Kavallerie in Königgrätz 1866

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  • der_suchende
    Benutzer
    • 18.01.2015
    • 71

    Kavallerie in Königgrätz 1866

    Hallo Spezialisten,

    einer meiner Vorfahren war vor 150 Jahren bei der Schlacht von Königgrätz 1866 - einer der Glücklichen, die diese Schlacht überlebt haben. Er war angeblich (Familiengeschichte) bei der Kavallerie in der Festung Königgrätz.
    Anfragen in Prag und in Wien haben nichts ergeben - keine Unterlagen....gibt es noch eine Chance was zu erfahren ?

    Schönen Abend aus Berlin

    Peter
  • Svenja
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2007
    • 4353

    #2
    Hallo Peter

    Wenn du uns seinen Namen und seinen Geburtsort sowie seinen Wohnort um 1866 angeben würdest, wäre es vermutlich einfacher, dir zu helfen.

    In Prag oder Wien kannst du, wenn überhaupt, nur etwas finden, wenn er der k.u.k Armee angehörte.

    Im selben Fall könntest du evtl. auch in alten Zeitungen fündig werden, nämlich hier http://anno.onb.ac.at/ oder evtl auch hier http://kramerius.nkp.cz/kramerius/We...775695D2E5DD91

    Die preussischen Verlustlisten von 1866 findest du hier. Ich weiss jedoch nicht sicher, ob diese Listen auch Verwundete enthalten

    Edit: Ich habe jetzt mal nur das Datum der Schlacht eingegeben, da sind tatsächlich auch leicht Verwundete enthalten.

    Gruss
    Svenja
    Zuletzt geändert von Svenja; 23.05.2016, 22:25.
    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

    Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

    Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

    Kommentar

    • der_suchende
      Benutzer
      • 18.01.2015
      • 71

      #3
      Hallo Svenja,

      ja, sorry ich hab vergessen zu sagen, dass er natürlich in der k.u.k. Armee war - deshalb auch meine Nachfrage in Wien und Prag ;-)
      Sein Name war Josef Pokorny, am 20.07.1843 in Prag geboren.

      Danke und schönen Abend

      Peter

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      • Farang
        Erfahrener Benutzer
        • 25.04.2010
        • 1116

        #4
        Hallo Peter,
        wenn er in der Festung Königgrätz als Kavallerist war, ist es natürlich selbstredend, dass er in der k.u.k. Kavallerie diente.
        Die Preußen haben zwar den kaiserlich österreichischen Truppen sehr zugesetzt, aber die Festung Königgrätz wurde ja bekanntlich nicht genommen.

        Da ich mich zur Zeit, aufgrund des 150zigsten Jahrestag der Schlacht am 03.07.1866, Militär-Historisch damit befasse, kann ich Dir etwas weiterhelfen.

        Zu Deinen Informationen, dass der Vorfahre Kavallerist in der Festung Königgrätz im Juli 1866 während der Schlacht war, passt eigentlich nur eine einzige Kavallerie-Einheit. Im Juni / Juli 1866 war als Verbindungs-und Meldereiterei der 1. Zug der 4. Eskadron des Ulanen-Regiments „Franz Joseph I“ Nr. 6 in der Festung eingeteilt. Diese Truppe war 36 Mann stark. (siehe „Österreichs Kämpfe im Jahre 1866, Band I., Ordre de Bataille , Seite 97)

        Es gibt eine Regimentsgeschichte (PIZZIGHELLI, CAJETAN: Geschichte des k. u. k. Ulanen-Regimentes Kaiser Joseph II. No. 6. Wien: 1908)., in der möglicherweise etwas mehr Details zum Einsatz bei Königgrätz vermerkt ist, aber ich vermute sicher nicht mehr zu Deine Vorfahren. Wenn selbst in den zuständigen Archiven kein Material vorhanden ist, musst Du Dich vermutlich damit abfinden.
        Auch bei Wiki gibt es was.


