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  #11  
Alt 20.02.2018, 18:32
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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Rätsel..In den Dokumenten von 1882 schreibt er, dass "es eine Vereinbarung für den Friedhof in Orzesche gibt, weil es in Nicolai keinen evangelischen Friedhof gibt".Es ist bekannt, dass der evangelische Friedhof in Nicolai aus dem Jahre 1861 stammt.Wie versteht man das?Dokumente in den Bildern Archiv Pless.
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  #12  
Alt 20.02.2018, 19:29
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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  #13  
Alt 21.02.2018, 08:26
Kleinschmid Kleinschmid ist offline
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Ganz wunderbar! Vielen Dank für das Einstellen der Dokumente betref. des privaten Friedhofs in Orzesche.

Ich habe die entspr. Paragraphen aus dem Preußischen Landrecht von 1794 (!), hier Theil II, Titel 11, betref. d. Begräbniswesens herausgesucht:

######
Niemand kann, durch Veranstaltung eines Privatbegräbnisses, der Kirchenkasse und der Geistlichkeit die ihnen zukommenden Abgaben entziehen (§ 187).

Ohne Erkenntniss des Staates soll Niemandem das ehrliche Begräbnis auf öffentlichen Kirchhöfen untersagt werden (§ 188).

Auch die im Staate aufgenommenen Kirchengesellschaften der verschiedenen Religionsparteien dürfen einander wechelsweise, in Ermangelung eigener Kirchhöfe, das Begräbnis nicht versagen (§ 189).

Wo der Kirchhof erweislich nicht der Kirchengesellschaft, sondern der Stadt- oder Dorfgemeinschaft gehört, da kann jedes Mitglied der Gemeinde, ohne Unterschied der Religion, auch auf das Begränbniss daselbst Anspruch machen (§ 190).

Jeder an einer ansteckenden Krankheit Verstorbene muß ohne allen Unterschied da, wo er gestorben, beerdigt werden, und sind in diesem Falle nur die Gebühren an die Pfarrei, wo die Beerdigung geschehen, zu entrichten (§§ 467. 468).
######

Also mußte spätestens Ende des 18. Jhd. die kath. Kirche in Schlesien die Beisetzung von Ev. auf ihren Kirchhöfen zulassen.

Nun zum Text:
"Bezüglich der besonderen Bestimmung des § 187doch bedarf es einer Regulierung im vorliegenden Falle nicht, da die ev. Kirchengemeinde zu Nikolai, zu welcher die betreffenden Fabrik-Beamten und Arbeiter gehören, einen eigenen Kirchhof selbst nicht besitzt und daher auch durch die in Aussicht genommene Anlage derartigen Rechten nicht vorgegriffen wird".

Entweder ein Fehler, oder der 'neue' Friedhof gehörte tatsächlich der Gemeinde, und nicht der ev. Kirche zu Nikolai. Daß es in Nikolai seit etwa 1863 neben dem bereits vorhandenen kath. einen weiteren Friedhof gab, ist doch unstrittig. Das müßte man aber in Nikolai (Stadtverwaltung, -archiv?) in Erfahrung bringen.
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  #14  
Alt 21.02.2018, 11:11
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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Vielen Dank für die zitierten Bestimmungen.Aber hier ist ein anderes Problem.
Friedhöfe in Orzesche, Wostschitz, Dubensko waren katholisch, in der Nähe von Kirchen..Es gab keine städtischen Friedhöfe.Galten diese Bestimmungen auch für Kirchenfriedhöfe?Vielleicht während einer Epidemie, aber ist es immer?
Ich bitte Sie, dieses Thema zu entwickeln "oder der 'neue' Friedhof gehörte tatsächlich der Gemeinde, und nicht der ev. Kirche zu Nikolai.."Was waren die Unterschiede usw.?Ich sende mehr Dokumente aus dem Archiv.
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  #15  
Alt 21.02.2018, 11:14
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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  #16  
Alt 21.02.2018, 11:15
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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  #17  
Alt 21.02.2018, 22:54
Kleinschmid Kleinschmid ist offline
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Das findet sich bei solchen Überlieferungen leider sehr oft: Es blieb nur die Dokumentation des Entscheidungsweges erhalten. Wir suchen aber die Entstehungsgeschichte des Friedhofs bzw. die Gegebenheiten des Begräbniswesens vor 1883 in Orzesche.

