Infos zu Graf Kärperary (vielleicht andere Schreibweise) gesucht?

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  • Berni17
    Benutzer
    • 21.12.2010
    • 21

    Infos zu Graf Kärperary (vielleicht andere Schreibweise) gesucht?

    Quellen, Belege, Literatur zum genannten Adel/Namen: matricula
    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 17. Jahrhundert
    Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Österreich, Ungarn, (Wien, Niederösterreich)
    Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]: nein
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken):



    Bei der Ahnenforschung meiner direkten Vorfahren bin ich auf eine Maria Hammer gestoßen. Diese heiratete nach dem Ableben ihres ersten Ehemannes Philipp Hammer (aus Eibesthal bei Mistelbach) und zweiten Ehemannes Hans Fritz (00 29.01.1662 - Mistelbach/Zaya) einen Anton Märtöl (?) am 13.01.1665 laut Traueintrag in den Pfarrmatriken von Mistelbach an der Zaya.

    In den dortigen Pfarrmatriken (Bezirk: Mistelbach, Bundesland: Niederösterreich: Land: Österreich) ist folgendes zu lesen:
    Hier der Link dazu: http://data.matricula-online.eu/de/o...h/02-03/?pg=34

    Dito ist der ehrbare und wohlgeachte, Hr. Anthonius Märtöl gewöster Khamer Diener, bey den Hi Graffen Kärperary, des Erbvesten und fürnemben H(errn) Mark Märtöl auß dem Weillischlandt (Italien, Frankreich ?) von Ballann und Susannä beeden seel: hindterlassner ehelicher Sohn, ist copulierdt worden, mit der ehrentugendsamen Frauen Maria, des edl und gestrengen H. Johann Fritz gewester Regent , bey: ihr: firstlich: gl: zu Wilfersdorff seel: hindterlassne eheliche Wittib.

    Vor der Ehe mit Maria (verw. Hammer) war ihr zweiter Ehemann Johann Fritz zuerst Visitator und später Pfleger der Herrschaft Wilfersdorf (bei Mistelbach/Zaya). Am 30.05.1633 bestallte Fürst Gundakar von Liechtenstein ihm als neuen Regenten seiner Herrschaften Wilfersdorf, Mährisch Krumau und Ungarisch Ostra. Dieses Amt hatte er bis etwa Mai 1636 und neuerlich - mit höherer Bestallung und größerem Deputat - von Juli 1638 bis Dezember 1643 inne, deren Dienst er aus gesundheitlichen Gründen zurücklegte.

    Ich würde gern näheres über diesen Grafen Kärperary (ungarischer Adel ?) in Erfahrung bringen und hoffe, dass ihr mir ein wenig weiterhelfen könnt.

    Lg Bernhard
  • Berni17
    Benutzer
    • 21.12.2010
    • 21

    #2
    Liebe Forumsmitglieder!

    Hab heute eine Nachricht vom Ungarischen Archivdelegierten beim Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien erhalten, er schreibt im wesentlichen folgendes:

    Einen gewissen Grafen Kärperary konnte nicht unter den ungarischen Adelsfamilien gefunden werden. Es gab ein Adeslgeschlecht, die wirklich Grafen waren: die Familie Korbáviai. Die sind aber Mitte des 16. Jahrhunderts ausgestorben.
    Sie stammten aus der heutigen Region Kroatiens Lika-Krbava.

    Es kann natürlich sein, dass hier ein Schreibfehler vorliegt. (Es gibt zB: Korponay, aber das ist nicht identisch mit diesem Namen.)
    Könnte sein, dass diese Familie einem italienisches Geschlecht zuzuordnen ist. Einerseits der "Märtöl" kommt aus Wellischland (hier wird Italien gemeint sein, nach meinem besten Wissen), andererseits der Anklang des Namens ist für mich eher italienisch. Vielleicht aus Tirol?

    So der derzeitige Wissensstand.

    Lg Bernhard

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    • Berni17
      Benutzer
      • 21.12.2010
      • 21

      #3
      Kammerdiener des Grafen Niccoló Caprara, Conte di Pantano aus Bologna

      Liebe Forumsmitglieder!

      Hier mein aktuellster Forschungsstand.

      Hab am 05.10.18 vom Bibliothekar der Heraldisch-Genealogische Gesellschaft ADLER in Wien eine erfreuliche E-Mail bekommen.

      Bei der Transkription des Matrikeneintrages ist die Anrede "Erbvesten" in "Ehrenvesten" richtigzustellen.

      Die Rangordnungen bei den Anreden waren zwar niemals genau festgelegt, aber es gibt keine Anrede „Erbfest und Vornehm“ sondern eben nur „Ehrenfest und Vornehmen“. Diese Anrede war in dieser Zeit hauptsächlich für die Honoratioren reserviert, bedeutet aber auch gleichzeitig, dass der Angesprochene nicht zum Adel gehörte. Dagegen kann man für den ebenfalls aufgeführten Johann Fritz annehmen, dass es sich tatsächlich um einen Adeligen handelte. Denn

      a) ist die Position eines Pflegers vor allem der damals noch neuen Fürsten Liechtenstein schon sehr hochwertig und
      b) war die Anrede „Edl und gestreng“ um diese Zeit dem Ritterstand vorbehalten (100 Jahre später wurden auch Nicht-Adelige so angesprochen.)

      Zum Grafen Kärperary: Dass es sich nicht um einen ungarischen Grafen handelt, ist leicht zu ermitteln, da die Anzahl der ungarischen Grafen bis zum Ende der Monarchie unter 100 lag – angeblich waren es 94.
      Der Reichsverweser Horthy hat angeblich auch Leute nobilitiert und in höhere Ränge gestuft, allerdings ist darüber nichts bekannt und für meine Frage irrelevant.

      Jedenfalls gab es keinen Grafen Kärperary o. ä. abgesehen davon, dass das ungarische Alphabet kein „ä“ kannte. Doch wie wir alle wissen, ist die Schreibweise in dieser Zeit sehr sehr unzuverlässig und hängt sehr von der ausführenden Person (Matrikenführer) bzw. deren Zustand ab.

      Tatsächlich handelt es sich um einen Grafen Caprara, genauer gesagt um Niccoló Caprara, Conte di Pantano aus Bologna(!), wo er Senator war. Dieser war mit Vittoria Piccolomini verheiratet, einer Schwester Octavio Piccolomini, Herzog v. Amalfi (1599-1656). Die Söhne Niccolos dienten in österreichischen Diensten im Kampf gegen die Türken und Aeneas Caprara wurde 1679 in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. Dazu passt nicht nur der Name (das „p“ wird nach einem Vokal gerne als „rp“ interpretiert und die Caprara nannten sich angeblich früher Caprarji = Caprari) sondern auch der Ort „auß dem Weillischlandt von Ballann (=Bologna)“.

      Jener Anton Märtol mag vielleicht mit dem Schwager Niccolo Capraras, Herzog Piccolimini, nach Österreich gekommen sein. Der Name scheint tatsächlich eher Martel, Martol, Mortel etc. zu entsprechen. Diese Namensschreibweisen kommen bis heute in Norditalien vor.

      Für Nachforschungen in Italien gibt es leider keine guten Nachrichten: Laut Mitteilung eines Mitarbeiters des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (gebürtiger Südtiroler), hatte die Italienische Bischofskonferenz 2018 beschlossen, die italienischen Kirchenbücher nicht digital freizugeben!

      Vielleicht gibt es ja Aufzeichnungen über diesen Kammerdiener.

      Lg Bernhard

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