ganz, ganz junge Patin!

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1361

    ganz, ganz junge Patin!

    Hallo in die Runde!


    Ich bin auf einen ganz ungewöhnlichen Taufeintrag gestoßen.

    1805 wurde in Ostheim v.d. Rhön eine Ahnin meines Mannes getauft.
    Die Patin war tatsächlich erst 3 1/2 Jahre alt! Kein Lesefehler!
    Der Pfarrer hat dies extra vermerkt. Stellvertreterin war die Mutter des Kleinkindes.


    Warum hat man nicht diese genommen?
    Sollte der Name des Patenkindes weitergegeben werden? Aber der ist nichts Besonderes: Barbara Elisabetha
    Ihre Mutter hieß Barbara Catharina, auch nicht viel anders.


    Wäre spannend, herauszufinden, was die Motivation für so etwas war.


    Einen guten Sonntag wünscht euch Jettchen
  • fajo
    Erfahrener Benutzer
    • 08.10.2018
    • 2348

    #2
    Da hast du aber etwas gefunden! Wow, erstaunlich und ganz bestimmt nicht oft. In welchen Jahrhundert ist das denn vorgekommen?
    • Voraussetzungen für die Taufpaten: katholische Kirche
      Wird ein Kind katholisch getauft, so muss nach kirchlichem Recht mindestens einer der Paten katholisch sein und einer ACK-Mitgliedkirche angehören. Er muss mindestens 16 Jahre alt sein, selbst getauft sein, die erste Kommunion erhalten haben und gefirmt sein.
    • Voraussetzungen für die Taufpaten: evangelische Kirche
      Wird ein Kind evangelisch getauft, so muss nach kirchlichem Recht mindestens einer der Paten evangelisch sein und einer ACK-Mitgliedkirche angehören. Er muss mindestens 14 Jahre alt sein, selbst getauft und konfirmiert sein.
    Vorsicht : >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**







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    • Horst von Linie 1
      Erfahrener Benutzer
      • 12.09.2017
      • 19748

      #3
      19. Jahrhundert ("1805").
      Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
      Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
      Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

      Und zum Schluss:
      Freundliche Grüße.

      Kommentar

      • GiselaR
        Erfahrener Benutzer
        • 13.09.2006
        • 2182

        #4
        Für evangelisch: Voraussetzung war früher die Konfirmation, danach galt man als vollwertiges Mitglied der Kirche und Gemeinde. Als 1928 meine Mutter getauft wurde, war eine der Patinnen ihre Cousine *1920, vertreten durch ihre Mutter. Also Stellvertretung war möglich. Ich habe das auch schon selten für noch frühere Zeiten gelesen, aber leider keine Belegstelle mehr.
        Grüße
        Gisela
        Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4072

          #5
          vielleicht kommt man dem näher, wenn man überlegt, wann stellvertretende bei der taufe anwesende paten üblich waren.
          wenn adelige paten z.b. von den kindern bediensteter wurden, standen sie zwar namentlich im taufbuch, aber anwesend war beispielsweise eine magd,


          denkbar ist, dass eine familie höherrangiger war als die dorfbewohner, weshalb man den namen der kleinen edlen patin an die erste stelle setzte und dann erst die mutter als stellvertreterin. es ist jedoch paradox, da die patin bei tod der mutter das patenkind aufziehen sollte, in katholischem geist.


          deshalb bietet sich die frage an, ob die verwandtschaft vielleicht durch die napoleonischen kriege so dezimiert war, oder überhaupt eine familie sehr arm war, sodass es keine patin gab. um die taufe dennoch durchführen zu können, hätte der pfarrer mit dem konstrukt einen ausweg ermöglicht.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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          • Scriptoria
            Erfahrener Benutzer
            • 16.11.2017
            • 2756

            #6
            Hallo,



            für den evangelischen Bereich bescheibt Zedlers Universallexikon
            unter dem Stichwort "Pathen" für das 18. Jahrhundert:


            Spalte 1303
            (…) Es zeuget es die tägliche Erfahrung,
            wie manche Eltern aus blinder Neigung oder ein-
            gebildeter Hoffnung, für ihr Kind einen lang le-
            benden Patron zu haben, Kinder von 8, 10 oder
            12 Jahren zu Gevattern erbitten (…)



            https://www.zedler-lexikon.de/index....upplement=0%27)


            Die Motivation für die Wahl kindlicher Patenschaften ist hier zum einen die
            Zuneigung zur Person, und zum anderen die Vorstellung, dass die jungen Paten länger leben werden.
            Patenschaften wurden als geistliche Verbindungen gedacht. Paten kümmerten sich um die religiösen Belange des Patenkindes. Junge Paten sollten einen möglichst langen Beistand für die Getauften gewährleisten.



