Graf Brockdorff

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  • Johannes v.W.
    Erfahrener Benutzer
    • 02.05.2008
    • 1150

    #31
    Lacplesis, noch einmal Kompliment für die interessanten Briefe. Ich sah, du bist Briefmarkensammler- ein Hobby, das mit dem unseren ja immer wieder verglichen wird. Nun gibt es auch einmal effektive Überschneidungspunkte.
    Andere Briefe hast du bereits in eurem Forum präsentiert, das ich einmal interessehalber verlinke. Das kannst du gerne auch mit unseren Faden dort tun.


    Zur Genealogie der Chreptowicz:

    Joachim Littawor Chreptowicz herbu Odrowąż, 1729-1812
    aus altem, polnisch-litauischen Adel, Kanzler von Litauen und Mitglied des berühmten polnischen "Großen Sejm" von 1791, bei dem eine der frühesten modernen Verfassungen verabschiedet wurde. Erbauer von Szczorse, wo er einen Musenhof unterhielt, der auch von König Stanislaus August bewundert wurde.

    Sein Urenkel:
    Michal Hrabia/Graf Littawor-Chreptowicz 1860-1891, russischer Grafenstand 1843, Herr auf Szczorse, letzter seiner Linie (wie bereits oben einmal erwähnt). Verheiratet mit Helena Gräfin von Nesselrode, Tochter des russischen Staatskanzlers Karl Graf von Nesselrode und der Marya Gräfin Gwoniew.
    (Quelle: Dunin-Borkowski, Rocznik Szlachty Polskiej, Lwow 1881, T.1, S.184f.)
    Dessen Schwester Maria Chreptowicz, verheiratet mit Apolinary Buteniew: deren Sohn Konstanty (1848-1932), bzw. dann die Enkel vereinigten die Familien als Hrabie/Grafen Buteniew-Chreptowicz. Konstanty ist wohl der Vater der Briefempfängerin, Katharina (genannt Katja) Gräfin Buteniew-Chreptowicz.

    Man kann in der Genealogie der Familie auch bei M. Minakowski surfen: Konstanty Hrabia Buteniew.
    Leider sind weder seine Frau, noch die Tochter Katja (Briefempfängerin) hier erwähnt. Man findet aber den Bruder Apolinary und dessen Frau Maria (wohl die "Mascha" der Briefe), geb. Fürstin Trubetzkoy. Sowie eine Tante, verheiratete Fürstin Bariatynska (von einer Cousine "Prinzess Bariatynska" war auch die Rede in den Briefen). Interessant ist weiter, daß Neffen und Nichte (der Briefempfängerin), die dann nach der Revolution in Warschau und Paris waren, noch weiter in den ehemals russischen Magnatenadel einheirateten. Dieser Zusammenhalt unter den russischen Exilanten war schon beinahe sprichwörtlich. Nach dem 2. WK emigrierte die Familie in die USA, wo heute noch Nachkommen leben.
    (Quelle: M. Minakowski, Wielka Genealogia Minakowskiega und Potomkow Sejmu Wielkiego)

    Viele Grüße
    Johannes

    PS. "Boutenev" ist wohl die französische Schreibweise, "Buteniew"- polnisch und bei uns.
    Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 26.04.2010, 15:30.
    Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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    • Hina
      Erfahrener Benutzer
      • 03.03.2007
      • 4661

      #32
      Ein wirklich tolles Thema .
      Danke Johannes für die weiterführenden Infos.

      Dann werde ich mal den nächsten Puzzlestein werfen.

      Nachdem wir nun wissen, dass Ferdinand Fischer aus Sachsen stammt, bin ich ihm auf die Schliche gekommen.

      Hier auf S. 19. wird nämlich verraten, dass er aus Deutschbora (OT von Nossen) stammt. Da so ein kluger Kopf in aller Regel auch eine höhere Ausbildung hatte, habe ich mich mal über die Matrikeln der Uni Chemnitz (früher Gewerbeschule) hergemacht und bin fündig geworden.