        Gruß Michael
        Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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        • der_suchende
          Benutzer
          • 18.01.2015
          • 71

          #5
          Hallo Michael,

          danke für die Information. Ich werde das Buch als Fernleihe bestellen. Wenn Du Dich schon mit Königsgrätz befasst, dann würde mich mal interessieren, warum Österreich wirklich so haushoch die Schlacht verloren hat...es gibt da die wildesten Gerüchte.

          Schönen Abend noch und vielen Dank
          Peter

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          • Farang
            Erfahrener Benutzer
            • 25.04.2010
            • 1116

            #6
            Zitat von der_suchende Beitrag anzeigen
            .... dann würde mich mal interessieren, warum Österreich wirklich so haushoch die Schlacht verloren hat...es gibt da die wildesten Gerüchte.
            Hallo Peter,

            ja, eine ganze Reihe an populären Mythen ranken sich um diese Schlacht:

            Dem österreichischen Oberbefehlshaber, Feldzeugmeister Ludwig von Benedek wird Unfähigkeit vorgeworfen, währen dem preußischen Generalstabchef Helmuth von Moltke große Genialität zugesagt wird. Die preußische Krupp-Kanone und das Zündnadelgewehr seien den österreichischen Lenk-Geschützen und dem Lorenz-Vorderladergewehr deutlich überlegen gewesen. Zu guter Letzt, hätten angeblich die modernen preußischen Verkehrs- und Nachrichtenmittel, Eisenbahn sowie der Telegraf ihr Übriges zum Sieg beigetragen. Doch all diese Mythen halten einer modernen Sachkritik nicht stand.

            Die Eisenbahn wurde nicht nur von Preußischen Truppen genutzt, soweit dies durch die gesprengten Bahnlinien und Brücken auf sächsischem Gebiet noch möglich war, sondern auch in umfangreicher Form von den k.k. Truppen. Hierzu wurde eigens Transportkommandostellen an den wichtigsten Eisenbahnknotenpunkten eingerichtet und Truppen zum Schutz der strategischen Bahnlinien abgestellt.

            Auch das Versenden von Telegrammen hatte auf keiner Seite einen wesentlichen Einfluss auf den Ausgang der Schlacht.

            Moltkes „geniale“ Idee vom „getrennt marschieren – vereint kämpfen“ dürfte wohl schon seit Friedrich II. von Preußen 100 Jahre früher bekannt gewesen sein und war eher ein notwendiges Übel des Bahntransportes.
            Die gesteigerte Feuerkraft des Zündnadelgewehres war lediglich in der Verteidigung im entscheidenden Vorteil und kann daher nur bedingt als schlachtentscheidend bewertet werden.

            Ferner verfügte nur ca. ein Drittel der preußischen Artillerie über die viel gerühmten Krupp´schen Hinterlader- Geschütze, während die hervorragende Österreichische Artillerie bereits auf gezogene Hinterlader-Kanonen mit einer viel größeren Reichweite umgerüstet war. Nicht unerwähnt soll hier auch die österreichische Kavallerie bleiben, die durch Expertenmeinung aus dieser Zeit zu der besten der Welt zählte.

