Neusalz/Oder im Kreis Freystadt

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  • Luise
    Erfahrener Benutzer
    • 05.02.2007
    • 2298

    Neusalz/Oder im Kreis Freystadt

    Meine Mutti wurde mit 5 Jahren zusammen mit meiner Oma und drei Brüdern aus Neusalz/Oder vertrieben. Mit einem Güterzug wurden sie nach Brandenburg an der Havel transportiert. Leider kann sie sich, durch ihr damaliges junges Alter, kaum an Einzelheiten erinnern und mein Onkel (damals 12 Jahre) antwortet mir auf meinen Fragen immer nur das eine: "Im Güterzug gefahren, es war sehr kalt!"

    So komme ich also nicht weiter und deshalb möchte ich euch um Hilfe bitten. Ist es irgendwie möglich die Fahrtroute von Neusalz nach Brandenburg zu rekonstruieren oder könnte die Fahrt kreuz und quer gegangen sein?

    Da meine Mutte 2009 runden Geburtstag hat, würde ich ihr gern auch eine Geburtstagszeitung machen, in der ich auf ihr Leben in Neusalz eingehen möchte. Sie besuchte dort auch den Kindergarten. Ich habe schon versucht im www etwas über den Kindergarten zu finden, doch ohne Erfolg.

    Was ratet ihr mir?
    Liebe Grüße von Luise
  • Joachim v. Roy
    • 01.04.2007
    • 787

    #2
    1945: von Neusalz a.d. Oder nach Brandenburg a.d. Havel

    Hallo Luise,

    um Ihre Frage auch nur einigermaßen zuverlässig beantworten zu können, müßte man wissen, an welchen Tagen die fragliche "Reise" erfolgte. Die Angabe, daß die Familie „vertrieben“ wurde, könnte dafür sprechen, daß die Familie im Sommer des Jahres 1945 (nach der Besetzung Schlesiens durch die Rote Armee) zwangsweise aus Neusalz ausgewiesen wurde und daß die Fahrt nach Brandenburg – auf mehr oder minder direktem Wege - einigermaßen zügig vonstatten ging.

    Dagegen spricht jedoch die Angabe, daß es auf der Fahrt „sehr kalt“ war. Diese Äußerung läßt vermuten, daß die Familie nicht „vertrieben“ wurde, sondern daß sie im Januar/Februar des Jahres 1945 vor der heranrückenden Roten Armee „flüchtete“ (vgl. z.B. http://www.zobten.de/Flucht/Flucht.htm ).

    Die Flucht im ungeheizten Güterzug (bei eisiger Kälte) verlief alles andere als planmäßig. Im Großraum Berlin stauten sich die aus dem Osten eintreffenden Züge. Lokomotiven fielen aus (Zerstörung durch Bomben, Mangel an Kohle), Gleise waren zerstört, Züge mußten neu zusammengestellt werden usw. Wir Flüchtlinge wurden anfangs in Auffanglager (in Schulen, Fabriken) eingewiesen. Später wiesen uns die „Wohnungsämter“ (Zwangsbewirtschaftung des Wohnraums, zum Teil noch lange nach dem Krieg!) in private Wohnungen ein (wo wir weitaus weniger willkommen waren als es die Ausländer bei uns heute sind). So mag die Fahrt von Neusalz nach Brandenburg mehrfach unterbrochen gewesen sein und unter Umständen überaus lange gedauert haben (z.B. dauerte die Flucht meiner Großeltern aus Elbing in Westpreußen bis auf die Reede von Travemünde vom 25. Januar bis 20. März 1945).

    Freundliche Grüße vom Rhein

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    • Luise
      Erfahrener Benutzer
      • 05.02.2007
      • 2298

      #3
      RE: 1945: von Neusalz a.d. Oder nach Brandenburg a.d. Havel

      Hallo Joachim,
      vielen Dank für deine Antwort. Leider komme ich erst heute zum Antworten. Ich war zwar in der Zwischenzeit einige Mal hier im Forum, doch da immer nur ganz kurz, weil die Zeit nicht ausgereicht hat und mein Computer so einige Schwierigkeiten bereitet hat. Für die Beanwortung dieses Themas will ich mir aber Zeit nehmen.

