Kindstötung

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  • Geufke
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2014
    • 1073

    Kindstötung

    Meine Lieben,
    ich arbeite mich gerade durch das katholische KB von Groß Köllen etwa 2. Hälfte 18.Jh. und mir ist aufgefallen, dass wirklich hinter jedem unehelich geborenen Kind, bei dem nur die Mutter eingetragen war, ein Kreuz steht. Das kann doch kein Zufall sein. Ist Euch auch schon so etwas aufgefallen?
    Viele Grüße, Anja

    Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

  • GiselaR
    Erfahrener Benutzer
    • 13.09.2006
    • 2176

    #2
    Hallo,
    ich habe zwar noch keine Statistik angelegt, aber ja, ich hatte auch schon manchmal den Eindruck, daß überdurchschnittlich viele uneheliche Kinder in einem gewissen Zeitraum starben. Dazu brauchte es allerdings nicht unbedingt Kindstötungen. Über die natürlichen Todesursachen hinaus reichte schon "ein bißchen" Vernachlässigung plus damalige hygienische Verhältnisse.
    Traurig aber wahr. Das kam sicher öfter vor, als man sich vorstellen mag.
    Aber Vorsicht: welcher einzelnen unverheirateten Mutter will man auch nur Vernachlässigung vorwerfen? Schwierig, auch wenn sie schon vor langer Zeit selber gestorben sind.
    vG
    Gisela
    Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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    • Malte55
      Erfahrener Benutzer
      • 02.08.2017
      • 1625

      #3
      Schönen Guten Tag,
      Eine Kindstötung nachzuweisen wird nicht so leicht sein, gerade wenn in den Einträgen keine Hinweise darauf zu finden sind. Zu beachten ist für diesen Zeitraum, die stetig wachsende Bevölkerung und die Zunahme von Krankheiten.
      In den 20er Jahren des 18 Jh. hatte ich jetzt eine Mutter die darauf in einen Sack gesteckt und ersoffen wurde. Be idem Strafmaß kann man vielleicht eine höhere Dunkelziffer annehmen.
      Seltsam finde ich vorwiegend solche Fälle wo die Kleinkinder im Brunnen, Waschkuhle oder in einer Pfütze ertrunken sind. Ob sie absichtlich unbeaufsichtigt gelassen wurden, spielte eine Behinderung eine Rolle? Oder das die Kinder von der Mutter im Schlaf erdrückt wurden, im speziellen Fall zählten die Eltern sicher nicht zu den Dorfarmen.
      LG Malte

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      • Aylena
        Neuer Benutzer
        • 21.12.2017
        • 1

        #4
        Moin, ich bin...ähm, neu hier, hab mich grad eben just wegen dieses threads hier angemeldet

        Ich hab in dem Stammbaum in dem ich recherchiere haufenweise tote Kinder.. war n ziemliches Wunder wenn wer das erste Jahr überlebt hat. Ist Pommern, genauer Behlkow, ne Reihe von , soweit ich das bisher klar hab 17hundert...und bis 1930.

        Jetzt bin ich derzeit noch mit nem anderen Thema sehr intensiv beschäftigt, nämlich Dunkelziffer bei Kindesmißhandlung bis Tötung auch aktuell...und gestern hat ich so nen komischen moment, wo mir ein Fallbericht übern Weg lief ( Arzt stolpert in der Zeitung über Todesanzeige eines Kindes, plötzlicher Kindstod, angeblich der dritte in der Familie. Arzt weiß das das statistisch unmöglich ist. Geht mit der Erklärung zur Polizei und erstattet Anzeige. Ergebnis, nach Obduktion des noch nicht beerdigten aktuellen toten Kindes und Exhumierung mit anschließender Obduktion: alle drei totgeschüttelt, soweit die Kurzfassung)

        Mit dieser Fallinfo hab ich aktuell diese Menge an toten Kindern in dem Stammbaum den ich erforsch plötzlich nochmal anders gesehen, eben unter der differentialdiagnostischen Möglichkeit der äußeren nicht zufälligen Gewalteinwirkung.

