Hilfe für einen Novizen (Schwedische Adelige heiratet deutschen Landbewohner)

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  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6450

    #31
    Hallo Carolien,
    von mir ebenfalls vielen Dank für die klare Übersicht über die Szenerie mit den Personen und Ereignissen und die eindeutige Aussage dass keines der drei Geschwister Schweden je verließ. Auffällig aber, wie wenig sonst über Anna Johansdotter bekannt zu sein scheint, auch in den Adelstafeln macht sie sich rar. Das begünstigt natürlich die Vereinnahmung. Das Phänomen wäre ein schönes Thema für eine Masterarbeit Anna Johansdotter Natt och Dag - Ein Beispiel für die Mythenbildung in der Ahnenforschung :-)
    Viele Grüße
    Peter

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    • Carolien Grahf
      Erfahrener Benutzer
      • 26.03.2021
      • 814

      #32
      Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
      Auffällig aber, wie wenig sonst über Anna Johansdotter bekannt zu sein scheint, auch in den Adelstafeln macht sie sich rar.
      Hallo

      Unsere Aufzeichnungen beginnen für das gewöhnliche Volk erst 1543.
      Vereinzelt existieren Heiratsbücher schon seit 1522 und 1538.
      Allerdings nicht Flächendeckend, sondern erst einmal ein wenig zäh.

      Anna war bis 1560, als ihr Vater in der Adelstand gehoben wurde, eine gewöhnliche Person.
      Die Kirche in Hömb - wozu Kavlås gehört begann erst 1600 mit Aufzeichnungen.
      Johann bekam das Schloss/Herrenhaus vom König. Das bedeutet leider auch, dass es zunächst einmal nicht klar ist, wo Johan hergekommen war und wo seine Tochter geboren wurde. Die Mutter verstarb 1591 auf Kavlås.

      Natürlich habe ich in diversen Stammbäumen gar konkrete Geburts- und Sterbedaten gesehen. Da es keine Kirchenbücher in dieser Region und Zeit gegeben hat, ist das was der Adelsschreiber wusste alles, auf das man zurückgreifen kann.

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      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 5536

        #33
        Zitat von Carolien Grahf Beitrag anzeigen
        Anna war bis 1560, als ihr Vater in der Adelstand gehoben wurde, eine gewöhnliche Person.
        Guten Morgen,

        das verstehe ich nicht. Gehörte nicht Anna, und damit auch ihr Vater zur Familie Natt och Dag? Gab es von dieser Familie auch einen bürgerlichen Zweig, oder weshalb mußte der Vater erst nobilitiert werden, um zum Adel zu gehören?

        Viele Grüße
        consanguineus
        Suche:

        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
        Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
        Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
        Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6450

          #34
          Zitat von Carolien Grahf Beitrag anzeigen
          Natürlich habe ich in diversen Stammbäumen gar konkrete Geburts- und Sterbedaten gesehen. Da es keine Kirchenbücher in dieser Region und Zeit gegeben hat, ist das was der Adelsschreiber wusste alles, auf das man zurückgreifen kann.
          Danke nochmals Carolien, dann sind wir wohl am Ende der Recherche-Möglichkeiten. Oder könnte das Dokument von 1596 mehr Details enthalten? Oder unterhalten die Familien Natt och Dag eigene Archive? Rein theoretisch gefragt, denn wir wissen ja nun genug, um die Kernfrage dieses Themas zu beantworten.
          Viele Grüße
          Peter

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          • Carolien Grahf
            Erfahrener Benutzer
            • 26.03.2021
            • 814

            #35
            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            Gehörte nicht Anna, und damit auch ihr Vater zur Familie Natt och Dag? Gab es von dieser Familie auch einen bürgerlichen Zweig, oder weshalb mußte der Vater erst nobilitiert werden, um zum Adel zu gehören?
            Hallo
            Es gibt verschiedene Formen des schwedischen Adels. Da kein Adel vom Himmel fällt, ist der erste in einem neuen Geschlecht immer vom König erhoben. Der König legt fest welche Form der Adel haben wird.

            A. Der endgültige Adel. Das heißt Adlig so lange diese Familie lebt. Titel wird an alle oder nur an die männlichen Nachkommen vererbt. Ob beide Geschlechter den Titel und damit den Rang erben konnten hängt vom Rang selbst ab.

            B. Der vorübergehende Adel. Der König begrenzt die Erhebung auf eine bestimmte Zeit. Das kann sich von "auf die Lebensdauer des Erhobenen" oder auf x-Generationen beziehen. Meist waren es 3, maximal 4 Generationen bis die Ernennung endete.

            C. Der Platzadel. Der König verknüpft den Titel mit einer bestimmten Umgebung/Land oder Gut. Der Erhobene bleibt so lange adlig, bis das Land/Gut nicht mehr exisitert. Titel geht in dieser Zeit nur an die männlichen Nachkommen weiter.

            D. Der Verdienstadel. Der König erhebt einen Bürgerlichen in den Adelstand auf Grund verschiedener hoher Verdienste oder weil es politisch Sinnvoll erscheint. Diese Ernennung ist Verdienstgebunden und wird nicht vererbt. Das Gut oder Herrenhaus und dergleichen ist nicht Eigentum des Adligen, sondern des Königs.

            Natt och Dag Adel... Wie kam es bei Johann Åkesson dazu?