      An ein genaues Datum des Verlassens von Neusalz kann ich mein Onkel, der damals gerade 12 Jahre alt war und meine Mutti noch nicht ganz 6, nicht erinnern. Er sagt immer nur, dass es im Januar war, irgendwie die letzten Monatstage. Am Abend zuvor über die Bevölkerung durch Lautsprecherwagen informiert, dass sich "alle" (kann aber wohl nicht die ganze Stadt betroffen haben, also wohl nur ein Teil) am nächsten Morgen am Bahnhof einzufinden haben. Auch eine bestimmt Anzahl von Gepäck wurde bekannt gegeben.
      Meine Oma fand sich dann auch mit ihren 4 Kindern (13, 12, 5 und 1 Jahre alt) am Bahnhof ein und die Fahrt ging in Güterzügen Richtigung Westen. Wie lange sie dauerte, weiß mein Onkel nicht. Das Ziel war jedenfalls die Stadt Brandenburg. In Abständen hielt der Zug auf freier Strecke an und Leute, die dann ihrer Notdurft wegen ausstiegen, konnten oft nicht mehr aufspringen, wenn der Zug plötzlich weiterfuhr.

      Sie sehen also, es ist einfach nicht viel was bekannt ist.
      Liebe Grüße von Luise

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      • dommi
        Benutzer
        • 05.07.2006
        • 16

        #4
        RE: Neusalz/Oder im Kreis Freystadt

        Hallo, Luise, betreffs Ihres Beitrages könnte ich den Hinweis geben, sich auch an das Bundesarchiv für Lastenausgleich zu wenden. Ich habe dort eine Anfrage zwecks Fluchtberichte aus Schlesien gestellt. Nach kurzer Zeit erhielt ich von dort einen Fragebogenbericht über die Vertreibung aus dem von mir gesuchten Ort. Vielleicht ist dort auch ein Bericht über Neusalz/Oder vorhanden. Speziell werden im dortigen Archiv Feststellungsakten aus dem Lastenausgleich archiviert, soweit sie wesentliche Vermögensschäden in den Vertreibungsgebieten betreffen. Darüber wurde mir auch eine Liste der betroffenen Personen übermittelt, so das ich auch Übereinstimmung mit Namen fand, an die sich mein Vater erinnern konnte. Nun versuche ich, Angehörige dieser Personen ausfindig zu machen, welche ebenfalls in dieser Region forschen. Bin bisher jedoch keinen wesentlichen Schritt weitergekommen in meiner Familienforschung, da sich meine Vorfahren immer wieder an anderen Orten für einige Zeit niederließen, aber vielleicht lande ich mal einen "Zufallsfund".
        Mit freundlichen Grüssen dommi

        BUNDESARCHIV

        POSTFACH 50 25

        95424 BAYREUTH

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        • mdietrich
          Benutzer
          • 15.01.2011
          • 5

          #5
          Fragen zu Neusalz/Oder 1945

          Hallo zusammen,

          relativ spät habe ich das hier alles gelesen und kann leider auch keine ganz konkrete Antwort geben.

          Aber: Im Januar 1945 waren auch meine Mutter und Großmutter unterwegs von Neusalz nach Westen ohne bestimmtes Ziel. Sicher ist, dass sie über Dresden gefahren sind und schließlich in Weimar gelandet sind. Das soll insgesamt 6 Tage gedauert haben, wozu auch 1 1/2 Tage Stillstand östlich von Dresden gehörten. Hilft das?

          Wenn ja, habe ich eine Bitte:

          Meine Neusalzer Familie hieß SILTZ, und jenseits meiner Urgroßeltern Max und Agnes Siltz (geb. Höpner) habe ich keinerlei Informationen mehr. Deren Kinder hießen Erich *16.2.1880 (mein Großvater), Frieda * 18.12.1884, Erna * 11.1.1888 und Max * 18.9.1893.

          Mein Großvater (Erich) wohnte in der Gruschwitzstrasse. Er besass eine Druckerei und war Verlege rdes Neusalzer Stadtblattes. Seine Kinder waren Brigitte (meine Mutter), Gerd *1924 und Peter *1926.

          Wenn da jemand irgendetwas drüber weiss, gerne Nachricht an mich.

          Übrigens: Ich habe noch einige alte Negative von Neusalz: Strandbad und ein Cafe an der Oder. Wenn das jemand haben will, schicke ich es gerne.

