FN Porgeß

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  • Bergkellner
    Erfahrener Benutzer
    • 15.09.2017
    • 2351

    FN Porgeß

    Familienname: Porgeß
    Zeit/Jahr der Nennung: von 1638 - heute
    Ort/Region der Nennung: Geyer, Erzgebirge


    Hallo,

    unter meinen Geyerischen Vorfahren gibt es einige mit diesem Namen, der sich vor Ort auch bis heute gehalten hat.

    Woher kommt der wohl?

    Lg, Claudia von den bergkellners
    Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


  • Huber Benedikt
    Erfahrener Benutzer
    • 20.03.2016
    • 4650

    #2
    Interessanter Name.
    Laurin wird sicher noch Näheres beitragen.

    Die Erklärung, der Name stamme von Flüchtlingen der spanischen Inquisition und gehe auf Portuges bzw. das spanische Burgos zurück ist sicherlich eine Mär.
    Naheliegend ist die Abstammung von einem jüdischen NN mit Verbreitung in Tschechien/ Prag und zwar von Zipporah (Porjes / Porges)
    vgl.


    Für jüdische Abstammung spricht weiters, dass die höchste Dichte des Namens Porges in Israel ist.
    Lernen Sie den faszinierenden Ursprung des Nachnamens Porges; seine Bedeutung und Verbreitung kennen. Schalten Sie Ihre Familiengeschichte in der größten Nachnamen-Datenbank frei

    Dass lt. dieser Quelle heute nur noch 6 Porges in CR existieren ist sicher der Tatsache geschuldet, dass alleine 227 Porges in das KZ Theresienstadt deportiert wurden. Die meisten davon kamen zu Tode (s. letzte Spalte)
    Zuletzt ge?ndert von Huber Benedikt; 26.02.2018, 18:24. Grund: Israel + Terezin
    Ursus magnus oritur
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    • Laurin
      Moderator
      • 30.07.2007
      • 5639

      #3
      Hallo,

      die Ausführungen von Huber Benedikt umfassen m.E. nach weitgehend die Kenntnisse zum FN Porges(s).

      In meiner onomast. Bibliothek konnte ich lediglich bei Gottschald den FN Porges finden. Hier wird er als "jüdische metronyme Form eines (weibl.) Vornamens Porgia" erklärt; Hinweise auf andere Herkunft finden sich nicht.

      Meine weitere Vermutung war eine regionale mundartl. Verschleifung eines ähnl. FN, z.B. Borgis (Kurzform des Heiligen-Namens Liborius). Dies wäre aber für das Sächs. Erzgebirge weniger möglich - hier wird eher aus einem "harten" Konsonanten (p, t) ein "weicher" (b, d) und nicht umgekehrt.

      Das Vorkommen des FN Porges / Porgesová in CZ ist seit dem Jahre 2010 weiter geschrumpft, heute (2016) gab es nur noch 3 bzw. 5 Personen.

      Daß die höchste Verbreitung des FN Porges heute in Israel ist, wird der Auswanderung aus Mitteleuropa infolge des Holocaust geschuldet sein und könnte somit die jüdische Herkunft dieses Familiennamens bekräftigen.
      Freundliche Grüße
      Laurin

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      • rigrü
        Erfahrener Benutzer
        • 02.01.2010
        • 2559

        #4
        Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
        Meine weitere Vermutung war eine regionale mundartl. Verschleifung eines ähnl. FN, z.B. Borgis (Kurzform des Heiligen-Namens Liborius). Dies wäre aber für das Sächs. Erzgebirge weniger möglich - hier wird eher aus einem "harten" Konsonanten (p, t) ein "weicher" (b, d) und nicht umgekehrt.
        Interessanterweise heiratet 1666 in Geyer ein "Johanniß Borgiß". Sein Vater stammt aus Oberwiesenthal. Von diesem wird wohl der Name Porges in Geyer später abgeleitet sein. Da müsste man mal sehen, wie er in Oberwiesenthal geschrieben wurde ...
        rigrü

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        • Bergkellner
          Erfahrener Benutzer
          • 15.09.2017
          • 2351

          #5
          Vom Gebiet her spricht einiges dafür, Böhmen ist nicht weit entfernt.

          Wenn der Name wirklich jüdischen Ursprungs ist, müssen "meine Porgeß" früh konvertiert sein, die erste Erwähnung findet sich vor 1650 und sie waren alle durch die Bank evangelisch.

          Ich kenne mich nicht so gut in der Geschichte der Juden in Deutschland aus, aber ich glaube mich zu erinnern, dass sie erst relativ spät Familiennamen annehmen mussten.

          Es gibt in Frankreich eine Stadt, die Le Porge heißt, ihre Einwohner werden Porgeais genannt ... wiki

          Könnte ebensogut sein, denn in den erzgebirgischen Städten kamen während des Silber-und Zinnbergbaus viele "Fremde" aus ganz Europa.
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          • Bergkellner
            Erfahrener Benutzer
            • 15.09.2017
            • 2351

            #6
            Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
            Interessanterweise heiratet 1666 in Geyer ein "Johanniß Borgiß". Sein Vater stammt aus Oberwiesenthal. Von diesem wird wohl der Name Porges in Geyer später abgeleitet sein. Da müsste man mal sehen, wie er in Oberwiesenthal geschrieben wurde ...
            Hallo rigrü,

            ich bin mir bei dem Eintrag von 1666 nicht sicher, ob es B oder P ist...

            Ich will mich sowieso an die Oberwiesenthaler wenden, habe die wegen eines anderen noch auf dem Tableau.

