Ich bitte mal wieder um Hilfe bei einem Testament aus Erfurt, Teil I

**mawoi** · 29.03.2016, 10:03

Hallo,
erstmal S.2:

Im Nahmen der Aller-
heiligsten Hochgelobten
Dreyfaltigkeit, Gottes
des Vatters, Gottes des
Sohnes und Gottesdes
heiligen Geistes
Amen,

Kund und offenbar sey hiermit
ieder männiglichen das im Jahr, als
man zahlte nach unseres Herren und
Seligmachers Jesu Christi Geburth
Ein tausend, Sechshundert, dreißig
und zwey, in der fünft Zehenden Rö-
mischen indiction, bey Zeit Herrsch-
und Regierung, des Allerdurchlauch-
tigsten, großmächtigsten und unüber-
windlichsten Fürsten und Herren, Herrn
Ferdinandi dieses nahmens der andere
Erwählte Römischen Kaysers, zu allen
Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien
zu Hungarn, Böheimb, Dalmatien,
Croatien und Schlawonien Königs-

VG
mawoi

**mawoi** · 29.03.2016, 10:35

Hallo Rolf,
die erste Seite (leider unvollständig):

Testament und Letzter Wille Jungfer
Barbara Stichlingen, so sie den 16. Juny
1632 uffgerichtet
In senatii beyseins Johann Rödiger
undt Rudolph Colmans seine beystands,
dann Philip Reuland?, und dem
H.?? ???? Christoph Brinkh...????
eheweibes nebens Johan ?????????
beystand publicirt, welche wider
dieses testament stante ????pede ...
lich protestiret, undt ihr ?????????????????
????????????????????????????den 23. July 1632

Übergeben In senati durch Bartholo-
maum Rödigern, und in Verwahrung
zu nehmen gebeten, Auch also
zu gestehen?befohlen worden

VG
mawoi

**mawoi** · 29.03.2016, 11:03

S.3:

Ertzhertzogs zu Österreich, Hertzogs
zu Burgund, Steyer, Kärnten, Krain
Latzenburg, Würtemberg, Ober und
Nieder Schlesien, Fürsten zu Schwaben,
Marggraf des Heiligen Römischen
Reichs, zu ??????, zu Mehren, ober
und nieder Lausitz, Gefürsteten
Graffens zu Salsburg, Tyroll
?????, ?Kyburg und Görtz?, Landgraffen
in Elsas, Herrschaft der Windischen
Marck, zu ?????? und Salins
Unser aller gnedigsten Herren und
Kaysers, Ihrer Kayserlichen Majest??
Reichen, des Römischen im Dreizehenden
und Hungarischen im Vierzehenden
und Böhmischen im fünft zehenden
Jahr, Sonnabends den 16. Juny
altes Calenders zu Erffurt und da
selbsten in der Behausung zum
Hahnstein vor den Graden, in dero
gewöhnlichen Oberwohnstübchen auff
auf den Marckt aussehend, zwischen Ze-
hen und Eilff Uhren Vormittags, vor
mir zu Ende benambten Notario
und denen nachgemeldeten insonderheit

VG
mawoi

**mawoi** · 29.03.2016, 12:22

S.4:
darzu erforderten und gebotenen
gl???? ???? ???? Zeugen, persönlich
erschienen ist Die Erbare und Tu-
gendsame Jungfer Barbara Stich-
lingen, Schwachen Leibes und im
Bette liegend, aber doch guter Vernunft,
Sinnes und Verstandes, und erin-
nerte sich der Sterblichkeit des gantzen
Menschlichen geschlechtes das nichts
gewisseres dan der Tod, aber nichts
Ungewisseres als desselben Stunde, und
das ein ieder Mensch so viel möglich
bedacht sein solle, das nach seinem Tode
wegen seinen Verlassen Hadder und
Zanck gestillet werden möge, Alß
habe sie ihren letzten Willen, in der aller-
besten formb, ??????? und ????, als solches
zu recht und nach gewonheit dieses orts
am bestendigsten und creftigsten ge-
schehen soll, ???? ???? magd wissentlich
wohlbedächtig, freiwillig, ungedrungen
und ungezwungen, auch von Niemanden
dazu beredet, ????? machen und auff-
richten lassen, wie folgett:

