Jüdische Firmen in Berlin vor WW2

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Terberos
    Benutzer
    • 09.02.2019
    • 62

    Jüdische Firmen in Berlin vor WW2

    Dank der Ahnenforschung.net community habe ich vor einigen Jahren erste Spuren meines jüdischen Großvaters gefunden und konnte inzwischen seinen Lebensweg von Berlin nach Buenos Aires nachzeichnen, wo er 1944 verstarb.
    Jetzt fand ich im Entschädigungsamt erstmals Hinweise auf Firmen, die er mit meinem Onkel Erich Hirsch gemeinsam in Berlin betrieb. Gern würde ich mehr darüber herausfinden: 1. Vereinigte Herren- und Sportkleiderfabrik gmbH, Spandauer Str. 18, Berlin und 2. Astria Herrenbekleidung gmbH, Hardenbergstr. 11, Berlin.

    Beide Firmen wurden 1937/38 verkauft.

    Mich würde interessieren, ob es größere Firmen waren oder nur kleine Handelsfirmen (z.B. wieviel Angestellte). Gibt es Firmenreklame, Fotos der Geschäfte oder der Häuser etc. Im Landesarchiv Berlin war nichts zu finden, ebenso wenig im Staatsarchiv Brandenburg. Lediglich die 2. Firma ist im Adressbuch der Jüdischen Gewerbebetriebe genannt.

    Vielleicht habt Ihr noch Ideen, wo man suchen könnte? Vielen Dank schon mal :-)
  • zummelt
    Erfahrener Benutzer
    • 15.02.2016
    • 510

    #2
    Hallo,

    bei den Berliner Adressbüchern gibt es u.a. folgende Einträge

    Berliner Adreßbuch (Public Domain) Issue1935 (Public Domain)



    Amtliches Fernsprechbuch für Berlin (Rights reserved) Issue1934 (Rights reserved)



    Oder vielleicht mal die jüd. Adressbücher durchsuchen.




    Steffen
    Beste Grüße
    Steffen

    Kommentar

    • Juergen
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2007
      • 6044

      #3
      Hallo Terberos

      laut Staatsanzeiger 1933 war der Geschäftsführer ein Leo KIRSCH:
      Amtsgericht Charlottenburg. Abt. 89 b.

      Berlin- Charlottenburg. 26657) In das Handelsregister B des unter zeichneten Gerichts ist heute eingetragen worden: Nr. 48 3066. Astria Herren⸗ kleidung Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Berlin. Gegenstand des Unternehmens: Vertrieb von Herren⸗ bekleidung gie cher Art, insbesondere der Astria⸗Kleidung, und zwar fertig und nach Maß. Stammkapital: 30 006 Reichsmark. Geschäftsführer: Kaufmann Leo Kirsch, Berlin. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 2. September 1933 abgeschlossen und am 28. September 19538 sowie am 2. Juni 1933 abgeändert. Sind mehrere Geschäfts⸗ führer bestellt, so wird die Gesellschaft durch mindestens zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer in Gemeinschaft mit einem Prokuristen vertreten, Als nicht eingetragen wird noch veröffentlicht: e n ngen der Gesellschaft erfolgen dur n

      Scan https://digi.bib.uni-mannheim.de/vie...-8444/0420.jp2

      1939:

      Erloschen:
      Astria Herrenkleidung Gesellschaft mit beschränkter Haftung (W 50, Budapester Str. 44)
      Scan --> https://digi.bib.uni-mannheim.de/vie...-8468/0296.jp2

      Du meinst bzw. Du bist Dir gewiß, die Brüder HIRSCH waren bis 1937 die Eigentümer?

      Gruß Juergen
      Zuletzt geändert von Juergen; 05.10.2022, 20:31.

      Kommentar

      • Terberos
        Benutzer
        • 09.02.2019
        • 62

        #4
        Astria Bekleidung

        Hallo Jürgen, 1000 Dank für die Handelsblattauszüge! Ich habe die Steuerunterlagen von Max Hirsch in denen 1938 mitgeteilt wird, dass Max und Erich zu je 33 1/3 an Astria beteiligt waren und diese Anteile im Wert von 15.000RM im April 1938 an Leo Kirsch verkauft haben.

        Die Vereinigte Herren- und Sportkleiderfabrik gehörte zu je 50% Max und Erich Hirsch (Vater und Sohn). Diese Firma wurde im Juli 1938 an Dr. Paul und Grethe Werth verkauft.

        VG Terberos
        Zuletzt geändert von Terberos; 05.10.2022, 21:45.

        Kommentar

        • Terberos
          Benutzer
          • 09.02.2019
          • 62

          #5
          ABs und TB

          Vielen Dank Steffen! Habe mir die betreffenden Seiten aus AB und TB gleich heruntergeladen :-) Jede Info rundet das Bild ein wenig mehr ab. Im Jüd. Adressbuch wird wohl nichts zu finden sein, weil m.W. die Firmen erst 1933 gegründet wurden.