        Ich hatte damals schon, als ich auf diese Menge an toten Kindern gestoßen bin, versucht eine Erklärung zu finden, hatte gerade für die Zeit wo die meisten starben versucht, Hungersnöte o.ä. Für dieses Gebiet ( Behlkow) zuzuordnen, anhand historischer Berichte..das blieb aber schwammig, unkonkret. War über merkwürdige Kindesernährungsmethoden gestolpert, in der Zeit, aber eher für andere geografische Gebiete.. also, das passte alles nicht.

        Über den Stammbaum den ich recherchier weiß ich zweifelsfrei, das dort in den 1980er jahren massiv mißhandelt wurde. Wenn man dann Prinzipien der Weitergabe von Gewaltstrukturen dazurechnet...hm...derzeit such ich historische Gerichtsakten o.ä., um das evtl weiter einzugrenzen. Zweifelsfrei wird es wohl nie, aber z.b. Eine Häufung an Körperverletzungsdelikten, evtl unter Alkoholeinfluß den Pastor verdroschen oder irgendwie sowas ...puh...ich schreib hier jetzt einfach mal rein, weils mich enorm beeindruckt grad. Geh jetzt aber erstmal gucken ob man sich hier vorstellen soll und so...sorry fürs reinpurzeln

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        • Geufke
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2014
          • 1073

          #5
          Danke für Eure Meinungen. Mir ist schon öfter aufgefallen, dass unehelich geborene Kinder eher früh verstorben sind als eheliche. In diesem Zeitraum in diesem Ort war es aber jedes unehelich geborene Kind, das hat mich dann doch erschrocken. Ein ehelich geborenes Kind starb im gleichen Zeitraum vergleichsweise selten. Das muss doch aufgefallen sein, oder? Aktiv wird man sie sicherlich nicht getötet haben, sondern durch Vernachlässigung, wie das z. B. in manch asiatischen Ländern mit den Mädchen geschieht.
          Viele Grüße, Anja

          Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

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          • Malte55
            Erfahrener Benutzer
            • 02.08.2017
            • 1625

            #6
            Liebe Anja,
            hast du alle diese Kreuze überprüft ob sie bei den Toten so vorkommen? Sind die Kreuze vielleicht nur als Kennzeichnung gedacht?
            Groß Köllen in Ostpreussen hatte 1820 593 Einwohner. Ein bei mir vergleichbarer Ort hatte die höchste Kindersterblichkeit im Jahre 1778, von 18 Geborenen 1777/78 verstarben 8 im ersten Jahr. Auf das Kirchspiel gerechnet gab es 1778 52 Tote, davon 16 Kinder bis 1 Jahr und weitere 20 Kinder bis zum 5. Jahr.
            LG Malte

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            • Vokar
              Benutzer
              • 16.07.2017
              • 5

              #7
              Hallo,

              Dieses Kreuz hinter dem Taufeintrag bedeutet nur, das es sich um eine uneheliche Geburt handelt.

              LG Vokar

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              • scheuck
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2011
                • 4383

                #8
                Kinder

                Zitat von Vokar Beitrag anzeigen
                Hallo,

                Dieses Kreuz hinter dem Taufeintrag bedeutet nur, das es sich um eine uneheliche Geburt handelt.

                LG Vokar
                Hallo,

                das ist eine sehr interessante Info - Würde sich damit auch das Kreuz hinter dem Namen der Braut bei einer Heirat am 20.08.1822 erklären?
                Ich kenne dieses Kreuz bislang nur als Zeichen für "verstorben" und wundere mich seit Jaaaaaaaaaaaahren darüber, dass eine Verstorbene heiratet
                Angehängte Dateien
                Herzliche Grüße
                Scheuck

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                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #9
                  Ich habe gerade den Fall wo Einer im KB drei Kreuze verpasst bekommen hat, weil er, Zitat: "... ist schon in seinem 24ten Jahre ein Vater von 3 ledigen Kindern, er ist ein ehrloser Mann, alle Ermahnungen des Seelsorgers blieben bis jetzt vergeblich, wurden nur mit trotziger Mine angehört..."
                  Dann hat der Pfarrer sicherlich um sein Seelenheil gebetet.
                  Mit einem Kreuz sind Deine Sünderinnen also noch relativ gut dran.
                  Gruss
                  Angehängte Dateien
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 22.12.2017, 16:06.
                  Viele Grüße

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                  • Geufke
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.01.2014
                    • 1073

                    #10
                    Zitat von Vokar Beitrag anzeigen
                    Hallo,

                    Dieses Kreuz hinter dem Taufeintrag bedeutet nur, das es sich um eine uneheliche Geburt handelt.