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          • Friedhard Pfeiffer
            Erfahrener Benutzer
            • 03.02.2006
            • 5079

            #6
            Standesamtsregister sind von Neusalz weder beim Standesamt I in Berlin noch bei polnischen Standesämtern oder Staatsarchiven. Das Staatsarchiv Altkessel hat aber ev. Kirchenbücher von Neusalz: ~ 1804-1815, 1821-1843, 1849-1903, 1910-1932, oo 1812-1833, 1868-1936, # 1809-1851, 1862-1935.
            Mit freundlichen Grüßen
            Friedhard Pfeiffer

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            • AhnenforscherWR
              Benutzer
              • 24.09.2009
              • 35

              #7
              Hallo in die Runde,

              ich suche die Geburtsbücher von Tannendorf /Liebenzig im Kreis Freystadt zwischen 1900 und 1930 und die Heiratsbücher von 1922-24 in Liebenzig, da ich den Stamm einer Bekannten mit es geht um die Eheleute Wilhelm Herrmann Karl Koschinsky und Frieda Ella geb. Zacher. Letztere stammt aus Linden im Kreis Glogau. Es wird angenommen, dass beide 1923 in Liebenzig geheiratet haben und dass mindestens ein Kind aus der Ehe stammen soll, eine gewisse Grete Koschinsky später verheiratete Horn. wenn jemand helfen kann, so bin ich für jede Info dankbar.

              vg Peter

              Kommentar


              • #8
                Hallo Peter,

                da hast Du leider schlechte Möglichkeiten:

                Liebenzig (Lubiecin) Kreis Freystadt:
                Evg. KB: verschollen. Vor 1820 wo anders, aber wo?
                Kath. KB.: verschollen.
                Standesamt: Geburten, Heiraten und Tote verschollen.
                (Quelle: http://www.christoph-www.de/kbsilesia2.html)

                Alles Gute!

                Kommentar

                • Andi1912
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.12.2009
                  • 4493

                  #9
                  Liebenzig, Kreis Freystadt

                  Hallo Peter,

                  wie ken78bln schon geschrieben hat, existieren für Liebenzig, Kreis Freystadt, keine Primärquellen mehr. Eine aufwendige Forschung in den noch existierenden Gebäudebüchern, Eigentümerverzeichnissen und Gebäudesteuerrollen des Gemeindebezirks Tannendorf mit Eichau aus 1864-1942, über die das Staatsarchiv Grünberg verfügt, wäre jedoch möglich.

                  Zum FN ZACHER aus dem Kreis Glogau kann ich im Adreßbuch der Stadt und des Kreises Glogau 1913 nur Einträge in Glogau (Stadt) und Neu Strunz (Nachbardorf von Linden), nicht aber in Linden selbst finden. http://adressbuecher.genealogy.net/e...er=asc&start=Z. Es war damals eher üblich am Geburts- bzw. Herkunftsort der Braut zu Heiraten, als am Wohn- bzw. Herkunftsort des Bräutigams. Es wäre daher denkbar, dass die Heirat in Schlawa stattgefunden hat, wozu Linden und Neu Strunz evangelisch eingepfarrt waren. Das Staatsarchiv Grünberg verfügt noch über die Beiakten (alegata) - etwa zu Heiraten - der Zivilstands-Bücher 1876-1923 des Standesamtes in Schlawa.


                  Viele Grüße, Andreas

                  Kommentar

                  • AhnenforscherWR
                    Benutzer
                    • 24.09.2009
                    • 35

                    #10
                    Hallo an alle die jetzt geholfen haben, herzlichen Dank, ich denke damit komme ich ein Stück weiter und werde mich mal an das Staatsarchiv in Grünberg wenden oder vielleicht selber hinfahren. Hat da jemand von Euch Erfahrungen mit dem Archiv, gibt es zufällig jemanden der Deutsch spricht und versteht oder ist alles in Englisch oder Polnisch zu besprechen?

