Gregorianischer vs. Julianischer Kalender

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  • Kleeschen
    Erfahrener Benutzer
    • 01.03.2014
    • 1655

    Gregorianischer vs. Julianischer Kalender

    Hallo liebe Mitforscher,

    ich stelle sehr hohe Anforderungen an meine Forschung. Ich versuche alles so genau und einheitlich wie möglich zu notieren, Quellen ausführlich zu dokumentieren und natürlich möchte ich alles korrekt haben.

    Diesem Grundsatz bin ich am Anfang meiner Forschung noch nicht gefolgt. Quellen habe ich lange nicht notiert, was für mich insofern nicht schlimm ist, da ich mich tatsächlich in jedem Fall noch daran erinnern kann, woher ich meine Informationen bezogen habe. Seit mehreren Jahren trage ich nun Quellen nach, habe meine Datei aufgearbeitet und bin immer noch unzufrieden.

    Kurzerhand entschied ich mich dafür, meine Datei komplett neu aufzurollen. Ich möchte keine Linie mehr vernachlässigen (ich forsche zwar querbeet, aber einige Stämme habe ich irgendwie immer ignoriert), möchte alles immer sofort notieren, möchte, soweit möglich, Biografien für nähere Verwandte erarbeiten und einem System nachgehen.

    Dabei stellt sich für mich die Frage: Wie gehe ich mit den Kalendern um? Was zu wissen ist, ein Teil meiner Ahnen lebte die letzten zweihundert Jahre im Russischen Reich. Dort wurde bis 1918 der julianische Kalender verwendet. Da nicht immer Kirchenbücher der deutschstämmigen Kolonisten dort greifbar bzw. erhalten sind, müssen Forscher auf Sekundärquellen zurückgreifen. Diese stammen oft aber aus der Zeit des 2. Weltkrieges und enthalten Daten, die vom julianischen in den gregorianischen Kalender umgerechnet wurden. Das war in der Sowjetunion generell so der Fall. Mir fiel dabei aber immer wieder auf, dass die Personen selbst aber bei ihrem "julianischen Geburtsdatum" blieben und dieses auch meist so angaben.

    Ich bin früher so gefahren, dass ich Angaben nach dem gregorianischen Kalender, soweit nötig, in den julianischen umgerechnet habe, weil das ja der damals gültige Kalender in Russland war. Wenn ich aber nun daran denke, dass meine Uroma den Geburtstag nach julianischem Kalender am 28. September hatte, denke ich immer "Quatsch, eigentlich müsste es ja der 10. Oktober nach gregorianischem Kalender sein", weil dies dem heutigen Kalender entspricht. Ihren Geburtstag würde man am ehesten ja am 10. Oktober feiern, weil das ja quasi ihr "richtiger Geburtstag" heute wäre.

    Ich kenne wiederum Forscher, die Daten so übernehmen, wie sie ihnen gerade "über den Weg laufen", also ein komplettes Wirrwar. Das würde für mich überhaupt nicht in Frage kommen. Nun frage ich mich, ob ich Angaben nicht eher in den gregorianischen Kalender umrechnen sollte?

    Selbiges frage ich mich auch bei Datumsangaben in Deutschland, wo ja der gregorianische Kalender nur schleppend eingeführt wurde. Sollte ich ältere Angaben, die ich definitiv dem julianischen Kalender zuordnen kann, umrechnen? Oder nicht?

    Was meint ihr dazu? Wie würdet ihr das handhaben? Rechnet ihr im Fall Deutschland Angaben um? Auf Rückmeldungen bin ich gespannt.

    Viele Grüße
    Kleeschen
    Gouv. Cherson (Ukraine): Wahler, Oberländer, Schauer, Gutmüller, Schock, Freuer, Her(r)mann, Deschler & Simon
    Batschka (Ungarn/Serbien): Freier, Schock, Fuchs, Nessel, Weingärtner & Simon
    Rems-Murr-Kreis & Krs. Esslingen (Württemberg): Wahler, Bischoff, Stark, Schmid, Eiber & Magnus (Mang)
    Donnersbergkreis (Pfalz): Weingärtner, Gäres (Göres) & Opp
    Krs. Südwestpfalz (Pfalz): Freyer, Stecke, Neuhart & Kindelberger
    Krs. Germersheim (Pfalz): Deschler, Bär, Humbert, Dörrzapf & Stauch
  • DoroJapan
    Erfahrener Benutzer
    • 10.11.2015
    • 2510

