Volljährigkeit - Versuch einer Übersicht

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  • salami
    Erfahrener Benutzer
    • 29.11.2008
    • 677

    Volljährigkeit - Versuch einer Übersicht

    Hallo zusammen,

    weil mich die Seite http://genwiki.genealogy.net/Vollj%C3%A4hrigkeit nicht befriedigt hat, habe ich mich daran gemacht, die Regelungen für die Volljährigkeit für die Staaten des Deutschen Bundes bzw. Deutschen Reiches ab 1815 zusammenzustellen.
    Schaut Euch bitte alles genau an, und teilt mir bitte Ergänzungen und Korrekturen mit. Es sind bestimmt Fehler enthalten. Ich weiß z.B. nicht, wie es im Bayerischen Kreis Gersfeld war, nachdem er 1866 nach Preußen gekommen ist. Bei Gebietsveränderungen durch Tausch von einzelnen Dörfern bin ich auch unsicher, deshalb habe ich diese weggelassen.


    Volljährigkeit in den Staaten des Deutschen Bundes bzw. Deutschen Reiches ab 1815

    -Österreich: 24 Jahre (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch § 21); ab 12.2.1919: 21 Jahre (Gesetz vom 6. Februar 1919); ab 1.7.1973: 19 Jahre (Gesetz vom 14. Februar 1973); ab 1.7.2001: 18 Jahre

    -Preußen: 24 Jahre (Allgemeines Landrecht), aber 21 Jahre in der Rheinprovinz im Bezirk des Appellationsgerichtshofes Köln (Rheinisches Recht), 25 Jahre in der Rheinprovinz im Bezirk des Justizsenats Ehrenbreitstein, 25 Jahre in Neu-Vorpommern und Rügen, hier ab 8.7.1831: 24 Jahre (Allgemeines Landrecht; Verordnung vom 6. Juni 1831); in ganz Preußen ab 1.7.1870: 21 Jahre (Gesetz vom 9. Dezember 1869)

    Im Norden:
    -Hannover: 25 Jahre, aber 24 Jahre in Ostfriesland, der Niedergrafschaft Lingen mit Münsterschen Absplissen und dem Hannoverschen Teil des Eichsfeld (Allgemeines Landrecht), 21 Jahre in Lüneburg (Lüneburger Stadtrecht § 2) und Uelzen, 18 Jahre im Land Hadeln (Hadeler Landrecht von 1583 Teil II Titel 1 und Statut der Stadt Otterndorf von 1541), alles auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
    -Schleswig: ?? Jahre; ab 1.1.1838: 21 Jahre (Verfügung vom 24. Oktober 1837), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
    -Holstein: wohl 25 Jahre; ab 1.1.1838: 21 Jahre (Verfügung vom 24. Oktober 1837), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
    -Lauenburg: 25 Jahre; ab 1.1.1871: 21 Jahre (Gesetz vom 23. Juli 1870)
    -Oldenburg: 24 Jahre (Verordnung vom 25. Juli 1814 § 5), wohl auch in der Herrschaft Kniphausen (hier spätestens ab 1.2.1855 durch das Gesetz vom 27.12.1854), aber 21 Jahre im Fürstentum Birkenfeld (Rheinisches Recht); ab 1.5.1871: 21 Jahre (Gesetz vom 30.3.1870)
    -Mecklenburg-Schwerin: 25 Jahre
    -Mecklenburg-Strelitz: 25 Jahre
    -Braunschweig: 21 Jahre, aber 25 Jahre für die Disposition über Immobilien (Verordnung vom 15. Februar 1814 und Deklaration vom 12. April 1828); ab 1.4.1870: 21 Jahre (Gesetz vom 21. Dezember 1869)
    -Lippe-Detmold: 25 Jahre
    -Schaumburg-Lippe: 25 Jahre; ab 1.7.1870: 21 Jahre (Gesetz vom 7. März 1870)
    -Bremen: 25 Jahre; ab 1.1.1871: 21 Jahre (Gesetz vom 28. Juni 1870)
    -Hamburg: 22 Jahre für Männer, 18 Jahre für Frauen; ab 1.7.1870: 21 Jahre (Gesetz vom 3. Juni 1870)
    -Lübeck: 25 Jahre; ab 1.3.1866: 21 Jahre (Gesetz vom 26. Februar 1866)