1. Erstlich und Anfenglich, wenn der

VG
mawoi

**mawoi** · 29.03.2016, 13:11

S.5 u 6:

liebe Gott nach seinem gnedigen
Willen sie von diesem zeitlichen Leben
abfordern werde, so befehle sie
ihre Sehle in die Gnade und Barm-
hertzigkeit unseres Herren und Heilandes
Jesu Christi, den sie ohn all ihr Ver-
dienst durch sein Leiden, Sterben und
Blutvergießen von dem Ewigen Tode
Teuffel und Helle aus lauter gnade
und Barmhertzigkeit erlöset hatt.
2. Ihren Körper aber, wolle sie, das er
Christlich zu Erden davon er genom-
men, bestattet werde.
3. Ihre zeitlichen Güter belangend, so
der mildreiche Gott, durch seinen Segen
bescheret und von ihren lieben Eltern
Sehl: ererbett, wolle sie, des ihr
vertrauten Johan Rödiger alhier
????????, bald nach ihrem absterben
den Fleischbangk vor den Graden
so itzo Moses Stichling in der Miethe
hatt, zu sich nehmen,
item zehen Acker Artland, als
4. Acker unter H.. den

vier u halb Acker im Kalkchel?.
Einen Acker vor dem Krempferthor.
Einen Acker im Schmiedestern Felde
und Ein halben Acker im Johans
felde, welchen itzo der Schütze daselbste
in der Miethe hatt.
Item Legirte und beschied sie gedachten
Johann Rödigern Ein stehend Bette
mit aller Zugehör, beneben noch
zweyen Leinwandt bettüchern.
Mehr von Mahlschatz, so sie von ihme
bekommen, als vier guldene Ringe
zwölf Rheinische goltgulden und
Ein Stücks golt von Acht thaler.
Item die Perlen von einem Perlen-
????? so der Vatter Andreas Rödiger
vor zwölfe halbe thaler bezahlet
und ein Haube und hutschnur daraus gemacht.
Item denn ??? Peltzund die ???Schuhe.
Im gleichen den Silbern Becher, so
fünf Jahre????? ????? und den Silbern
vergildeten ?????????zettel.
4. Auch Legirte und beschied sie, Philip

VG
mawoi

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**Wanderer40** · 29.03.2016, 18:29

Hallo,

Seite 2-6 lese ich so:

Seite 2:

Im Nahmen Der Aller-
heiligsten Hochgelobten
Dreyfaltigkeit, Gottes
des Vatters, Gottes Des
Sohns vnd Gottes Des
Heiligen Geistes
Amen etc.

Kund vnd offenbar sey hiermit
ieder männiglichen, Das im Jahr, als
man Zahlte nach vnsers Herren vnd
Sehligmachers Jesu Christi Geburth
Ein tausend, Sechs Hundert, Dreisig
vnd Zwey, in Der funfft Zehenden Rö-
mischen Indiction, bey Zeit Hersch-
vnd Regierung, Des Aller Durchleuch-
tigsten, Großmächtigsten vnd vnvber-
windlichsten Fursten vnd Herren, Herren
Ferdinandi dieses nahmens Des Andern
Erwöhleten Römischen Kaysers, Zu allen
Zeiten Mehrern Des Reichs, in Germanien
Zu Hungarn, Böheimb, Dalmatien,
Croatien vnd Schlavonien Königs,

Seite 3:

Ertzhertzogs Zu Österreich, Hertzogs
Zu Burgundi, Stejer, Kärnten, Crain,
Lutzenburg, Wurtemberg, Ober vnd
Nieder Schlesien, Fursten Zu Schwaben,
Marggraff des Heiligen Römischen
Reichs, Zu Burgaw, Zu Mehren, Ober
vnd Nieder Laußnitz, Gefursten
Graffens Zu Habspurg, Tyroll,
Pfird, Kyburg vnd Görtz, Landgraffen
in Elsas, Herren vff der Windischen
Marck, Zu Portenaw vnd Salins etc.
Vnsers aller gnedigsten Herren vnd
Kaysers, Ihrer Kayserlichen Majesten
Reichen, Des Römischen im Dreitzehenden
Des Hungarischen im Viertzehenden
vnd Böhmischen im funfft Zehenden
Iahr, Sonnabents den 16. juny
altes Calenders Zu Erffurt vnd da-
selbsten in Der Behausung Zum
Hahnstein vor den Graden, in Dero
gewönlichen Oberwohnstueben, auff
den Marckt aussehend, Zwischen Ze-
hen vnd Eilff Vhren Vormittags, vor
mir Zu Ende benambten Notario
vnd denen nachgemeldeten in sonderheit