            Sicherlich stellt die chaotische Gesamtsituation der Führung der k.k. Armee, der Ausbildungsstand, die Ausrüstung und Versorgung der Truppen einen, wenn nicht den entscheidenden Faktor, zum katastrophalen Ausgang der Schlacht bei Königgrätz dar. Feldzeugmeister Ludwig August von Benedek, der populäre und erfolgreiche Feldherr der Südarmee in Italien, wurde durch Kaiser Franz Joseph I. förmlich dazu genötigt, das Kommando über die Nordarmee zu übernehmen. Benedek war sehr unglücklich über die Entscheidung und zusätzlich kam der unglückliche Umstand hinzu, dass er es bei der Nordarmee mit zwei Generalstäblern zu tun hatte, die ihr Möglichstes taten, um den Feldzug in ein Desaster zu verwandeln. Zwar wurden Generalstabchef Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Henikstein und der Chef der Operationskanzlei, Generalmajor Ritter von Krismanic am Tag vor der Schlacht von ihren Posten enthoben, allerdings waren da schon entscheidende, falsche Befehle und Anordnungen getroffen. Zu allem Überdruss waren einige österreichische Korpkommandanten und ranghöhere Offiziere Angehörige des Hochadels, die sich von einem „protestantischen Emporkömmling“ nichts sagen lassen wollten und trafen während der Schlacht eigenmächtige und verheerende Entscheidungen. Oft wurden Angehörige des hohen Adels zu Generalen gemacht, deren einzige Qualifikation eben nur die Zugehörigkeit zu den großen Familien der Habsburger Monarchie war.

            Darüber hinaus, wurde durch eine rigorose Sparpolitik die Armee in eine Zustand versetzt, der nur noch bedingt kriegstauglich war. Seit Jahren wurden verhältnismäßig viele Soldaten aus Kostengründen, nach nur kurzer Ausbildung, beurlaubt. Oftmals erfolgte keine oder eine nur sehr geringe Schießausbildung. Die Depotbestände wurden weder konserviert noch erneuert. Es fehlte an Uniformen, Wäsche, Kochgeschirren, Sätteln und Schuhen. Die hölzernen Wasserflachen, als Beispiel, waren morsch und undicht. Sämtliche Fahrzeuge waren altersschwach und nicht vollzählig. All diese Mängel musste die Truppe auf den Schlachtfeldern um Königgrätz letztendlich mit dem Leben bezahlen.

            Meine Literaturempfehlung und Quellen:
            Neuhold,Helmut, 1866 Königgrätz, Marix Verlag, 2016
            Zeinar,Hubert, Geschichte des Österreichischen Generalstabes, Böhlau Verlag, Wien 2006
            k.k. Generalstabs-Büro, Österreichs Kämpfe 1866, Wien 1868

            Gruß Michael
            Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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            • der_suchende
              Benutzer
              • 18.01.2015
              • 71

              #7
              Hallo Michael,

              sorry für die späte Antwort...war einige Tage offline ;-)
              Das ist ja wirklich sehr interessant was Du schreibst. Ich finde Du hast wirklich ein großartiges Wissen in Sachen k.u.k. Armee. Ich habe mich jetzt auch, angeregt durch Dein Posting mal etwas mit der Schlacht und meinem Vorfahren beschäftigt. Es gibt ja eine Unmenge an Bücher darüber - vermutlich durch das Jubiläum noch einige mehr ;-)
              Die Kavallerie hat ja ganz schön Opfer zu beklagen gehabt - gibt es eine Aufstellung wie viel Verluste die Regimenter hatten?

              Nebenbei möchte ich Dir auch mal grundsätzlich Danke sagen für die guten Beiträge und die qualifizierte Hilfe die Du hier im Forum immer gibst!

              Besten Dank und schönen Gruß aus Berlin

              Peter

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              • Farang
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2010
                • 1116

                #8
                Hallo Peter,

                herzlichen Dank für das Lob - es freut mich, wenn ich Dir und auch Anderen mit meinem bescheidenen Fachwissen etwas helfen kann...
                Bezüglich einer detaillierten Übersicht der Verluste habe ich schon mal etwas gesehen, kann mich aber gerade nicht erinnern wo...ich suche mal und melde mich wieder.

                Gruß Michael
                Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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                • Farang
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2010
                  • 1116

                  #9
                  Hallo Peter,

                  eine sehr umfangreiche statistische Aufarbeitung aller Verluste der Schlachten bei Königgrätz findest Du im Österreichischen Generalstabswerk "Österreichs Kämpfe 1866" , Band 3, Beilagen ab Seite 10.

                  Gruß Michael
                  Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
                  Infos über das: Das k.(u.)k. Militär

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