    #2
    Hallo Kleeschen,

    ich schreibe mir beide Daten auf. Einmal mit dem Hinweis
    - Datum nach julianischem Kalender
    und dann noch der Hinweis
    - Datum nach gregorianischem Kalender.
    In einigen Programmen, kann man auch ein alternatives (Geburts-/Heirats-/Sterbe-)Datum angeben, würde sich in dem Fall auch gut machen, aber eben nur, wenn man den Hinweis hinzufügt.

    Liebe Grüße
    Doro
    Brandenburg: Lehmann: Französisch Buchholz; Mädicke: Alt Landsberg, Biesdorf; Colbatz/Kolbatz: Groß Köris; Lehniger, Kermas(s), Matzke: Schuhlen-Wiese(Busch)
    Schlesien: Neugebauer: Tschöplowitz+Neu-Cöln (Brieg); Gerstenberg: Pramsen; Langner, Melzer, Dumpich: Teichelberg (Brieg); Kraft: Dreißighuben (Breslau), Lorankwitz
    Pommern-Schivelbein: Barkow: Falkenberg; Bast: Bad Polzin
    Böhmen-Schluckenau: Pietschmann: Hainspach, Schirgiswalde; Kumpf: Alt Ehrenberg 243, 28; Ernst: Nixdorf 192

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    • ReReBe
      Erfahrener Benutzer
      • 22.10.2016
      • 2531

      #3
      Zitat von Kleeschen Beitrag anzeigen
      Was zu wissen ist, ein Teil meiner Ahnen lebte die letzten zweihundert Jahre im Russischen Reich. Dort wurde bis 1918 der julianische Kalender verwendet.

      Ich bin früher so gefahren, dass ich Angaben nach dem gregorianischen Kalender, soweit nötig, in den julianischen umgerechnet habe, weil das ja der damals gültige Kalender in Russland war.

      Hallo Kleeschen,

      leider ist das mit den beiden Kalendern im Russischen Reich alles nicht so eindeutig. Wie Du richtig schreibst, erfolgte der Übergang auf den Gregorianischen Kalender dort offiziell 1918, wobei die Differenz 13 Tage betrug. Nun habe ich aber bei evangelischen Vorfahren in Russisch Polen Eintragungen in Kirchenbüchern vor 1909, bei denen stets beide Datumsangaben genannt werden, wobei die Differenz 12 Tage beträgt. Wie man hier https://www.timeanddate.de/kalender/...regorianischer nachlesen kann, muss der Übergang von 12 auf 13 Tage zwischen 1912 und 1916 erfolgt sein.

      Zurück zu Deiner eigentlichen Frage. Ich handhabe es so, dass ich nur das Datum des Gregorianischen Kalenders nehme, obwohl offiziell ja noch der Julianische Kalender galt. Ich sehe es hinsichtlich der "Korrektheit" so, dass beides korrekt ist, wenn klar ist, welcher der beiden Kalender zu Grunde liegt. Da heute fast allerorts der Gregorianische Kalender gilt, würde ich mich immer auf diesen beziehen und ggf. auch Daten vom Julianischen Kalender auf diesen mit der jeweils gültigen Tagesdifferenz umrechnen.

      Gruß
      Reiner

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15111

        #4
        Zitat von ReReBe Beitrag anzeigen
        ... und ggf. auch Daten vom Julianischen Kalender auf diesen mit der jeweils gültigen Tagesdifferenz umrechnen ....
        Hallo,
        das ist leider Geschichtsfälschung, denn Daten aus historischen Quellen sollen so übernommen werden, wie sie in den Quellen stehen.

        Was dabei herauskommt, wenn man es anders macht, liest man in Kleeschen Eingangsfrage:
        Zitat von Kleeschen Beitrag anzeigen
        ... Ich bin früher so gefahren, dass ich Angaben nach dem gregorianischen Kalender, soweit nötig, in den julianischen umgerechnet habe ....
        Nun frage ich mich, ob ich Angaben nicht eher in den gregorianischen Kalender umrechnen sollte? ....
        Die korrekte Vorgehensweise lautet: nichts umrechnen. Und dies ist sogar gleichzeitig noch die bequemste.
        Genealogie-Arbeit bedeutet nun mal hauptsächlich das pure Abschreiben von Kirchenbuch-Einträgen.

