Evangelische aus Orzesche und Jaschkowitz Kreis Pless - OS

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  • Oberschlesier68
    Erfahrener Benutzer
    • 19.02.2018
    • 112

    #34
    Fortsetzung Archiwum Nicolai
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    • Kleinschmid
      Erfahrener Benutzer
      • 20.01.2013
      • 1239

      #35
      Die vorherigen Teile behandelten den ev. Begräbnisplatz und die neue ev. Kirche in Orzesche. Hier nun dreht es sich um die Einrichtung des ev. Filialgottesdienstes in Orzesche.

      Das Material ist zwar recht umfangreich, beinhaltet aber auch viele belanglose Dinge, weshalb ich hier von der bisherigen Textform abweiche und eine Zusammenfassung bringe.

      Es betrifft den Zeitraum von Mitte 1855 bis Herbst 1861 (oder 1874?). Beteiligt sind daran vor allem der ev. Pfarrer (Pf.) Zernecke (Z.) aus Nikolai, der kath. Pfarrer Troska (T.) aus Woszczytz, der ev. Superintendent (Si.) des Kirchenkreises Pleß Jacob (J.) aus Gleiwitz, der Geheimrat Grundmann (G.) aus Kattowitz (Generalbevollmächtigter der Familie Winckler bzw. Tiele-Winckler).

