Statistische Auswertung von Kirchenbüchern

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  • FelixBr
    Benutzer
    • 28.06.2019
    • 31

    Statistische Auswertung von Kirchenbüchern

    Moin,


    kurze Frage: Weiß jemand, ob es irgendwo statistische Auswertungen von Kirchenbüchern oder Volkszählungen gibt? Also zu Kindersterblichkeitsraten in bestimmten Gemeinden und Regionen, zum Heiratsverhalten, Durchschnittsaltern, irgendwelche soziologischen Betrachtungen?



    Ich kenne nur eine Arbeit über eine Gemeinde im ehemaligen Mähren von dem Podcaster Christian Tobolka:




    Und dann kenne ich noch Die Arbeitslosen von Marienthal, Die Sozialstudie von 1933. Geht um Arbeit, aber auch in Österreich, nicht Deutschland.



    Ganz konkret würden mich Berichte aus Danziger Niederung, Westpreußen, Mecklenburg und Vorpommern interessieren.


    Danke und viele Grüße
  • Xtine
    Administrator
    • 16.07.2006
    • 28374

    #2
    Hallo,

    manchmal hat der Pfarrer selbst Statistiken in die KB geschrieben.
    Ob allerdings auch in Danzig? Da habe ich leider sehr viele KB mit äußerst spärlichen Angaben gefunden.
    Viele Grüße .................................. .
    Christine

    .. .............
    Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
    (Konfuzius)

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    • Garfield
      Erfahrener Benutzer
      • 18.12.2006
      • 2142

      #3
      Hallo

      Ich würde mal nach Forschungsprojekten von Universitäten suchen.

      Von der Universität Bern gibt es beispielsweise die Stapfer-Enquête, basierend auf einer Umfrage zur Schulsituation in der damaligen Schweiz im Jahr 1799. Daraus lassen sich natürlich auch soziologische Aspekte ableiten. Insgesamt gab es nach 1799 15 solche Umfragen zu verschiedenen Themen.

      Dann gab es noch eine Auswertung der Chorgerichtsmanuale. Die Chorgerichte waren in den evangelisch-reformierten Gebieten der damaligen Schweiz für die niedere Gerichtsbarkeit zuständig, unter anderem für uneheliche Kinder und für das auffinden des leiblichen Vaters (der dann zu bezahlen hatte, während bei keinem bekannten Vater die Gemeinde bezahlen musste). Für Ahnenforscher sehr interessant, aber ich bin nicht sicher, ob dazu irgendwas sinnvolles publiziert wurde.
      Viele Grüsse von Garfield

      Suche nach:
      Caruso in Larino/Molise/Italien
      D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
      Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
      Freiburghaus von Neuenegg BE/Schweiz
      Wyss von Arni BE/Schweiz
      Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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      • TükkersMitÜ
        Erfahrener Benutzer
        • 11.11.2015
        • 357

        #4
        Ich habe im letzten Semester eine Hausarbeit über die Wiederheirat von Witwen und Witwern im kath. KS Bischofsburg (Ostpreußen) Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben und dabei das KB statistisch ausgewertet. Ich kann dir gerne meine Ergebnisse zusammenfassen, aber eigentlich ist das ja nicht dein Suchgebiet.

        Viele Grüße
        Annika
        Eheschließung Philipp Frommel und Maria Catharina Storr um 1800 im Raum Niederwörresbach/Herrstein und Umgebung
        Familie Kunde in Pollnow Krs. Schlawe
        Schäfer(?) Gottfried Wesenig o.ä. aus Bukow (Groß Jehser) und Umgebung
        Pächter Johann George Schimkönig, angeblich aus Lübben, + zwischen 1760 und 1767, zuletzt in Pritzen nachgewiesen

        Kommentar

        • jele
          Erfahrener Benutzer
          • 16.05.2012
          • 2798

          #5
          Hallo Felix,

          der leider viel zu früh verstorbene Doyen der Medizingeschichte zu Berlin Rolf Winau (https://web.archive.org/web/20110615...iter/winau.htm) hat in den Achtziger- und Neunziger.Jahren des 20. Jh. ein paar StudentInnen beauftragt, ihre Abschlussarbeit über Todesursachen zu verfassen. Es geht um Kirchenbucheinträge ab 1750 in einigen Berliner Kirchengemeinden. Davor war stand entweder nichts oder nichts Konkretes ("starb an den Zähnen") drinne.

