Tu es nicht! (1910)

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  • Hintiberi
    Erfahrener Benutzer
    • 26.09.2006
    • 1075

    Tu es nicht! (1910)

    Soeben ist erschienen:

    Tu es nicht!

    Ein ernstes Wort in einer wichtigen Sache. Von Jos. Könn, Kaplan an St. Mauritius in Cöln. 112 S. F. 80X120mm. Broschiert 30 Pfennig. - Bei Bezug von größeren Partien entsprechend billiger.


    a) Was sollst du nicht tun? .. Nie eine gemischte Ehe eingehen!
    Ein eindringlich, ruhig ernstes Wort wird hier gesprochen, so recht aus dem Leben geschöpft, in der leicht verständlichen Art, wie sie den Schriften Könns eigen ist. Weil die Statistik uns Katholiken in steigendem Maße so unsagbar traurige Dinge über die Mischehen sagt, dürfte "Tu es nicht!" gerade als ein sehr zeitgemäßes Geschenk erscheinen für Mitglieder von Jugendvereinen, vor allem auch für junge Leute, die aus rein katholischen Orten in andere Gegenden abwandern. Für unsere Diaspora-Verhältnisse ist es seiner ganzen Anlage nach recht zu empfehlen...
    (Beilage zur Sonntagszeitung Erfurt, No. 18 v. 2. Mai 1909.)



    b) Die gemischte Ehe ist die wichtigste Sache, über die hier ein ernstes, sehr eindringliches Wort gesagt wird. - Ein gerade in der Mischehenpraxis sehr erfahrener Seelsorger schreibt uns zu dem Büchlein: "Was der Verfasser bietet, hat er mitten im Leben des Volkes gesehen und gehört, und er gibt es so treu und warm wider, daß es auf leichtfertige Herzen sicher Eindruck machen wird. Das Büchlein enthält vieles, was man in andern Schriften über gemischte Ehen nicht findet. Es macht so klar, warum der Katholik manches nicht zugeben kann, was der Protestant wohl darf, es spricht so erhebend von dem Unterschied zwischen Katholisch und Protestantisch, er weist so nachdrücklich hin auf die gesetzlichen Bestimmungen über die Erziehung der Kinder..."




    Durch alle Buchhandlungen zu beziehen, sowie von der

    Verlagsanstalt
    Benziger & Co. A.G.
    Einsiedeln - Waldshut - Cöln am Rh.





    In dem Buch muß ein herrlicher Blödsinn stehen! :P
    Vielleicht finde ich es ja irgendwann mal auf 'nem Flohmarkt! Interessant zu lesen ist es sicherlich!

    Viele Grüße
    -Jens
    Meine Ahnen
    http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
    www.gencircles.com/users/hintiberi/17"
  • roi
    Erfahrener Benutzer
    • 15.11.2006
    • 377

    #2
    Das hat noch in den 50er Jahren meinen ersten Widerspruch im Religionsunterricht erweckt!
    Da war ich noch in der Grundschule und dort lernten wir, man solle engere Freundschaften mit Evangelischen möglichst vermeiden, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen --- wir waren noch nicht mal 10 Jahre alt!
    Meine Mutter ist katholisch, mein Vater war evangelisch. Natürlich habe ich mich brüskiert gefühlt und gesagt, meine Eltern haben aber keine unglückliche Ehe. Da hat die Lehrerin das dann zurückgenommen oder zumindest relativiert, dass natürlich nicht alle Mischehen unglücklich würden...

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11320

      #3
      Mischehen

      Das kann soweit gehen, daß, ich sage es mal offen, konfessionell engstirnige Personen fast lieber einen Verbrecher in der Familie gehabt hätten, oder Leute, die politisch nicht sehr angenehm waren, als einen Angehörigen der anderen Konfession!

      Richtig schlimm wird das natürlich, wenn man in Diasporasituationen praktisch keinen Kontakt zur Außenwelt hat, weil dieser verhindert wird, nur weil theoretisch die Gefahr besteht, man könne in die falsche Konfession einheiraten.

      Aber was dem sprichwörtlichen Faß wirklich den Boden ausschlägt, ist, daß die Aversionen von Lutheranern und Reformierten/Calvinisten nicht geringer waren, manchmal auch heute noch sind! Ich habe von einem ehemaligen Katholiken gehört, der in eine reformiert geprägte Gegend heiratete und selbstverständlich konvertierte. Wenn der lutherisch geworden wäre, hätte es ein Blutbad gegeben!

      Ich sag's ganz offen, und meine das auch für alle Konfessionen: Solche Kämpfe können wir uns nicht leisten!

      Friedrich

      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • #4
        RE: Mischehen

        ...zum Thema eine Kleinigkeit: meine Familie (kath) wurde im Ort verachtet, weil wir bei einem evang. Lebensmittelhändler eingekauft haben (Mitte der 50er)

        Schönen Gruß
        Marlies

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        • Fehrle
          Erfahrener Benutzer
          • 16.01.2008
          • 375

          #5
          meine Oma durfte als Pfarrersschwester ihren liebsten nicht heiraten, weil er evangelisch was
          sie nahm einen Katholiken und... die Ehe wurde geschieden :P
          na ob das besser war
          Suche alles zu den FN Moisel /Reichenberg, Kutscheidt/ Essen, Reiner/ Tuttlingen und Fehrle / Steisslingen

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11320

            #6
            Mischehen

            Wie recht Du hast, Fehrle: Es kommt eben nicht auf das Gebetbuch an, sondern auf das Zusammenpassen!

