Das Leben eines Dienstmädchens, um 1880

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  • Juergen
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2007
    • 6044

    Das Leben eines Dienstmädchens, um 1880

    Hallo Plauderer,

    ich habe nun auch die Einwohnermeldedaten meiner WEIGT-Vorfahrin, welche 1841 in Rawicz geboren wurde und bis 1893 in Posen lebte, erhalten. Sehr viel neue Erkenntnisse, erhielt ich durch diese Kartei nicht (Angaben zum verst. Ehemann fehlen). Unter dem Punkt "Stand", wird Sie
    meiner Meinung nach, als Dienstm.(ädchen) bezeichnet. Sie war aber auch Wittwe, das geht jedenfalls aus der Heiratsurkunde, Ihrer Tochter
    hervor (habe ich jetzt auch).
    Im Nachhinein, kann mir diese Frau regelrecht leid tun, da Sie doch sehr oft Ihr Dienstverhältnis wechselte oder wechseln musste.

    Mich würde interessieren, ob Sie Ihre noch kleine Tochter, mit zu den Dienstherren nahm oder in fremde Obhut gab. Dies geht aus der EMK natürlich nicht eindeutig hervor. Also was glaubt Ihr?

    Wie es ausschaut, hat Sie überwiegend für jüdischstämmige Geschäftsleute gearbeitet. Diese werden Ihre Arbeit schon geschätzt haben, warum das Dienstverhältnis dennoch sehr kurz war, werdet Ihr mir sicher auch nicht sagen können.

    Durch googeln erfuhr ich, dass z.B. ein Kantorowicz Nachfahre aus Posen, einen gewissen Bekannheitsgrat erlangte. Ist auch interessant.

    Also ich finde, diese EMK gibt schon einen kleinen Eindruck, von dem Leben eines Dienstmädchens in Posen anno 1877-93.

    Wenn ich die Daten richtig interpretiere, ist die Tochter schon 1883, also mit jungen 15 Jahren, nach Berlin verzogen. Dies kann doch zumindest allein, ohne Vormund oä. gar nicht sein, was meint Ihr?

    Hier meine Abschrift, die im Grunde nur für mich interessant ist. Dennoch stelle ich diese zur Interpretationshilfe, mal ein.

    WEIGT, Dorothea Dienstm.(ädchen)? (geb.) 29.1.1841 ev. Rawicz
    geb. WEIGT

    Ida Tochter (geb.) 31.3.1868 " Posen
    17.7.79 Schützenstr. 28b Hentschel
    4.10.83 Berlin
    ---------------------

    Wohnung:
    18.4.74
    Langestr.16
    gr. Gerberstr.28
    2.10.75 nach
    Breitestr. Nr.21
    -----------------------------
    .77 Wieschei 5
    29.3.77 Markt Nr.8
    24.5.77 Halbdorfstr. 10b bei Damm
    9.77 St. Martin 67 bei Latz
    9.10.77 Markt 93 bei Jacoby
    31.3. Bismarkstr.2 bei Bach
    7.4.78 Halbdorfstr. 10b Damm
    17.7.79 Friedrich 23 Kronthal
    11.6.80 Schützenstr. 28b bei Hentschel
    8.1.81 Wronkerstr.1 bei Kantorowicz
    7.4.81 breite12 (Strasse) bei Rosenfeld
    10.10.81 Schützen[str.] 28b
    23.1.82 Friedrich[str.] 31 Pincus
    23.10.84 St. Martin 69
    9.4.85
    6.10.86 Friedrichstr.11
    4.10.90 St. Adelberthof 6
    25.9.97 nach Berlin
    -----------------------------------------------
    Anm. meinerseits (Daten aus den Adressbüchern):
    Bach, Joseph, (Mitinhab: der Firma Julius Bach), Kaufmann, Bismarkstr.2 II
    Jacoby,
    Hentschel, Reinh., Maurerges., Schützenstr. 28b k.
    Damm, Herrm., Arb., Halbdorfstr. 10b H III.
    Latz, Hartwig, Destillateur, St. Martin 67 I.
    Kronthal, Simon, Rentier, Friedrichstr. 23 pt.
    Rosenfeld, Henriette, Rentiere, Breitestr.12 (ua. 1884 Isidor Mitinhaber der Firma M.W. Rosenfeld)
    Pincus, Gebr. (Siegfried u. Ludwig Pincus) Destillation, Essigfabrik u.
    Badeanstalt, Friedrichstr. 31 u. St. Martin 61
    Kantorowicz, Nathan, (Inhaber der Firma N. u. J. Kantorowicz) Kaufmann, Wronkerstr.1/2

    Mit lieben Grüssen,
    Euer Juergen!
    Angehängte Dateien
  • gudrun
    Erfahrener Benutzer
    • 30.01.2006
    • 3277

    #2
    Hallo,

    vielleicht war die Frau auf Empfehlung immer wieder in neuen Stellen. Es ist schon ungewöhnlich, soviele Stellen. Sie hat ja sogar einmal bei einer Familie Damm zweimal gearbeitet. Vielleicht mußte sie aber auch öfters wegen der Tochter die Stelle wechseln.
    Gibt es in Berlin vielleicht eine Verwandte, wo die Tochter mit 15 Jahren unterkam?
    Gibt es von der Tochter in Berlin auch schon eine Einwohnermeldekarte?
    Ganz wird das Rätsel nicht gelöst werden können.