        Selbstverständlich kann oder sollte man in der Anmerkung schreiben, nach welchem Kalender die Datumsangabe in der historischen Quelle gemacht wurde, wenn man dies weiß.
        Viele Grüsse
        Viele Grüße

        Kommentar

        • AKocur
          Erfahrener Benutzer
          • 28.05.2017
          • 1371

          #5
          Hallo,

          ich würde es nicht direkt Geschichtsfälschung nennen, bin aber ebenso der Meinung, dass es problematisch ist, einfach jedes Datum in unseren heutigen Kalender umzurechnen. Vor allem deshalb, weil man eigentlich nie ausschließen kann, dass man Rechenfehler begeht und dann eben Geschichtsfälschung begeht, wenn auch ungewollt.

          Ich kann aber auch durchaus nachvollziehen, dass man alle Daten in leicht verständlicher Form haben möchte (julianisch vs gregorianisch geht ja noch, aber der frz. Revolutionskalender? Mittelalterliche Datumsangaben?), aber wenn man umrechnet, sollte unbedingt festgehalten werden a) dass es sich um ein umgerechnetes Datum handelt und b) wie das originale Datum laut Quelle ist.

          LG,
          Antje

          Kommentar

          • ReReBe
            Erfahrener Benutzer
            • 22.10.2016
            • 2531

            #6
            Hallo allerseits,

            ich denke, wir reden etwas aneinander vorbei. Natürlich wird man bei der Erfassung der Daten aus den Originalquellen die Daten so übernehmen wie sie dort vorzufinden sind, indem man diese abschreibt oder den Eintrag als Scan oder Foto speichert. Ich habe aber noch keinen Kirchenbucheintrag gesehen, in dem vermerkt wird, welcher Kalender dem eingetragenen Datum zu Grunde liegt. Hier können wir lediglich entsprechend Ort und Zeit eine Vermutung anstellen, die in den meisten Fällen wohl zutreffen wird. Aber es gibt sicher auch Grenzfälle. Wie ich in #3 geschrieben habe, fand ich in ev Kirchenbüchern von Wielun in Russisch Polen bis 1909 Einträge, bei denen das Geburts-, Tauf-, Heirats- oder Sterbedatum sowohl nach dem Julianischen als auch nach dem Gregorianischen Kalender mit einer Differenz von 12 Tagen angegeben wird. Da ist die Sache klar, man muss sich nur entscheiden, welches Datum man z.B. für die weitere Verwendung in Ahnenprogrammen verwenden will, wo es aber in der Regel keine Möglichkeit gibt, diese Entscheidung außer durch weitere Bemerkungen kenntlich zu machen. Was aber macht man, wenn in KB aus Russisch Polen nur ein Datum genannt wird? In Polen wurde der Gregorianische Kalender bereits sehr früh eingeführt, im Russischen Reich erst 1918. Woher soll man nun sicher wissen, welcher Kalender hier zu Grunde gelegt wurde? Ich möchte zudem auch gar nicht wissen, wie viele Pfarrer durch wissentliche oder unwissentliche Falscheinträge Geschichtsfälschung betrieben haben.

            Nach meinem Verständnis läuft die ganze Problematik -mal abgesehen von den grundsätzlichen Unwägbarkeiten zur Korrektheit der Einträge- darauf hinaus, dass man sich entscheiden muss, wie man in solchen zweifelhaften Fällen bei der Verwendung der Daten in Ahnentafeln oder -listen vorgeht. Ich jedenfalls werde bei meiner Methode bleiben und denke nicht, dass ich damit Geschichtsfälschung begehe.

            Gruß
            Reiner

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15111

              #7
              Zitat von ReReBe Beitrag anzeigen
              ... Was aber macht man, wenn in KB aus Russisch Polen nur ein Datum genannt wird? In Polen wurde der Gregorianische Kalender bereits sehr früh eingeführt, im Russischen Reich erst 1918. Woher soll man nun sicher wissen, welcher Kalender hier zu Grunde gelegt wurde? ...
              Das muss man nicht wissen. Man nimmt das Datum des Kirchenbuch-Eintrags. Und zwar egal, ob dies dem staatlich verordneten Kalendersystem entsprach oder nicht.

