Änderung des Familiennamens zw. 1830-40

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  • Enno1990
    Erfahrener Benutzer
    • 01.12.2010
    • 131

    Änderung des Familiennamens zw. 1830-40

    Sehr geehrte Ahnenforschergemeinde,

    mich beschäftigt schon lange ein Phänomen innerhalb meiner Familie.

    Vor ein paar Monaten fiel mir zum ersten mal ein Kirchbucheintrag in die Hände der mich wirklich stutzig machte.
    Ein Kind meines 4fachen Urgroßvaters, Laurentius, trug bei der Hochzeit einen anderen Namen. Zwar dreht sich die Änderung nur um einen Buchstaben, allerdings ist es auch der erste im Familiennamen.
    Zwischen 1830 und 1840 wurde aus Widomski - Fidomski.
    Zuerst dachte ich an eine einmalige Sache und das der Pfarrer einen Fehler gemacht hatte, aber nach weiterer Durchsicht der Bücher wurde klar, dass sich alle Kinder des 4-fache Urgoßvaters umbenannt hatten. Teilweise wurde auch öfters zunächst "Widomski" eingetragen, beispeilsweise bei der Geburt eines Kindes, und dann später das "W" durchgestrichen und ein "F" darüber gesetzt.

    Es gibt keine Erzählung innerhalb unserer Familie, dass diese Besonderheit auch nur im geringesten erwähnt.

    Auch mein 4-facher Urgroßvater wird in späteren Sterbeeinträgen seiner Kinder als "frommverstorbener Laurentius Fidomski" erwähnt.
    Da er zwischen 1830-40 verstarb gehe ich davon aus, dass er kurz vor seinem Tode sich umbenannt hat. Auch zog er kurz zuvor wahrscheinlich aus der Vorstadt in das höher angesehne Bürgerviertel. Seine dritte Hochzeit fand zumindest in der Kirche im Bürgerviertel statt.

    Daher würde ich gerne mit euch darüber diskutieren. Was denkt ihr? Was für Gründe könnten vorliegen, dass sich jemand diesen Namen gibt?
    Vielleicht habt ihr auch schon Erfahrung mit Namensänderungen gemacht?

    Im Anhang lege ich ein Beispiel der Namensänderung bei.

    MfG

    Enrico
    Angehängte Dateien
    Fidomski/ Widomski/ Ruhnau/ Kretschmann/ Herrmann/ Graw/ Jandres/ Stang(e) in Ostpr. Kreise Heilsberg u. Braunsberg; Büschel/ Ulbricht/ Dietrich in Sachsen; Linke/ Brotsack/ Petzold in Schlesien/Hirschberg ; Bock in Obhausen, Sachsen Anhalt - Gebe detaillierte Auskünfte zum Kirchspiel Kalkstein, Kreis Heilsberg

  • #2
    Hallo Enno,

    früher wurden Namen nach "Gehör" aufgeschrieben, der Schreiber wird angenommen haben, daß das "W" etwas nachlässig ausgesprochen wurde und hat aus dem W einfach ein F gemacht. ( sprich Dir doch selbst mal beide Namen vor, einen großen Unterschied wirst Du nicht merken)

    Solche "Namensänderungen" wirst Du in vielen Fällen finden

    Schöne Grüße
    Marlies

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    • Enno1990
      Erfahrener Benutzer
      • 01.12.2010
      • 131

      #3
      Hallo,

      natürlich habe ich darüber auch schon nachgedacht und wenn es nur bei ein zwei Personen geschehen wäre, wäre es wahrscheinlich auch die logischste Erklärung, aber da der Name bei allen Familienmitgliedern geändert wurde und das auch nachträglich, ziehe ich das nicht mehr in betracht. Er hat den Namen ja auch zunächst richtig zu Papier gebracht.
      Aber ja, manche Pfarrer hatten bestimmt ein wirklich schlechtes Gehör.

