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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11322

    Moin Gudrid,


    Zitat von Gudrid Beitrag anzeigen
    und jedes mal wenn eins starb, war eine Bürde und ein Esser weniger.

    Das sehe ich anders. Kinder waren damals der einzige Garant für eine gesicherte Altersversorgung. Dein Argument hätte bedeutet, dass man Kinder nur deswegen fleißig in die Welt setzte, um später über deren Tod erleichtert zu sein.


    Wenn die Kinder schon früh aus dem Haus gingen, z.B. um das Vieh größerer Bauern zu hüten, oder - so man das Glück hatte - bei reichen Verwandten unterzukommen, die dann vielleicht sogar eine Ausbildung finanzieren konnten: Das war ein Esser und eine Bürde weniger, aber nicht der Tod eines Kindes!


    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • Gudrid
      Erfahrener Benutzer
      • 22.04.2020
      • 1253

      Hallo Friedrich,

      die Kinder kamen doch einfach ungefragt, die schaffte man nicht an.

      Vielleicht hast auch du recht, aber wer hatte schon reiche Verwandte?
      Liebe Grüße
      Gudrid
      Lieber barfuß als ohne Buch

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      • hessischesteirerin
        Erfahrener Benutzer
        • 08.06.2019
        • 1330

        Die Frauen waren damals sehr viel pragmatischer, selbst Sex hatte einen anderen Stellenwert!
        Könnte man heutzutage nicht verhüten, gäbe es sicherlich genauso viele Kinder wie damals, he ig e wird doch alleine durch das Fernsehen suggeriert, dass das wichtigste im Leben Sex ist!

        Wir sollten die damalige Zeit nicht mit der heutigen vergleichen!

        Es wurde selten aus Liebe geheiratet, oft wurde man von den Eltern verkuppelt und Kinder wurden als die Versorger im Alter angesehen

        Selbst heute gibt es Geschwister, die nur 10 Monate auseinander sind, ich selbst kenne zwei davon

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        • Lock
          Erfahrener Benutzer
          • 07.04.2016
          • 452

          Moin Zusammen

          Ich bin da mit Friedrich auf einer Linie, Kinder waren schlicht Altersvorsorge und oder sollten den Familienbesitz sichern. Die Thematik Altsitzer ist ja den meisten von uns geläufig. Sehr häufig findet man Sterbeeinträge am Wohnsitz von Verwandten (Kinder oder Geschwister).
          Ich denke man muss auch das Gesellschaftliche und soziale Umfeld der jeweiligen Zeit berücksichtigen und auch den Bildungsstand.
          Selbst bei meinen Großeltern geb. um 1910 war das Thema Sex tabu und gehörte zu den "ehelichen Pflichten" genauso wie Haushalt. Zumindest waren sie mit Verhütung und Familienplanung vertraut. Sie hatten nur zwei Kinder und es gab keine äußeren Umstände die gegen weitere gesprochen hätten.
          v.G.Gerhardt

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          • Bienenkönigin
            Erfahrener Benutzer
            • 09.04.2019
            • 1696

            Zitat von hessischesteirerin Beitrag anzeigen
            Selbst heute gibt es Geschwister, die nur 10 Monate auseinander sind, ich selbst kenne zwei davon
            Ideal für den Körper ist das nicht, aber unsere Allgemeingesundheit ist sicher um Welten besser als damals. Wir haben nicht nur das ganze Jahr über gesundes Essen und genügend Vitamine, sondern auch Schwangerschaftsuntersuchungen, die Risiken finden und ausschließen können.

            In früheren Zeiten waren so schnell aufeinanderfolgende Schwangerschaften oft ein Todesurteil für die Kinder, weil die Mutter sie während des Heranwachsens gar nicht genug versorgen konnte - und langfristig bedeuteten sie auch einen frühen Tod der Mutter. Die war dann wie eine Legehenne einfach irgendwann ausgepowert.

            Abgesehen davon ist das Thema Kinderanzahl sehr komplex; das einfache Vorhandensein von Verhütungsmöglichkeiten genügt nicht, auch die gesellschaftliche Struktur muss da sein:
            Wertschätzung der Frau über die Rolle als Gebärerin hinaus, Alters- und Krankenvorsorge, Bildungsmöglichkeiten, unsere Vorstellung, dass man sich besser intensiv um wenige Kinder kümmern kann als um einen ganzen Stall - das alles ist noch längst nicht überall auf der Welt selbstverständlich.