            Der einzige Sohn, Reichsrat Johan Månsson, wurde durch seinen jüngeren Sohn Åke Johansson †1534, zum Vorfahren der Natt och Dag. Äke erbte das Herrenhaus in Stora Mellösa in Närke.

            In Ehe mit einer Tochter von Reichsrat Nils Bosson, war dieser (Åke Johansson) der Vater von Johan Åkesson † (Vater der Anna) auf Göksholm, der von 1561 bis spätestens 1563 Bezirkshauptmann in Östra Närke war und verheiratet mit der Nichte der zweiten Ehefrau von Gustav I.

            Johan Åkesson war der Vater von Axel Johansson †1604 in Göksholm, der 1597 Präfekt von Östra hd in Småland war.

            Johann Åkesson wurde vom König am 30 Juni 1560 in den Adelsstand erhoben. Bis die Abstimmung darüber durch alle Stände gelaufen war, vergingen ein paar Monate. Schlussendlich wurde die Erhebung am 15 April 1561 bewiligt. Am 16 märz 1565 starb Johann. Zum Zeitpunkt des Todes war er mit der Adligen Margareta Axelsdotter verheiratet. Sie entstammt dem Altadel Bielke.

            Johann Månsson war demnach Erbadel (durch seinen Sohn Åke).
            Åke adlig durch Hochzeit. Nicht vererbbar.
            Johann Åkesson war Erhebungsadel. Ob oder ob nicht und wenn ja an wen vererbbar kann man nur im Adelsbrief nachlesen. Wenn es dem übrigen Stand nicht passte das Johann erhoben wurde, kann es zu drastischen Einschränkungen kommen. Schließlich wurde er "nur" aus -Gesellschaftlichen/Politischen- Gründen adlig, da er die Nichte der zweiten Frau des Königs geheiratet hatte.
            Axel war Erbadel durch die Eltern.

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            • Carolien Grahf
              Erfahrener Benutzer
              • 26.03.2021
              • 814

              #36
              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
              Details enthalten? Oder unterhalten die Familien Natt och Dag eigene Archive?
              Die Frage lässt sich wohl nur vergleichend beantworten. In Deutschland sind die Adligen in der Form benamt, das sie Vorname Familienname Stand Name des Guts heissen.

              Beispiel Klaus Nudel Baron von MiracleWhip.
              In Schweden heisst er Baron Klaus Nudel.

              Die Familie Natt och Dag existiert eigentlich gar nicht. Wie viele Adlige hiessen die auch "nur" Titel Vorname Name.
              Erst im 16 Jahdrt. hat der Ahnenforscher Rasmus Ludvigsson die Familie "Nacht und Tag" genannt, wegen dem Wappen, einem geteilten Schild mit einem goldenen und blauen Feld.

              Die Familie Natt och Dag ist nach der Familie Bielke eine Familie rein schwedischer Herkunft, deren zuverlässige Abstammung am längsten zurückreicht. Mittelalterlicher Adelsstil, dessen sichere Abstammung auf den frühestens 1280 bekannten Ritter Nils Sigfridsson zurückgeht, der mindestens ab 1287 den gespaltenen Schild trug. Sein möglicher Halbbruder Karl Estridsson führte bereits 1281 das gleiche Wappen, weshalb die Herkunft des Wappens etwas unklar ist, ebenso wie die Verbindung zwischen den allerersten Generationen.

              Wenn die gewusst hätten, dass sie eines fernen Tages plötzlich Tag und Nacht heißen... wer weiß was die mit Rasmus angestellt hätten. Klingt ja auch zu dämlich: Baron von Tag und Nacht.
              Aber irgendwie musste man sie ja im Adelsregister eintragen.

              DETAILS zu Natt och Dag:
              Der Name durfte an die weibliche Seite weitergegeben werden, jedoch nicht der Adel! Anna war demnach eine Anna Johansdotter Natt och Dag, ohne Adel.

              Ende des 15 Jhdrts gab es schonmal einen Genealogen. Dieser nannte die Familie Dag och Natt. Das änderte sich mit Rasmus Ludvisson. Es gibt also keine Person mit dem Namen Tag und Nacht.

              Etwas später per Gesetz:
              1625: "der Adel von einem Sohn geerbt wird, der in der Ehe eines edlen Vaters geboren wurde" (was eigentlich bedeutet, dass Töchter nicht adelig sind, sondern Frauen, die adelige Männer heiraten).

              Kinder aus Verlobungen eines adeligen Vaters sind nicht adelig, selbst wenn sie den Namen des Vaters tragen.

              Es gibt so einige Forscher die sich um diese Familie bemühen. Wenn du ihre Ergebnisse vergleichst, weichen diese oftmals in vielen Punkten von den Aufzeichnungen der damaligen Adelsschreiber ab.
              Da es keine weiteren Quellen gibt auf die zurückgriffen werden kann, kann man dabei getrost von Spekulation und Wunschdenken ausgehen. Jedenfalls ist nichts von dem was sie über die Informationen der Adelsschreiber hinaus "erforscht" haben, durch nichts belegbar.

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6450

                #37
                Hallo Carolien,
                vielen Dank für Deine beiden weiteren ausführlichen und informativen Beiträge, eine Menge Stoff, und jetzt sollten wohl alle Fragen beantwortet sein. In einem Punkt bin ich anderer Meinung: ich finde den Namen toll:-) Egal wie rum, Natt och Dag oder Dag och Natt. Wenn ich selber allerdings P. Nachtundtag hieße - hm.
                Viele Grüße
                Peter

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