FN Dürichen

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  • Saraesa
    Erfahrener Benutzer
    • 26.11.2019
    • 1010

    FN Dürichen

    Sollte jemand einmal an der Bedeutung des Nachnamens Dürichen interessiert sein, hier meine bisherigen Rechercheergebnisse. (Dieses Thema ist damit eher als Hinweisthema zu verstehen, nicht als Suchanfrage. Ergänzende Tipps und Informationen sind aber immer sehr willkommen.)
    Dieser nicht allzu häufig auftretende Nachname hat anscheinend seinen Urspung in der sächsischen Stadt Meißen und ihren an der Elbe gelegenen Gemeinden und Weindörfern wie Diera, Niederau, Zadel oder Zehren. Die Gegend war ursprünglich slawisch besiedelt.
    Die Dürichens, eine Sippe von Bauern und Winzern ansässig auf ihren Hufengütern, bewirtschafteten fast 400 Jahre lang diesen Landstrich des mittelsächsischen Lösshügellandes, dessen Nähe zur Elbe fruchtbare Löß- und Auenlehmböden hervorbrachte.
    Die Zeit meinte es jedoch nicht gut mit der Familie, viele verloren Hof und Vieh durch plündernde Russen im Zuge der Napoleonischen Kriege und spätestens die beiden Weltkriege vertrieben die Dürichens endgültig aus ihrem Ursprungsgebiet. Aufgrund der Seltenheit des Namens gehe ich davon aus, dass jeder Namensträger über irgendeine Weise mit dem anderen verwandt ist.
    Während die Geschichte dieser in Meißen ehemals weit verzweigten Familie trotz der lückenhaften Kirchenbüchern relativ gut belegt ist, sieht es umso nebulöser bei der Herkunft des Nachnamens aus. Er kann auf eine stolze Vergangenheit der unterschiedlichsten Varianten blicken; angefangen von Dhorisch, Dörrisch, Dorchen über Thierig, Thierichen zurück zu Dürichen sind in den Kirchenbüchern fast jede erdenklichen Schreibformen vorhanden. Lothar Wunderwald (Mitteldeutsche Familienkunde, Heft 3, 1992) erwähnt passenderweise,
    dass es außer dem r in der Mitte keinen ständig wiederkehrenden Buchstaben gibt.
    Folgende Theorien kommen für mich in Betracht:
    1. Form des FN Düring
    2. Altisländisch dýrre, althochdeutsch tiuri, altsächsisch diuri, angelssächsisch deore, urgermanisch diuris usw. usf. (wertvoll, teuer, herrlich)/Patronym
    3. Herkunftsname

    Vor meiner Recherche hielt ich Nr. 1 am wahrscheinlichsten, nachdem ich jedoch die Form Düring selbst in den ältesten Einträgen der Meißener KB nicht als Form dieses Nachnamens habe finden können, schließe ich sie immer mehr und mehr aus.
    In Die Deutschen Familiennamen von Heinze wird erstmals der Ursprung des Nachnamens auf das Wort tiuri zurückgeführt, in dem auch andere Familiennamen wie Dörre oder Thyrolf, der Vorname Dietrich oder das englische dear wurzeln. Sehr wahrscheinlich ein Patronym, vielleicht zu Dietrich/Theoderich. Aufgrund der Ähnlichkeit gefundenen Schreibweisen in den Kirchenbüchern und den im Buch angeführten Nachnamensformen, halte ich mittlerweile Nr. 2 als die wahrscheinlichste Lösung.
    Der bisher älteste gefundene Namensträger ist wohl der ca. 1480 geborene Gutsbesitzer und spätere Richter Gregor Dhorisch. Über die Herkunft dieses Namens habe ich vor einer Weile hier spekuliert. Inzwischen bin ich dank der Originalaufzeichnungen Wunderwalds zum Artikel in Mitteldeutscher Familie einen Schritt weitergekommen, der mich zu Nr. 3 führt:
    Da die Gerichte des Ortes Diera nahe Meißens, einmal als die "Derrschen" und "Dürrschen" Gerichte erwähnt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass der erste Namensträger vielleicht aus eben jenem Diera stammte, von dort aus in einen anderen Ort zog und so zu seinem Namen kam. Die Etymologie von Diera kann beim gleichlautenden Wikipedia-Artikel nachgelesen werden.
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