      Friedrich Ferdinand Fischer, geb. 2.8.1829 in Deutschbora war dort von 1844-1847 immatrikuliert. Das passt perfekt zu den weiteren Daten. Er wird um 1850/55 nach Szczorse gekommen sein und hat dort 40 Jahre gewirkt. Das wäre dann 1890/95.

      Viele Grüße
      Hina

      PS: Ich habe die "Falschmeldungen" aus meinem alten Beitrag entfernt.
      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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      • Lacplesis
        Erfahrener Benutzer
        • 24.04.2010
        • 97

        #33
        Tja, ich stehe wohl zwischen den Welten... Genealogie und Philatelie sind bei uns Familientradition.

        Ich werde das Thema auf jeden Fall jetzt in beiden Foren führen!

        Drüben haben wir hervorragende "Schriftkundige" und halt auch Leute für jede Sprache.
        Und so schnell, so viel historische Zusatzinformationen wie ich hier bis jetzt bekommen habe, das ist wirklich Spitze.

        Hier jetzt noch ein wenig zu Katias Verwandschaftsverhältnissen:

        Katias Geschwister:

        1. Chreptowitch-Boutnev, Apollinari Konstantinovich
        Verheiratet mit Trubetskaya, Maria Sergeyeva
        Der in den Briefen erwähnte Bruder, der endlich mal heiraten soll...
        Diplomatischer Dienst in Tokio, Mitbegründer der russisch orthodoxen Kirche in Clamart bei Paris, kehrte später nach Szczorse zurück, als dieses in Polen lag, viel 1939 den Soviets in die Hände, hat ein Buch über seine Rückkehr geschrieben (leider nur kleine Auflage in Russland). Mehere Söhne von ihm haben Gagarin Prinzessinen geheiratet.

        2. Chreptowitch-Boutenev, Maria Konstantinovna (Mascha)
        Verheiratet mit Prinz Trubetskoy, Grigorii Nikolaevich (Diplomatischer Dienst Konstantinopel, Belgrad)

        Katias Eheman:
        Onu, Konstantin Michaelovich
        Diplomatischer Dienst Konstantinopel, Den Haag, Washington D.C.

        Seine Geschwister:
        1. Onu, Andrey Michaelovich (Diplomatischer Dienst London)
        2. Onu, Alexander Michaelovich (Diplomatischer Dienst Bern)
        3. Onu, Alexandra Michaelovna
        (Verh. mit Prinz Shakhovskoi, Vsevolod N., Letzter Imperialer Minister für Handel
        und Industrie)
        4. Onu, Elena Mikhailovna
        (Verh. mit Prinz Trubetskoy, Vladimir Vladimirovich)

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        • Johannes v.W.
          Erfahrener Benutzer
          • 02.05.2008
          • 1150

          #34
          Hallo Lacplesis

          Also alles sehr interessant. Nach der Genealogie von Minakowski, hier nochmal der Link: http://www.sejm-wielki.pl/b/sw.69892 heirateten 2 Söhne des Bruders ebenfalls Trubetzkoy (d.h. Trubetzkaya), vielleicht gab es noch weitere, die Gagarins heirateten? (Oder irrte hier Minakowski?)

          Es wäre auch interessant zu wissen, was die Onu für eine Familie waren, sie müssen wohl dem russischen Adel zuzurechnen sein- allein den Heiraten nach zu urteilen. Hatte die Briefempfängerin wohl selber Kinder?

          Kleine Anmerkung noch: Für die russischen Namen kann man die deutsche oder englische Umschreibung wählen, das ist dann Geschmackssache. Die Kniasen-Titel werden auf jeden Fall bei uns als "Fürst, bzw. Fürstin" (auch für die Töchter) übersetzt. Im englischen gibt es dafür keine Entsprechung, deshalb wählen die hier "Prince". Das ist bei uns aber nicht stimmig.

