fehlerhafte Wappenbeschreibung oder Darstellung im Siebmacher?

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  • Kowalewski
    Erfahrener Benutzer
    • 28.08.2017
    • 156

    fehlerhafte Wappenbeschreibung oder Darstellung im Siebmacher?

    Guten Tag!



    In: Otto Titan von Hefner: Siebmachers Wappenbuch. Blühender preußischer Adel, Bd. III.2, Edelleute, Nürnberg 1878, findet sich auf auf Tafel 314 das Wappen der Familien meiner Großmutter (von Michaelis, nobilitiert 1808; Grafik anbei).


    Im selben Buch findet sich auf Tafel 263 die Beschreibung des Wappens: "
    Schild: Quadriert mit gold-gerändertem, rot und silber gespaltenem Mittelschilde, worin ein silbernes, rechtshin springendes Ross. 1 und 4 blau mit silbernem Hufeisen, 2 und 3 silber mit auffliegendem, einen goldenen Ring im Schnabel haltenden Raben. Helm: Gekrönt, der Rabe.Decken: links: blau silber rot, rechts: rot silber."


    MMn sind hier entweder die bildliche Darstellung des Wappens oder die Beschreibung fehlerhaft. Ich denke das Pferd müsste entweder auf dem Wappen in die andere Richtung steigen und die Helmdecken auf die jeweils andere Seite des Helms gesetzt werden.



    Seht Ihr das ähnlich, oder widerspricht Ihr?
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  • Duppauer
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 686

    #2
    Hallo Kowalewski,

    grundsätzliches etwas zum Siebmacher.
    Diesen darf man nicht als das non plus ultra der Heraldik ansehen, das Werk zeigt viele Fehler auf !

    Was nun richtig ist, der Blason oder die Zeichnung, vermag ich hier auch nicht zu sagen!

    Um noch mehr Verwirrung in das ganze zu bringen schau Dir mal den Eintrag bei Maximillian Gritzner, Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preussischen_Standeserhöhungen und Gnadenakte 1600-1873, Seite 74, zur der Nobilitierung der Familie Michaelis vom 2.4.1808 an.

    Dort wird das Pferd im Herzschild auch als linksgekehrt beschrieben, was auch der Zeichnung im Siebmacher entspricht (heraldisch links = bildlich rechts) aber das Pferd wird dort als #= schwarz beschrieben!
    Auch die Felder 1+4 sind hier anders mit rot tingiert!
    M. Gritzner bezieht sich hier bei der Wappenbeschreibung auf Koehne IV,3.

    Nun was soll ich sagen, letztendlich bleibt Dir wohl nichts anderes übrig, als der Gang in das Archiv, um den entsprechten Adelsakt einzusehen.
    Die darin enthaltene Blasonierung des Wappens, evtl. auch eine Abbildung des Wappens zählt hier einzig und allein und nichts anderes !
    Oftmals schreibt ein Autor vom anderen bei der Wappenbeschreibung falsch ab, oder verändert diese auch noch!
    Evtl. kannst Du auch den ganzen Adelsakt anforden, natürlich mußt Du hierfür auch die Kosten tragen!
    Das zuständige Archiv dürfte das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin sein.
    Einfach dort mal nach dem Adelsakt vom 2.4.1808 nachfragen.
    Zuletzt geändert von Duppauer; 21.02.2021, 16:24.
    Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
    Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
    Herzliche Grüße
    Dieter

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    • Kowalewski
      Erfahrener Benutzer
      • 28.08.2017
      • 156

      #3
      Hallo Duppauer,


      vielen Dank für Deine Einschätzung und Hilfestellung. Das Chaos rund um die Einträge zur Familie von Michaelis bei Gritzner, Siebmacher und in der Offiziernomenklatur im GStAPK war hier schon an anderer Stelle Thema. Da konnte ich auch nur mithilfe des Forums hier auf einen grünen Zweig kommen.


      Danke für Deinen Hinweis auf den Unterschied zur Wappenbeschreibung bei Gritzner. Den Gritzner habe ich zwar im Regal, aber ich hatte nicht mehr auf dem Schirm, dass dort auch Wappen beschrieben werden.


