Hallo zusammen!
Im Testament des Hinrik Botel aus dem Jahre 1480 (Stadtarchiv Braunschweig B I 20 Nr.15 fol. 203v) heißt es:
"Jtem Alheyde myner eliken Husfruwen, geue ek 5 ½ mark pe(n)ninge, an sandgroyüen Hofe to groten dengkte Jtem dre mark geue ek ore an der Arkerodes haluen hoyue landes to Sigkte"
Auf Hochdeutsch:
"Außerdem gebe ich meiner Ehefrau Alheyde 5 ½ Mark Penninge an Sandgroves Hof in Groß Denkte, außerdem gebe ich ihr drei Mark an Arkerodes halber Hufe Landes zu Sickte."
Was genau hat Hinrik Botel nun mit Sandgrove bzw. dessen Hof und Arkerode bzw. dessen halber Hufe Land zu tun?
Hat Hinrik Botel diesen beiden Bauern Geld geliehen und vererbt die entsprechenden Forderungen an seine Ehefrau Alheyde? Oder ist Hinrik Botel der Lehnsherr und Sandgrove in Groß Denkte und Arkerode in Sickte seine Aftervasallen bzw. seine Meier (Pächter)?
Bei Sandgrove handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Henning Sandgrove, welcher in Groß Denkte wohnte, aber seinen (anderen?) Hof in Klein Vahlberg wenige Jahre zuvor seinem Lehnsherren, Curd von der Asseburg d.Ä., aufgelassen hatte, verbunden mit der Bitte, Henning Calm d. Ä., einen Braunschweiger Bürger, damit zu belehnen, was dann auch geschah (Asseburger Urkundenbuch, Band 3 (bis 1500), Regest No. 2231). Dieser Umstand spricht auf den ersten Blick eigentlich dafür, daß Henning Sandgrove kein Bauer war, denn die Asseburger, wie auch andere Familien des niederen Adels, belehnten normalerweise keine Bauern unmittelbar, sondern nur Stadtbürger, die dann diese Höfe oder Ländereien wiederum an Bauern gegen Geld zur Nutzung überließen. Die Erwähnung der Braunschweiger Bürger Henning Horneburg und Hans Schorkop in derselben Urkunde als "belehnte Mannen" des Curd von der Asseburg deutet allerdings darauf hin, daß Henning Sandgrove von diesen belehnt wurde (was aus dem Text jedoch nicht klar hervorgeht), und nicht von deren Lehnsherrn Curd von der Asseburg. Es tauchen die Sandgrove schon lange vorher als Hörige in verschiedenen Dörfern direkt um Groß Denkte herum auf. Also wohl doch (unfreie) Bauern, zumindest vor 1433, dem Jahr, in dem im Herzogtum Braunschweig die Leibeigenschaft abgeschafft wurde. Zu Arkerode kann ich im Moment nichts sagen. Ich gehe davon aus, daß Sandgrove und Arkerode tatsächlich Bauern waren, es insofern denkbar wäre, daß sie Meier bzw. Pächter von Hinrik Botel waren. Immerhin geht es im Testament auch um Sandgroves Hof in Groß Denkte (unklare Lehnsverhältnisse), nicht um jenen in Klein Vahlberg, dessen Lehnsherr ja Henning Calm d. Ä. war.
Falls es sich aber so verhalten sollte, daß Hinrik Botel in keinem Pachtverhältnis zu Sandgrove und Arkerode stand, sondern diesen lediglich Geld geliehen hatte: würde das darauf hindeuten, daß Botel den Geldverleih gewerbsmäßig betrieb, oder war es in der frühen Neuzeit auch üblich, daß Stadtbürger mal so nebenbei, also neben ihrem eigentlichen Beruf, anderen Menschen Geld liehen?
Was ist Eure Meinung zu dieser Thematik?
Vielen Dank und viele Grüße
consanguineus
Im Testament des Hinrik Botel aus dem Jahre 1480 (Stadtarchiv Braunschweig B I 20 Nr.15 fol. 203v) heißt es:
"Jtem Alheyde myner eliken Husfruwen, geue ek 5 ½ mark pe(n)ninge, an sandgroyüen Hofe to groten dengkte Jtem dre mark geue ek ore an der Arkerodes haluen hoyue landes to Sigkte"
Auf Hochdeutsch:
"Außerdem gebe ich meiner Ehefrau Alheyde 5 ½ Mark Penninge an Sandgroves Hof in Groß Denkte, außerdem gebe ich ihr drei Mark an Arkerodes halber Hufe Landes zu Sickte."
Was genau hat Hinrik Botel nun mit Sandgrove bzw. dessen Hof und Arkerode bzw. dessen halber Hufe Land zu tun?
Hat Hinrik Botel diesen beiden Bauern Geld geliehen und vererbt die entsprechenden Forderungen an seine Ehefrau Alheyde? Oder ist Hinrik Botel der Lehnsherr und Sandgrove in Groß Denkte und Arkerode in Sickte seine Aftervasallen bzw. seine Meier (Pächter)?
Bei Sandgrove handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Henning Sandgrove, welcher in Groß Denkte wohnte, aber seinen (anderen?) Hof in Klein Vahlberg wenige Jahre zuvor seinem Lehnsherren, Curd von der Asseburg d.Ä., aufgelassen hatte, verbunden mit der Bitte, Henning Calm d. Ä., einen Braunschweiger Bürger, damit zu belehnen, was dann auch geschah (Asseburger Urkundenbuch, Band 3 (bis 1500), Regest No. 2231). Dieser Umstand spricht auf den ersten Blick eigentlich dafür, daß Henning Sandgrove kein Bauer war, denn die Asseburger, wie auch andere Familien des niederen Adels, belehnten normalerweise keine Bauern unmittelbar, sondern nur Stadtbürger, die dann diese Höfe oder Ländereien wiederum an Bauern gegen Geld zur Nutzung überließen. Die Erwähnung der Braunschweiger Bürger Henning Horneburg und Hans Schorkop in derselben Urkunde als "belehnte Mannen" des Curd von der Asseburg deutet allerdings darauf hin, daß Henning Sandgrove von diesen belehnt wurde (was aus dem Text jedoch nicht klar hervorgeht), und nicht von deren Lehnsherrn Curd von der Asseburg. Es tauchen die Sandgrove schon lange vorher als Hörige in verschiedenen Dörfern direkt um Groß Denkte herum auf. Also wohl doch (unfreie) Bauern, zumindest vor 1433, dem Jahr, in dem im Herzogtum Braunschweig die Leibeigenschaft abgeschafft wurde. Zu Arkerode kann ich im Moment nichts sagen. Ich gehe davon aus, daß Sandgrove und Arkerode tatsächlich Bauern waren, es insofern denkbar wäre, daß sie Meier bzw. Pächter von Hinrik Botel waren. Immerhin geht es im Testament auch um Sandgroves Hof in Groß Denkte (unklare Lehnsverhältnisse), nicht um jenen in Klein Vahlberg, dessen Lehnsherr ja Henning Calm d. Ä. war.
Falls es sich aber so verhalten sollte, daß Hinrik Botel in keinem Pachtverhältnis zu Sandgrove und Arkerode stand, sondern diesen lediglich Geld geliehen hatte: würde das darauf hindeuten, daß Botel den Geldverleih gewerbsmäßig betrieb, oder war es in der frühen Neuzeit auch üblich, daß Stadtbürger mal so nebenbei, also neben ihrem eigentlichen Beruf, anderen Menschen Geld liehen?
Was ist Eure Meinung zu dieser Thematik?
Vielen Dank und viele Grüße
consanguineus
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