            Was die konfessionell Engstirnigen angeht: Es soll ja sogar welche geben, die davon eine politische Entscheidung abhängig machen oder einen Politiker nach seiner Konfession beurteilen!

            Ich kann mir da irgendwie nicht helfen: Für mich sind viele Politiker, egal welcher Konfession, problematisch.

            Kleine konfessionelle Info am Rande: Von den bisher neun Bundespräsidenten waren/sind tatsächlich acht evangelisch! Der einzige Katholik war Heinrich Lübke, der aus Enkhausen im Sauerland stammte.

            Kurioses gibt's!

            Friedrich

            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Nati
              Benutzer
              • 30.11.2007
              • 7

              #7
              Das schlimmste "neuzeitliche" Beispiel ist wohl Irland. Da geht es zu, wie im dunkelsten Mittelalter, und das im sog. aufgeklärten und modernen Europa! Echt schlimm.
              Will ja nichts sagen, aber irgendwie ging und geht es nie gut aus, wenn die Kirche (egal welche) ihre Finger im Spiel hat(te).
              LG, Nati

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              • Schlumpf
                Erfahrener Benutzer
                • 20.04.2007
                • 355

                #8
                Hallo

                dann werde ich meinen Senf auch mal dazu geben. Ich denke, hier läuft einiges schief.

                Bei allem Respekt, den Konflikt in Nordirland als Glaubenskrieg zu bezeichnen, trägt der Sache nicht Rechnung. Es handelt sich hierbei im Prinzip um einen Konflikt zwischen 2 Volksgruppen. Es ist nämlich so, dass die Iren allesamt katholisch sind und die ab ca 1650 eingewanderten Engländer protestantisch (sogar reformiert) sind.
                .. mal ganz abgesehen davon, dass der Konflikt wirklich echt schlimm war.

                Mischehenfrage: Daran entzündete sich ab 1834 der Kulturkampf. Die Mischehenfrage war ein Streitpunkt der kath. Kirche mit dem Preußischen Staat.
                Nicht dass man das so einseitig sieht: Ich lebe in einem Gebiet, das ein sehr bunt gemischter konfessioneller Flickenteppich darstellt. Von 8 Nachbargemeinden sind 3 bzw 4 Katholisch, 2 überwiegend reformiert und 3 bzw 2 total lutherisch. Mischehen sind hier fast an der Tagesordnung.
                Der evangelische Sohn des Landtagsabgeordneten hatte mit der katholischen Magd ein Kind. Der Vater verhinderte die Heirat 1962. Es war also ehrenhafter, Alimente zu zahlen, als mit einer Katholikin verheiratet zu sein.
                Meine Oma kommt aus der kleinen kath. Diasporagemeinde in der Nachbarschaft. (daher auch die 4 bzw 3 in der Aufzählung). Diese standen bis 1806 unter der Oberhoheit des evangelischen Pfarrers der Muttergemeinde. Die Katholiken dort mussten 1780 und 1783 für die sehr hohen Umzugskosten für den lutherischen Pfarrer aufkommen. Das machte damals 600 Taler aus. Hätte meine Oma noch erlebt, dass ich eine Evangelische heiratete, hätte sie mich bestimmt enterbt.
                Aber wie das so ist: Bei einem Nachbarn meiner Schwiegereltern darf ich als Katholik das Haus nicht betreten! mal abgesehen davon, dass ich aber mit den Leuten ein Bier trinke.
                Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11320

                  #9
                  Mischehen

                  Für mich ergibt sich aus den Beiträgen hier nur eine vernünftige Konsequenz: Die Ökumene, so gut es geht, vorantreiben!

                  Friedrich

                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • EdiG
                    Neuer Benutzer
                    • 23.03.2008
                    • 3

                    #10
                    Folgendes ist auch schlecht, aber tatsächlich passiert.

                    Meine Mutter (evangelisch, geschieden) heiratete meinen Stiefvater (katholisch, geschieden). Mein Bruder, geb. 1961, wurde evangelisch getauft. Als die Taufe meiner Schwester, geb. 1965, anstand insistierte der Pfaffe bei meinem Vater sie katholisch taufen zu lassen. Als der sich weigerte ging der Pfaffe soweit meiner Großmutter anzudrohen das sie, wenn das Kind evangelisch getauft würde, exkommuniziert wird. Die alte Frau, streng katholisch, meinte das sie darauf keinen Einfluss hätte. Sie wurde exkommuniziert. Das hat sie so hart getroffen das sie kurz danach verstarb. An ihrem Grab hielt ein evangelischer Pfarrer in Zivil die Ansprache sonst wäre sie ohne den, von ihr gewünschten kirchlichen Beistand zu Grabe getragen worden.