          Beste Grüße
          Johannes
          Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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          • Lacplesis
            Erfahrener Benutzer
            • 24.04.2010
            • 97

            #35
            Zitat von Johannes v.W. Beitrag anzeigen
            Also alles sehr interessant. Nach der Genealogie von Minakowski, hier nochmal der Link: http://www.sejm-wielki.pl/b/sw.69892 heirateten 2 Söhne des Bruders ebenfalls Trubetzkoy (d.h. Trubetzkaya), vielleicht gab es noch weitere, die Gagarins heirateten? (Oder irrte hier Minakowski?)
            Der Stammbaum der Gagarins ist online verfügbar, siehe Line 1 Branch 1. Apollinari Konstantinovich hatte eine ganze Menge Kinder wenn ich das richtig sehe. Anbei das Titelbild seines Buches, das ihn mit Familie in Szczorse in den 30er Jahren zeigt.

            Zitat von Johannes v.W. Beitrag anzeigen
            Es wäre auch interessant zu wissen, was die Onu für eine Familie waren, sie müssen wohl dem russischen Adel zuzurechnen sein- allein den Heiraten nach zu urteilen. Hatte die Briefempfängerin wohl selber Kinder?
            Das würde mich auch sehr interessieren. Laut der aktuellen Fürstin Gagarin hatte Katia keine Kinder und leider hatte sie auch kein Foto von ihr im Familienarchiv.

            Zitat von Johannes v.W. Beitrag anzeigen
            Kleine Anmerkung noch: Für die russischen Namen kann man die deutsche oder englische Umschreibung wählen, das ist dann Geschmackssache. Die Kniasen-Titel werden auf jeden Fall bei uns als "Fürst, bzw. Fürstin" (auch für die Töchter) übersetzt. Im englischen gibt es dafür keine Entsprechung, deshalb wählen die hier "Prince". Das ist bei uns aber nicht stimmig.
            Ja, ich weiß das eigentlich sogar. Aber die vielen verschiedenen Schreibweisen geraten mir immer wieder durcheinander.
            Bitte verzeih mir die Schlampigkeit, ich versuche mich zu bessern.
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            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4661

              #36
              Zitat von Lacplesis Beitrag anzeigen
              Der Stammbaum der Gagarins ist online verfügbar
              Wow, beim Urgroßvater 23. Generation habe ich sogar Ahnengleichheit Großfürst. Wsewolod III. von Wladimir .
              Das Titelbild des Buches gefällt mir. Ist ja wirklich eine riesige Familie.

              Onu sagt mir auch noch nichts aber ich werde mich mal auf die Suche machen.

              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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              • Johannes v.W.
                Erfahrener Benutzer
                • 02.05.2008
                • 1150

                #37
                Ich habe noch eine Liste mit russischen und baltischen Adelsnamen, da fand ich den Namen "Onou", das könnten sie sein. Danach sollen sie hier drin stehen:
                P. de Gmeline, Dictionnaire de la noblesse russe, Paris 1978. Das Buch habe ich aber auch nicht.

                Grüße von Johannes
                (Und: das ist ja ein Kindersegen... alle Achtung )
                Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

                Kommentar

                • Lacplesis
                  Erfahrener Benutzer
                  • 24.04.2010
                  • 97

                  #38
                  Onou ist die französische Variante, kommt also hin. Im russichen ist es einfach ону = Onu.
                  Ich vermute der Name ist moldavisch.

                  Kommentar

                  • Ilja_CH
                    Erfahrener Benutzer
                    • 05.11.2016
                    • 753

                    #39
                    Hallo zusammen

                    Altes Thema, mit der Suche nach „Jentzer“ erst jetzt entdeckt.

                    Auf der ersten Beitragsseite stand:

                    Seite 1

                    Zittau, 3/15 Mai 1906

                    Meine liebe, liebe Katia,

                    [….]

                    19/21 Mai 06

                    […]Haben Sie je wieder etwas von M'elle Leonie Jentzer gehört? […]
                    Was ist mit 19/21 Mai 06 gemeint? Dass sie den Brief am 19. und 21. Mai 1906 verfasst hat?
                    M’elle = Mademoiselle?