Chronologisch:
29.7.1882 Das Regierungspräsidium Oppeln hat über den Direktor der Oberschlesischen Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau in Orzesche, Bergrat Sachse, von deren Absicht erfahren, für die dortigen ev. Beamten und Arbeiter einen privaten Begräbnisplatz in Orzesche zu errichten. Infolge gehen zwei Schreiben raus: a. kgl. Consistorium in Breslau b. kgl. Landrat von Pleß (v. Winterfeldt).

16.9.1882 Bergrat Sachse (Orzesche) sendet Situationsplan an den Landrat Pleß. Das sanitätspolizeiliches Gutachten von Dr. Babel (Kreisphysikus) über die Eignung des vorgesehenen Geländes befand sich bereits beim ev. Superintendent Kölling in Pleß.

3.10.1882 Landrat Pleß fragt Superintendent Pleß wegen Gutachten und vorhandener Regulative der Pleßer Kirchhöfe sowie ebenso den kath. Pfarrverweser Ohl zu Pleß.

25.10.1882 Pfarrverweser (hier Kaplan) Ohl entschuldigt sich beim Landrat, weil der Kirchenvorstand sein Anliegen noch nicht bearbeitet hat.

30.10.1882 Kath. Kirchenvorstand zu Pleß an Landrat Pleß. Es gibt kein Regulativ über die beiden kath. Friedhöfe in Pleß. Es soll aber nun eins angelegt werden, worüber der Herr Landrat dann informiert werden soll.

8.11.1882 Superintendent Pleß an Landrath Pleß betref. der Gegebenheiten des Pleßer ev. Friedhofes
a.) Dort sind rings um den Kirchhof längs zur Mauer resp. der Zäune Gruftstellen angelegt.
b.) Das ganze große Mittelstück des Kirchhofes ist in in vier Felder geteilt werden: 1 u 2 deutsche Gemeinde (a Erwachsene, b Kinder), 3 u 4 polnische Gmeinde (a Erwachsene, b Kinder). Auf diesen Feldern werden der Reihe nach sämtliche Leichen, deren Angehörige keine Gruftstellen erworben haben, in der Reihe begraben und zwar beträgt der Abstand der Gräber zueinander je einen Fuß. Bisher wurden so in Pleß 2694 Leichen bestattet.

28.12.1882 Bergrat Sachse aus Orzesche ist mit dem Regulativ einverstanden.

18.1.1883 Landrat an RegPräsident Oppeln. Es gibt keine Bedenken gegen die Errichtung des privaten Begräbnisplatzes in Orzesche (Situationsplan, sanitäts. Gutachten u. Regulativ anbei).

23.1.1883 Notiz Landrat Pleß über Regulativ:
Aufgeteilt in 6 Begräbnisfelder, im Plan mit A bis F bezeichnet. A mit 71 qFuß, B mit 69 qFuß, C u. D mit je 42 qFuß und für Kinder das Feld F mit 23 qFuß.
Die Anlage ist mit einer 1,9 m hohen Mauer zu umgeben.
Abstand der Gräber min. 1 Fuß voneinander.
Eine Wiederbelegung der Gräber erfolgt frühestens nach 20 Jahren.

29.1.1883 RegPräsident Oppeln genehmigt die Anlage eines privaten, gemeinschaftlichen Begräbnisplatzes für die Beamten und Arbeiter der OS AG Kohlenbbergbau in Orzesche auf dem der genannten Gesellschaft gehörigen südlich von der Kolone Mariahütte belegenen ungefähr 13 Ar umfassenden Grundstücks nach Maßgabe des eingereichten Situationsplanes.

7.2.1883 Weitergabe der Genehmigung vom Landrat Pleß an Bergrat Sachse.

29.10.1898 kgl. Regierung zu Breslau für Kirchen- und Schulwesen an Landrat Pleß, hier Antwort auf Anfrage vom 27.7.1898 betref. Kirchof der (kath.) Feldkirche in Orzesche.