Seite 4:

darZu erforderten vnd gebetenen
glaubwurdigen Zeugen, persönlich
erschienen ist, Die Erbare und Tu-
gendsame Jungfra Barbara Stich-
lingen, Schwaches Leibes vnd im
bette liegend, aber Doch guter Vernunfft,
Sinnes vnd Verstandes, vnd errin-
nerte sich Der Sterbligkeit des gantzen
Menschlichen geschlechts, Das nichts
gewissers dan Der Tod, aber nichts
Vngewissers als desselben Stunde, vnd
des ein ieder Mensch so viel muglichen
bedacht sein solle, Das nach seinem Tode
wegen seiner Verlaßnus Hadder vnd
Zanck gestillet werden möge, Alß
habe sie ihren letzten Willen, in der aller
besten formb, Weise und mase, als solches
Zu recht vnd nach gewonheit dieses orts
am bestendigsten vnd crefftigsten ge-
schehen soll, Kan oder magk, wissentlich
wohlbedächtig, freywillig, Vngedrungen
vnd vngezwungen, auch von Niemanden
darZu beredet, ordnen, machen vnd auff-
richten lassen, wie folgett:

1. Erstlichen vnd Anfenglichen, Wan Der

Seite 5:

liebe Gott nach seinem gnedigen
Willen Sie von diesem Zeitlichen Leben
abfordern werde, so befehle sie
ihre Sehle in Die Gnade vnd Barm-
hertzigkeit vnsers Herren vnd Heilandes
Jesu Christi, Der sie ohn all ihr Ver-
dinst durch sein Leyden, Sterben vnd
Blutvergiesen von Dem Ewigen Tode
Teuffel vnd Helle aus lauter gnade
vnd Barmhertzigkeit erlöset hatt.
2. Ihren Cörper aber, wolle sie, das er
Christlichen Zur Erden, davon er genom-
men, bestattet werde.
3. Ihre Zeitliche Gueter belangend, so
der Mildreiche Gott, Durch seinen Segen
bescheret vnd von ihren lieben Eltern
Sehl: ererbett, wolle sie, Das ihr
vertraueter Iohan Rödiger alias
Iung Curt, bald nach ihrem absterben
Den Fleischbangk vor den Graden
so itzo Moses Stichling in der Miethe
hatt, Zu sich nehmen,
Item Zehen Acker Arthland, als
4. Acker vnter Hohe Winden

Seite 6:

vierdehalb Acker im Kalckthal.
Einen Acker vor dem Krempffe thor.
Einen Acker im Schmiedesteter Felde
vnd Ein halben Acker im Iohans
felde, welchen itzo der Schutze daselbsten
in der Miethe hatt.
Item Legirete vnd beschiede sie gedachtem
Iohan Rödigern Ein stehend Bette
mit aller Zugehör, beneben noch
Zweyen Leinwandt bettuchern.
Mehr Den Mahlschatz, so sie von ihme
bekommen, als vier guldene Ringe
Zwölff Reinische goltgulden vnd
Ein Stucke golt vor Acht thaler.
Item die Perlen von einem Perlen-
Bortten so Der Vatter Andreas Rödiger
vor zwölffte halbe thaler bezahlett
vnd ein Haube vnd Hutschnur daraus gemachet.
Item Den Newen Peltz vnd die Newe Schaube.
Im gleichen den Silbern Bechern, so
funfft Zehen lott wieget vnd den Silbern
verguldeten Weibergurttel.
4. Auch Legirete und beschiede sie, Philip

Seite 1 schaue ich mir morgen an.

LG
Wanderer40

**Rolf Stichling** · 30.03.2016, 00:17

Ich bin schon mal wieder begeistert!

Hallo Wanderer40, hallo mawoi!

Ich danke Euch schon mal!

