Gerichtsbericht 1914

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  • alfred47
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    Gerichtsbericht 1914

    Königliches Schöffengericht
    „Wittenberger Allgemeine Zeitung“ vom 03. Dezember 1914

    Wittenberg, 01. Dezember 1914

    Vorsitzender: Geh. Justizrat Thiemann; Beisitzer: Gutsbesitzer Heinrich (Lamsdorf) und Drogist Hentzschel, hier; Amtsanwalts-Stellvertreter: Stadtsekretär Hellige; Gerichtsschreiber: Sekretär Liepmann



    4. Wegen rechtswidriger Verschaffung eines Vermögensvorteils wird Fräulein Anna Schröder, geboren 16. August 1892 in Großenborn (Kr Rendsburg), angeklagt. Der Anklage liegt folgender Tatbestand zugrunde: Eine hiesige Dame kaufte in dem Buttergeschäft von Schröder, Collegienstraße ein Stück Butter, welches bei Nachwiegung nur 225 g wog. Daraufhin wurde dem Geschäft die Wage beschlagnahmt, weil unter der einen Wagschale Bleistücke angemacht waren. Der Verteidiger der Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Enger macht geltend, daß die Bleistücke nur deshalb angebracht worden sind, weil die Wage nicht richtig funktionierte. Die Angeklagte hatte sich deswegen schon an ihren Bruder, dem Inhaber des Geschäfts gewandt, um eine neue Wage zu bekommen. Auch könne die Angeklagte nicht verurteilt werden, weil sie die Butter nicht abwiegt, sondern fertig verpackt und abgewogen aus der Molkerei bekam. Die Wage hat bei ganzen Sache gar nichts zu tun. Die Schuld liegt an der Molkerei. Ein Vertagungsantrag des Amtsanwalts-Stellvertreters wird abgelehnt. Der Gerichtshof stellt fest, dass eine Schuld der Angeklagten in dieser Sache nicht beizumessen ist. Sie wird deshalb freigesprochen, die Kosten der Staatskasse auferlegt.
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