      Ich schätze, es bleibt wirklich nur noch die Anforderung des Adelsaktes. Bis zu Deiner Nachricht war mir dieser Begriff überhaupt nicht geläufig. Ich versuche gerade bei Google zu eruieren, was genau ich mir unter einem Adelsakt vorzustellen habe und wie umfangreich ein solcher Akt denn wohl ist.
      Zuletzt geändert von Xtine; 23.08.2022, 22:32. Grund: Vollzitat entfernt

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      • Duppauer
        Erfahrener Benutzer
        • 30.03.2014
        • 686

        #4
        Welchen Umfang die preußischen Adelsakten haben kann ich nicht sagen.
        Ich kann nur aus eigener Forschung, allerdings im Österreichischen Staatsarchiv sagen, das bei den drei von mir erforschen Familien, der Adelsakt einen Umfang von 4-99 Seiten hatte.
        In diesen österreichischen Adelsakten, liegt fast der ganze Schriftverkehr der zur Nobilitierung erfolgte vor. Auch eine Abschrift des Adelsdiploms.
        Das originale Adelsdiplom, also die "Schmuckausführung" mit Wappen, Siegel usw. wurde der Familie ausgehändigt.

        Auf dieser Website informieren wir Sie über den aktuellen Stand zum Cyber-Angriff und weitere Themen. Bei Fragen rufen Sie gerne an: ☎ 0271 404-0


        Wahrscheinlich liegt Dir diese Ausführung des "Schmuckdiploms" nicht vor, denn darin wäre auch das Wappen beschrieben, bzw. dargestellt. Ansonsten mußt Du dich mit der Abschrift begnügen.
        Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
        Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
        Herzliche Grüße
        Dieter

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        • Kowalewski
          Erfahrener Benutzer
          • 28.08.2017
          • 156

          #5
          Hallo Duppauer,
          nochmals herzlichen Dank für Deinen Tipp, der wirklich Gold wert war! Ich habe im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz eine Kopie des Adelsaktes angefordert und erhielt dieses spannende Stück kurze Zeit später. Ebenfalls bin ich inzwischen im Besitz des Adelsbriefs, den ich nach dem Tod einer Großcousine im vergangenen Monat erhalten habe.
          Beste Grüße!

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          • Duppauer
            Erfahrener Benutzer
            • 30.03.2014
            • 686

            #6
            Hallo Kowalewski,
            sehr schön für Dich und Danke für die Rückmeldung, das kommt ja nicht immer vor!
            Was sagt denn nun der Adelsakt zu dem Wappen, welcher Blason (Wappenbeschreibung) findet sich darin?
            Schön wäre es auch wenn Du das Wappen aus dem Adelsbrief hier einstellen könntest.
            Ich hoffe der Adelsakt bzw. der Adelsbrief haben für Dich weitere Erkenntnisse zu Deiner Familie erbracht.
            Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
            Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
            Herzliche Grüße
            Dieter

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            • Kowalewski
              Erfahrener Benutzer
              • 28.08.2017
              • 156

              #7
              Hallo Duppauer,
              Deine letzte Antwort habe ich übersehen - pardon!
              Nachstehend ein Foto der Wappenzeichnung aus dem Adelsbrief vom 2.4.1808 sowie ein Auszug aus dem Adelsakt zum vorhergehenden Schriftverkehr zur Gestaltung des Wappens. Leider kann ich dabei ein Wort nicht lesen.

              Alles andere nachstehend als Transskript:

              "Meine Wuensche der Bestimmung meines Wapens wären folgende: In der Mitte wuenschte ich ein roth und weißes Feld, wo aus ersterem ein brauner Engelländer rechts anspringend in das zweyte einen Satz macht. Das Schild selbst wuenschte ich mit einem blau angelaufenen, roth ausgeschlagenem, mit goldenen Bügeln und anhangendem gleichmäßigen Kleinod gezierten, vorwärts gekehrten frey offenem und gold gekrönten adelichen Tournieren Helm bedekt, auf welchem sich ein Rabe mit einem goldenen Ringe im Schnabel presentiren soll. Die Helmdecken wünsche ich zu beyden Seiten violet und silber. Ich habe den eisernen Theil des Wapens derer von Drygalsky gewählt, weil meine Frau eine geborne von Drygalsky ist. Das Pferd aus den …, weil mich dasselbe in dieser Campagne zweymahl der Gefangenschaft gerettet und das rothe und weiße Feld, weil die Fahne meiner Eskadron diese Couleur hat."

              Nochmals vielen Dank für Mithilfe und Mitdenken!
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              • Duppauer
                Erfahrener Benutzer
                • 30.03.2014
                • 686

                #8
                Hallo Kowalewski,
                sehr schön!
                Meinen Glückwunsch zu diesem Fund und Danke für Deine Rückmeldung!

