Hausforschung

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  • lika
    Benutzer
    • 03.02.2006
    • 34

    Hausforschung

    Liebe Leute!

    Habe eine Frage: wer betreibt neben der Ahnenforschung auch noch Haus(geschichts)forschung? Als Nebenprodukt, Hauptinteresse oder ist es eher uninteressant?
    Falls ja, was war zuerst da: die Familienforschung oder die Hausforschung?

    Und wie geht Ihr bei der Hausforschung vor?

    Ich bin über die Familienforschung irgendwann auch auf die Hausforschung gestoßen - und bin immer wieder überrascht, wie sich die beiden ergänzen, bzw. welche zusätzlichen Informationen man für die Ahnenforschung erhält, wenn man sich mit den Häusern, Höfen, Anwesen, etc. auseinandersetzt.

    Freue mich auf Eure Antworten.

    Liebe Grüße
    Lika

  • #2
    RE: Hausforschung

    Original von lika
    Falls ja, was war zuerst da: die Familienforschung oder die Hausforschung?
    Hallo Lika,

    meinst Du das auf die Forschungen im Allgemeinen oder auf den einzelnen Forscher bezogen?

    Bei großen Bauernhöfen/Anwesen wird wohl eins ohne das andere nicht gehen, gerade wenn der Hof noch den Hausnamen trägt.

    Einige meiner Bücher zeigen auch auf, wer wann welches Haus gekauft hat, es blieb bemerkenswert oft in der Familie! So habe ich auch einiges an Informationen bekommen, welche mir mit "reiner" Ahnenforschung verborgen geblieben wäre.

    Lieben Gruß
    Marlies

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    • Norbert Staub
      Erfahrener Benutzer
      • 12.10.2006
      • 169

      #3
      RE: Hausforschung

      Hallo lika,
      neben meinen Forschungen interessiert mich auch nebenbei die Hausforschung. Durch Kontakte in diesem Forum hat eine Verwandte von mir unser altes "Staubenhaus" in Oberthal/Kreis St. Wendel gfunden. Das Haus vor 1696 erbaut gehörte meinen Vorfahren. Später ging es über eine Familie Backes, später Rech (Schwiegersöhne) wieder an Staub zurück. Dieses Haus steht heute noch. Links und rechts wurde angebaut. Die heutigen Bewohner sind stolz auf dieses alte Haus. Im selben Ort stand ein Schloss. Das sogenannte Schloß Linden. Ein Mädchen, hier Margaretha Staub heiratete einen Backes. Dieser lieh dem Fräulein von Linden Geld. Durch diese Zuwendung kam diese Familie für Jahrzehnte in den Genuß dieses Schloßgutes. Das Schloß gibt es nicht mehr. Aber die Geschichte wurde aufgeschrieben. Das Buch habe ich mir gerade gekauft. Familienmitglieder mütterlicherseits wohnten im Mittelalter in den Junkernhöfen in Köln. Leider sind diese Häuser zerstört worden. In Laufe der Zeit haben ich eine Anzahl von Häusern finden können. Die Familie meiner Frau besaß in Stahlbach in der Eifel einen großen Hof. Mit viel Land und Wald. Der Hof war gepflastert, über 600 Jahre alt, dicke Mauern, Gewölbekeller. Durch Erbauseinandersetzungen geriet der Hof in fremde Hände. Er wurde abgerissen. Heute stehen neue Häuser auf dem Gelände. Alles was geblieben ist, sind eine vielzahl von Erinnerungen in Bildern.

      Viele Grüsse

      Norbert

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      • lika
        Benutzer
        • 03.02.2006
        • 34

        #4
        RE: Hausforschung

        Hallo Marlies,
        mich interessiert, wer von uns auch Hausforschung betreibt und wie er darauf gestoßen ist, also von der Ahnenforschung zur Hausforschung, wie ich, oder umgekehrt.


        Hallo Norbert,
        es ist schon faszinierend, was man alles findet, wenn man sich mit der Geschichte eines Hauses auseinandersetzt. Ich habe am Anfang im Kärntner Landesarchiv stichprobenartig (einfach auf Gut Glück) die Urkunden, Urbare und Kataster zu drei Anwesen ausheben lassen - fantastisch. Da stand genau verzeichnet, wieviel Wiese, Wald, etc. zu einem Anwesen gehört hat, Mägde und Knechte waren angeführt, Schulden, Steuern und noch vieles mehr. Das Leben der Leute wurde plötzlich lebendig, nicht nur nach Namen und Geburtsdaten, sondern nach Lebensumständen.
        Und wenn man eine (auch entfernte) Verwandtschaft nachweisen kann (oder vermutet), kann man in den Kirchenbüchern gut nach Adressen suchen, dann bekommt man auch einen Überblick über die Bewohner eines Hauses im Laufe der Zeit.