            Gruß
            Scriptoria
            Zuletzt geändert von Scriptoria; 17.10.2021, 19:11.

            Kommentar

            • MariaH
              Erfahrener Benutzer
              • 26.05.2020
              • 363

              #7
              Ich kennen einen ähnlichen Fall Anfang des 18. Jh.
              Es handelte sich um ein Mädel aus einer Gutsbesitzerfamilie. Sie war noch nicht konfirmiert. Sie wird zwar als Patin erwähnt jedoch mit dem Zusatz "ihre Stelle vertrat die Mutter".Also Patin und doch nicht Patin.
              Liebe Grüße von Maria

              Kommentar

              • assi.d
                Erfahrener Benutzer
                • 15.11.2008
                • 2681

                #8
                In 200 oder mehr Jahren wird man sich auch fragen, warum mein Sohn eine TaufpatIN hatte. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: es gab keine männlichen, katholischen Familienangehörige mehr.

                Nur für den Fall, daß Jahrhunderte später mal jemand diesen post liest.

                Ahnenforschung kann ja so einfach sein.

                Gruß
                Astrid

                Kommentar

                • HelenHope
                  Erfahrener Benutzer
                  • 10.05.2021
                  • 703

                  #9
                  Wow, sehr interessant.
                  Der Gedanke des möglichst langen Beistandes ist ja sehr vorrausschauend.
                  P. S. ich wurde mit 14 Jahren Patin einer 7-Jährigen. Das war eine ganz besondere Ehre.

                  Kommentar

                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11326

                    #10
                    Moin zusammen,


                    ich habe 1853 den nachweislich 11jährigen Cousin des Täuflings. Im Taufeintrag steht nichts von Vertretung. Leider gibt es keine Konfirmandenregister, so dass man das diesbezüglich überprüfen könnte.


                    Friedrich
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4836

                      #11
                      Schon lustig, ich kenne eher den Fall, daß mehr oder weniger erwachsene, unverheiratete Kinder einen Elternteil vertraten.
                      Gruß
                      gki

                      Kommentar

                      • Jettchen
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.10.2011
                        • 1361

                        #12
                        Euere Überlegungen hierzu finde ich alle interessant. Auch ich fand schon jüngere Paten, die von ihren Eltern vertreten werden mussten. Aber solch einen extremen Fall hatte ich bisher noch nie. Ein 3 1/2jähriges Kind versteht ja überhaupt noch nicht, was hier geschieht!
                        Leider gehört das Patenkind keinem Adelsstand an. Eltern- und Patenfamilie waren Handwerksmeister, in Ostheim v.d. Rhön ganz normal, und vermutlich verwandt.
                        Wenn der Wunsch nach einem langen Leben für die Patin das Motiv gewesen sein soll, ein Argument, das ich sehr interessant fand, dann hätte es doch häufiger solche junge Paten geben müssen. Musste man bei der hohen Kindersterblichkeit nicht eher die Sorge haben, das die Patin gar nicht das Erwachsenenleben erreichen wird?
                        Auf jeden Fall ist es kurios, auf welche Begebenheiten man in früheren Zeiten stoßen kann.


                        Danke sagt Jettchen
                        Zuletzt geändert von Jettchen; 18.10.2021, 05:40.

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                        • MariaH
                          Erfahrener Benutzer
                          • 26.05.2020
                          • 363

                          #13
                          Zitat von assi.d Beitrag anzeigen
                          In 200 oder mehr Jahren wird man sich auch fragen, warum mein Sohn eine TaufpatIN hatte. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: es gab keine männlichen, katholischen Familienangehörige mehr.

                          Nur für den Fall, daß Jahrhunderte später mal jemand diesen post liest.

                          Ahnenforschung kann ja so einfach sein.

                          Gruß
                          Astrid
                          Hallo Astrid, für meine Zwillingsenkel war es schwer, überhaupt einen Paten/in zu finden. Die, die gern gewollt hätten, waren nicht Kirchenmitglieder und die, die gefragt wurden (aus der Not heraus) wollten nicht. Also ziemlich ähnlich wie bei dir.
                          Liebe Grüße von Maria

                          Kommentar

                          • MariaH
                            Erfahrener Benutzer
                            • 26.05.2020
                            • 363

                            #14
                            Jettchen, was wurde am Ende aus diesem jungen Paten und dem Patenkind?
                            Liebe Grüße von Maria

                            Kommentar

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