              Zitat von ReReBe Beitrag anzeigen
              ... denke nicht, dass ich damit Geschichtsfälschung begehe ...
              Wenn Du ein Datum einträgst, dass nicht dem Datum enspricht, das im Kirchenbuch steht (wenn dort eines steht), dann ist es Geschichtsfälschung, ist doch logisch.
              Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 18.10.2018, 21:27.
              Viele Grüße

              Kommentar

              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 15111

                #8
                Natürlich werden die Einträge von französ. Revolutionskalender und islamischen Kalender nicht originalgetreu übernommen, weil in unserem Kulturraum die Jahreszählung nun einmal auf die Geburt Christi fußt.
                Aber diese maximal zweiwöchige Abweichung zwischen Gregorianisch und Julianisch ist nicht dermaßen relevant, dass man dafür eine originale Datumsangabe verändern müsste.
                Viele Grüße

                Kommentar

                • Kleeschen
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.03.2014
                  • 1655

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  ich danke Euch für die zahlreichen Antworten!

                  In meinem Programm könnte ich theoretisch auch ein "alternatives Geburtsdatum" einfügen. Ich habe eine solche Praktik (aber eher bei abweichenden Geburtsangaben und nicht bei unterschiedlichen Kalendern) bei anderen Forschern gesehen. Ich empfinde diese als eher unübersichtlich, vor allem da dadurch sehr viele Personen zwei Geburtstage, zwei Konfirmationstage, zwei Hochzeitstage, zwei Todestage, etc. hätten.

                  Ich suche nach einer Lösung, die man so auch in eine "richtige Niederschrift" notieren könnte. Für jeden pro Ereignis zwei Daten anzugeben ist auch hier eher irritierend, oder nicht?

                  Zitat von ReReBe Beitrag anzeigen
                  leider ist das mit den beiden Kalendern im Russischen Reich alles nicht so eindeutig. Wie Du richtig schreibst, erfolgte der Übergang auf den Gregorianischen Kalender dort offiziell 1918, wobei die Differenz 13 Tage betrug. Nun habe ich aber bei evangelischen Vorfahren in Russisch Polen Eintragungen in Kirchenbüchern vor 1909, bei denen stets beide Datumsangaben genannt werden, wobei die Differenz 12 Tage beträgt. Wie man hier https://www.timeanddate.de/kalender/...regorianischer nachlesen kann, muss der Übergang von 12 auf 13 Tage zwischen 1912 und 1916 erfolgt sein.
                  Meines Wissens erfolgte die Umstellung auf 13 Tage Unterschied im Jahr 1900! Scheinbar wusste das nicht jeder. In "meinen Kirchenbüchern" ist meinem Einschätzen nach die Angabe immer im julianischen Kalender getätigt worden, mit diesem Kalender wurde wohl auch im Alltag gearbeitet. Unter anderem liegt mir ein Brief meines Vorfahrens von ungefähr 1836 (geschätzt, ich müsste nachschauen) vor, wo er das Datum des Verfassens schreibt und explizit auf den "alten Stil" hinweist - julianischer Kalender.

                  Zitat von ReReBe Beitrag anzeigen
                  Zurück zu Deiner eigentlichen Frage. Ich handhabe es so, dass ich nur das Datum des Gregorianischen Kalenders nehme, obwohl offiziell ja noch der Julianische Kalender galt. Ich sehe es hinsichtlich der "Korrektheit" so, dass beides korrekt ist, wenn klar ist, welcher der beiden Kalender zu Grunde liegt. Da heute fast allerorts der Gregorianische Kalender gilt, würde ich mich immer auf diesen beziehen und ggf. auch Daten vom Julianischen Kalender auf diesen mit der jeweils gültigen Tagesdifferenz umrechnen.
                  In Deinem Fall, Reiner, würde ich nach Deinem System die julianischen Daten nochmal manuell in den gregorianischen Kalender umrechnen, da die Schreiber von dem zusätzlich angefallenen Tag scheinbar nicht wussten. Das heißt, man ein Tag bei den Daten fehlt. Welcher Kalender nun in Polen eher gebräuchlich war, weiß ich nicht. Meine Ahnen kommen aus dem Schwarzmeergebiet.