      MfG

      Enrico
      Fidomski/ Widomski/ Ruhnau/ Kretschmann/ Herrmann/ Graw/ Jandres/ Stang(e) in Ostpr. Kreise Heilsberg u. Braunsberg; Büschel/ Ulbricht/ Dietrich in Sachsen; Linke/ Brotsack/ Petzold in Schlesien/Hirschberg ; Bock in Obhausen, Sachsen Anhalt - Gebe detaillierte Auskünfte zum Kirchspiel Kalkstein, Kreis Heilsberg

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      • AlfredHM
        Benutzer
        • 15.06.2011
        • 20

        #4
        Hallo Enno !
        Leider kann ich Dir in Deiner Angelegenheit nicht helfen. Aber für meine Familie mütterlichseits liegt ebenfalls eine solche nicht erklärbare Namensänderung vor.
        Während mein Großvater Carl Friedrich Berger hieß (getauft 1863 in der St.Peter-Paul Kirche-Reg. 170) war der Name des Urgroßvaters Gottfried Husenwieth Boerger (getauft 1827, ebenfalls da, Reg. 144). Der Ururgroßvater Gottfried hieß ebenfalls Boerger, geb. im 17.Jahrhundert in Georgenthal/Preußen. Für diesen Ahn fehlen mir jedoch alle weiteren Angaben. Verheiratet war er mit der Heinsieka geb Basner.
        Sollte jemand anknüpfend an diese Angaben Hinweise für mich haben, bedanke ich mich im Voraus. Schöne Sommertage wünscht AlfredHM

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        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4072

          #5
          es hing viel davon ab, welcher pfarrer in das buch schrieb. ein in ungarn oder italien ausgebildeter pfarrer würde, weil latieisch schreibend und denkend, sicher eher das f geschrieben haben, ein slawe ein v oder w, und wenn der kaplan es anders schrieb, bekam er vom chef bei der visite etwas durchgestrichen.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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          • Alrunia
            Erfahrener Benutzer
            • 13.02.2010
            • 173

            #6
            Hallo,

            ich hätte da eine Theorie, darauf basierend, dass ich in einer Heiratsurkunde meiner Vorfahren die Anmerkung gefunden habe, dass die erschienen Brautleute nach der Trauung den Standesbeamten auf falsche Schreibweisen in den mitgebrachten Urkunden hinwiesen und Änderung verlangten. Ich vermute, dass im Zuge der zunehmenden Alphabetisierung den Leuten es nun auffiel, was dort früher zu Papier gebracht wurde.

            Wenn man bedenkt, dass Pfarrer und Beamte oft aus anderen Regionen stammten, dann wären unterschiedliche Aussprache und andere Schreibkonventionen mögliche Auslöser für solche abweichenden Schreibweisen.

            Bei W und F drängt sich mir der Gedanke auf, dass der Name vielleicht ursprünglich mit V geschrieben wurde, von einem Schreiber als W vorgelesen und von einem weiteren Beamten mit W aufgeschrieben wurde (die Betroffenen waren gar nicht dabei, als auf dem Dienstwege passierte). Um zu verhindern, dass das wieder passiert ersetzte dann einer deiner Ahnen das W vorsorglich durch ein F.

            Wie gesagt, das ist nur eine Idee, wie so etwas passiert sein könnte.

            LG
            Laura

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            • Enno1990
              Erfahrener Benutzer
              • 01.12.2010
              • 131

              #7
              Danke für eure Anregungen.

              Nach meinen Forschungen waren es durchgehend deutsche Pfarrer, die die Daten in die Kirchbücher übertrugen.
              Der gefundene Eintrag, der am weitesten zurückliegt stammt aus dem Jahre 1809. Hier werden bis 1830 durchgehend alle Familienmitglieder mit "W" aufgeführt. Ich gehe auch davon aus, dass meine Familie polnische Wurzeln hat.
              Der Familiename Widomski ist in Polen heute noch vertreten.

              Meine These wäre, dass sich Laurentius einfach von seinem sehr polnischen Familiennamen lösen wollte und sich so einen "lateinischen Namen" gab, denn "fidom" bedeutet übersetzt in deutsch soviel wie "ein guter Freund".
              Oder es gab einen anderen Grund, wie der Aufbruch in ein neues Leben um sich von dem alten abzugrenzen.