[Die Karte wurde gelöscht, weil der Friedhof darin von mir falsch eingetragen wurde. Die neue Karte - siehe unten - weist den Friedhof dann richtig aus.]

Geändert von Kleinschmid (22.02.2018 um 14:40 Uhr)
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  #18  
Alt 22.02.2018, 11:02
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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Vielen Dank, tolle Arbeit :-)..Und noch mehr Fragen :-)..Ist es möglich, dass auf zwei kleinen Friedhöfen etwa 300 Menschen begraben wurden?In den Jahren 1865-1911.
Dieser Bergbaufriedhof hatte 13 Ar, der katholische Friedhof war auch klein.
Der aktuelle evangelische Friedhof und die Kirche waren noch nicht da.
Ich sende auch eine Karte .. Rote Farbe Bergbau Friedhof, grün ist eine Kolonie von Bergbau-Häusern, blau ist ein katholischer Friedhof.Neben dem Bergbaufriedhof befindet sich PVM - Ein Lagerhaus für Sprengstoffe
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Geändert von Oberschlesier68 (22.02.2018 um 11:05 Uhr)
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  #19  
Alt 22.02.2018, 11:25
Oberschlesier68 Oberschlesier68 ist offline
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Einige Erklärungen.
Heute ist das Gebiet des Bergfriedhofs verwüstet.
Zusammen mit einer Gruppe von Enthusiasten möchten wir Erinnerungen an die evangelikalen Menschen, die dort begraben wurden, zurückbringen.
Sie haben Entwicklung und Industrie in Orzesze und Oberschlesien geschaffen.
Um die Unterstützung der lokalen Behörden zu fordern, müssen wir spezifische Informationen, Daten, Namen usw. haben.Alles ist vergessen und ausgelöscht.
Wir suchen immer nach Nachrichten in alten Manuskripten.
Dank der großartigen Arbeit von KLEINSCHMID trafen wir den Direktor von Karl
Sachse.
Während der Reinigungsarbeiten auf dem Friedhof fanden wir einen Schild aus dem Grab seiner Frau -Anna Sachse..Sie stammte aus einer Familie eines Berliner Architekten.
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  #20  
Alt 22.02.2018, 14:51
Kleinschmid Kleinschmid ist offline
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Zitat:
Zitat von Oberschlesier68 Beitrag anzeigen
Ist es möglich, dass auf zwei kleinen Friedhöfen etwa 300 Menschen begraben wurden?In den Jahren 1865-1911.
Dieser Bergbaufriedhof hatte 13 Ar, der katholische Friedhof war auch klein.
Rechnen wir mal:
13 Ar = 10 m x 10 m x 13 = 1300 qm. Damals waren die Menschen kleiner als heute, deshalb nahm man die Größe eines Erwachsenen (Männer u. Frauen) mit im Durchschnitt 1,6 m an. Den Vorschriften des pr. Bestattungswesens entsprechend war für ein Grab insgesamt so eine Fläche von 4 qm notwendig. Von den 1300 qm ziehen wir 10% für Wege, Eingangsbereich usw ab, bleiben 1170 qm übrig. 1170 / 4 ~ 290. Der Friedhof war für 290 große Gräber (Kinder bleiben bei dieser Rechnung unberücksichtigt) vorgesehen. Bei einer Liegedauer von 20 Jahren, konnten so etwa 14 Leichen pro Jahr beerdigt werden - alles grob gerechnet. Damals war die Kindersterblichkeit ja viel höher u. Kindersärge brauchen weniger Platz - also konnten min. 290 Personen in 20 Jahren beerdigt werden.

Von daher sind 300 ev. Leichen insgesamt für den Zeitraum von (1865 bis 1882 auf dem kath. Friedhof) plus (1883 bis 1911 auf dem ev. Friedhof) kein Problem.

Die Pleßer Kirche war von 1746. Wenn gleichzeitig der Friedhof angelegt wurde, waren dies 1882-1746 = 132 Jahre. 2694 / 132 ~ 20 Leichen pro Jahr. 20 Leichen x 20 Jahre x 4 qm sind = 1,6 Ar. Demnach war der Pleßer Friedhof knapp 1/4 größer als der in Orzesche. Alles wieder nur grob gerechnet!
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