Feldpostbriefe online europeana1914-1918.eu

[dorsch]

Hallo, Jens,

also erstens: Ich fand Acanthurus' Ausführungen schon im 1. Anlauf ebenso umfassend wie klar verständlich. Du neigst in deinem Verständnis derselben zu vorschnellen, schwarz-weiß-malerischen Verallgemeinerungen mit polemischem Unterton. (Du hast eine negative Sicht auf die Dinge und möchtest sie auch nicht ändern.) Vielleicht nimmst du meinen Rat an, mal selbst zu googeln. Das Urheberrecht ist eigentlich ganz einfach: Wie der Name schon sagt, liegen die Rechte beim Urheber . Natürlich bei dem des Originals. Und als Bonus gibt es noch einen zusätzlichen Schutz von 70 Jahren nach dessen Tod. Danach kann man davon ausgehen, dass keiner mehr lebt, den die Rechtefreigabe juckt, ansonsten kann er sich ja als Erbe outen. Finde ich logisch und nicht weiter schwer zu verstehen.

Zweitens: Wenn du etwas "schützen" willst, darfst du es nicht an die Öffentlichkeit zerren und nicht aus der Hand geben - das war schon immer so. Auch vor Erfindung des Internet hast du nichts in die Zeitung gesetzt (oder beim Friseur erzählt ;-) ), was du nicht unkontrolliert weiterverbreitet sehen wolltest. Und du hast auch deine kostbaren nassabgespielten Platten nicht auf einer Wohnheimfete an Unbekannte ausgeliehen, die damit nur Fetenmucke machen wollten. Das war früher so und ist heute nicht anders: Wenn du etwas aus der Hand gibst, verlierst du die Kontrolle darüber.

Drittens: Die Frage ist, wie wichtig dir Kontrolle ist. Ist sie dir so wichtig und ist dir das Netz so suspekt, wie es den Anschein hat, dann zieh die Konsequenz und nutze es nicht. Aber dann in beide Richtungen: Auch selbst nicht! Denn sonst profitierst du ohne Gegenleistung von den vielen, vielen anderen Usern, die ihre Dokumente der Allgemeinheit des www zur Verfügung stellen und dabei großherzig den Kontrollverlust als unvermeidliche Kehrseite um der guten Sache willen in Kauf nehmen.

Denk mal drüber nach.
Lieben Gruß
DorSch

[Crypto]

Hallo an Alle!

Auch ich finde, dass Acanthurus die rechtliche Lage gut dargelegt hat. Das Urheberrecht schützt nunmal die kreative und handwerkliche Arbeit eben dieser einen Person, die das Werk geschaffen hat bzw. deren Erben. Dass dieses Recht nach einiger Zeit erlischt ist da auch logisch, da die Interessen des Urhebers 70 Jahre nach seinem Tod einfach nicht mehr verletzt werden können. Auch das Recht am eigenen Bild verlischt spätestens 10 Jahre nach dem Tod der abgebildeten Person.

Trotzdem kann ich Jens' Argumentation nachvollziehen und würde auf keinen Fall so weit gehen ihn polemisch zu nennen.
Als Ahnenforscher leistet man normalerweise schließlich mehr, als das bloße Zusammentragen und Archivieren der Dokumente, Akten, Photos etc. Wir erarbeiten aus dem Zusammengetragenen eine Erzählung, eine Geschichte, deren Zusammenhänge und Inhalte in eigener, kreativer Leistung entstehen.

Das Problem daran ist, dass diese Erzählung oft nur in kleinen Häppchen veröffentlicht wird, z.B. als Thread hier im Forum, oder als Artikel auf Europeana. Diese Schnipsel der eigenen Erzählung hängen sich dabei fast immer an (nicht mehr urheberrechtlich geschützten) Dokumenten auf. Die eigene Leistung ist mit den Dokumenten natürlicherweise eng verknüpft.

Wenn Jens also sagt, dass ihm der Umgang mit den von ihm veröffentlichten Dokumenten Bauchschmerzen verursacht, kann ich das völlig verstehen. Obendrein hat er ja auch geschrieben, dass nicht nur Bilder/Dokumente, sondern auch seine Erkenntnisse/Texte ohne sein Einverständnis und ohne Nennung seines Namens genutzt wurden. Obendrein kommerziell und ideologisch umgefärbt. Da sehe ich schon, warum er sich ärgert.

Nur ein Versuch, das Ganze zu vermitteln

Liebe Grüße
******

[Jensus]

Hallo Zusammen,

das eigentliche Hauptthema war und ist, das ich darauf hinweisen wollte das vielen Menschen und Foristen hier evtl. nicht wirklich bewusst ist,
was vielleicht mit den Daten die von ihnen dort einstellt werden evtl. passieren kann! http://forum.ahnenforschung.net/show...79&postcount=2

Auf Nachfrage zu meiner persönlich schlechten Erfahrung entstand das "Nebenthema" Rechte/Urheberrecht (welches ich dann auch verstanden habe)!

Und ich wollte nichts in die "Öffentlichkeit zerren"! Europeana ist ein sehr gutes internationales Projekt geleitet von bekannten und renommierte Institutionen
und daher dachte ich das dort evtl. einige Sachen aus dem Familien-Nachlass für dieses Projekt vielleicht brauchbar und von Interesse sein könnten.
Ich war dann nur erstaunt, das daraufhin (nur nach ca. ein oder zwei Wochen) Sachen davon auf einigen anderen Internetseiten und Zeitschriften auftauchten.
Daraufhin wurde ich hier im Forum darüber aufgeklärt wie nun die Sachlage im Detail ist. Wie ich damals dort die Bilder einstellte war mit dieser ganze Sachverhalt so nicht bewusst.

Und mit etwas "zu schützen" soll nicht heiß das ich etwas nur ausschliesslich für mich beanspruchen will, ansonsten hätte ich im Mai/Juni 2012 ja auch nichts
bei Europeana eingestellt! Sondern etwas vor einem evtl. "gemeinen" Missbrauch zu schützen! Und damit meine ich das ein Bild oder Dokument aus der
Familie evtl. nicht für etwas "negatives/ungebürliches/ungerechtes/etc." behaftetes Verwendung findet. (also: was könnte noch alles damit passieren!?)

Ich denke es ist auch mal gut gewesen dieses hier zu besprechen, ich weiss jetzt drüber bescheid und hoffentlich viele Andere auch!
Danke und Gruß Jens