                  Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                  das ist leider Geschichtsfälschung, denn Daten aus historischen Quellen sollen so übernommen werden, wie sie in den Quellen stehen.
                  Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                  Natürlich werden die Einträge von französ. Revolutionskalender und islamischen Kalender nicht originalgetreu übernommen, weil in unserem Kulturraum die Jahreszählung nun einmal auf die Geburt Christi fußt.
                  Aber diese maximal zweiwöchige Abweichung zwischen Gregorianisch und Julianisch ist nicht dermaßen relevant, dass man dafür eine originale Datumsangabe verändern müsste.
                  Wäre die Veränderung des Kalenders dann nicht auch "Geschichtsfälschung"? Ich bin der Meinung, wenn man Daten nach dem französischen Revolutionskalender oder dem islamischen Kalender in den gregorianischen umrechnet, dann sollte man, insofern damals eigentlich anderswo auch eher der gregorianische Kalender verwendet wurde, der julianische in den gregorianischen umgerechnet werden. Denn das ist nun mal ein anderer Kalender, egal ob es nun 12 oder 13 Tage Differenz sind!

                  Zum Beispiel habe ich in meiner Sippschaft eine ältere Dame (sie war eine Cousine meiner Urgroßmutter), die erst kürzlich verstorben ist. Sie ist während des Ersten Weltkrieges in Zarenrussland geboren und ihre Geburt ereignete sich zu Zeiten des julianischen Kalenders. Ihr Geburtsdatum wurde von den sowjetischen Behörden irgendwann in den gregorianischen Kalender umgerechnet und sie selbst betrachtete das auch als richtig. Wenn sie nun am 21. Januar nach "altem Stil" geboren wurde, dann entspricht das nicht dem 21. Januar nach "neuem Stil" und so würde sie ihren Geburtstag an einem falschen Datum feiern. Sie nannte mir ihr Geburtsdatum und ich habe es in den Kirchenbüchern nachgeschlagen - natürlich mit der Differenz von 13 Tagen.

                  Zitat von AKocur Beitrag anzeigen
                  Vor allem deshalb, weil man eigentlich nie ausschließen kann, dass man Rechenfehler begeht und dann eben Geschichtsfälschung begeht, wenn auch ungewollt.
                  Ich rechne, insofern ich das tue, mit einem automatischen Rechner in den gregorianischen Kalender um, der die Differenz mit einberechnet und auch weiß, wann man die 12 oder 13 Tage verwendet. Außerdem rechne ich es sogar noch jedes mal selbst nach!

                  Zitat von AKocur Beitrag anzeigen
                  Ich kann aber auch durchaus nachvollziehen, dass man alle Daten in leicht verständlicher Form haben möchte (julianisch vs gregorianisch geht ja noch, aber der frz. Revolutionskalender? Mittelalterliche Datumsangaben?), aber wenn man umrechnet, sollte unbedingt festgehalten werden a) dass es sich um ein umgerechnetes Datum handelt und b) wie das originale Datum laut Quelle ist.
                  Ich finde, wie bereits gesagt, verwerflich, den französischen Revolutionskalender umzurechnen, bei julianisch und gregorianisch dann aber davon Abstand zu nehmen. Das ist meiner Meinung nach ungenau! Ich kann mir sehr gut vorstellen, die Daten in den gregorianischen Kalender umzurechnen (ich kann nach jahrelanger, intensiver Arbeit mit den Quellen ziemlich gut einschätzen, welcher Quelle ich inwieweit trauen kann und welches Kalendersystem sie verwendet) und dann explizit zu erwähnen, wie das Datum nach dem julianischen Kalender (im Originaleintrag) zu lauten hat. Die Grundsätze und Standarte meiner Forschung sind eh in einer Art "Vorwort" erläutert.

                  Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                  Das muss man nicht wissen. Man nimmt das Datum des Kirchenbuch-Eintrags. Und zwar egal, ob dies dem staatlich verordneten Kalendersystem entsprach oder nicht.
                  Und was wenn der Pfarrer sich vertan hat? Ich habe nicht selten den Fall, dass die Taufe auf ein Datum vor der Geburt datiert wurde oder die eine Quelle das besagt, die andere das. Teilweise Quellen, die zeitgleich entstanden sind. Dann muss man meiner Meinung nach abwägen, was denn nun stimmt und wo der Fehler entstanden sein kann. Und das wird natürlich vermerkt!

