Heiraten anno dazumal

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  • Nostalgia84
    Benutzer
    • 20.10.2018
    • 78

    Heiraten anno dazumal

    Hallo in die Runde,


    ich bin grad schon ne ganze Weile am Standesbücher durchblättern, sehe immer wieder die gleichen Familiennamen in einem bestimmten Zeitraum in der gleichen Ortschaft bei den Heiratseinträgen (genauso bei den Sterbeeinträgen) und habe so den Eindruck, dass da nur innerhalb des Dorfes oder maximal im nächstgelegenen Dorf geheiratet wurde, und wahrscheinlich hatte das auch nicht viel mit Liebe zu tun, sondern diente nur zur Vermehrung der Bevölkerung, oder irre ich mich da? Mit anno dazumal meine ich Ende 19. Jahrhundert bis Anfang 20. Jh.



    LG Nostalgia / Anikó
  • AKocur
    Erfahrener Benutzer
    • 28.05.2017
    • 1371

    #2
    Hallo Anikó,

    um 1900 herum waren die Menschen zwar schon etwas mobiler geworden (Eisenbahn ab Mitte des 19. Jh.), aber generell sucht man sich halt seinen Partner innerhalb des gewohnten Umfeldes, damals genauso wie heute. Nur waren Arbeits- und Wohnort damals noch oft gleich oder zumindest sehr nahgelegen, so dass man natürlich auch kaum Möglichkeit hatte mögliche Partner von weiter entfernteren Orten kennenzulernen.

    Zur "Vermehrung der Bevölkerung" hat niemand geheiratet. Kinder dienten der Altersversorgung vor Einrichtung eines Rentensystems; ohne war man praktisch völlig auf die Mildtätigkeit seiner Mitmenschen angewiesen. Das heißt aber nicht, dass man seinen zukünftigen Ehepartner nicht lieben konnte; im Gegenteil, das war durchaus schon die Idealvorstellung. Nur musste man dieser Idealvorstellung eben nicht 100% entsprechen, da auch andere, durchaus wichtige Faktoren für die Entscheidung zur Ehe hinzukamen. Da konnte man im Einzelfall sich z.B. durchaus sagen, dass Sympathie reicht und Liebe später kommen kann (zumal "Liebe" ja nun wirklich auch kein Garant für eine glückliche Ehe ist.)

    LG,
    Antje

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    • scheuck
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2011
      • 4383

      #3
      Hallo,

      ob das nun wenig mit "Liebe" zu tun hatte oder nicht, würde ich so nicht sagen; man liebt schnell was oder jemanden, wenn man keine "Auswahl" hat, oder?
      Über den eigenen Tellerrand weg zu gucken, war Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. nicht so einfach; vor allem nicht in ländlichen Gegenden. - Eine große Rolle hat dabei sicherlich auch gespielt, dass man gerne Geld und Geld verbandelt hat, natürlich aber auch größere Höfe mit größeren Höfen.

      Wenn ich mir meinen eigenen STB in/aus Pöhlde angucke, wird mir ganz "anders", und ich bin meinem Großvater unendlich dankbar, dass er eine Maler-Lehre gemacht hat, dann auf Wanderschaft ging und somit Pöhlde unverheiratet und dauerhaft verlassen hat .
      Zuletzt geändert von scheuck; 22.04.2020, 21:38.
      Herzliche Grüße
      Scheuck

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      • Araminta
        Erfahrener Benutzer
        • 12.11.2016
        • 599

        #4
        Auch wenn man ab Anfang 1900 vielleicht schon etwas mobiler geworden ist, konnten es sich aber wahrscheinlich die wenigsten Menschen eine Reise leisten.
        Es liegt da ja nahe wenn man seinen Partner im Ort oder Nachbarsort findet.
        Meine Ururgroßeltern haben sich über eine Kontaktanzeige gefunden und da kann man sicherlich auch nicht von Liebe sprechen, obwohl die möglicherweise später entstanden ist.

        Im 19. Jahrhundert habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass sich die Eheleute über den Beruf ihrer Eltern gefunden haben und der Stand einigermaßen der selbe war.

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        • Asphaltblume
          Erfahrener Benutzer
          • 04.09.2012
          • 1500

          #5
          Eine Reise musste es ja auch nicht sein. Viele Menschen - auch junge Frauen - zogen im 19. Jahrhundert vom Land in die Stadt, um dort zu arbeiten, beispielsweise in den Fabriken, die im Zuge der Industrialisierung überall entstanden. Junge Männer gingen nach ihrer Handwerkslehre als Gesellen auf die Walz, auch dies oft eine Gelegenheit, die Frau fürs Leben kennenzulernen. Andere wurden als Soldaten irgendwo fern der Heimat stationiert oder als Beamte ans andere Ende des Reiches geschickt, weil da eine Stelle neu besetzt werden musste.

          Ich habe in der Zeit aber auch Angehörige, die Verwandte besuchen fuhren oder Sommerfrische machten, ohne zur reichen Oberschicht zu gehören.
          Gruß Asphaltblume

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