          Leider habe ich die Titel gerade nicht greifbar, kann diese aber ab Montag nachliefern, falls es Dich interessiert.

          Grüße

          jele
          Zuletzt geändert von jele; 20.06.2020, 14:14.

          Kommentar

          • FelixBr
            Benutzer
            • 28.06.2019
            • 31

            #6
            Also die Abschlussarbeiten über die Häufigkeit von Todesursachen fänd ich spannend. So was liegt aber irgendwo im Archiv, oder wurde das großflächig publiziert?



            Zu der Wiederheirat von Witwern und Witwen: Wäre schon spannend, fürchte aber, unter Katholiken könnte es da ein anderes Muster gegeben haben als unter Protestanten, oder irre ich mich?


            Danke für die Tipps schon mal. Vielleicht kommen ja noch mehr dazu?!

            Kommentar

            • schulkindel
              Erfahrener Benutzer
              • 28.02.2018
              • 872

              #7
              Hallo Felix,

              Du suchst statistische Auswertungen zur Wiederverheiratung von Witwen oder Witwern.
              Damit kann ich nicht dienen, aber ich nenne Dir mal Einzelbeispiele aus den gesuchten Regionen, die meine Vorfahren betreffen.

              Raum Danzig, konkret damaliger Kreis Karthaus.
              Am 13.04.1851 stirbt eine Ehefrau.
              Am 30.11.1851 heiratet der Witwer erneut, er ist da 43 Jahre alt.
              Er stirbt am 09.09.1864, seine Witwe heiratet im Januar 1865 wieder. Dieser Ehemann ist ein Altersgenosse ihres ersten Mannes.

              Aus Mecklenburg habe ich ein Beispiel.
              Die Ehefrau stirbt am 07.01.1875, er heiratet am 03.04.1875 wieder. Er ist da 45 Jahre alt.

              Ein anderes Beispiel wäre der Vater meines Urgroßvaters, Andreas.
              Als die 1. Ehefrau von Andreas am 08. Mai 1857 starb, heiratet er im Juni 1857 erneut.
              Das ist aber eine andere Region.

              In allen Fällen waren die Genannten evangelisch, aber was soll das zur Sache tun?
              Ich habe früher mal was von einem Trauerjahr gehört. Das traf ja hier wohl nicht zu, und der Pfarrer har das auch geflissentlich übersehen,

              Ich frage mich, ob die nächste Braut im Hintergrund schon auserkoren war, wenn der Mann Witwer wurde, wenn er so schnell wieder heiratete.
              Man kannte sich zumindest, denn der nächste Kandidat bzw. die Kandidatin kam aus demselben Ort bzw. aus dem Nachbarort.

              Ich muss anmerken, dass die Witwer schon mehrere Kinder hatte, im letztgenannten Fall 5, die die Witwer und sich versorgt wissen wollte.
              Arme Frauen, die manchmal eineinhalb Jahrzehnte jünger waren als der Mann, wenn sie den Witwer mit mehreren Kindern heirateten!

              Auf der anderen Seite waren oder fühlten sich die Frauen mit dieser Heirat versorgt.

              Schöne Grüße
              Renate





              I

              Kommentar

              • jele
                Erfahrener Benutzer
                • 16.05.2012
                • 2798

                #8
                Wie versprochen I

                Hallo Felix,

                folgende Arbeiten gibt es:

                Haase, Jutta: Untersuchungen zur Mortalität der Berliner St. Petri Gemeinde von 1751 bis 1775. Diss. med. dent. FU Berlin 1982
                Meyer, Wolfgang: Untersuchungen über die Mortalität der Evangelischen Kirchengemeinde Rudow. Diss. med. FU Berlin 1982
                Jauch, Claudia: Mortalität und Todesursachen in der Berliner Sophiengemeinde 1750 bis 1775. Diss med. FU Berlin 1983
                Kublun, Ulrich: Mortalität und Todesursachen in der Berliner Sophiengemeinde 1845 bis 1854. Diss med. dent. FU Berlin 1984
                Wolff, Ori: Untersuchungen über die Mortalität und in der Berliner Sophiengemeinde 1855 bis 1864. Diss med. FU Berlin 1985
                von Moers, Bettina: Eine Untersuchung über die Mortalität in der Berliner Sophiengemeinde 1865 bis 1874. Diss med. FU Berlin 1987
                Padowitz, Alon: Untersuchungen über die Mortalität und Todesursachen in der Evangelischen Kirchengemeinde Rudow 1930-1968. Diss med. FU Berlin 1987
                Rygushik, Uwe: Untersuchungen zur Mortalität der Berliner St. Petri Gemeinde von 1866 bis 1874. Diss. med. dent. FU Berlin 1987
                Werner, Michael: Sterblichkeit und Todesursachen in der Sopphiengemeinde 1825-1835. Diss. med. FU Berlin 1987