      In den 1850er Jahren hielten sich in und um Orzesche eine Vielzahl von Evangelischen auf. Die meisten waren Eisenbahnarbeiter vom Streckenbau Ratibor-Nikolai bzw. Orzesche-Nikolai. In den Sommermonaten waren sie durchaus in der Lage, mit ihren Familien den ev. Gottesdienst in Nikolai zu besuchen. In der Winterzeit war dies jedoch bei den schlechten oberschlesischen Straßenverhältnissen kaum möglich. So wendet sich Pf. Z an Si. J. in Gleiwitz mit dem Vorschlag, einen einmaligen Gottesdienst in Orzesche abzuhalten. Dem stimmt Si. J. zu und bittet um einen Bericht darüber. Pf. Z. hielt seinen ersten ev. Gottesdienst am Sonntag, 15.7.1855, in der kath. Schule von Orzesche. Ein Tisch wurde mit Leuchtern, Kruzifix und Blumenvasen zu einem Altar geschmückt und es kamen über 200 Personen. Die Grundherrschaft von Orzesche (Familie Winckler-Tiele) stellte beim kath. Pf. T. in Woszczytz, die Anfrage, ob man nicht zukünftig die kath. Laurentius-Kapelle, die ja unter dem Patronat der Familie stand und vor ihr umfangreich renoviert wurde, für weitere ev. Gottesdienste nutzen dürfe. Dies wollte Pf. T. nicht entscheiden und verwies auf seine vorgesetzte Behörde beim Breslauer Bistum. Der ev. Pf. Z. war sehr zufrieden mit dem ersten Gottesdienst und war bereit, in Orzesche nun einen ordentlichen Gottesdienst einzurichten. Im Sommer war dies ja nicht nötig, also wurde der Zeitraum vom 1. November bis 1. Mai dafür vorgesehen. Da er aber an den kurzen Wintertagen unmöglich in Nikolai und anschließend noch in Orzesche sonntags predigen konnte, schlug er vor, in Orzesche nur an katholischen Feiertagen Gottesdienst abzuhalten. Dann wäre er frei in Nikolai und das Schulgebäude in Orzesche sei verfügbar (Bericht von Pf. Z. an Si. J. vom 17.7.1855). Der Si. J. in Gleiwitz war einverstanden und schlägt die kath. Feiertage vom 1. November, 8. Dezember, 6. Januar, 2. Feburar u. 25. März vor. Er bittet darum, einen Vertrag mit den Evangelischen vor Ort abzuschließen. Sie müßten bereit sein, für die Hin- u. Rückfahrt des Geistlichen und des Lehrers (Kantor!), der für Musik und Gesang zuständig war, zu sorgen sowie diesem ein Entgelt zu zahlen. Außerdem sollte die feste Nutzung der kath. Schule abgeklärt werden. Zusätzlich bittet er um eine namentliche Liste der betreffenden Evangelischen in und um Orzesche (Brief vom 12.9.1855). Im November 1855 wendet sich der Geheimrat G. aus Kattowitz wegen der Benutzung der kath. Kapelle/Kirche St. Laurentinus zum ev. Gottesdienst an Pf. T. aus Woszczytz. Am 8.12.1855 wurde der Vertrag zwischen den ev. Gemeindemitgliedern aus Orzesche u. Umgebung mit Pfarrer Z. aus Nikolai abgeschlossen und am 23.12.1855 vom Consistorium in Breslau genehmigt. Danach waren sie mit den genannten Bedingungen vollständig einverstanden. Der Kantor erhielt 1 1/2 Taler. Der Steinmetz Johann Weiß bot sich als Kirchendiener an, wofür er jedesmal 10 Silbergroschen erhalten sollte. Die Teilnehmer am Gottesdienst sollten je 2 1/2 Silbergroschen zahlen. Das Protokoll wurde von 13 Arbeitern unterzeichnet. Am 30.12.1855 hatte das Fürstbischöfliche Generalvikariat in Breslau an Pf. T. aus Woszczytz geschrieben, daß es sich nicht ermächtigt sieht, den Evangelischen die Abhaltung von Gottesdienst in der kath. Kirche in Orzesche zu genehmigen. Darüber wurde Pf. Z. in Nikolai von Frau Amailie Winckler am 9.1.1856 mit Bedauern in Kenntnis gesetzt. Ende 1856 kam es dann zu Streitigkeiten zwischen der ev. u. kath. Kirche wegen der Nutzung der kath. Schule zum ev. Gottesdienst, wobei der kath. Pf. T. aus Woszczytz kurzerhand den weiteren Gebrauch der Schule untersagte und Anweisung gab, diese fortan verschlossen zu halten. Den Evangelischen - also vor allem Pf. Z. aus Nikolai - wurde vorgeworfen, die Schule ohne vorherigen Erlaubnis genutzt zu haben, wie letztmalig am 8.12.1856 geschehen. Erneut schaltet sich Geheimrat G. aus Kattowitz sowie der Amtmann Doerr und der Obergeschworene Degenhardt ein, um zwischen den beiden Geistlichen zu vermitteln. Dies bleibt ohne Erfolg und der kath. Pf. T. verweigert schließlich seine Zustimmung für weiteren ev. Gottesdienst und verweist auf seine vorgesetzte Behörde in Breslau. Letztlich erwähnt Pf. Z. aus Nikolai ein Haus in Mariahütte. Dort sei eine kath. Privatschule eingerichtet worden. Möglicherweise könnte man dort einen Raum für den nächsten Winter zum ev. Gottesdienst nutzen. Auch hier waren erneut der Geheimrat G. aus Kattowitz und der Obergeschworene Degenhardt aus Orzesche um Hilfestellung bemüht. Wie die Sache weiterging, erfährt man dann allerdings nicht mehr. Es findet sich lediglich der Hinweis auf eine finanzielle Unterstützung durch den ev. Oberkirchenrat zur Förderung des ev. Gottesdienstes in Orzesche vom 7.9.1861. Es bleibt aber die Frage, wo der Gottesdienst zu dieser Zeit abgehalten wurde.

      Das letzte Schreiben (..48.jpg) gibt einige Rätsel auf. Ich lese die Unterschrift als Kölling. Das wäre der Superintendant des Kirchenkreises Pleß seit 1874. Demnach ist dieses Schreiben also nach 1873 entstanden. Dann hätte es auch 18 Jahre nach dem ersten Gottesdienst in Orezsche Probleme mit einem geeigneten Gottesdienstraum gegeben. Aus meiner Datensammlung kann ich lediglich berichten, daß fester ev. Gottesdienst des ev. Pfarrers von Nikolai in Orzesche im Zechensaal der Friedrichs-Orzesche-Grube stattfand. Ab wann dies geschah und ob jemals ein Raum in Mariahütte genutzt wurde, kann ich jedoch nicht sagen.

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      • Oberschlesier68
        Erfahrener Benutzer
        • 19.02.2018
        • 112

        #36
        Viele Neuigkeiten!

        Ich habe ein Dokument eingefügt, das ich selbst gelesen habe, aber es ist für andere im Forum..

        Frage: War es möglich, Evangelikale auf einem katholischen Friedhof durch eine solche Meinungsverschiedenheit mit Katholiken gegen Evangelikale zu begraben?
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        • Kleinschmid
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2013
          • 1239

          #37
          Recht schönen Dank für die wunderbare Ergänzung zu meinem Hinweis betref. ev. Filialgottesdienst im Zechensaal der Friedrichs-Orzesche-Grube!