          VG Terberos

          Kommentar

          • Svenja
            Erfahrener Benutzer
            • 07.01.2007
            • 4353

            #6
            Hallo Terberos

            Hast du schon in diesem Online-Zeitungsarchiv nachgeschaut?
            Das deutsche Zeitungsportal macht digitalisierte historische Zeitungen aus vier Jahrhunderten online verfügbar. Kostenfrei und ohne Zugangsbeschränkungen.


            Da gibt es Zeitungen aus Berlin wie die "Berliner Börsen-Zeitung" oder "Berliner Tageblatt und Handelszeitung" mit Auszügen aus dem Handelsregister und anderen Firmen-Nachrichten. Zudem sind dort auch einige jüdische Emigranten-Zeitungen zu finden wie "Der Aufbau".

            Gruss
            Svenja
            Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
            https://iten-genealogie.jimdofree.com/

            Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

            Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

            Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

            Kommentar

            • Juergen
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2007
              • 6044

              #7
              Hallo Teberos,

              noch zur Firma Vereinigte Herren- und Sportkleiderfabrik gmbH, Spandauer Str. 18.
              Die Firma wurde wohl um 1925 gegründet vormals Hermann LEYSER
              Vereinigte Herren- und Knaben-Kleider damals noch Gr. Frankfurter Str. 37
              Aus Handels-Register 1925:
              --> https://www.deutsche-digitale-biblio...t=&issuepage=3

              Hier dann mit Max HIRSCH 1926
              --> https://digital.zlb.de/viewer/image/...1322/LOG_0066/

              1932:
              Vereinigte Herren⸗ und Sport⸗ kleiderfabrit Gesellschaft mit be⸗ schränkter Haftung: Sally Zanders ist nicht mehr Geschäftsführer. Zum Geschäftsführer ist bestellt: Kaufmann Erich Hirsch, Berlin. Durch Gesellschafter⸗ beschluß vom 7. Januar 1932 ist der Ge⸗ sellschaftsvertrag dahin abgeändert, daß der neu bestellte Geschäftsführer Erich Hirsch allein zur Vertretung der Gesell⸗ schaft berechtigt ist. — Bei Nr. 25474

              Scan --> https://digi.bib.uni-mannheim.de/vie...-9049/0346.jp2

              Gesucht hier https://digi.bib.uni-mannheim.de/per...nzeiger/suche/
              Suchstring "Vereinigte herren"

              Hatten wir das schon bzw. ist Dir das schon bekannt?

              Fotos wirst Du wohl nirgends bekommen, es sei denn ein Nachfahre hat welche.
              Jener Leo KIRSCH z.B. war wohl nicht jüdisch, vermute ich.
              Der könnte in Berlin geblieben sein.

              Gruß Juergen
              Zuletzt geändert von Juergen; 07.10.2022, 19:03.

              Kommentar

              • hwsaure
                Neuer Benutzer
                • 04.12.2023
                • 1

                #8
                Hallo Terberos,

                die Firma Vereinigte Herren- und Sportkleiderfabrik GmbH ist mir in Akten des Schauspielers Heinzn Rühmann aufgefallen. 1937 muss die Firma eine Werbebroschüre mit Fotos von Heinz Rühmann herausgebracht haben. Ist Ihnen das bekannt? Ansonsten müsste ich mal suchen, ob ich die Dikumente dazu noch in meinen Unterlagen finde.

                Beste Grüße

                Kommentar

                • Juergen
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.01.2007
                  • 6044

                  #9
                  Hallo hwsaure

                  Betreffs Heinz RÜHMANN und der Firma Vereinigte Herren- und Sportkleiderfabrik GmbH (vermutlich in Berlin), in der TAZ gab es einen Artikel zum Bauhaus Archiv bzw. dem Werbegrafiker Herbert Bayer.

                  Dort wird geschrieben:
                  ZERSTÖRTE VIELFALT Das Berliner Bauhaus Archiv stellt Werbegrafiken des Bauhaus-Lehrers Herbert Bayer vor. Den Nazis galt sein Werk als entartet, dennoch arbeitete er für sie


                  ... Insofern mag es Bayer in seiner Avantgardeposition beruhigt haben, dass seine 1924 entstandene „Landschaft im Tessin“ 1937 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ diffamiert wurde. Zur gleichen Zeit also, in der er ein absolut hinreißendes, vollkommen surreales Puppenhaus der modernen Abstraktion baute, eine Gemäldegalerie aus Faltkarton für die Herren- und Sport-Kleiderfabrik GmbH, in der dicht an dicht in Petersburger Hängung, Stoffmuster in schweren Rahmen die Wände bedeckten. Das einzige figurative Bild der Galerie war ein Porträt von Heinz Rühmann. ...
                  Verstehe ich nicht ganz, er entwarf eine Puppenhaus der modernen Abstraktion für die Firma Herren- und Sport-Kleiderfabrik GmbH mit einem Porträt von Heinz Rühmann, das später als entarte Kunst gebrandmarkt wurde?
                  Wenn die Firma wirklich mit Fotos von Heinz RÜHMANN warb, wer weiß ob er das wußte, ob das damals legal war, sofern es nicht seine Erlaubnis gab.

                  VG Juergen
                  Zuletzt geändert von Juergen; 05.12.2023, 22:55.

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X