            @laurin,

            Borgis könnte doch sein, denn jenseits der Grenze bei Oberwiesenthal, in Bozi Dar zu deutsch Gottesgab, war man katholisch.
            Zuletzt ge?ndert von Bergkellner; 26.02.2018, 19:56.
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            • Laurin
              Moderator
              • 30.07.2007
              • 5639

              #7
              Im Jahre 2010 gab es in Böhmen (nur noch) 1 x den FN Borgis !
              Freundliche Grüße
              Laurin

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              • rigrü
                Erfahrener Benutzer
                • 02.01.2010
                • 2559

                #8
                Auch in Böhmen war man sich nicht so recht klar über die Schreibweise.

                Bei der Hochzeit 1556 heißt der Bräutigam "Hanß Borgeß" (6. Eintrag rechts: http://www.portafontium.eu/iipimage/...32&w=492&h=186).

                Sechs Jahre später bei der Taufe seines Sohnes Christoph wird ein "Hans Porgis" aus ihm (linke Seite Mitte: http://www.portafontium.eu/iipimage/...4&w=2066&h=781).

                Bei der Namensforschung muss man wohl beide Varianten berücksichtigen. Die Form "Borges" setzt sich in Oberwiesenthal übrigens durch (meint google books).
                rigrü

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                • rigrü
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.01.2010
                  • 2559

                  #9
                  Abseits sämtlicher Namensbücher lässt sich - bei allem Respekt vor dem Wissen professioneller Namensforscher - sicher auch darüber nachdenken, ob sich von Porges oder Porgis nicht auch ein Bezug zu Walpurgis herleiten lässt. Walporgis als Variante zu Walpurgis findet man bei google books zuhauf. Und eine Silbe zu entfernen liegt sicher auch im Bereich des Möglichen. Leider viel Spekulation und keine Belege aber jüdische Einflüsse scheinen mir wenig wahrscheinlich.
                  Zuletzt ge?ndert von rigrü; 26.02.2018, 20:36.
                  rigrü

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                  • Laurin
                    Moderator
                    • 30.07.2007
                    • 5639

                    #10
                    @rigrü:
                    Eine Ableitung von Walpurgis sehe ich als weniger möglich, ist doch der Ausgangsname dazu Walburga.
                    Soviel Verschleifung / Lautverschiebung wäre wohl eher unwahrscheinlich.
                    Ein anderer Gedanke zur Etymologie - entstanden aus mhd. bürge, borge "Bürge, Geisel; Bürgschaft"

                    Praktisch wäre auch, wenn uns Claudia noch einen Scan aus der originalen Urkunde / Eintragung zur Ansicht posten würde.
                    Vielleicht hat sie dann auch wieder eine "Sauklaue" eines Pfarrers parat?
                    Freundliche Grüße
                    Laurin

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                    • rigrü
                      Erfahrener Benutzer
                      • 02.01.2010
                      • 2559

                      #11
                      Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                      @rigrü:
                      Eine Ableitung von Walpurgis sehe ich als weniger möglich, ist doch der Ausgangsname dazu Walburga.
                      Dann muss man aus demselben Grund auch eine Herleitung von Zipporah verwerfen.
                      rigrü

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                      • Huber Benedikt
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.03.2016
                        • 4650

                        #12
                        Gilt für Porges / Porgess:
                        Im GGsatz zur Ableitung aus Walpurgis/Walburga ist die Ableitung aus Zipporah aber sehr gut dokumentiert (s.o.) und hundertfache (jüdische) Namensträger nachgewiesen.
                        Zuletzt ge?ndert von Huber Benedikt; 27.02.2018, 14:45.
                        Ursus magnus oritur
                        Rursus agnus moritur

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                        • rigrü
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.01.2010
                          • 2559

                          #13
                          Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
                          Gilt für Porges / Porgess:
                          Im GGsatz zur Ableitung aus Walpurgis/Walburga ist die Ableitung aus Zipporah aber sehr gut dokumentiert (s.o.) und hundertfache (jüdische) Namensträger nachgewiesen.
                          1. Ohne Dokumentation würde man aber eben auch bei Zipporah aus heutiger Sicht wohl von zu viel Veschleifung und Lautverschiebung ausgehen. Zipporah beweist ja gerade, wie sehr Namen verschliffen werden können.
                          2. Gibt es jüdische Namensträger in Prag vor denen in Joachimsthal 1556?
                          rigrü

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                          • rigrü
                            Erfahrener Benutzer
                            • 02.01.2010
                            • 2559

                            #14
                            In einer völlig anderen Ecke und noch weiter in der Vergangenheit war "Borges" übrigens auch ein Vorname: https://books.google.de/books?hl=de&...borges&f=false
                            rigrü

                            Kommentar

                            • Huber Benedikt
                              Erfahrener Benutzer
                              • 20.03.2016
                              • 4650

                              #15
                              war "Borges" übrigens auch ein Vorname
                              Ob das ein Vorname oder ein Beiname war sei dahingestellt. abgeleitet wohl aus der
                              Bürgenstellung (vgl Seite 42 der zit. Fundstelle "stehet er unter den 40 Bürgen und nennet sich....)
                              Diese mögliche Ableitung wurde bereits oben von Laurin dargestellt.

                              Das oben zu 2) genannte Argument halte ich für sehr kräftig.
                              Ich kann dazu nichts sagen da mir das Buch von A. Beider zur Geschichte der jüdischen Nachnamen in Prag von 15 -18 Jhdt (anhand der Grabsteine des jüd. Friedhofes) nicht zugänglich ist.

                              Jewish surnames from PRAGUE (15th - 18th century) by Alexander Beider

                              Man müsste dort überprüfen , ob der NN Porges (oder eine Schreibvariante ) bereits im 15./ 1.Hälfte 16. Jhdt auftaucht.
                              Zuletzt ge?ndert von Huber Benedikt; 27.02.2018, 15:55.
                              Ursus magnus oritur
                              Rursus agnus moritur

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