    Hessen:
    -Hessen-Kassel: 25 Jahre; ab 1.10.1831: 22 Jahre (Gesetz vom 13. September 1831), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
    -Hessen-Darmstadt: 25 Jahre, aber 21 Jahre in Rheinhessen (Rheinisches Recht); ab 30.12.1826: 21 Jahre (Gesetz vom 28. Dezember 1826), auch beibehalten ab 1866 in den an Preußen abgetretenen Gebietsteilen
    -Hessen-Homburg: wohl 25 Jahre, aber 21 Jahre im Oberamt Meisenheim (Rheinisches Recht); ab 16.10.1842: 21 Jahre (Gesetz vom 9. Oktober 1842), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
    -Nassau: 25 Jahre; ab 30.4.1831: 23 Jahre (Verordnung vom 29. April 1831), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
    -Waldeck: 25 Jahre; ab 1.7.1870: 21 Jahre (Gesetz vom 5. Januar 1870)
    -Frankfurt am Main: 21 Jahre (bestätigt durch Verordnung vom 8. Juli 1817), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen

    Sachsen-Thüringen-Anhalt:
    -Sachsen: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Sachsen-Weimar-Eisenach: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Sachsen-Gotha-Altenburg: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Sachsen-Coburg-Saalfeld: 21 Jahre (Sächsisches Recht), auch 21 Jahre im Fürstentum Lichtenberg (Rheinisches Recht), hier wohl auch beibehalten ab 1834 als Teil von Preußen
    -Sachsen-Coburg-Gotha: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Sachsen-Meiningen: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Sachsen-Hildburghausen (ab 1826 Sachsen-Altenburg): 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Reuß ältere Linie: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Reuß jüngere Linie: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Schwarzburg-Rudolstadt: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Schwarzburg-Sondershausen: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Anhalt-Dessau: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Anhalt-Köthen: 21 Jahre (Sächsisches Recht)
    -Anhalt-Bernburg: 21 Jahre (Sächsisches Recht)

    Im Westen:
    -Luxemburg: 21 Jahre (Code civil); ab 18.5.1975: 18 Jahre (Gesetz vom 6. Februar 1975)
    -Limburg: 21 Jahre (Code civil bzw. Burgerlijk Wetboek)
    -Elsass-Lothringen: 21 Jahre (Code civil)

    Im Süden:
    -Bayern: 21 Jahre (Gesetz vom 26. Oktober 1813)
    -Baden: 21 Jahre (Badisches Landrecht)
    -Württemberg: 25 Jahre; ab 15.7.1865: 23 Jahre (Gesetz vom 30. Juni 1865); ab 31.3.1873: 21 Jahre (Gesetz vom 7. März 1873)
    -Hohenzollern-Hechingen: 25 Jahre, auch beibehalten ab 1850 als Teil von Preußen
    -Hohenzollern-Sigmaringen: wohl 25 Jahre; ab ?.?.1840: 24 Jahre (Gesetz vom 29. April 1840), auch beibehalten ab 1850 als Teil von Preußen
    -Liechtenstein: 24 Jahre (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch § 21); ab 19.2.1926: 21 Jahre (Personen- und Gesellschaftsrecht Artikel 12); ab 19.12.1969: 20 Jahre (Gesetz vom 14. November 1969); ab 11.2.2000: 18 Jahre (Gesetz vom 16. Dezember 1999)

    Im ganzen Deutschen Reich ab 1.1.1876: 21 Jahre (Gesetz vom 17. Februar 1875)

    In der DDR ab 22.5.1950: 18 Jahre (Gesetz vom 17. Mai 1950)
    In der Bundesrepublik Deutschland ab 1.1.1975: 18 Jahre (Gesetz vom 31. Juli 1974)

    Anmerkungen:
    Allgemeines Landrecht = Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten 1. Teil 1. Titel § 26
    Rheinisches Recht = Badisches Landrecht = Code civil = Code civil Artikel 388 und 488