                  Liebe Grüße
                  Kleeschen
                  Gouv. Cherson (Ukraine): Wahler, Oberländer, Schauer, Gutmüller, Schock, Freuer, Her(r)mann, Deschler & Simon
                  Batschka (Ungarn/Serbien): Freier, Schock, Fuchs, Nessel, Weingärtner & Simon
                  Rems-Murr-Kreis & Krs. Esslingen (Württemberg): Wahler, Bischoff, Stark, Schmid, Eiber & Magnus (Mang)
                  Donnersbergkreis (Pfalz): Weingärtner, Gäres (Göres) & Opp
                  Krs. Südwestpfalz (Pfalz): Freyer, Stecke, Neuhart & Kindelberger
                  Krs. Germersheim (Pfalz): Deschler, Bär, Humbert, Dörrzapf & Stauch

                  Kommentar

                  • Anna Sara Weingart
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.10.2012
                    • 15111

                    #10
                    Zitat von Kleeschen Beitrag anzeigen
                    ... Ich finde, wie bereits gesagt, verwerflich, den französischen Revolutionskalender umzurechnen, bei julianisch und gregorianisch dann aber davon Abstand zu nehmen. ....
                    Was daran "verwerflich" sein soll, begründest Du aber nicht?

                    Zitat von Kleeschen Beitrag anzeigen
                    ... Ihr Geburtsdatum wurde von den sowjetischen Behörden irgendwann in den gregorianischen Kalender umgerechnet und sie selbst betrachtete das auch als richtig ....
                    Einige Leute haben die eine Meinung, andere empfänden es andersherum als "richtig". Willst Du jetzt jeden Verstorbenen nachträglich fragen wie er es sich wünscht wie Du es handhabst?
                    Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 18.10.2018, 22:31.
                    Viele Grüße

                    Kommentar

                    • Kleeschen
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.03.2014
                      • 1655

                      #11
                      Ich finde es ohne Kommentar zwischen zwei unterschiedlichen Kalendern umher zu springen falsch.

                      Und außerdem: wenn ich nun eine Quelle habe, die zu einem Ereignis das Datum im gregorianischen Kalender festhält (KB nicht vorhanden), was mache ich dann? So einen Fall habe ich. Zwillinge, Geburtseintrag nicht vorhanden. Die eine siedelt in den 1940ern nach Deutschland um, dort wird ihr Geburtstag nach gregorianischem Kalender festgehalten. Die andere wandert nach Amerika aus und stirbt noch vor Einführung des gregorianischen Kalenders in Russland. In ihrer Sterbeurkunde (liegt mir vor) wird das Geburtsdatum wiederum im julianischen Kalender angegeben. Muss ich den Schwestern nun zwei verschiedene Geburtstage geben, obwohl das nicht stimmt?
                      Gouv. Cherson (Ukraine): Wahler, Oberländer, Schauer, Gutmüller, Schock, Freuer, Her(r)mann, Deschler & Simon
                      Batschka (Ungarn/Serbien): Freier, Schock, Fuchs, Nessel, Weingärtner & Simon
                      Rems-Murr-Kreis & Krs. Esslingen (Württemberg): Wahler, Bischoff, Stark, Schmid, Eiber & Magnus (Mang)
                      Donnersbergkreis (Pfalz): Weingärtner, Gäres (Göres) & Opp
                      Krs. Südwestpfalz (Pfalz): Freyer, Stecke, Neuhart & Kindelberger
                      Krs. Germersheim (Pfalz): Deschler, Bär, Humbert, Dörrzapf & Stauch

                      Kommentar

                      • gki
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2012
                        • 4823

                        #12
                        Hallo,

                        in meinem Forschungsbereich gab es vor gut 300 Jahren einen(!) Pfarrer der sich darin gefiel, die Daten im Römischen Kalender einzutragen (4 Cal Julii etc.). Mir bleibt keine andere Möglichkeit, als das Datum umzurechnen, da Gramps - so flexibel es ist - diese Art der Datumseingabe nicht unterstützt.

