Tod des Vaters im Jahr 1727.

    Irgendwelche Ideen/Meinungen? 15 Jahre ist schon verdammt früh

    Grüße
    Ralph
    Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

    Meine Forschungsschwerpunkte: www.rkbaf.de
  • asd3
    Erfahrener Benutzer
    • 31.10.2015
    • 266

    #2
    Hallo! Gab es vorher eine Totgeburt? Also hat die Anna Maria schwanger geheiratet, aber das erste (überlebende) Kind war erst die spätere Katharina, *26.10.1718 Altenstadt? VG, Andreas


    edit: also nur den Sterbeeintrag ohne Dokumentation der Geburt (in die Richtung, die fps meinte).
    Zuletzt geändert von asd3; 27.07.2020, 22:45. Grund: edit
    Ahnenliste unter https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=153579

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    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4830

      #3
      Hallo Ralph, mir kommt es unwahrscheinlich aber nicht unmöglich vor, ich hab allerdings in OÖ einen Fall wo ein 16jähriger eine 24jährige heiratete. Hast Du in den Briefprotokollen keinen Nachlaß des Bauern Lang oder seiner Frau gefunden?
      Gruß
      gki

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      • Hemaris fuciformis
        Erfahrener Benutzer
        • 19.01.2009
        • 1800

        #4
        Nicht in Bayern aber NRW habe ich so etwas - aber es war Franzosenzeit "Napoleon" 1806 - der ursprüngliche Hofbesitzer starb und die Frau brauchte dringend einen "Mann" - heiratete den "Lehrling" - aber gemeinsame Kinder gab es erst als er 21 war. Sie war aber 19 Jahre älter als er.


        LG Christine

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        • fps
          Erfahrener Benutzer
          • 07.01.2010
          • 2160

          #5
          Zitat von RHab Beitrag anzeigen
          Also keine Muss-Ehe.
          Nicht unbedingt. Es könnte sich auch um eine nicht dokumentierte Fehl-/Frühgeburt gehandelt haben. Bis zum 26.10. des Folgejahrs wäre noch reichlich Zeit für eine erneute Schwangerschaft.
          Gruß, fps
          Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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          • Kastulus
            Erfahrener Benutzer
            • 18.03.2012
            • 1527

            #6
            Guten Morgen,

            auch wenn ich einen solchen "Fall" noch nie hatte: Ich kann mir einen so jungen Bräutigam nicht vorstellen. Meine These: Der Pfarrer passt nicht auf, dass der Michael Lang eben nicht von Altenst. ist. Doch aus dem Traueintrag ist ja anzunehmen, dass er aus Altenst. sei (denke ich zuerst auch). Vater Georg Lang stammte übrigens aus Trauchgau; dort gibt es viele Langs. Ein vermuteter Michael Lang aus Trauchgau könnte also nach Altenst. kommen, weil dort sein Verwandter Georg Lang ist. Nur: Die Bücher von Trauchgau beginnen zu spät. Und: Was ist dann aus dem Michael, * 1701 in Altenst., geworden?

            Keine These: Ich habe in einer meiner Linien den Lorenz Fröhlich oo 1727 Maria Bischl.

            Schönen Tag! Kastulus

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            • RHab
              Erfahrener Benutzer
              • 18.08.2017
              • 308

              #7
              Hallo alle,

              ja, eine Tot-, Früh-, Fehlgeburt wäre denkbar. In den Altenstädter Sterbematrikeln wurden zu jener Zeit nur die Sterbefälle von Erwachsenen eingetragen, so dass das leider nicht nachzuprüfen ist.

              Ebenso finde ich in den Taufmatrikeln keine Randvermerke: +, wie sonst oft üblich, wenn das Kind notgetauft oder im Säuglingsalter starb. Was mir auch auffällt ist, dass in den Taufmatrikeln keinerlei uneheliche Kinder genannt werden. Möglicherweise wurden diese in einem (verschollenen) Buch extra geführt.

              Ein solches hypothetisches erstes Kind würde aber dann bedeuten, dass Michael bereits mit frühen 15 sexuell aktiv wurde. Heutzutage nicht ungewöhnlich, aber damals waren die Männer doch generell etwas später entwickelt wie heute, oder täusche ich mich da?

              Briefprotokolle: Mistigerweise fangen die Briefprotokolle des Pfleggerichts Schongau erst 1720 an (https://www.gda.bayern.de/findmitteldb/Kapitel/46645/) .
              In späteren Protokollen fand ich keinen verwertbaren Hinweis mehr auf Michael.