                Sie sind alle über die FU Berlin erhältlich bzw. einsehbar.

                Schöne Grüße


                jele

                Kommentar

                • jele
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.05.2012
                  • 2798

                  #9
                  Wie versprochen II

                  Vielleicht auch von Interesse:



                  Gruss


                  jele

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                  • TükkersMitÜ
                    Erfahrener Benutzer
                    • 11.11.2015
                    • 357

                    #10
                    Guten Abend,
                    es könnte schon Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken geben, aber da die Protestanten liberaler waren, was erneute Eheschließungen anging, gehe ich davon aus, dass das von mir beobachtete bei Protestanten genau so oder etwas häufiger passierte.
                    Die Literatur geht davon aus, dass von Witwen erwartet wurde, nicht wieder zu heiraten, und dass höchstens bei jungen, gebärfähigen Witwen eine Ausnahme gemacht wurde.
                    Meine Ergebnisse: Die überwiegende Zahl der Paare war Junggesell-Jungfer, Tendenz steigend im Verlauf der Zeit (Untersuchungszeitraum ungefähr 1770er und 1780er). Ansonsten Witwer - Jungfer (auch relativ häufig). Witwer - Witwe und Junggesell - Witwe kamen vor, aber nicht so häufig.
                    Junggesell - Jungfer waren ungefähr gleich alt, Junggesell etwas älter. Er Mitte bis Ende 20, sie Anfang bis Mitte 20.
                    Witwer - Jungfer: Er viel älter als sie, er meistens in den 40ern/50ern, sie in den 20ern.
                    Witwer - Witwe: Er in den 50ern/60ern, sie in den späten 30ern, eher so in den 40ern und frühen 50ern.
                    Junggesell - Witwe: Er meistens jünger als sie, häufig in den 20ern/30ern, während sie in den 40ern war, manchmal auch in den 30ern.
                    Standesunterschiede waren schwierig zu messen, das wurde im Kirchenbuch nicht genau angegeben. Systematik konnte ich aber im Groben nicht erkennen, also kein hoch-heiraten.

                    Vielleicht hat das ja geholfen.
                    Noch einen schönen Abend wünscht
                    Annika
                    Eheschließung Philipp Frommel und Maria Catharina Storr um 1800 im Raum Niederwörresbach/Herrstein und Umgebung
                    Familie Kunde in Pollnow Krs. Schlawe
                    Schäfer(?) Gottfried Wesenig o.ä. aus Bukow (Groß Jehser) und Umgebung
                    Pächter Johann George Schimkönig, angeblich aus Lübben, + zwischen 1760 und 1767, zuletzt in Pritzen nachgewiesen

                    Kommentar

                    • hessischesteirerin
                      Erfahrener Benutzer
                      • 08.06.2019
                      • 1330

                      #11
                      Zitat von TükkersMitÜ Beitrag anzeigen
                      Guten Abend,
                      es könnte schon Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken geben, aber da die Protestanten liberaler waren, was erneute Eheschließungen anging, gehe ich davon aus, dass das von mir beobachtete bei Protestanten genau so oder etwas häufiger passierte.
                      Die Literatur geht davon aus, dass von Witwen erwartet wurde, nicht wieder zu heiraten, und dass höchstens bei jungen, gebärfähigen Witwen eine Ausnahme gemacht wurde.
                      Meine Ergebnisse: Die überwiegende Zahl der Paare war Junggesell-Jungfer, Tendenz steigend im Verlauf der Zeit (Untersuchungszeitraum ungefähr 1770er und 1780er). Ansonsten Witwer - Jungfer (auch relativ häufig). Witwer - Witwe und Junggesell - Witwe kamen vor, aber nicht so häufig.
                      Junggesell - Jungfer waren ungefähr gleich alt, Junggesell etwas älter. Er Mitte bis Ende 20, sie Anfang bis Mitte 20.
                      Witwer - Jungfer: Er viel älter als sie, er meistens in den 40ern/50ern, sie in den 20ern.
                      Witwer - Witwe: Er in den 50ern/60ern, sie in den späten 30ern, eher so in den 40ern und frühen 50ern.
                      Junggesell - Witwe: Er meistens jünger als sie, häufig in den 20ern/30ern, während sie in den 40ern war, manchmal auch in den 30ern.
                      Standesunterschiede waren schwierig zu messen, das wurde im Kirchenbuch nicht genau angegeben. Systematik konnte ich aber im Groben nicht erkennen, also kein hoch-heiraten.