Da ist ja schon wieder so viel entziffert!
Ich empfand diese Schrift eigentlich als ziemlich schwierig.
Aber Ihr habt schon das meiste aufgelöst!

Diese Testamente sind für mich immer wieder in verschiedener Hinsicht erstaunlich. Zunächst bin ich immer wieder verwundert, in welchem Ausmaß Seiten um Seiten mit "Formelkram" gefüllt werden.
Warum muß ein Testament zunächst alle Länder aufzählen, die unter der Krone des Kaisers in seinen verschiedenen Rollen vereint waren?

Dann finde ich es auch immer wieder bemerkenswert, welche Gegenstände im Testament gesondert erwähnt werden. Ein Bett, ja selbst der Verbleib von Bettüchern wird im Testament festgelegt.
Wenn man sich dagegen vor Augen führt, daß heute nach dem Tod eines Menschen die Haushaltsauflösung oft ein Problem ist: "Wohin mit dem ganzen Kram?"
Selbst hochwertige Einrichtungsgegenstände sind beim Tod eines Verwandten doch oft kaum unterzubringen, weil wir eigentlich alle alles haben und kaum an der Übernahme gebrauchter Artikel interessiert sind.
Die Welt hat sich wirklich verändert!

Naja - und in diesem Testament finde ich bemerkenswert, daß die ehrbare und tugendsame Jungfer offenbar erhebliche Werte zu vererben hat.
10 Acker Land, Perlen, Goldstücke!
Und die Jungfer Stichling vererbt ihr Hab und Gut nicht einem anderen aus der Sippe der Stichlinge, sondern dem ihr vertrauten Johann Rödiger.
Da muß man doch mal nachforschen, wer das wohl war.

Euch jedenfalls ein "gut's Nächtle"

**Rolf Stichling** · 30.03.2016, 00:39

Man lernt doch immer etwas dazu!

Ich habe mal nachgeschaut, was sich hinter dem Begriff "Mahlschatz" verbirgt?
Die Wikipedia erklärt:

"Der Mahlschatz bezeichnete im älteren deutschen Recht ein Angeld des Bräutigams an die Braut. Andere Bezeichnungen sind Brautschatz, Pfandgabe oder Hochzeitsgut"

Und hier:

Wörterbuchnetz

http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=GM00394#XGM00394

Die ehrsame Jungfer war also keine alte Schachtel, sondern eine (vermutlich) junge Braut. Und dann wird sie so krank, daß sie ihr Testament macht, noch bevor sie heiraten kann.

Schade!

**Wanderer40** · 30.03.2016, 11:11

Hallo,

Seite 1 lese ich so:

Seite 1:

CCCII
Testament vnd Letzter Wille, Jungfro
Barbarae Stichlingen, so sie den 16. juny
1632 vffgerichtet etc.
N. 217

Vbergeben in Senatu durch Bartholo-
maeum Rödigern, Vndt in Verwahrung
Zunehmen gebeten, Auch also
Zugeschehen befohlen worden den
18. Juny 1632

In senatu beyseins Johann Rödigers
vndt Rudolphe Colmanß seines beystandes,
dann Philip Keulenß, vnd dann
Fr. Agneß Christophori Brinckhorsts
eheweibeß nebenst Johann Loflern Ihren
beystande publiciret, welche wieder
dieses testament stante et immoto pede Zier-
lich protestiret, Vndt Ihre Rechts nothdurfft Ihr
dargegen vorbehalten Den 23. July ao 1632

LG
Wanderer40

**Rolf Stichling** · 30.03.2016, 23:54

Ich danke Euch für all die Mühe ...

Euch beiden herzlichen DanK!

Aus so einem Testament kann man ja so manches über die damalige Situation herauslesen. Ein Mosaiksteinchen ergänzt das andere.

Und hier gab es ja auch so einiges zu vererben.

Herzlichen Dank für die aufgebrachte Zeit und die Sachkunde. Ich hätte das nie entziffern können.
Ich muß noch viel üben, aber leider ist dann doch im nächsten Text die Schrift wieder anders.

Euch eine angenehme Nacht,

Ich bitte mal wieder um Hilfe bei einem Testament aus Erfurt, Teil I

[gelöst] Ich bitte mal wieder um Hilfe bei einem Testament aus Erfurt, Teil I

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