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Erst Ahnenforschung, dann Namenforschung: Besonders bei ausgefallenen Namen sollte der Namensdeutung die Vorfahren-Recherche der Namensträger vorausgehen. Sie sollten möglichst für mehrere Jahrhunderte rückwärts angeben können, wo und in welchen Schreibvarianten der Name auftrat.
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Hallo,
die mir bekannten ältesten Erwähnungen (vor 1630) des FN stammen aus dem Raum Kerkrade, Heerlen und Simpelveld.
Kerkrade:
Kauckelkorn/Kockelkorn, Johannes 1621, 1627, 1629
Simpelveld:
Kockelkorn, Kockelkoren, Renerus 1622, 1623, 1627, 1630
Kockelkorn, Leonardus 1622, 1629
Kockelkorn, Theodorus 1621
Heerlen:
Cockelcoren, Joannes 1623
Cockelkoer/Kockelkoer, Simon 1609, 1612
Cockelkor, Gorth 1608
Kockelkorn, Wilhelm 1597
Kockelkoren, Jan 1592
Kockelkoox, Mettel 1607
Kockelkoren, Ana..lia 1607
Übrigens gibt es in der Gemeinde Kerkrade auch eine Kockelheide.
LG
Danke 1570126, das ist ja eine interessante Übersicht. In Heerlen also schon 1592. Die Ableitungen des FN von den Samen der Scheinmyrte bleiben für mich plausibel. Sicherheitshalber wäre zu prüfen, ob nl. kockel, kokkel nicht auch Mohn heißen kann. Da finde ich aber bisher nichts. Leider auch keine Deutung der Kockelheide. Da wuchs ja sicherlich keine Scheinmyrte. Mohn kann ich mir auch nicht gut vorstellen. Vielleicht einfach Beerenheide?
Interessanterweise bedeutet das französiche coque im deutschen Schale, Hülse, im zoologischen Bereich wohl auch Herzmuschel.
Mit ein bisschen Fantasie wird dann aus der Muschel und dem Korn eine Perle. Vielleicht doch ein Berufsname für einen Perlenzüchter oder gar einen Perlentaucher in den Bächen um Heerlen...Scherz beiseite.
Mir sind keine älteren Nennungen als FN bekannt, die geringe und lokal begrenzte Anfangshäufung am Ende des 16. Jh. / Anfang des 17. Jh. und auch die bis heute andauernde Häufung des FN in diesem Gebiet spricht dafür, daß der FN dort entstanden ist.
Bei der Kerkrader-Linie, beginnend mit Johannes Kockelkorn, ist auffällig, daß bei Taufen alle Paten Verwandte mütterlicher seits sind. Eigentlich ein Indiz dafür das Joh. Kockelkorn "hinzugezogen" ist.
Sprachlich wird Kerkrade dem ripuarisch-deutschen Dialekt zugeschrieben, umliegend der verwandte limburgische Dialekt, nicht weit südöstlich der französiche Sprachraum. Nicht zu vergessen die Benrather Linie (machen / maken).
Auch politisch und gesellschaftlich tut sich hier einiges. Es ist die Zeit der Reformation und des Achtzigjährigen Krieges.
Vielleicht ist es doch nur eine zugewanderte Familie aus dem französischsprachigem oder, wie focke 13 schon angemerkt hat, spanischsprachigem Raum und der Name wurde nach dem Prinzip "schreiben wie gehört" angepaßt.
Hallo,
das bringt uns weiter, danke! Die Herzmuschel hatte ich auch entdeckt, konnte mit ihr nichts anfangen, kam dann dank Deinem Hinweis auf frz. coquille - Muschel, Muschelschale, vgl. Coquilles Saint Jacques - Jakobsmuscheln. Hätten wir also einen FN Kockel, Kuckel, könnten wir von da aus weiter denken.
Wir haben aber Kockelkorn. Und Muschelkorn, Muschelkern, Muschelsamen, evtl. Perle ergibt für mich so recht keinen Sinn, bzw. für die Perle gibts genügend eigene Bezeichnungen, Du hast es auch verworfen. So favorisiere ich nach wie vor die Ableitung von lat. cocculus - kleiner coccus, kleiner Kern, speziell für Samen der Scheinmyrte Anamirta cocculus, die Kockelskörner. Für cocculus als Ursprung sprechen auch die Varianten mit s, also Kockels-.
Die lateinische Bezeichnung für die Kockelskörner selber lautet cocculus indicus. Unter diesem Namen wurden sie mindestens seit dem 16. JH gehandelt. Die traditionellen Importwege führten zunächst über den arabischen Raum und die Levante, bestanden also schon vor dem Erstarken der niederländischen Seeverbindungen. Mehr dazu hier: https://books.google.de/books?id=aDw...ndicus&f=false
Also hatten zuerst die Körner ihren lateinischen Namen, zu diesem entstanden die Übersetzungen/Entsprechungen in den verschiedenen Sprachen. Und erst viel später erhielt die Pflanze ihre lateinische botanische Bezeichnung Anamirta/Menispermum cocculus. Eine ganze Sprachgeschichte in einem kleinen Körnchen.
Das heißt für uns, bei lateinischem Ursprung brauchen wir uns um die Benrather Linie nicht zu sorgen, so gern ich sonst mit dem Rheinischen Fächer wedele. Da müssten wir dann ja begründen, warum es nicht Kochelkorn heißt (vereinzelte Nennungen gibts, ich halte sie für späte Adaptionen). coquille leitet das frz. Wiktionary übrigens von lat. conchylium ab. https://fr.wiktionary.org/wiki/coquille#%C3%89tymologie
Ja, der von Dir umrissene Grenzraum war sicherlich eine Keimzelle, wenn auch nicht zwangsläufig der einzige Entstehungsort, das Handelsnetz war ja ausgedehnt. Entstehen konnte der FN jedenfalls nur an Orten, wo die Bezeichnung Kockelskorn o.ä. für cocculus indicus geläufig war. So können Spanien und Frankreich zwar Stationen auf dem Handelsweg gewesen sein, aber nicht Entstehungsorte. Auch die Niederlande scheiden großenteils aus, die geläufige Bezeichnung scheint kokkelsbes zu sein, wobei bes - Beere. Speziell in Kerkrade mit seinem ripuarischen Platt und in Heerlen mit seinem Limburgs(?) war -korn o.ä. aber sicherlich geläufig.
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