          Wir müssen hier die Kirchen/Schul-Gebäude von den Friedhöfen trennen. Nach dem Preußischen Landrecht von 1794, hier Theil II, Titel 11, § 170, waren Kirchen und andere dahin gehörige Gebäude ausschließlich das Eigentum der Kirchengesellschaft, zu deren Gebrauch sie bestimmt waren. Der kath. Pf. Troska hatte sich auch genau auf diesen Paragraphen berufen. Es gab keine gesetzliche Handhabe, das kath. Schulgebäude in Orzesche 5-6x im Jahr den Ev. für 1-2 Stunden zu überlassen. Auch die St. Laurentinus-Kirche wurde von den Katholiken ja nur 12x im Jahr genutzt. Auch dort hätten die Ev. gut ihren Gottesdienst halten können, aber die kath. Kirche wollte dies eben nicht.

          Die Sache mit dem Friedhof hatten wir jetzt aber schon geklärt - siehe oben.

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          • Oberschlesier68
            Erfahrener Benutzer
            • 19.02.2018
            • 112

            #38
            Ich habe die Einträge aus dem Buch der Beerdigungen von Evangelikalen der Gemeinde Mikołów überprüft.Wirklich, etwa 50 Prozent der Todesfälle sind Kinder.Eine andere Neugier? Rätsel? es ist Anna Sachse, die Frau des Bergamt Karl Sachse.Sie wurde 1881 begraben.Der Bergbaufriedhof wurde 1883 eröffnet.Auf dem Friedhof wurde eine Kapelle beschrieben und auf Karten von Orzesche gekennzeichnet.Es gibt Beschreibungen, dass die Krypta in der Kapelle war.Anna Sachse konnte in der Krypta unter der Kapelle beerdigt werden, bevor der Friedhof eröffnet wurde,oder der Berbaufriedhof funktionierte vor der offiziellen Genehmigung inoffiziell?
            Ich füge ein Foto der Platte bei, die auf dem Gelände des Bergbaufriedhofs gefunden wurde, und einen Ausschnitt aus dem Buch der Beerdigungen.
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            Zuletzt geändert von Oberschlesier68; 26.02.2018, 13:10.

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            • Kleinschmid
              Erfahrener Benutzer
              • 20.01.2013
              • 1239

              #39
              Zitat von Oberschlesier68 Beitrag anzeigen
              Viele Neuigkeiten!
              Naprawdę?

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              • Oberschlesier68
                Erfahrener Benutzer
                • 19.02.2018
                • 112

                #40
                Hier habe ich mehr Informationen bekommen, ich suche immer noch...

                Ich habe dort nicht alle Antworten bekommen..Deshalb frage ich..

                Kleinschmid ,Ich respektiere deine Zeit und Arbeit.Von Ihnen erhielt ich präzise Übersetzung und deutsche Vorschriften auf Friedhöfen.Ich schreibe hier nicht aus Langeweile.Ich suche nach Dokumenten und möchte auf Dinge antworten, die nicht beschrieben sind.

                "Ich habe die Einträge aus dem Buch der Beerdigungen von Evangelikalen der Gemeinde Mikołów überprüft.Wirklich, etwa 50 Prozent der Todesfälle sind Kinder.Eine andere Neugier? Rätsel? es ist Anna Sachse, die Frau des Bergamt Karl Sachse.Sie wurde 1881 begraben.Der Bergbaufriedhof wurde 1883 eröffnet.Auf dem Friedhof wurde eine Kapelle beschrieben und auf Karten von Orzesche gekennzeichnet.Es gibt Beschreibungen, dass die Krypta in der Kapelle war.Anna Sachse konnte in der Krypta unter der Kapelle beerdigt werden, bevor der Friedhof eröffnet wurde,oder der Berbaufriedhof funktionierte vor der offiziellen Genehmigung inoffiziell?"

                Zum Beispiel gibt es keine Antwort auf diese Frage irgendwo...

                Aber ich habe zum Beispiel in diesem Forum den Grund für den Tod erfahren, Anna Sachse..Ich frage hier nicht danach.

                Vielen Dank und viele Grüße :-)
                Zuletzt geändert von Oberschlesier68; 26.02.2018, 17:43.