                      Vielleicht hat das ja geholfen.
                      Noch einen schönen Abend wünscht
                      Annika
                      I

                      ich kann ja nur aus meiner persönlichen Familiengeschichte erzählen, aber meine verwitweten katholischen Vorfahren haben alle wieder geheiratet . gerade ältere Witwen, die einen Hof hatten, haben neu geheiratet, der Ehemann war billiger wie der Knecht. mein Urgrossvater war gar 2 x verwitwet - und heiratete die "lies" erst recht spät, um sie abzusichern

                      interessanterweise waren die Frauen auch oft älter wie die Herren.
                      in einem Fall heiratet mein Ahn die alte Witwe, sie starb und er übernahm. den Hof, um dann eine eigene Familie zu gründen, mein Glück, denn der Hof ist nun seit 200 Jahren im Familienbesitz

                      da würde mich natürlich die Statistik wirklich interessieren, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass meine Ahnen eine Ausnahme bilden, obwohl die Weststeiermark recht arm war und man auch oft heiratete, um sich abzusichern

                      auf beiden Seiten ..

                      Kommentar

                      • gki
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2012
                        • 4829

                        #12
                        Hallo Annika!

                        Zitat von TükkersMitÜ Beitrag anzeigen
                        es könnte schon Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken geben,
                        Da gab es definitiv Unterschiede, allein schon durch die unterschiedlichen Kirchenrechte. Ich fände das spannend, wenn das mal jemand aufarbeiten würde, insbesonders auch wie/ob sich sowas in einem typischen Stammbaum auswirkt.


                        aber da die Protestanten liberaler waren, was erneute Eheschließungen anging, gehe ich davon aus, dass das von mir beobachtete bei Protestanten genau so oder etwas häufiger passierte.
                        Die Literatur geht davon aus, dass von Witwen erwartet wurde, nicht wieder zu heiraten, und dass höchstens bei jungen, gebärfähigen Witwen eine Ausnahme gemacht wurde.
                        Keine Ahnung welche Literatur das war, aber im kath. Niederbayern stimmt das so definitiv nicht.

                        Meine Ergebnisse: Die überwiegende Zahl der Paare war Junggesell-Jungfer, Tendenz steigend im Verlauf der Zeit (Untersuchungszeitraum ungefähr 1770er und 1780er). Ansonsten Witwer - Jungfer (auch relativ häufig). Witwer - Witwe und Junggesell - Witwe kamen vor, aber nicht so häufig.
                        kath. Niederbayern: Witwer/Witwe extrem selten.

                        Das Erstheiratsalter für Männer war ca. 25, das für Frauen etwa 22. Abweichungen natürlich möglich, aber viel später heiratete kaum noch jemand das erste mal. Der Hofbesitzer (m/w) heiratet also fast immer jemand deutlich (bis sehr deutlich) jüngeren.

                        Mitunter heiratete ein Witwer eine etwas ältere Jungfer, wohl in der Erwartung, mit ihr keine Kinder mehr zu haben, die versorgt werden müßten. Kam vor allem bei kleineren Höfen vor.
                        Gruß
                        gki

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                        • Alter Mansfelder
                          Super-Moderator
                          • 21.12.2013
                          • 4673

                          #13
                          Guten Morgen,

                          Ribbe/Hennings Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung enthält allgemeine Aussagen und weiterführende Literaturverweise. Schau mal hier in das Inhaltsverzeichnis, besonders Teil 2. Leider ist seit 2006 keine neue Auflage erschienen.