                    20. Jahrhundert?

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                    • Schlumpf
                      Erfahrener Benutzer
                      • 20.04.2007
                      • 355

                      #11
                      Hallo

                      Aber mal so nebenbei: Konfessionen spielen doch nicht mehr die Rolle, die sie noch in den 60er Jahren gespielt haben. Jedenfalls hat sich in der Beziehung sehr viel getan... wenigstens in meinem Umfeld. Selbst die früher so geächtete Schwangerschaft wird vielfach nicht mehr so schlimm gemacht. Die ältere Generation ist wohl froh, überhaupt Enkelkinder zu bekommen, egal welche Konfession!

                      Friedrich hat unbedingt recht:

                      So einen Schwachfug können wir uns nicht erlauben!
                      Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11320

                        #12
                        Konfessionelle Konflikte

                        Dazu noch ein paar Episoden aus meiner Familiengeschichte, die zeigen, daß es manchmal recht nützlich war, mal über den Tellerand zu schauen, aber auch, daß es innerhalb einzelner Konfessionen durchaus verschiedene Ansichten gab:

                        Bei einer Haustaufe 1935 in meiner Familie (ev.) waren drei gute Freunde (kath.) meines Großvaters ansässig, um die Taufe mitzuerleben. Konflikte mit diesen Herren über religiöse Belange sind meines Wissens nicht vorgekommen. Zu den Paten gehörte übrigens der kath. Dorfschullehrer.

                        In den vierziger/fünfziger Jahren kam ein junger Mann aus der Nachbarschaft (kath.) gerade in mein Elternhaus, als dort gegessen und das Tischgebet gesprochen wurde, einschließlich einer Lesung aus "Starks Gebetbuch". Besagter Bekannter gestand mir vor wenigen Jahren, daß er damals eingesehen habe, daß auch Evangelische gläubige Christen seien!

                        Und dann noch das hier: Ein Verwandter, der mit seinem Pferdegespann Lohnfuhren unternahm, war auf Fronleichnam genötigt, Bauholz für eine im Krieg abgebrannte Familie vom etwas entfernt liegenden Bahnhof zu holen. Jemand unbekanntes schwärzte ihn damals an, weil er den kath. Feiertag mißbraucht habe! Das anschließende Verfahren verlief im Sande. Später gestand ein anderer Katholik des Dorfes, der mit meinen Angehörigen ein gutes Verhältnis hatte: "Der das getan hat, ist kein guter Katholik gewesen!"

                        Ich bitte, diese Geschichten nicht so mißzuverstehen, daß es immer kritisch gegen die Katholiken ging! Umgekehrt ist es sicherlich auch oft so. Es mangelt oft (denke ich) noch am gegenseitigen religiösen Kennenlernen.

                        Zum Schluß noch etwas aus meiner Sicht: Eine andere Meinung über bestimmte Dinge der anderen Konfession (ich kenne z.B. keine Marien- oder Heiligenverehrung) hindert mich nicht daran, katholischen Gottesdiensten beizuwohnen. Ich bin mit etlichen katholischen Geistlichen gut bekannt, und wir vertragen uns hervorragend!

                        Nur eins stört mich manchmal: In manchen katholischen Kirchen ist's zuweilen so eng, daß ich Schwierigkeiten habe, meine Beine wegen der Kniebänke irgendwo zu lassen!

                        Mit ökumenischem Gruß Friedrich

                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • roi
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.11.2006
                          • 377

                          #13
                          Ich dachte, das Wort "Pfaffe" sei seit dem Kulturkampf schon lange nicht mehr im Gebrauch...
                          übrigenes hat sich meine katholische Mutter mit ihrer evangelischen Schwiegermutter - beide aus religiösen Elternhäusern - bestens verstanden und mit ihr wirklich über "Gott und die Welt" geredet. Meine Geschwister haben sowohl evangelische wie katholische Paten und das wurde bei der Taufe auch so akzeptiert (Ende der 40er Jahre!)
                          Fanatiker gibt es leider viel zu viele auf der Welt, egal welcher Fasson, aber es gab auch immer schon vernünftige Leute.

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                          • #14
                            RE: Tu es nicht! (1910)

                            Hallo zusammen,
                            meine Kinder habe beide einen kath. und einen ev. Paten. Ich glaube nicht, dass Gott kleinlich ist. Und was hat die Bibel mit Institutionen zu tun?
                            Und überhaupt: Toleranz ist für mich wichtig - das betrifft nicht nur die Christen.
                            Gruß
                            Jutta

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                            • SilesiaWestphalia
                              Benutzer
                              • 29.11.2007
                              • 56

                              #15
                              Also mir war ja zu beginn des Artikels nicht so ganz klar was da mit Mischehen jetzt genau gemeint war!
                              Ich finde das ist ein gutes zeichen das mich die "Problematik" die dahinter stecken soll nicht wirklich berührt!

                              Solche Geschichten kenne ich aus unserer Familie überhaupt nicht, muss mal explizit fragen ob es sowas gab.

                              grüße
                              SilesiaWestphalia

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