    Quellen u.a.:
    S. Borchard, Die Allgemeine Deutsche Wechselordnung, 1869, S. 2-3.
    Verhandlungen des Hauses der Abgeordneten [Preußen]. Sammlung sämmtlicher Drucksachen des Hauses der Abgeordneten aus der X. Legislatur-Periode, III. Session, 1869, Band 1, Nr. 20 „Motive zu dem Gesetz-Entwurf über das Alter der Großjährigkeit“.
    Verhandlungen des Zweiten Deutschen Juristentages, 2. Band, 1862, S. 147f.
    Verhandlungen der Württembergischen Kammer der Abgeordneten in den Jahren 1862 bis 1864, Erster Beilagen-Band, Zweite Abteilung, S. 1401ff., Beilage 47 „Bericht über den Entwurf eines Gesetzes in Betreff der Herabsetzung des Alters der Volljährigkeit“.
    Zuletzt ge?ndert von salami; 07.05.2018, 17:10.
  • renatehelene
    • 16.01.2010
    • 1983

    #2
    Guten Abend Salami,

    Kommentar

    • Verano
      Erfahrener Benutzer
      • 22.06.2016
      • 7819

      #3
      Zitat von salami Beitrag anzeigen

      -Schleswig: ?? Jahre; ab 1.1.1838: 21 Jahre (Verfügung vom 24. Oktober 1837), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
      -Holstein: wohl 25 Jahre; ab 1.1.1838: 21 Jahre (Verfügung vom 24. Oktober 1837), auch beibehalten ab 1866 als Teil von Preußen
      „Meine“ Söhne aus dem 16. und 17. Jahrhundert in SH waren bei der Übergabe oder beim Kauf des Hofes meistens 25 Jahre. Anschließend folgte in vielen Fällen die Trauung.

      Ich finde die Arbeit auch grandios, hatte ich nur vergessen zu schreiben.
      Zuletzt ge?ndert von Verano; 08.05.2018, 10:22.
      Viele Grüße August

      Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

      Kommentar

      • HeikoH
        Erfahrener Benutzer
        • 13.11.2017
        • 231

        #4
        Whow,großartige Übersicht!
        Genealogische Visitenkarte
        Forschungsgebiete:
        Bochum, östl. Teil von Ostwestfalen-Lippe (Kreise Lippe, Paderborn und Höxter), West- und Ostpreußen, Eichsfeld
        Interessengebiete:
        Ahnenimplex, Verwandtenehen, Heiratskreise, Quantitative Genealogie, Nummerierungssysteme, Visualisierung
        Häufigste Namen im Stammbaum:
        Hungerige, Hungrige, Hungerge, Hungern, Gröblinghoff, Crawinkel, Reisdorf, Döring, Haase, Pudenz, Galuske, Grabowski (bis 1920, dann: Rechner), Micus, Reineke, Berg, Leyk

        Kommentar

        • Dickel
          Erfahrener Benutzer
          • 29.05.2011
          • 355

          #5
          Eine sehr gute Übersicht! Dazu möchte ich eine Abhandlung aus einem Buch bei Google Books beisteuern:
          Beiträge zur Erläuterung des Preussischen Rechts durch Theorie und Praxis, Band 4, herausgegeben von Julius Albert Gruchot,Georg Kuentzel,Friedrich Rassow, darin: S. 54 Nr. 6: "Über einige Bestimmungen des Preussischen Vormundschaftsrechts"

          Kommentar

          • Ferdix
            Erfahrener Benutzer
            • 24.11.2018
            • 386

            #6
            Und wie war die Regelung in Schlesien (konkreter Niederschlesien) vor 1876?
            Gruß,
            Alex

            Kommentar

            • mhhanno
              Erfahrener Benutzer
              • 12.10.2015
              • 358

              #7
              Was für eine grossartige Übersicht !
              Vielen Dank.
              Beste Grüße
              Manfred


              Suche :

              Ignaz Häusler, * 1831 in Rybnik (???)

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              • bionicboy
                Neuer Benutzer
                • 19.05.2016
                • 4

                #8
                Eine erstklassige Übersicht! Genau danach habe ich gesucht.

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                • Future-Trunks
                  Benutzer
                  • 31.01.2021
                  • 66

                  #9
                  Heißt Volljährigkeit dann auch jeweils frühstes Alter in qelchem man heiraten konnte?

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