                          Es grüßt der Alte Mansfelder
                          Gesucht:
                          - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
                          - Tote Punkte in Ostwestfalen
                          - Tote Punkte am Deister und Umland
                          - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
                          - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
                          - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

                          Kommentar

                          • FelixBr
                            Benutzer
                            • 28.06.2019
                            • 31

                            #14
                            Also erst mal freue ich mich, dass es hier so viel Resonanz gibt. Bin offenbar nicht der einzige Nerd hier ;-)

                            Danke für die vielen Infos und Tipps!!!

                            Zitat von schulkindel Beitrag anzeigen
                            Raum Danzig, konkret damaliger Kreis Karthaus.
                            Am 13.04.1851 stirbt eine Ehefrau.
                            Am 30.11.1851 heiratet der Witwer erneut, er ist da 43 Jahre alt.
                            Er stirbt am 09.09.1864, seine Witwe heiratet im Januar 1865 wieder.
                            I
                            Schulkindel, solche Beispiele habe ich auch zuhauf in meiner Ahnenliste. Ich wüsste auch zu gern, ob Witwen und Witwer sich selbst "Ersatz" ausgucken mussten. Eine entfernte Verwandte berichtete mir allerdings davon, dass in ihrem Heimatdorf (in Westpreußen) noch in den 1930er-Jahren tatsächlich "Vermittler" am Werk waren. Kann ich mir auch gar nicht anders vorstellen, die Verwitweten waren ja sicherlich mit zig anderen Dingen beschäftigt als mit Brautschau.

                            Ich habe dieses Thema aber auch aufgemacht, weil ich unter meinen Vorfahren und deren Geschwistern haufenweise junge Frauen habe, die unehelich Kinder bekommen haben (die dann oft im Kindesalter starben). Es heißt ja immer, das sei so verpönt gewesen. Aber bei der Häufigkeit kann ich das gar nicht glauben.

                            Ich habe da eine Theorie. Was meint ihr dazu? Mir sind erst vor kurzem erstmals Katholiken unter meinen Ahnen begegnet. Dann ist mir aufgefallen: Ah ja, der Ort war ja zur Hälfte von Katholiken bewohnt, die hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Ich habe den Eindruck, die verschiedenen Gemeinden lebten ziemlich isoliert voneinander (zumindest in Sachen Heirat usw.) Kann es sein, dass wenn z.B. ein junger Katholik eine junge Protestantin geschwängert hat, das als No-Go galt und der Vater geheim blieb?

                            Im Raum Danzig habe ich nämlich protestantische Vorfahren, die haben vor ihrer Heirat um 1800 drei uneheliche Kinder bekommen, Vater immer erwähnt, scheint kein Problem gewesen zu sein.
                            Zuletzt geändert von FelixBr; 22.06.2020, 10:58.

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                            • Malte55
                              Erfahrener Benutzer
                              • 02.08.2017
                              • 1625

                              #15
                              Moin,
                              Eine statistische Auswertung von Kirchenbüchern ist in der Regel doch nur möglich, wenn es zuvor gewissenhaft abgeschrieben und ausgewertet wurde. Uneheliche Kinder zu zählen ist dabei noch einfach, beim Heiratsverhalten wären Alters-, Herkunfts- und Standesangaben aber zwingend nötig. Wenn diese Angaben dann vertrauenswürdig und so vorhanden sind geht das sicherlich. Wenn die Lücken größer werden, braucht es mehr Aufwand.

                              Zur Einordnung, bei meinem aktuellen Projekt mit 2391 Taufen weiß ich von 1619 Personen den weiteren Verbleib(entweder Tod/Heirat oder beides). Also ca. 68%, welches schon ein sehr hoher Wert ist und den ich auch in meinen anderen OFB in etwa erreiche.
                              Die Toten-Datei hat 1842 Personen, bei 1191(64,66%) davon habe ich eine Herkunftsangabe(recherchiert und belegt). 936 sind am selben Ort geboren und 255 aus anderen Orten.
                              Da man die Toten die vor KB-Beginn geboren wurden nicht belegen kann, habe ich die Daten geteilt:
                              die ersten 40 J = 509 --- 172(33,8%)
                              die nächsten = 673 --- 461(68,5%)
                              die letzten = 660 --- 558(84,5%)

                              Die Angaben in den KB werden mehr, die Lücken kleiner.
                              LG Malte

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