Erna Renn (geb. Wiese) aus Josefstadt

[MikeHoenig]

Hallo,

aus der Abschrift einer Einbürgerungsurkunde vom 21.10.1944 der Einwanderungszentralstelle des Deutschen Reichs geht hervor, dass Erna Renn, geb. Wiese am 01.01.1897 in Josefstadt (UdSSR) geboren wurde.

Kann mir jemand sagen, wie diese Stadt heute heißt und wo ich sie finden kann?

Danke im Voraus!

[Kleeschen]

Hallo Mike,

Josefstadt liegt in Wolhynien. Um eine Stadt handelt es sich hierbei aber nicht, der Name täuscht. Heute leben in Josipowka 7 Leute. Hier findest Du den Ort auf Google Maps. Josefstadt gehörte zum lutherischen Kirchspiel Heimtal, einen Geburtseintrag von Erna wirst Du aber leider nicht finden können. Originalkirchenbücher von Heimtal sind nicht erhalten und die vorhandenen Abschriften umfassen nicht das Jahr 1897 (bzw. 1896, nach julianischem Kalender (damals der gültige Kalender in Russland) wurde Erna am 20. Dezember 1896 geboren).

Insofern noch nicht vorhanden, empfehle ich Dir, eine Kopie des vollständigen EWZ-Vorgangs von Erna, ihrem Ehemann Emanuel Renn und den Kindern Alice, Harry, Margarete und Viktor aus dem Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde zu beantragen. Die Akten beinhalten viele Informationen. Wenn sie, wie von Dir angegeben, am 21. Oktober 1944 eingebürgert wurde, findest Du dort folgende Dokumente und Informationen:

EWZ-Stammblatt (Geburtsdatum & -ort, Heiratsdatum & -ort, Beruf, Konfession, Angaben über Eltern (Geburt & Tod) und Namen der Großeltern, Angaben über Kinder (Geburtsdatum & -ort) und eventuell auch eventuell eine "Personalbeschreibung" (Größe, Gestalt, Haarfarbe, Augenfarbe, Besondere Kennzeichen))
Einbürgerungsantrag (Angabe über Schulbesuch, Zugehörigkeit zu Parteien, Vereinen und Verbänden, Angaben zu den Militärverhältnissen, Angaben über Auszeichnungen, Angaben über Verwicklung in Strafverfahren, Angaben über Aufenthaltsorte, Ergebnis der gesundheitlichen und erbbiologischen Untersuchung, Stellungnahme des Volkstumsverständigen, ...)
Volkstumsausweise (wenn vorhanden gewesen)
Handschriftlicher Lebenslauf

Zeitweise wurden wohl auch Karteikarten zu den Personen angelegt, auf denen man etwas zu dem gesundheitlichen Zustand findet, manchmal sogar auch Fotos, aber diese wurden wohl seit August/September 1944 nicht mehr angelegt.

Mit den Angaben aus der Akte kann man dann versuchen, die Eltern in den vorhandenen Kirchenbüchern aufzuspüren und kann dann mit der Forschung weitermachen.

Viel Erfolg!

Liebe Grüße
Kleeschen

[MikeHoenig]

Hallo Kleeschen,

vielen Dank für die sehr ausführlichen Informationen!

[MikeHoenig]

Hallo Kleeschen,

zwei Fragen habe ich noch: woher hast Du die Namen des Ehemannes und der Kinder (ich hatte sie nämlich nicht genannt)? Und für was steht die Abkürzung EWZ?

Nochmals danke für die schnelle und umfangreiche Antwort!

Mike

[Kleeschen]

Hallo Mike,

EWZ steht für Einwandererzentralstelle. Im Internet findet man einige Informationen über diese Behörde im sog. 3. Reich.

Die Angaben zum Mann und zu den Kindern habe ich aus einer Onlinedatenbank, in der einige der EWZ-Akten indexiert wurden. Die Akten wurden nach dem 2. WK von den Amerikanern in das Berlin Document Center (BDC) gebracht und dort auf Mikrofilm aufgenommen. Heute liegen die Unterlagen im Bundearchiv, die Mikrofilme gibt es in der NARA und teilweise bei den Mormonen. Forscher haben viele Filme indexiert und öffentlich zugänglich gemacht. Bei Weitem nicht alle Informationen sind dort genannt, einfach aus Platz- und Zeitgründen. Deshalb würde ich an Deiner Stelle auf diese Akten zurückgreifen.

Viele Grüße
Kleeschen