              Da werde ich wohl noch lange im Dunkeln tappen, wenn ich überhaupt eine Antwort darauffinde.
              Fidomski/ Widomski/ Ruhnau/ Kretschmann/ Herrmann/ Graw/ Jandres/ Stang(e) in Ostpr. Kreise Heilsberg u. Braunsberg; Büschel/ Ulbricht/ Dietrich in Sachsen; Linke/ Brotsack/ Petzold in Schlesien/Hirschberg ; Bock in Obhausen, Sachsen Anhalt - Gebe detaillierte Auskünfte zum Kirchspiel Kalkstein, Kreis Heilsberg

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              • Alrunia
                Erfahrener Benutzer
                • 13.02.2010
                • 173

                #8
                Zitat von Enno1990 Beitrag anzeigen
                Meine These wäre, dass sich Laurentius einfach von seinem sehr polnischen Familiennamen lösen wollte und sich so einen "lateinischen Namen" gab, denn "fidom" bedeutet übersetzt in deutsch soviel wie "ein guter Freund".
                Oder es gab einen anderen Grund, wie der Aufbruch in ein neues Leben um sich von dem alten abzugrenzen.
                Das könnte natürlich auch gut sein. Der zweite Mann meiner Urgroßmutter hat auch seinen polnischen Namen gegen einen deutschen Namen eingetauscht. Warum er es tat weiß ich aber auch nicht, ich habe nur die Namensänderungsurkunde, die aber keinen Grund für die Änderung angibt.

                LG
                Laura

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                • Enno1990
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.12.2010
                  • 131

                  #9
                  Wirklich interessant!

                  Man könnte ja mal eine Anfrage an das polnische Staatsarchiv schreiben.
                  Ich bezweifle zwar, dass sowas in der Art dort vorliegt, aber einen Versuch ist es wert.
                  Fidomski/ Widomski/ Ruhnau/ Kretschmann/ Herrmann/ Graw/ Jandres/ Stang(e) in Ostpr. Kreise Heilsberg u. Braunsberg; Büschel/ Ulbricht/ Dietrich in Sachsen; Linke/ Brotsack/ Petzold in Schlesien/Hirschberg ; Bock in Obhausen, Sachsen Anhalt - Gebe detaillierte Auskünfte zum Kirchspiel Kalkstein, Kreis Heilsberg

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                  • Hina
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.03.2007
                    • 4661

                    #10
                    Namensänderungsurkunden wird es für die Zeit sicherlich keine geben. Das war eigentlich erst in der Standesamtszeit üblich, als man eben nicht mehr so ohne weiteres die Schreibweise seines Namen verändern konnte. In den Kirchenbüchern hat man die Namen, was bei polnischen Namen fast regemäßig vorkam, einfach nur eingedeutscht oder zumindest der deutschen Schreibweise angepasst. In Schlesien war das z.B. gang und gäbe aber nicht nur dort. Auch heute noch hat jeder, der einen ausländischen Namen trägt, das Recht, ihn einzudeutschen. Heute ist es aber eben ein Verwaltungsakt, der beurkundet wird.
                    Viele Grüße
                    Hina
                    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                    • viktor
                      Erfahrener Benutzer
                      • 17.01.2007
                      • 1187

                      #11
                      Der Wechsel von Widomski nach Fidomski ist auf der möglichen Bandbreite der Verschiebungen aber noch ein recht milder Fall. Da kenne ich aus Oberschlesien noch ganz andere "Kaliber".
                      Ein Urgroßmutterzweig schreibt sich abwechselnd Fica oder Ficon. Bei gleicher Aussprache - je nach sprachlichem Hintergrund. Desgleichen kenne ich Cigla -Ziegler.
                      Und ja, natürlich der Name meiner väterlichen Vorfahren. Hat mir die größten Suchprobleme bereitet : Sternowsky - Sternalsky. Das wird je nach sprachlichem Hintergrund auch gleich gesprochen.
                      Der Name wurde in jedem Dorf anders geschrieben. Im mehrfachen Wechsel während einer Generation.

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