        Liebe Grüße
        Lika

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        • Siegfried Mühle
          Erfahrener Benutzer
          • 13.10.2006
          • 211

          #5
          RE: Hausforschung

          Guten Tag Lika,

          auch ich habe Gerichtsakten gesammelt, in denen über die Jahrhunderte hinweg Angaben zu den Häusern und ihren Besitzern (meine Vorfahren) dokumentiert sind.
          Nachfolgend ein Auzug aus einem Dokument "Johann Gottlob Mühlens Hauß und Garten Kauf" von 1788 (im Originaltext), in dem Hab und Gut der Familie aufgezählt werden:
          "... zwischen der Ritterguths Flur und Elisa Bürgers Nahrung gelegene Haus samt dabey gelegenenen und darzu gehörigen Garten und Feld, nebst einer Kuh, zwey Hühnern, und folgenden pro Inventario darzu geschlagenen Hauß und Wirtschafts-Geräthe, als: einen Beil, einer Schaufel, einer Schmiege einer Baum-Säge, einen Schleiff-Stein und Schleiff-Rad, zwey Senßen, einen Schiebebock, einer Krauthacke, einen Futterkasten mit Sense, einen Jauchemzober, einer Schnitt-Bank, einen Handschlitten, einer Backdose, einen Kuhfaß, zwey Kannen einer Quarkquetsche, einer Rodehacke, einer Mistgabel, einen Butterfaß, einer Melckgelde, drey Milch- und zwey Kochtöpfen, drey Schüßeln, zwei Tellern, zwey Schüßeln, einer Ofenkrucke, einer Ofengabel, einer Brandraute und zwey Stühlen, auch allen was darinnen und darauf Erd- Wand- Land- Mauer- Nieth- und Nagelfeste auch in Dach und Fach begriffen ist ..."

          Grüße aus Berlin.
          Siegfried (Mühle)

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          • BenediktB
            Erfahrener Benutzer
            • 31.05.2006
            • 540

            #6
            RE: Hausforschung

            Original von lika
            Ich habe am Anfang im Kärntner Landesarchiv stichprobenartig (einfach auf Gut Glück) die Urkunden, Urbare und Kataster zu drei Anwesen ausheben lassen - fantastisch.
            Was kann ich denn von einem Kataster-Eintrag aus dem frühen 19. Jahrhundert erwarten? Ich beabsichtige die entsprechenden Einträge zu den Anwesen meiner Vorfahren aus den jeweiligen Staatsarchiven zu recherchieren; natürlich interessiert mich jetzt, was ich dort wohl vorfinde und wie es meine Angaben ergänzt.

            Wie haltet Ihr denn die Häuserdaten fest? Gibt es auch hierfür fertige Karteikarten o.ä.?
            Mein Ancestry-Stammbaum

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            • Eva64
              Erfahrener Benutzer
              • 08.07.2006
              • 809

              #7
              Das hat mich jetzt neugierig gemacht und am liebsten würde ich sofort in die Hausforschung einsteigen. Wie geht man dabei am vernünftigsten vor? Welche Unterlagen versprechen Ergebnisse? Wo finde ich diese Unterlagen?

              Eine interessante Unterlage hat meine Mutter aufbewahrt. Ein Hausbrief von Anfang des 19. Jahrhunderts in dem zwei Familien die Aufteilung ihres Hauses regeln. Dabei bin ich auch darauf gestoßen, dass das Bruder und Schwester mit ihren Familien waren, welche sich das Haus teilten. Darin wurde genau festgelegt, wer welchen Teil nutzen darf und wer für welche Ausbesserungen/Instandhaltungen zuständig war.

              Viele Grüße
              Eva

              Kommentar

              • Siegfried Mühle
                Erfahrener Benutzer
                • 13.10.2006
                • 211

                #8
                Guten Morgen Eva,

                das ist wirklich sehr interessant und bringt Leben in die Ahnen- und Familienforschung. Man kann sich in das Umfeld und die Lebensweise bestimmter Vorfahren recht gut einarbeiten. Ich bringe mal noch ein Zitat, in dem die Rechte der Mutter eines Bauern (auch einer meiner Vorahren) nach der Übergabe des Hofes geregelt werden:
                "Freye Herberge im Hause, besondes die kleine Kammer überm Stalle, zu ihrer alleinigen Gebrauch, desgleichen die Hälfte auf dem Boden über der hinteren Kammer, der Mitgebrauch des Kellers zu Aufbewahrung ihrer Lebensmittel, bey des Wirthes Feuer und Holz zum Waschen, Backen und Kochen sich frey mit zu behelffen auch in des Wirthes Stube und der Ofenhöle sich mit aufzuhalten, freyen Aus- und Eingang, wie auch ein Tischgen in der Stube und bei Krankheiten ein Bett darin zu setzen..."