                    Leonie Jentzer, frage mich, ob man über die mehr raus finden könnte. Es gab nämlich einen Abspaltung der Jenzer aus Huttwil in die französisch sprechende Schweizer Regionen die sich fortan Jentzer geschrieben haben und von dort gingen viele auch nach Frankreich.

                    Mit Google finden man schnell ein Portrait einer Leonie Jenzer (nicht Jentzer, ev. war es im Brief auch nur falsch geschrieben).
                    Le peintre Frédéric Rouge est né à Aigle en 1867 et a vécu à Ollon depuis 1903 dans sa propriété Les Cèdres , où il est décédé en 1950. A côté de nombreux portraits, il a surtout peint le Chablais, ses paysages et ses gens.

                    "Porträt von Léonie Jenzer - 1882
                    Frédéric Rouge ist 15 Jahre alt, als er malt
                    seine Nichte, die zwei Jahre jünger ist als er."
                    Diese Léonie Jenzer ist 1869 geboren.





                    Zudem findet man eine Leonie Jener auch in einer Todesanzeige (Anhang).

                    Vermutlich müsste man genau wissen, wo diese Gräfin 1906 wohnte oder wo sie auf Reisen war um herauszufinden, wo es ev. eine Schnittstelle zur Leonie Jentzer geben könne. Unter den Huttwiler Jenzern finde ich keine Leonie. Ev. von einem anderen Heimatort.


                    Bei diesem bekannten Wirtschaftsanwesen im heutigen Belarus waren ev. auch ein paar Schweizer dabei, wenn da doch von Schweizer Käse die Rede ist, ev. ist hier die Verbindung zu Leonie Jentzer zu suchen... oder eben Frankreich. Oder von Katias Ehemann der im diplomatischen Dienst Bern war könnte auch eine Verbindung zu Jentzer bestanden haben. Fragen über Fragen.


                    Edit:
                    Das Portrait der Leonie Jentzer wurde von Frédéric Rouge gemalt. Sie war seine Nichte. Eine Schwester von ihm muss daher einen Jenzer-Mann geheiratet haben, wenn ich das richtig interpretiere. Der Schweizer Maler wuchs in Aigle auf, wo es tatsächlich viele Jentzer gibt, die ursprünglich von Huttwil abstammen. Zudem hat Frédéric Rouge unter anderem in Paris studiert.



                    Edit 2:
                    Im Jenzer-Stammbaum habe ich tatsächlich einen Jenzer-Mann gefunden (Anhang), der eine Frau Rogue geheiratet hat und in Aigle gestorben ist. Dort ist jedoch keine Leonie als Kind aufgelistet, ev. hat das der damalige Stammbaum-Ersteller nicht nachweisen können. Selbst wenn, ist das immer noch kein Beweis, dass mit dieser Leonie die Leonie gemeint ist, die im Brief erwähnt wird. Ich werde mir die Taufbücher von Huttwil anschauen und ggf. beim Zivilstandsamt Oberaargau nachfragen. Der Bürgerrodel vom Vater ist bekannt.

                    Ganzer Stammbaum:

                    www.iljajenzer.ch/temp/Stammbaum.tif




                    Edit 3:
                    in Aigle geboren wurde am 18. Oktober 1869 eine Leonie Ida Jenzer, getauft ebenfalls in Aigle am 7. Januar 1870. Vater: Ulrich Jenzer, von Huttwil, in Aigle, Mutter Rosalie Lina Jenny Rouge. Zeugen Francois Rouge und Leonie Fumaux ("Fumax" schwer lesbar).




                    Interessante Geschichte.



                    Hätte ich die 2015 gekannt, hätte ich diesen ehemaligen Wirtschaftsbetrieb - auch wenn nur noch eine Ruine - in Belarus besucht, als ich dort war.
                    Angehängte Dateien
                    Zuletzt geändert von Ilja_CH; 04.02.2023, 23:46.

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