            Viele Grüße
            Bienenkönigin
            Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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            • Andrea1984
              Erfahrener Benutzer
              • 29.03.2017
              • 2551

              Zitat von Bienenkönigin Beitrag anzeigen
              Ich denke, wenn man die Frauen gefragt hätte, hätten die sicher auch andere Möglichkeiten gefunden, sich die Zeit zu vertreiben.
              Vor ein paar Wochen ein Neugeborenes begraben, noch wund von der Geburt und körperlich ausgelaugt (eine Geburt ist so ziemlich das krasseste, was der menschliche Körper aushalten muss), einige Zähne sind nach der 6. oder 7. Schwangerschaft sicher schon flöten gegangen, jedes Jahr kommt auf dem Friedhof ein kleines Grab dazu, und dann sagt sie: Oh ja, Mann, lass uns das ganze doch bitte gleich nochmal angehen, du wilder Stier!

              Eher nicht...
              Eine Wahl hatte sie ja nicht, aber bemitleiden darf man sie ja trotzdem.

              VG
              Bienenkönigin
              Hallo Bienenkönigin.

              Ja, du hast recht. Ich weiß nicht, warum meine Ahnen und Ahninnen so gehandelt haben/den Verlust eines Kindes bedauert oder einfach hingenommen haben etc.

              Wie gut, dass es inzwischen die Möglichkeiten gibt, die Familienplanung - wenn erforderlich - selbst entscheiden zu können.

              Einiger mutiger Frauen sei dank.

              Herzliche Grüße

              Andrea
              Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
              Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

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              • Svenja
                Erfahrener Benutzer
                • 07.01.2007
                • 4353

                Hallo

                Wo wir gerade beim Thema sind, ich wusste gar nicht, dass es 1886 schon Präservative gab. Siehe diese Werbung im Prager Tagblatt vom 12.12.1886:


                Gruss
                Svenja
                Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                • Bienenkönigin
                  Erfahrener Benutzer
                  • 09.04.2019
                  • 1696

                  Zitat von Svenja Beitrag anzeigen
                  Hallo

                  Wo wir gerade beim Thema sind, ich wusste gar nicht, dass es 1886 schon Präservative gab. Siehe diese Werbung im Prager Tagblatt vom 12.12.1886:


                  Gruss
                  Svenja
                  Ich habe gerade ein Buch gelesen über Krankheiten und deren Auswirkungen auf die Weltgeschichte (sehr interessant), und da kommt glaube ich auch Heinrich Heine vor, der erzählt, wie er sich in Paris Kondome hat "anpassen" lassen aus blauer Seide.
                  Nicht um die Damen vor Schwangerschaften zu schützen, sondern sich selbst vor Syphilis und Co. Prostitution war für sehr sehr viele Frauen die einzige Möglichkeit, sich finanziell über Wasser zu halten, wenn man nicht als gute Partie galt und auch sonst keinen Ehepartner ergattern konnte.

                  VG
                  Bienenkönigin
                  Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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                  • Andrea1984
                    Erfahrener Benutzer
                    • 29.03.2017
                    • 2551

                    Hallo.

                    Ironie der Geschichte: Eine meiner Vorfahrinnen ist 1899 an Syphilis gestorben, der Mann 11 Jahre vorher, an einer anderen Ursache.
                    Irgendwie makaber, oder ?

                    Hat er sie angesteckt ? Oder ist sie vielleicht, nach seinem Tod, fremdgegangen - man soll ja "nicht ehebrechen", vor der Ehe "darf" man und als Witwer/Witwe vielleicht auch oder so ... - ich bin ratlos.

                    Das mit den Kondomen habe ich nicht gewusst. Diesmal schreie ich - nur im übertragenen Sinn - und vor Freude.

                    Herzliche Grüße

                    Andrea
                    Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                    Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

                    Kommentar

                    • Bienenkönigin
                      Erfahrener Benutzer
                      • 09.04.2019
                      • 1696

                      Zitat von Andrea1984 Beitrag anzeigen
                      Ironie der Geschichte: Eine meiner Vorfahrinnen ist 1899 an Syphilis gestorben, der Mann 11 Jahre vorher, an einer anderen Ursache.
                      Irgendwie makaber, oder ?

                      Hat er sie angesteckt ? Oder ist sie vielleicht, nach seinem Tod, fremdgegangen - man soll ja "nicht ehebrechen", vor der Ehe "darf" man und als Witwer/Witwe vielleicht auch oder so ... - ich bin ratlos.