                Man findet also sehr vielfältige Angaben zu den Familien und ihren Unterkünften.

                Siegfried (Mühle)

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                • Siegfried Mühle
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.10.2006
                  • 211

                  #9
                  RE: Hausforschung

                  Original von BenediktB
                  Wie haltet Ihr denn die Häuserdaten fest?
                  Guten Tag Benedikt,

                  meine Angaben zu den Familien sowie ihren Besitz und Hausrat werden in Hängeordnern gesammelt. Beschriftet und sortiert wird nach dem jeweiligen Familienoberhaupt, weil sich das am einfachsten mit der Ahnendatenbank (und umgekehrt) verbinden lässt.
                  Mit einsortiert werden auch Zeitdokumente und -ereignisse der betreffenden Region wie z. B.
                  - Naturkatastrophen, Hungersnöte, Epedimien,
                  - Elend durch marodierende Söldnerhaufen und Räuberbanden
                  - Kirchenbauten, - brände, -raub
                  - für die in Frage kommende Zeit typische Kleidung, Speisen, Getränke usw.
                  - allgemeine Angaben zu den Häusern (Bauweise, Material, Anordnung).

                  Wichtiger Bestandteil sind Kirchenbuchauszüge, Kopien von Gerichtsakten (z. B. Erbkäufe) sowie Kopien anderer genealogischer und historischer Ausarbeitungen.

                  Siegfried (Mühle)

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                  • lika
                    Benutzer
                    • 03.02.2006
                    • 34

                    #10
                    Hallo!

                    Also zur Frage nach den Katasterplänen. In Österreich gibt es im Prinzip drei interessante Landvermessungen und zahlreiche Volkszählungen. Die erste unter Maria Theresia, so um 1760 herum (genaue Daten schaue ich noch nach, nagelt mich bitte nicht auf die genauen Jahre fest), das sogenannte Maria Theresianische Güldbuch. Danach der Franziszeische Kataster von 1817 und der Franzisco Josephinische aus den 60-er Jahren des 19. Jh. Erfasst wurden in diesen Katastern große Teile der damaligen Österreichisch- ungarischen Monarchie.

                    Der Kataster besteht aus wunderbaren, färbigen Karten im Maßstab 1:2880, auf denen wirklich jedes Haus, jede Weide, jeder Wald, jede Grenze eingetragen ist. Zu diesen Katastern gibt es Urkunden und Erklärungen, beispielsweise eben wem welcher Grund gehört, wieviel Steuern zu zahlen sind, woraus die Anwesen bestehen, etc.

                    Die Volkszählungsunterlagen sind in Büchern gebunden und in jeder größeren historischen Bibliothek oder Archiv einzusehen. In diesen Büchern findet man recht genaue Angaben über die Ortschaften, teilweise auch über die einzelnen Häuser, solche Statistiken kommen heute noch alle 10 Jahre heraus.

                    Außerdem gibt es zu den noch älteren Anwesen die sogenannten Urbare, Vorläufer des heutigen Grundbuchs. Meist liegen diese Unterlagen in den Archiven, in denen auch die alten Gerichtsarchivalien aufbewahrt werden. Mit der Adresse oder der Einlagezahl (die sich über alle Jahre nicht ändert!) oder genauen Hausnamen kann man suchen, ist aber mühsam und erfordert einen guten Archivar, der helfen will.
                    Noch ältere Urbare findet man oft in den Klosterarchiven, zu denen das jeweilige Grundstück einmal gehört hat. Das führt jetzt aber schon zu weit, da muss man sich erst einmal mit der Geschichte des Besitztums, der Leibeigenschaft etc. auseinandersetzen, die in allen Ländern etwas anders war, vor allem damit, ab wann der einzelne überhaupt etwas besitzen (und nicht nur pachten) durfte.

                    Diese Info gilt für Österreich, in Deutschland wird es aber sicher ähnliche Unterlagen geben, wobei es vielleicht insoferne schwieriger ist, als Deutschland in manchen Teilen nicht so zentralistisch verwaltet wurde wie die Österreichisch-Ungarische Monarchie.

                    Bezüglich Hausforschung und Archivierung: ich sammle die Daten extra, nach Orten und Häusern sortiert. Natürlich führe ich, soferne bekannt, auch die Namen der Bewohner in diesen Unterlagen. Mit Datenbankprogrammen kann man wenig anfangen, ein einfaches Word Dokument erscheint mir sinnvoller.