              Grüße
              Ralph
              Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

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              • RHab
                Erfahrener Benutzer
                • 18.08.2017
                • 308

                #8
                Halle Kastulus,

                Tatsächlich wäre es nicht gar so schlimm, wenn die Herkunft meines Michael Lang unklar bliebe, denn weiter zurück als diese eine weitere Generation mit Georg Lang aus Trauchgau komme ich sowieso nicht mehr. In Trauchgau habe ich mir auch die Mühe gemacht, Taufpaten und Trauzeugen von Lang-Geburten und -Ehen durchzusehen, ob vielleicht da mal ein "Onkel/Cousin Michael aus Altenstadt" erwähnt wird, aber: Nichts dergleichen

                Die letzte Möglichkeit, die ich noch sehe, sind die Schongauer Bürgeraufnahmen im Original einzusehen (also nicht Dussler). Dort werden auch Neubürger aus Altenstadt genannt. In der Abschrift von Dussler taucht übrigens schon wieder die nächste Unstimmigkeit auf: Laut Dussler kam Georg Lang als lediger Bauernknecht aus Hohenschwangau (also nicht aus Trauchgau!) nach Altenstadt

                Keine These: Ich habe in einer meiner Linien den Lorenz Fröhlich oo 1727 Maria Bischl.
                Hihi

                Grüße
                Ralph
                Zuletzt geändert von RHab; 28.07.2020, 08:31.
                Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

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                • gki
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.01.2012
                  • 4830

                  #9
                  Zitat von RHab Beitrag anzeigen
                  Briefprotokolle: Mistigerweise fangen die Briefprotokolle des Pfleggerichts Schongau erst 1720 an (https://www.gda.bayern.de/findmitteldb/Kapitel/46645/) .
                  In späteren Protokollen fand ich keinen verwertbaren Hinweis mehr auf Michael.
                  Es sollte sich aber doch ein Hinweis auf die putativen Eltern ergeben? Die starben doch erst nach 1720. Bei deren Nachlaß sollten alle lebenden Kinder aufgeführt sein.

                  Wann starben die Eltern der Anna? Auch da sollte sich bei vorhanden BP ein Hinweis finden.

                  Oder sind die Schongauer BP ganz anders als die dich ich kenne...?
                  Gruß
                  gki

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                  • RHab
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.08.2017
                    • 308

                    #10
                    Die Eltern starben 1735 bzw. 1739. Leider fehlt auch der Protokollband für die Jahre 1731-1739

                    Es ist schon fast 20 Jahre her, dass ich die Briefprotokolle stichpunktartig durchgesehen habe. Mittlerweise sind mir ja einige Daten neu bekannt, so z.B. die Heirat des möglichen Bruders Jakob (*7.7.1696 Altenstadt) am 9.4.1725 in Altenstadt. Die Protokolle dazu habe ich damals noch nicht nachgeschlagen, und da könnte vielleicht ein Hinweis stehen, z.B. dass der Bruder Michael ja sein elterliches Erbe schon vor 8 Jahren erhalten hat (Achtung: Wunschdenken!!!), oder aber dass der Bruder Michael ganz wo anders hingezogen ist.

                    Aber generell habt ihr recht, ich sollte den ersten Protokollband (1720-1725) nochmal systematisch durchschauen, z.B. auch nach Quittungen usw.

                    Von der Frölich-Seite erwarte ich mir nichts. Wenn überhaupt, dann steht doch dort - z.B. bei der Übergabe an Sohn Lorenz 1727 - höchsten, dass die Tochter mit einem Michael Lang in Altenstadt verheiratet ist? Aber das ist ja bekannt.

                    Grüße
                    Ralph
                    Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

                    Meine Forschungsschwerpunkte: www.rkbaf.de

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                    • Anna Sara Weingart
                      Erfahrener Benutzer
                      • 23.10.2012
                      • 15113

                      #11
                      Zitat von RHab Beitrag anzeigen
                      ... aber damals waren die Männer doch generell etwas später entwickelt wie heute, oder täusche ich mich da? ...
                      Hallo, genetisch sind wir gleich geblieben. Es ist eine Frage der Ernährung (und Schlaf), wie schnell man sich körperlich entwickelt.
                      Heutige Buben müssen früh zur Schule und ernähren sich von Cola und Süßigkeiten (im schlimmsten Fall), und spielen infantile Computerspiele. So gesehen, könnten heutige Buben rückständiger in der Entwicklung sein.
                      Viele Grüße

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                      • RHab
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.08.2017
                        • 308

                        #12
                        Nachtrag zu diesem Thema:

                        Gerade habe ich in der Pfarrei Epfach eine Ehe gefunden, bei der die Braut absolut belegbar erst 15 Jahre alt war. Wenn es bei einer Braut ging, sollte es bei einem Bräutigam eigentlich auch möglich gewesen sein.
                        Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

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                        • gki
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.01.2012
                          • 4830

                          #13
                          Hallo,

                          der Bräutigam mußte ja auch den Betrieb, was auch immer für einen, führen. Dazu brauchte es auch damals etwas Ausbildung und Erfahrung.
                          Gruß
                          gki

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