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                • Kleinschmid
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.01.2013
                  • 1239

                  #41
                  Zitat von Oberschlesier68 Beitrag anzeigen
                  Ich habe dort nicht alle Antworten bekommen..Deshalb frage ich..
                  Ich habe das durchaus verstanden. Nur wäre es hilfreich gewesen, auf die Vorarbeiten des Kollegen aus dem poln. Forum hinzuweisen.

                  Zur Grabplatte der Frau Anna Sachse. Wenn ich alles richtig verstanden habe, wurde diese Platte aus Gußeisen (?) auf dem zerstörten, verwilderten, aufgelassenen Friedhofsgelände südlich von Mariahütte gefunden. Dazu gibt es m. E. zwei mögliche Erklärungen:
                  1. Die Platte wurden nach Ablauf der Ruhezeit auf dem katholischen Friedhof gesichert, auf den ev. Friedhof gebracht u. dort womöglich an einer Wand befestigt. Einfach zur Erinnerung. Schließlich war der Ehemann Bergwerksdirektor und hatte sich ja um die Entstehung des fraglichen Friedhofs verdient gemacht.
                  2. Das Grab wurde umgebettet. Gerade weil der Ehemann sich für die Einrichtung des ev. Friedhofes eingesetzt hatte. Die Frau wurde im März 1881 auf dem kath. Friedhof beerdigt u. zwei Jahre später (März 1883) auf dem neuen ev. Friedhof umgebettet.

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                  • Oberschlesier68
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.02.2018
                    • 112

                    #42
                    Vielen Dank für Ihr Verständnis und Hilfe.Sie in Deutschland müssen wissen, dass die Recherche in deutschen Archiven aus Polen nicht einfach ist.
                    Keiner hat sich nach 1945 ernsthaft damit auseinandergesetzt.Nur eine kleine Gruppe von Historikern.Heute gibt es viele Enthusiasten, aber es fehlt auch an Wissen über alles.Du musst um Details bitten, , das Ganze machen usw.
                    Als ich nach der Zeitschrift im Pleß-Archiv über den Friedhof neben Huta Maria war, sah ich ihn als erster.
                    Eintrag Nr. 1.In der polnischen Geschichte waren Evangelikale aus Orzesze vor 1913 ein "schwarzes Loch".Bis vor kurzem wurde der evangelische Friedhof in der Nähe der Eisenhütte "jüdisch" genannt.Kollegen im polnischen Forum halfen mir so viel sie konnten, wollten nicht fantasieren.


                    Die Hypothese über Anna Sachse ist sehr interessant !

                    Ich werde weitere Dokumente veröffentlichen, weil sogar die Nachkommen von Evangelikalen aus der Gemeinde in der Nähe der Mine dies sehen können und sie etwas lernen oder sagen werden.

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                    • Oberschlesier68
                      Erfahrener Benutzer
                      • 19.02.2018
                      • 112

                      #43
                      Ich lege meine letzten Dokumente auf den Bergbaufriedhof in Orzesche.
                      Ich lese nur die gedruckten Seiten.Ich bitte um Hilfe beim Lesen des Manuskripts.Die Briefe zeigen das nach der Übernahme des Gelände von Graflich Schaffgotsch Werke Sie bestimmten die Liquidierung des Friedhofs.
                      1922 übernahm Polen das Land,Der Friedhof wurde nicht liquidiert, aber es funktionierte nicht.Im Jahr 1939 wurden dort mehrere von der Wehrmacht ermordete Polen und ein Jude beerdigt.Sie wurden nach dem Ende des Krieges exhumiert.Im Jahr 1939 wurde die Friedhofskapelle während der Kämpfe beschädigt. Nach 1945 wurde der Friedhof zerstört, einige wurden mit Häusern aufgebaut.

                      Dokumente aus dem Archiv in Gleiwitz.
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                      Zuletzt geändert von Oberschlesier68; 27.02.2018, 11:59.

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                      • Oberschlesier68
                        Erfahrener Benutzer
                        • 19.02.2018
                        • 112

                        #44
                        Dokumente aus dem Archiv in Gleiwitz.
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                          Erfahrener Benutzer
                          • 19.02.2018
                          • 112

                          #45
                          Dokumente aus dem Archiv in Gleiwitz.
                          Angehängte Dateien

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