Zurück   Ahnenforschung.Net Forum > Allgemeine Diskussionsforen > Erfahrungsaustausch - Plauderecke
Hier klicken, falls Sie Ihr Kennwort vergessen haben.

Hinweise

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen Ansicht
  #1  
Alt 06.01.2018, 22:32
Benutzerbild von GiselaR
GiselaR GiselaR ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 13.09.2006
Ort: Kurpfalz
Beiträge: 2.166
Standard Zwang bei der Heirat - oder Gesinnungswandel?

Hallo,

ich habe hier einen merkwürdigen Eintrag gefunden, den ich euch auch mitteilen möchte:

KB Brochterbeck: Proklamirte und Copulirte 1803,
unter dem Eintrag der Schwester meiner Altgroßmutter am 26.Sept.:
Es geht um Hermann Heinrich Regelmeyer aus dem Kirchspiel Lengerich und Maria Elsabein Jostmeyer aus Brochterbeck.

(Namen etc.) .. Diese hier genannten Personen sind hiernechst aber nicht zum dritten mahl
proclamirt weil die Braut eines innerlichem Widerwillens ge-
gen den benannten Bräutigam wegen heimlig entflohen und darauf
die vorhabende heirath von Seiten des Brautigams gutwillig auf-
gegeben ist. Ist dennoch worden proclamirt und in Lengerich copulirt.“

Stimmt, die Trauung steht am 18. Nov desselben Jahres im KB Lengerich. Bräutigam 27, Braut 18 Jahre.

Über weitere Hintergründe ist mir nichts bekannt. Es fällt mir nur auf, daß ein Heiratsalter unter 20 Jahren sonst bei meinen Vorfahren aus Wechte (Kirchsp. Lengerich) und Brochterbeck fast nicht vorkommt.

Ob dahinter ein Gesinnungswandel oder mehr oder weniger sanfter Zwang durch die Familie steckt, werde ich wohl nie herausgekommen.
Gruselig, oder?

Grüße
Gisela
__________________
Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 07.01.2018, 13:16
Benutzerbild von Xtine
Xtine Xtine ist offline weiblich
Administrator
 
Registriert seit: 16.07.2006
Ort: z' Minga [Mail: chatty1@gmx.de]
Beiträge: 28.263
Standard

Hallo Gisela,

wann kam das 1. Kind? Hat sie sich vielleicht bedonnen, dass es besser ist, das Kind MIT Ehemann großzuziehen?
__________________
Viele Grüße .................................. .
Christine
.. .............
Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
(Konfuzius)

Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 07.01.2018, 14:15
Benutzerbild von Geufke
Geufke Geufke ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 20.01.2014
Ort: Raches Griechenland
Beiträge: 1.073
Standard

Moin,
wie war denn die gesellschaftliche Stellung der Familie? M.E. wird gerade in gut situierten Familien darauf geachtet worden sein, wer denn so in die Familie eingeheiratet hat, sprich die Eltern bestimmten Braut oder Bräutigam, da gab es wenig Mitspracherecht für die Betroffenen. Sich dem zu entziehen, hätte Bruch mit der gesamten Familie bedeutet, dieses Risiko werden nur wenige auf sich genommen haben, und gerade als Frau wäre der gesellschaftliche Absturz vorprogrammiert gewesen.
Übrigens in Griechenland gabe es das noch bis Anfang der 80-er. Die einzige Möglichkeit als Frau, sich einer derartigen Heirat zu entziehen, war, sich vom Geliebten "klauen" zu lassen, allerdings war dann auch die Mitgift futsch, das Paar fing dann bei 0 an.
__________________
Viele Grüße, Anja

Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 07.01.2018, 15:37
Benutzerbild von GiselaR
GiselaR GiselaR ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
Themenstarter
 
Registriert seit: 13.09.2006
Ort: Kurpfalz
Beiträge: 2.166
Standard

Hallo ihr beiden,
wie und warum Eltern ihre Töchter - übrigens auch Söhne - in bestimmte Eheverbindungen drängten, ist bekannt, die einzelnen Fälle sind wohl unzählig.
Die Gründe dafür waren in einer ständisch organisierten Gesellschaft wohl viel sachlicher begründet, als später, als es "nur" um Ansehen und Geld ging.
In der Literatur kann man das für die "besseren Kreise" haarklein in den Buddenbrooks nachlesen, Toni Buddenbrook wird dazu gebracht den unsympatischen Herrn Grünlich zu heiraten. Schon vorher hatte sie ihre Jugendliebe aufgeben müssen.