                      Das mit den Kondomen habe ich nicht gewusst. Diesmal schreie ich - nur im übertragenen Sinn - und vor Freude.
                      Hallo Andrea,
                      vermutlich hat der Mann deiner Vorfahrin sie angesteckt und war bei seinem Tod auch schon infiziert. Das Leiden kann sich über viele Jahre erstrecken.

                      Sicher hatten früher nicht alle Männer eine Geliebte oder besuchten Prostituierte (oder hatten das Geld dazu!), aber viele empfanden das Recht dazu und haben so auch ihre Frauen angesteckt.
                      Prominente Opfer waren unterem anderem sicher Franz Schubert, vermutlich Beethoven, Chopin, Nietzsche, Schopenhauer, Schumann, Smetana, Charles Baudelaire, Lenin, Napoleon und angeblich auch Hitler und Mussolini.

                      Erste Versuche zu Kondomen wurden schon um 1530 in Italien von Gabriele Falloppio durchgeführt, die eine sehr gute Wirksamkeit gegen Syphilis zeigten (die nach heutigem Kenntnisstand wohl aus der Neuen Welt eingeschleppt wurde).
                      Quelle: Wie Krankheiten Geschichte machen von Ronald D. Gerste, Klett-Cotta 2019

                      Viele Grüße
                      Bienenkönigin
                      Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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                      • Henriette-Charlotte
                        Erfahrener Benutzer
                        • 14.03.2019
                        • 161

                        Hallo, Andrea, ich denke auch, dass sich Deine Vorfahrin bei ihrem Mann angesteckt hat. Es dauert 10-30 Jahre, ehe Syphillis tödlich endet.

                        Hm. Kondom aus Seide.... ich kann mir nicht vorstellen, dass ein - durch den Gebrauch - *Augenschamhaftniederschlag* feuchtes Seidenteil undurchlässig für Erreger jedweder Art ist.

                        Aber, dass Frau dann die unschuldig Leidtragende an dem Elend der Geschlechtskrankheiten war (ist), ist schon sehr grausam.

                        Kommentar

                        • Andrea1984
                          Erfahrener Benutzer
                          • 29.03.2017
                          • 2551

                          Hallo Henriette-Charlotte.

                          Meine arme Vorfahrin. Möge sie in Frieden ruhen.

                          Die Syphilis wäre eine Erklärung warum das Paar "nur" wenige Kinder gehabt hat.

                          Wo hat er sich diese Krankheit eingefangen ?
                          Besser man weiß nicht alles so genau.

                          Herzliche Grüße

                          Andrea
                          Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                          Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

                          Kommentar

                          • Geufke
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.01.2014
                            • 1073

                            Moin,

                            Verhütung war schon in der Antike ein Thema. Glaube mal gehört zu haben, dass man sich der Schweineblasen bedient hat.
                            Viele Grüße, Anja

                            Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

                            Kommentar

                            • Henriette-Charlotte
                              Erfahrener Benutzer
                              • 14.03.2019
                              • 161

                              Ja, liebe Andrea, wo sich der Mann das eingefangen hat, werden wir wohl nicht mehr lösen.
                              In Halle/S. gibt es die (Richard-von) Volkmann-Str., er war ein verdienter Chirurg an der Halle. Uni.
                              Die offizielle Todesursache waren Spätschäden, die er sich im Krieg 1870/71 zugezogen hatte.

                              Zitat aus Wikipedia:
                              1885 von Preußens König Wilhelm I. nobilitiert, starb er vier Jahre später an einer Pneumonie. Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker. (Also Variante 2).

                              Ja, und eine andere Geschichte ist, (stand mal als großer Bericht in der Tageszeitung), dass die "Kriegsverletzungen" ganz normale Syphillis war.
                              Er ist übrigens in einer Landes- Heil- und Irrenanstalt gestorben, weil die Spätschäden der Syphilles ja das Gehirn (und Rückenmark) betreffen.
                              Aber im "besten" Fall wurde die Erkrankung als Kriegsfolge erklärt, so ersparte man sich im Umfeld die Peinlichkeit.

                              Kommentar

                              • hessischesteirerin
                                Erfahrener Benutzer
                                • 08.06.2019
                                • 1330

                                Zitat von Henriette-Charlotte Beitrag anzeigen
                                Ja, liebe Andrea, wo sich der Mann das eingefangen hat, werden wir wohl nicht mehr lösen.
                                ausser, man macht sich die Mühe und schaut, welche weiteren Frauen in der Zeitspanne ebenfalls an dieser Krankheit gestorben sind

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