    Viel Glück bei der Famililenforschung
    wünscht
    Gudrun

    Kommentar

    • Juergen
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2007
      • 6044

      #3
      Guten Abend, gute Nacht Gudrun,

      viel wird natürlich Spekulation bleiben. Die EMK Berlins wurde während des WK II praktisch vernichtet und erst nach dem Krieg wieder rekonstruiert. So in etwa bekam ich Auskunft. Da alle meine Anfragen hier in Berlin ins Leere liefen, fragte ich nach. Die vielen vermutlichen Dienstverhältnisse meiner Vorfahrin in Posen, verwunderten mich ja auch. Es gab aber damals auch schon Stellenvermittler für Dienstpersonal.
      Warum diese Arbeitsverhältnisse doch recht kurz waren, wüsste ich auch gerne. Die einzige Anschrift, die als Dienstherr mit Geld, etwas herausfällt, ist dieser Hentschel, Arbeiter mit Kellerwohnung. Tja, wer weiss, vielleicht bekomme ich noch etwas mehr heraus. Die vielen Namen der Wohnanschriften, sind mir bislang jedenfalls als Verwandte der Dorothea Weigt nicht bekannt.
      Solche Forschungen, finde ich aber spannend, auch wenn es hier nur, um eine kleine Dienstmamsel geht.

      Zu dieser Familie PINCUS, hatte auch der spätere Ehemann der Ida WEIGT, mein Urgrossvater Theodor OTTE eine gewisse Beziehung. Ich glaube sein Bruder Heinrich hat bei Ihm, seine kaufmännische Ausbildung erhalten.

      Ist ja fast so spannend wie ein Krimi oder?

      Gute Nacht Juergen!

      Kommentar

      • rudi
        Moderator
        • 23.05.2008
        • 2536

        #4
        RE: Das Leben eines Dienstmädchens, um 1880

        Hallo Jürgen,
        bezüglich der Tochter Ida möchte ich anmerken, dass die Mädchen früher im alter von 15 "in Stellung" gingen, also als Dienstmädchen oder Näherinnen irgendwo angestellt waren. Das Alter würde ich nicht für ungewöhnlich halten, allerdings die Entfernung.
        Zu den wechselnden Dienstverhältnissen: vielleicht war Dorothea eine "Springerin", die immer dort ausgeholfen hat, wo Not am Mann bzw. Frau war.
        Hilft dir auch nicht weiter, nur so ein Gedanke.
        Grüsse aus Ostfriesland
        Rudi
        LG rudi

        Kommentar

        • BorussenNici
          Neuer Benutzer
          • 19.06.2008
          • 20

          #5
          Kind in Stellung / Mutter als Hausmädchen bei Schwangerschaften?

          Hallo!

          Dies ist meine erste Nachricht in diesem Forum, daher begrüße ich erstmal alle ganz herzlich.

          Zu der Tochter möchte ich sagen, dass meine Tante (Jahrgang 1941) schon mit 14 Jahren zum Fürsten Salm-Salm in Stellung ging. Dies war ganz üblich. Einige Jahre später ist sie nach Arnheim (Niederlande) in Stellung gegangen.

          Ich habe ein wenig überlegt, warum die Mutter öfter die Stellung gewechselt hat. Ist es vielleicht möglich, dass Sie zum Ende einer Schwangerschaft hin den Dienst angetreten hat und dann die ersten Wochen nach der Geburt des Kindes im Haushalt des Dienstherrn verblieben ist und dann eine neue Stelle annahm? Dies würde ja auch erklären, warum sie eine Stelle zweimal annahm. Man war ja durchaus zufrieden mit ihr.

          Viele Grüße

          Nici

          Kommentar

          • hotdiscomix
            Erfahrener Benutzer
            • 20.05.2008
            • 756

            #6
            Hallo,

            bei meinen Vorfahren war es so, das der Vater Kunst- bzw. Herrschaftsgärtner war und seine Frau bzw. Töchter arbeiteten öfters als Dienstmädchen, Köchin bei der gleichen Familie. Wenn der Vater mit seiner Arbeit fertig war und sich eine neue Anstellung suchen musste, zog die Famlie mit und sie wurden öfters wieder als Dienstmädchen bei den neuen Herrschaften angestellt. Die beiden Söhne halfen ihrem Vater, bis sie ihre Tischlerlehre abgeschlossen hatten und auf Wanderschaft gingen. Mein Großvater musste in seiner Schulzeit sechs mal die Schule wechseln.
            Eventuell gibt es ja bei deinen Vorfahren eine ähnliche Situation.

            Viele Grüße,
            Steffen
            ~*~ Organisation ist, weder den Dingen ihren Lauf noch den Menschen ihren Willen lassen. ~*~

            Kommentar

            • Marlies

              #7
              Hallo,

              denkbar wäre doch auch, dass das junge Mädchen dort einsprang, wo die Mutter, aus welchen Gründen auch immer, das Bett hüten mußte. Dadurch würde sich ja auch erklären, dass sie kurze Dienstverhältnisse hatte.

              Viele Grüße
              Marlies

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              • Juergen
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2007
                • 6044

                #8
                Guten Abend Leute,

                ich möchte mich für Eure Hinweise, zu den damaliigen
                Lebensumständen von vorrangig weiblichen Dienstpersonal,
                bedanken. Über die häufigen Veränderungen der Dienstverhältnisse,
                meiner Vorfahrin, lässt sich natürlich nur noch spekulieren.
                Dass die Jugendlichen damals schon mit 14 Jahren, in die
                Lehre oder in Stellung gingen, habe ich nicht bedacht.
                Die in der Meldekartei genannte Person, könnte auch zeitweise
                als Amme Ihr Unterhalt verdient haben, in der Meldekartei steht
                davon zwar nichts aber im Adressbuch wird in einem Jahrgang
                eine Person, gleichlautenden Namens, genannt.
                Dann müsste Sie aber zu dieser Zeit eigenes Säugling gehabt haben. Wer weiß?

                Tschüss Juergen!

                P.S.
                Dt hat gewonnen und jetzt schwätzt Netzer, Toll!!

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