                    LG Vokar
                    Ok, das checke ich mal und melde mich.
                    Viele Grüße, Anja

                    Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

                    Kommentar

                    • scheuck
                      Erfahrener Benutzer
                      • 23.10.2011
                      • 4383

                      #11
                      Hm, so ganz "ehrlos" kann der Vater von Anna Müller nicht gewesen sein, er ist namentlich bekannt, ist Weseler-Bürger und von Beruf Schneider.

                      Sollte das Kreuz bei der Heirat der Tochter Anna wirklich für Unehelichkeit sprechen, könnte ich mir vorstellen, dass sie vor der Heirat der Eltern geboren ist (und später legitimiert wurde). Derlei "uneheliche" Kinder gibt es bei den Haasters zu Hauf
                      Herzliche Grüße
                      Scheuck

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                      • Vokar
                        Benutzer
                        • 16.07.2017
                        • 5

                        #12
                        Hallo Geufke.
                        bei deinem Beispiel handelt es sich vermutlich um einen Heiratseintag?, das kann bedeuteten das diese Frau Müller Unehelich geboren wurde, bei Eintragungen zum Tod findet man meistens ein Datum. Eintragungen zum Tod habe ich bei katholischen Kirchenbüchern im Ermland erst Zweimal gesehen.

                        LG Vokar

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                        • Geufke
                          Erfahrener Benutzer
                          • 20.01.2014
                          • 1073

                          #13
                          Hallo, ich habe mir die Taufbücher noch mal angesehen, mir 3 herausgesucht und die Sterbeeinträge in den betreffenden Jahrgängen durchgesehen, einen haben ich gefunden. Also ist es wohl, wie Vokar sagt, das Kreuz kennzeichnet die uneheliche Geburt und nicht den Tod des Kindes. Gott sei dank, kann man wohl hier sagen. Sorry für die Aufregung!
                          Viele Grüße, Anja

                          Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

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                          • Bergkellner
                            Erfahrener Benutzer
                            • 15.09.2017
                            • 2351

                            #14
                            Hallo,

                            ich habe da eine andere Deutung der Kreuze anzubieten - zumindest bei den Taufen.
                            In den Kirchbüchern von Königswalde, die ich gerade nach meinen Ahnen durchsehen, wurden damit die getauften Kinder gekennzeichnet, die noch im gleichen Kirchenjahr verstarben.

                            Bei den unehelichen Kinder wurde 2x vermerkt, dass sie unehelich waren - unter ihrem Namen und in der Spalte des Vaters.

                            Lg, Claudia
                            Angehängte Dateien
                            Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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                            • Araminta
                              Erfahrener Benutzer
                              • 12.11.2016
                              • 599

                              #15
                              Ich habe auch viele uneheliche Kinder in der Familie und komme daher nicht wirklich weiter.
                              Deswegen habe ich auch viele Kirchenbücher durchgesehen und ich finde, dass eben viele Kinder früher gestorben sind. Mangelnde Hygiene, Krankheiten usw. die Kindersterblichkeit war früher einfach höher als heute.
                              Ich dachte auch immer, so aus dem Geschichtsunterricht, Filmen und Büchern, dass uneheliche Kinder und deren Mütter ein schlimmes Schicksal hatten und ganz Unten waren.
                              Aber ich habe viele in meiner Familie und ich habe viele Seiten Kirchenbücher durch, so das ich sagen kann: selbst im tiefsten katholischen Niederbayern sind uneheliche Kinder sehr häufig geboren und groß geworden!

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