                        Natürlich merke ich die ursprüngliche Form an.
                        Gruß
                        gki

                        Kommentar

                        • Anna Sara Weingart
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.10.2012
                          • 15111

                          #13
                          Offensichtlich sind die Zwillinge zu der Zeit geboren, als der Julianische Kalender galt. Es ist also davon auszugehen, das der Kirchenbuch-Eintrag dem Julianischen entsprach. Und duch die Sterbeurkunde ist es belegt, und Du kennst dieses Datum.

                          Bist Du so ideologisch, dass alles in Deinem Stammbaum "gregorianisch" sein muss. Warum? Es gibt keinen vernünftigen Grund nicht das originale, Dir vorliegende, julianische Datum zu nehmen.

                          Das für beide Zwillinge gilt, dass ihr Geburtstag in Deinem Stammbaum gleich lauten muss, ist selbstverständlich. Du hast das gregorianische gewählt. Das julianische wäre aber wie gesagt auch nicht falsch. Nach meiner Meinung sogar die bessere Wahl.
                          Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 18.10.2018, 22:47.
                          Viele Grüße

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                          • AKocur
                            Erfahrener Benutzer
                            • 28.05.2017
                            • 1371

                            #14
                            Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                            Es gibt keinen vernünftigen Grund nicht das originale julianische Datum zu nehmen.
                            Doch, allein um Verwirrung zu vermeiden. Nicht umsonst rechnen wir den frz. Revolutionskalender ja genauso um wie mittelalterliche oder römische Datumsangaben wie gki sie erwähnt. Niemand schreibt heute, dass Julius Caesar an den Iden des März im Jahre der Konsulen G. Julius Caesar und Marcus Antonius ermordet wurde.

                            Bei dem Zwillingsfall bin ich aber auch für dasselbe Geburtsdatum, je nachdem für welches Kalendersystem du dich entscheidest.

                            In einer Niederschrift würde ich das ganze über Fußnoten und ein kommentiertes Quellenverzeichnis, wo ich auf die Frage des Kalendersystems eingehen kann, lösen.
                            Im Ahnenprogramm auf dem Computer auf alternative Geburtsdaten oder einfach das Notizenfeld ausweichen. Wichtig ist nur, dass erkenntlich wird, wenn umgerechnet wurde und der Leser es nachvollziehen kann.

                            LG,
                            Antje

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                            • Kleeschen
                              Erfahrener Benutzer
                              • 01.03.2014
                              • 1655

                              #15
                              Du bist also der Meinung, dass man den julianischen Kalender benutzen sollte? Was wäre der Unterschied zum französischen Revolutionskalender? Nur weil die Monate auch Januar, Februar und März heißen, das Jahr fast identisch in einem Kalender zum anderen ist, heißt es nicht, dass die Daten die selben sind!

                              Wie bereits gesagt, für mich würde es einen Unterschied machen, ob die Person meiner Datei zufolge nun im Alter von 80 Jahren und 23 Tagen gestorben ist oder im Alter von 80 Jahren von 10 Tagen. Die Personen haben den neuen Kalender ja i.d.R. angenommen! Wenn ich jetzt sagen würde, dass meine Urgroßmutter am 28. September Geburtstag hatte, stimmt es insoweit nicht, weil nach unserem Kalender am 10. Oktober Geburtstag hat. Oder würdest Du Leuten erzählen, dass sie am 19. Vendémiaire CVI geboren wurde?
                              Gouv. Cherson (Ukraine): Wahler, Oberländer, Schauer, Gutmüller, Schock, Freuer, Her(r)mann, Deschler & Simon
                              Batschka (Ungarn/Serbien): Freier, Schock, Fuchs, Nessel, Weingärtner & Simon
                              Rems-Murr-Kreis & Krs. Esslingen (Württemberg): Wahler, Bischoff, Stark, Schmid, Eiber & Magnus (Mang)
                              Donnersbergkreis (Pfalz): Weingärtner, Gäres (Göres) & Opp
                              Krs. Südwestpfalz (Pfalz): Freyer, Stecke, Neuhart & Kindelberger
                              Krs. Germersheim (Pfalz): Deschler, Bär, Humbert, Dörrzapf & Stauch

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