Festigung eines FN

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  • Koblenzer14
    Erfahrener Benutzer
    • 06.11.2017
    • 203

    Festigung eines FN

    Familienname:
    Zeit/Jahr der Nennung 1700:
    Ort/Region der Nennung Nördliches RLP:

    Hallo zusammen,

    bei meinen Forschungen sind mir nun schon zwei/drei Male Fälle der folgenden Art untergekommen:

    Die Familie heißt heute z.B "Kölner", dieser FN wurde auch von allen Familienmitgliedern seit 300 Jahren so geführt.
    In einer Steuerliste um 1680 (also etwa 20 Jahre davor) aus dem Ort X wird ein "Peter Kölner" genannt , sein Vater ist dort aber nur schlicht als "Johann zu X" vermerkt und sein Onkel (Bruder des Vaters) und dessen Kinder als "Jakob Schultheiß ", bzw. "Jakob von X". 20 Jahre später nennt sich die gesamte Sippschaft (inklusive Peters Vettern ) auf einmal "Kölner".

    Mir erschließen sich nun zwei Sachen nicht ganz:
    1.) Warum trug Peter Kölner einen anderen FN als seine komplette Verwandtschaft
    und
    2.) Warum hat sich ausgerechnet dieser FN später für die gesamte Familie durchgesetzt ?

    Vielleicht hat ja hier jemand mehr Durchblick als ich und kann mir helfen :-)

    Schon einmal vielen Dank!

    Beste Grüße

    Oliver
  • Malte55
    Erfahrener Benutzer
    • 02.08.2017
    • 1625

    #2
    Lieber Oliver,
    ich würde die Frage so stellen >Warum hatte die komplette Verwandtschaft einen anderen Namen wie Peter Kölner?<
    War denn der Jakob auch von Amt Schultheiß?
    Gerade für die Zeit vor 1700 ist es nicht ungewöhnlich das Gemeindevorsteher fast nie mit ihrem althergebrachten Namen genannt werden.
    LG Malte

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    • Koblenzer14
      Erfahrener Benutzer
      • 06.11.2017
      • 203

      #3
      Hallo Malte,

      danke für deine Antwort!
      Genau,so herum kann man die Frage auch stellen.
      Das Amt des Schultheißen hat es in der Familie gegeben,aber sämtliche Kinder des Jakob hatten zunächst auch den FN "Schultheiß" getragen und anonsten wurden sie in Urkunden auch immer nur "von/zu x" genannt.Und Peters Vater, der ja gerade kein Amt hatte,wurde auch nie "Kölner" genannt.
      Deswegen vermute ich,dass Peter vielleicht nach Köln verzogen sein könnte und dann in die Heimat zurückgekommen ist.Aber es macht wenig Sinn, dass sein FN dann für die ganze ,zahlreiche, Sippschaft genommen wurde,oder ?

      Kommentar

      • Malte55
        Erfahrener Benutzer
        • 02.08.2017
        • 1625

        #4
        Lieber Oliver,
        löse dich doch mal von deinem Ansatz >sie hätten den Namen Schultheiß getragen<!
        Wurden diese Kinder des Schultheißen tatsächlich bei eigener Heirat so in Urkunden genannt, oder doch schon Kölner? Vielmehr gehst du davon aus wenn der Vater so benannt wurde, hätten auch die Kinder diesen Namen getragen. Je nach dem, wurden sie später mal so genannt um eine Unterscheidung unter den Familien zu erreichen. Wenn eine Tochter des Schultheiß Jacob Kölner Taufpatin war, stand dort z.B. >Catharina, Jacob (des) Schultheißen Tochter< Das heißt dann längst nicht das Schultheiß auch ihr Familienname war.
        Ein kleines Beispiel aus einer Verkartung eines Kirchenbuchs.
        Dorf A B und C von ca.1650-1690 Schultheiß gleichzeitig auch der Schultheiß
        Im Dorf A läßt sich Name und Amt bis um 1800 weiterverfolgen.
        Dorf B heißen sie ab 1690 dann Bremer, sind davor aber als Schultheiß geboren und eingetragen.
        Im Dorf C werden um 1680 einige wenige Kölner getauft. Darunter ist einer der sich auch nach 1690 nachweisen läßt. Dazu kommen aber 2 weitere Kölner von denen der eine der Schultheiß ist und der andere ab und zu wegen Vornamen-Dopplung den Zusatz Schultheiß bekommt um von der Bauernfamilie zu unterscheiden. Beide wurden um 1660 unter den Namen Schultheiß geboren, oder vielmehr in der Familie des Schultheißen. Das heißt aber nicht das sie diesen Namen auch getragen haben, in amtlichen Urkunden oder im Kirchenbuch wurden sie aber nur mit ihrem Amt oder den des Vaters bezeichnet.
        Ich hatte mal einen Schultheiß über einige Jahrzehnte im Kirchenbuch verfolgt, in einer frühen Urkunde fand ich dann seinen richtigen Namen der im Kirchenbuch völlig fehlte.

        Auch das >von und zu< muß man verschieden betrachten, ich habe es bisher fast nur dann vorgefunden, wenn z.B. der Kölner aus Bremen gebürtig ist, als Unterscheidung von anderen alteingesessenen Kölner-Familien am selben Ort.
        LG Malte

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        • Koblenzer14
          Erfahrener Benutzer
          • 06.11.2017
          • 203

          #5
          Hallo Malte,

          vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

          zu deiner Frage,ich habe einen KB-Eintrag vorliegen,dort heißt es,dass "[..]Jacob, der Sohn des Martin Schmidts Schultheiß zu Z, die Frey,Tochter des Jakob Schultheißen zu X" geheiratet hat.Die Tochter war also unbenannt.Die Söhne des Schultheißen sind dann aber auch tatsächlich mit dem FN Schultheiß in den Kirchenbüchern bei ihrer Hochzeit vermerkt.Einer von ihnen,der in das Dorf Y verzogen ist,nennt sich dann späteraber auch "Kölner".

          Was mir jetzt aber, dank deinen Ausführungen, auch klar geworden ist,ist die Tatsache,dass diese Steuerlisten und Kirchenbücher noch ganz weit von der Zuverlässigkeit von Personenstandsregistern entfernt waren.Ich bin davon ausgegangen,dass sich die FN zunächst in solchen "amtlichen" Register gefestigt haben müssten,aber wie dein Beispiel ja auch gut zeigt,muss das nicht der Fall sein.

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          • Malte55
            Erfahrener Benutzer
            • 02.08.2017
            • 1625

            #6
            Lieber Oliver
            solche Fälle gibt es noch bis ins 18 Jh., um diese Zeit findet man in Kirchenverordnungen Anweisungen wie der Pastor das Kirchenbuch zu führen hatte. Und du mußt dir vorstellen, das in dieser Zeit die Pastoren kein Deutschlandweites Forum zur Hand hatten um in speziellen Fällen die richtige Handlungsweise von Kollegen zu erfahren. Und selbst wenn sie es gehabt hätten, wären die Meinungen auseinandergegangen wie hier und heute auch noch.
            LG Malte

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