Ich fand es einfach mal faszinierend, daß solch ein Vorgang bei "einfachen Leuten" schriftlich im KB dokumentiert ist.
Beide Brautleute stammten von Colonaten in Westfalen, das Ehepaar lebte später als Colon-Familie auf dem Colonat des Bräutigams, das dem König eigenbehörig war. Über deren persönlichen Rechststatus besteht noch Klärungsbedarf. Aber auf keinen Fall war es eine (groß-)bürgerliche Familie.
Kinder habe ich noch nicht gesucht, ich weiß auch noch nicht, ob ich diese Linie weiterverfolge.
LG
Gisela
__________________
Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 07.01.2018, 15:45
Benutzerbild von GiselaR
GiselaR GiselaR ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
Themenstarter
 
Registriert seit: 13.09.2006
Ort: Kurpfalz
Beiträge: 2.166
Standard

Zitat:
Zitat von Geufke Beitrag anzeigen
......
Übrigens in Griechenland gabe es das noch bis Anfang der 80-er. Die einzige Möglichkeit als Frau, sich einer derartigen Heirat zu entziehen, war, sich vom Geliebten "klauen" zu lassen, allerdings war dann auch die Mitgift futsch, das Paar fing dann bei 0 an.
Hallo,
hier möchte ich mal gesondert antworten.
Es gab da noch eine andere Methode, die nicht weniger hart war: Man heiratet den aufgezwungenen Bräutigam - meist war das Mädchen ja noch nicht volljhrig - und wartete bis man rechtlich altersmäßig dazu in der Lage war, und ließ sich dann scheiden. Auch nicht so einfach, ging aber. Dann konnte man die gewünschte Liebesheirat eingehen.
So einen Fall kenne ich, eine griechische Arbeitskollegin hat mir vor vielen Jahren ihre Geschichte erzählt. Wenn ich das jetzt zurückrechne, muß sich das in den 1960er Jahren zugetragen haben.
Ihr Kind aus 1. Ehe wurde dann nach der 2. Heirat von ihren Eltern aufgezogen und glaubte noch in den 80-er Jahren, seine Mutter sei seine ältere Schwester.

VG
Gisela
__________________
Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 05.01.2019, 02:43
Benutzerbild von Araminta
Araminta Araminta ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 12.11.2016
Beiträge: 599
Standard

Also ich möchte hier mal antworten, da nicht nur die Braut eine Mitgift erbringen konnte, sondern auch der Bräutigam.
Wenn ein Mann auf den Hof einheiratet, musste er wohl eine Mitgift mitbringen.
Wenn er das allerdings nicht tat, waren die Möglichkeiten der betrogenen Braut und ihrer Familie nicht sehr groß.

Trotzdem finde ich es faszinierend, dass auch Männer eine Mitgift zu erbringen hatten!
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 05.01.2019, 09:46
Benutzerbild von GiselaR
GiselaR GiselaR ist offline weiblich
Erfahrener Benutzer
Themenstarter
 
Registriert seit: 13.09.2006
Ort: Kurpfalz
Beiträge: 2.166
Standard

Hallo Araminta,
ja, das war vermutlich so, macht ja wirtschaftlich auch Sinn. Mit dem Familiennamen war es ja dann in diesen Fällen auch umgekehrt.

Auch daß Männer oft bei der Partnerwahl unter Druck standen habe ich oben schon angesprochren.
In diesem Fall ist aber die Braut davongelaufen, warum auch immer. Der Bräutigam hat ja keine Rechte dahingehend geltend gemacht, entweder weil er einfach nett war, oder weil ihm die ganze Heiratsangelegenheit auch suspekt war. Auch das werde ich wohl nie herausfinden.

Jedenfalls, danke, daß du diesen Thread wieder ans Tageslicht befördert hast. Beim Durchlesen habe ich mich daren erinnert, wieviel Forschungsbedarf ich noch in Brochterbeck und Lengerich habe, nicht nur diesen Fall.
Grüße
Gisela
__________________
Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 14:32 Uhr.