                Zu dem Wort was Du nicht lesen kannst, meine ich das es eine Abkürzung für "Halbgespaltenen Schild" ist, wäre so logisch zu erklären
                Aber genau lesen kann ich es auch nicht!
                Markiere doch mal den Teil den Du nicht lesen kannst und setz den Text hier im Forum bei der Übersetzungshilfe ein.
                Oder ein anderer ist hier behilflich.

                Nun die Wappenbeschreibung, die Du hier anführst, ist ja nur ein Wunsch, des Antragsstellers!
                Ist sie aber so auch im eigentlichen Diplom hinterlegt?
                Bei dem rot-weiss gespaltenen Herzschild, springt zwar das Pferd vom ersten in das zweite Feld auf, aber nicht nach rechts, so wie in dem Wunsch beschrieben, sondern nach heraldisch links!. Hier hat der Antragsteller wahrscheinlich nicht die heraldische Richtungsangaben gekannt. https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Rechts_und_links
                Aber im eigentlichen Adelsakt/Verleihungsakt müsste die Wappenbeschreibung richtig stehen.
                Dort könnte dann stehen, dass das Pferd vom ersten in das zweite Feld aufspringt. Dazu bedarf es dann keiner Richtungsangabe mehr.
                Zuletzt geändert von Duppauer; 24.08.2022, 16:46.
                Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                Herzliche Grüße
                Dieter

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                • Kowalewski
                  Erfahrener Benutzer
                  • 28.08.2017
                  • 156

                  #9
                  ...und auch hier hast Du recht, lieber @Duppauer. Wahrscheinlich macht mich die Wärme so langsam malad.

                  Hier die Wappenbeschreibung, nicht der Wappenwunsch des Nobilitierten:

                  "[...] und allen seinen bereits erzielten und künftig noch zu erzielenden rechtmäßigen ehelichen Leibes-Erben und Nachkommen männ- und weiblichen Geschlechts das hiernach beschriebene Wapen und Kleinod verliehen:

                  Nemlich einen in Gold eingefaßten auf beiden Seiten eingebogenen unten spitzig zulaufenden quadrirten Schild, in dessen erstem und vierten blauen Felde ein Hufeisen in seiner natürlichen Farbe, in dessen zweyten und dritten silbernen Felde ein schwarzer Rabe mit einem goldenen Ringe im Schnabel abgebildet ist. In dem Mittelschilde befindet sich rechts ein rothes und links ein ein weißes Feld, wo aus ersterem ein braunes, Engländisches Pferd rechts anspringend in das zweite einen Satz macht. Der Schild ist mit einem blau angelaufenen, roth gefütterten, mit goldnen Bügeln und anhängendem gleichmäßigen Kleinod gezierten, vorwärts gekehrtem offenen und goldgekröntem adlichen Turnierhelm bedeckt, auf welchem sich ein seitwärts gekehrter Rabe mit einem goldenen Ringe im Schnabel praesentirt. Die Helmdecken sind zur rechten silber, blau und roth und zur linken, silber roth und schwarz.

                  Gestalt solches Wapen mit seinen natürlichen Metallen und Farben allhier abgebildet worden: [...]"

                  Es folgte das o.a. Wappen.

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                  • Duppauer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.03.2014
                    • 686

                    #10
                    Lieber Kowaleski,
                    danke für die Einstellung, der Wappenbeschreibung (Blasonierung) des Wappens!
                    Ich begreife jetzt, nach nochmaligem Durchlesen der Blasonierung des Wappens, den Sinn der Richtungsangabe, bei dem springenden Pferd im geteilten Herzschild.

                    In dem Mittelschilde befindet sich rechts ein rothes und links ein ein weißes Feld, wo aus ersterem ein braunes, Engländisches Pferd rechts anspringend in das zweite einen Satz macht.


                    Die bedeutet, dass das Pferd aus dem heraldisch rechten Feld heraus anspringt und damit als rechts anspringend blasoniert wird.
                    Oder sehe ich das falsch?
                    Eine Frage an die Kollegen!
                    Zuletzt geändert von Duppauer; 24.08.2022, 23:14.
                    Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                    Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                    Herzliche Grüße
                    Dieter

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                    • Hracholusky
                      Moderator
                      • 17.03.2016
                      • 904

                      #11
                      Hallo Dieter,

                      Du weißt ja das ich derzeit einige Wappenbeschreibungen aus dem 17.Jh. zeichnerisch umsetze und kann Dir daher zustimmen. Ich sehe das ebenso.
                      Mit besten Grüssen
                      Gerd

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