                    Vielleicht habe ich einige animiert, die Hausforschung aufzunehmen, ein ganz spannendes Thema und man bekommt - oft wie nebenbei - ganz viele wichtige Daten für die Ahnenforschung mitgeliefert.

                    LG
                    Lika

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                    • Hintiberi
                      Erfahrener Benutzer
                      • 26.09.2006
                      • 1075

                      #11
                      Ich wußte gar nicht, daß es eine gesonderte "Hausforschung" überhaupt gibt.

                      An und für sich ist die Forschung für mich auch interessant, da zumindest das Elternhaus meiner Großmutter (gebaut 1817 und seitdem in der Familie) noch steht. Bewohnt ist es nun allerdings nicht mehr.
                      Kürzlich erst habe ich herausgefunden, daß es vor dem Hause einen Feuerteich gab, dessen Wasser für Löscharbeiten benötigt wurde.
                      Mein Ururopa war mit dem Standort dieses Teiches wohl nicht zufrieden: Er wollte den Platz anders nutzen und außerdem würden die Nachbarn den Brunnen als Abfallgrube benutzen.
                      Schlußendlich stellte er 1904 einen kleinen Platz, den er von einem Nachbarn kaufte, für einen neuen Brunnen zur Verfügung, welchen er aber auch selbst bauen mußte.

                      Ich bin gespannt, ob sich mehr über das Haus, seine Bewohner deren Geschichte herausfinden läßt.

                      Viele Grüße
                      -Jens
                      Meine Ahnen
                      http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                      www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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                      • BenediktB
                        Erfahrener Benutzer
                        • 31.05.2006
                        • 540

                        #12
                        Da ich morgen Zeit habe werde ich einmal im Staatsarchiv hier in München vorbeischneien und mir mal Katasterunterlagen ansehen, die für mich interessant sind. Vielleicht lohnt es sich ja tatsächlich in die Hausforschung einzusteigen.
                        Hat jemand auf die Schnelle noch Tipps für mich? Eventuell hole ich mir gleich auch die Briefprotokolle der entsprechenden Gerichtsschaft (in diesem Fall wohl eine Adels-Hofmark). Ich bin gespannt.
                        Mein Ancestry-Stammbaum

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                        • #13
                          Original von Hintiberi
                          würden die Nachbarn den Brunnen als Abfallgrube benutzen.
                          Hallo Jens,

                          dem kann ich nicht widersprechen: es ist bekannt, das besonders im Winter, wenn Teiche und Seen zugefroren waren, die Anwohner ihren "Müll" zur Mitte des Gewässers brachten, mit der einsetzenden Schmelze versank dann alles.

                          Wenn man das weiß, kann man zumindest in größeren Seen und Teichen alles Mögliche zu Tage fördern, (falls man tauchen kann!) angefangen von Scherben (Meißner Porzellan) über Kacheln bis hin zu Orden und Ehrenzeichen.

                          Ich hab so einiges aus alten Zeiten, was einst als Abfall in einem Teich verschwand.

                          Lieben Gruß
                          Marlies

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                          • #14
                            Original von BenediktB
                            Vielleicht lohnt es sich ja tatsächlich in die Hausforschung einzusteigen.
                            Hallo Benedikt,

                            in meinem Fall hat es sich gelohnt: ich habe über die Hausforschung festgestellt, das ein Anwesen oft "in der Familie blieb" Es war nicht immer die direkte Linie, es ging des öfteren an Schwiegerkinder, aber allein die Summen, die (also doch auch "innerhalb der Familie") bezahlt wurden, lassen einige Rückschlüsse zu. (und der sehr ofte Wechsel der Besitzverhältnisse auch)

                            Viel Erfolg!
                            Marlies

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                            • BenediktB
                              Erfahrener Benutzer
                              • 31.05.2006
                              • 540

                              #15
                              War heute im Staatsarchiv und konnte in nur drei Stunden wirklich ALLES über das gesuchte Anwesen herausfinden. Größe, zugehörige Güter, fällige Steuer, Besitzer, Übergabedaten u.ä. Sehr aufschlussreich und ich war erstaunt wie schnell das gehen kann. Man muss zwar erst mit der Struktur der Kataster klarkommen, aber wenn das gelungen ist dann geht das recht fix. Für nächste Woche habe ich mir jetzt die zugehörigen Briefprotokolle vorgenommen, mal sehen wie ich damit klarkomme.
                              Alles in allem sehr positive Erfahrung, ich glaube da wird noch das ein oder andere Haus erforscht werden.
                              Mein Ancestry-Stammbaum

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