                    Danke

                    Peter

                    Kommentar

                    • kihast
                      Neuer Benutzer
                      • 11.08.2018
                      • 1

                      #11
                      Zitat von AhnenforscherWR Beitrag anzeigen
                      Hallo in die Runde,

                      ich suche die Geburtsbücher von Tannendorf /Liebenzig im Kreis Freystadt zwischen 1900 und 1930 und die Heiratsbücher von 1922-24 in Liebenzig, da ich den Stamm einer Bekannten mit es geht um die Eheleute Wilhelm Herrmann Karl Koschinsky und Frieda Ella geb. Zacher. Letztere stammt aus Linden im Kreis Glogau. Es wird angenommen, dass beide 1923 in Liebenzig geheiratet haben und dass mindestens ein Kind aus der Ehe stammen soll, eine gewisse Grete Koschinsky später verheiratete Horn. wenn jemand helfen kann, so bin ich für jede Info dankbar.

                      vg Peter
                      einen schönen guten abend vg peter!
                      ich bin erst seid kurzem auf diesem gebiet tätig, zumindest hier in diesem forum. ihr beitrag ist ja schon einige jahre her, aber er ist für mich insofern intressant, da es einige berührungspunkte gibt ,welche intressannt sind.
                      meine vorfahren stammen aus dem ehemaligen liebenzig und mußten wie viele 1945 die heimat verlassen. mein großvater stammt gebürtig aus tannendorf dem heutigen jodlow. sein name war willhelm zacher. ich habe herausgefunden das noch 4 andere mit gleichen namen zacher um 1935 dort ansässig waren. da der ort ja nicht groß ist , ist es sehr unwahrscheinlich ,das sie nichts miteinander zu tun hatten. darüber hat mein opa auch nicht viel erzählt. soll nur einen bruder mit namen otto gehabt haben.alls er dann meine oma geheiratet hat sind sie nach liebenzig gezogen. und er arbeitete auf dem gut der isenbergs.
                      ich war schon 3 mal dort, aber da keine bücher mehr vorhanden sind komme ich nicht weiter. es tut mir leid ,das ich in ihrem anligen nicht helfen kann, aber es ist schön jemanden gefunden zu haben wo wenigsten die örtlichkeiten zusammen passen und sogar ein name.
                      aber es gibt ein adressenverzeichniss mit anschrifft ,name und hausnummer des kreises freistadt. vieleicht findet sich dort ein anhaltspunkt.
                      viele grüße hartmut zacher

                      Kommentar

                      • Anna Pauline
                        Erfahrener Benutzer
                        • 05.08.2009
                        • 267

                        #12
                        ...oh wie schön...ich suche auch nach Familienangehörigen mit dem FN Zacher.



                        Meine Zacher-Familie lebte nachweislich zwischen 1919 und 1930 in Schlawa. Das ist aber leider auch schon so ziemlich alles was ich weiß.



                        Wilhelm Zacher (Schuhmachermeister) errechnetes Geburtsjahr könnte 1861 sein und Auguste Zacher, geb. Pohl (Hebamme) gestorben evtl. 1936



                        Im Adressbuch Schlawa zu finden 1927 und 1930.

                        In Eheschließungsurkunden meiner Großeltern und deren Geschwister gehen diese Daten ebenfalls hervor (1919 und 1928).


                        Ich habe auch ein Foto von Wilhelm und Auguste Zacher aus dem Jahr 1928.


                        Gibt es evtl. einen Zusammenhang mit euren Daten?



                        Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.


                        Anna Pauline
                        Liebe Grüße

                        Anna Pauline

                        Kommentar

                        • ForscherBernd

                          #13
                          Flucht aus Neusalz

                          Ich habe das hier erst heute gelesen und einen kleinen Hinweis habe ich aber dazu:
                          also, es gab zwei Trecks mit dem Zug aus Neusalz nach Brandenburg. Der erste ging im Januar Bis Brandenburg Stadt und der zweite im Juni 1945.
                          In dem zweiten waren meine Großeltern und ihre 3 Söhne (u.A. mein Vater) und wer noch alle aus meiner Familie ist mir nicht bekannt.
                          Da aber die Züge im Juni nicht mehr alle bis Brandenburg und Havel durchkamen, fanden sie in anderen Gegenden halt, Bei meiner Familie war es Königs Wusterhausen wo sie dann Unterkunft in Niederlehme fanden.
                          Die Daten habe ich aus dem handgeschriebenen Notizbuch meiner Oma, aber eine genaue Route habe ich auch nicht.
                          Meine Vorfahren wohnten in Neusalz in 1. Hüttenweg 7+ 9, Amgerstr. 25 und die Flucht ging von der Freystädter Str. 109 im Juni 1945 los...

                          Vielleicht hilft es etwas
                          Schönen Abend
                          Bernd
                          Last edited by Gast; 04.08.2020, 19:28.

                          Kommentar

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