Jenzer aus Huttwil, Kanton Bern

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  • Ilja_CH
    Erfahrener Benutzer
    • 05.11.2016
    • 755

    Jenzer aus Huttwil, Kanton Bern

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1903
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Huttwil, Kanton Bern
    Konfession der gesuchten Person(en):
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):

    Warum verliess die Jenzer-Familie 1903 Huttwil? Infos+Gedanken - Ideen eurerseits?

    Zuerst die Fakten:

    Die Eltern:
    Gottfried Jenzer wurde am 15. Juni 1858 in Huttwil, Kanton Bern, Schweiz, geboren und am 4. Juli getauft. Dies ist auch sein Heimatort. Das bedeutet, dass seine Vorfahren auch aus Huttwil stammen. Geburtsort und Heimatort müssen nicht zwingend übereinstimmen, aber in diesem Fall stimmen sie überein.
    Seine Eltern waren Andreas Jenzer und Elisabeth geb. Steinmann. Seit ein paar Generationen wurden die Jenzer’s in Huttwil geboren und lebten dort.
    Andreas Jenzer war ein Drexler, wurde am 5. Januar 1823 in Huttwil getauft, heiratete am 24. August 1855 in Aarwangen und starb am 18. Oktober 1890 in Huttwil (als Gottfried 32 Jahre alt war). Elisabeth Steinmann starb am 22. April 1888 in Huttwil (als Gottfried 30 Jahre alt war).

    Geschwister:
    Gottfried hatte einige Geschwister: Johannes, geb. 1856, Elisa (starb kurz nach der Geburt), Elisa (auch sie lebte nur wenige Monate) und die jüngeren Jakob und Friedrich.

    Die Heirat der Eltern:

    Die Ehefrau von Gottfried Jenzer hiess Rosina geb. Graber und wurde am 14. Februar 1860 ebenfalls in Huttwil geboren und der Ort ist auch Heimatort ihrer Familie. Ihre Eltern waren Gottlieb Graber und Elisabeth geb. Schütz.
    Gottfried Jenzer heiratete Rosina Graber am 26. August 1880 in Huttwil. Rosina war zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger.
    Er war 22 Jahre alt und sie 20.

    Die vielen Kinder von Gottfried Jenzer und Rosina Graber:
    1. Am 12. November 1880 wird in Huttwyl-Allmend Gottfried Jenzer geboren. Sein Vater Gottfried Jenzer wohnt in Huttwyl und ist von Beruf Bürolist. Gottfried ist 22 Jahre alt.

    2. Am 24. Juni 1882 wird im Huttwyl-Städtli Paul Jenzer geboren. Dito oben. Gottfried ist 24 Jahre alt.

    3. Am 23. Juni 1883 wird in Huttwyl im Städtli Alfred Jenzer geboren. Der Vater Gottfried Jenzer ist von Beruf jetzt ein Notar und unterschreibt auch als solcher. Gottfried ist 25 Jahre alt. Das Kind starb früh.

    4. Am 10. Juni 1884 wird in Huttwyl-Städtli Friedrich Walther Jenzer geboren. Dito oben. Gottfried ist 26 Jahre alt.

    5. Am 14. Dezember 1885 wird in Huttwyl im Städtli Alfred Jenzer geboren. Dito oben. Gottfried ist 27 Jahre alt.

    6. Am 4. Februar 1887 wird in Huttwyl im Städtli Rosa Hedwig Jenzer geboren. Dito oben. Gottfried ist 29 Jahre alt.

    7. Am 23. April 1888 wird in Huttwyl im Städtli Ernst Otto Jenzer geboren. Dito oben. Gottfried ist 30 Jahre alt. Das Kind starb früh.

    8. Am 9. August 1889 wird in Huttwyl im Städtli Ernst Otto Jenzer geboren. Dito oben. Gottfried ist 31 Jahre alt.

    9. Am 4. Januar 1891 wird in Huttwyl im Städtli Rosalie Johanna geboren. Der Vater Gottfried ist immer noch Notar, aber als Wohnort wird jetzt Huttwyl im Städtli angegeben. Vorher stand immer nur Huttwyl. Gottfried ist 33 Jahre alt. Das Kind starb früh.

    10. Am 5. März 1892 wird in Huttwyl, Städtli ein Knäblein tot geboren. Vater Gottfried Notar, wohnhaft in Huttwyl Städtli. Gottfried ist 34 Jahre alt.

    11. Am 26. September 1893 wird in Huttwyl, Städtli Hermann Jenzer geboren. Gottfried Jenzer’s Beruf wird mit Amtsnotar angegeben. Wohnort immer noch Huttwyl, Städtli. Gottfried ist 35 Jahre alt.

    12. Am 11. Januar 1895 wird in Huttwyl, Städtli Martha Olga Jenzer geboren. Der Beruf von Gottfried Jenzer wird wieder “nur“ mit Notar angegeben, Wohnort dito oben. Gottfried ist 37 Jahre alt.

    13. Am 2. April 1896 wird in Huttwyl, Städtli Emma Rosalie geboren. Vater ist der Amtsnotar Gottfried Jenzer, wohnhaft in Huttwyl, Städtli. Gottfried ist 38 Jahre alt.

    14. Am 15. Oktober 1898 wird in Huttwyl, Städtli, Johanna Jenzer geboren. Des Vaters Beruf wird wieder “nur“ mit Notar angegeben. Wohnort dito oben. Gottfried ist 40 Jahre alt.

    Ergänzungen aus familieninternen Aufzeichnungen von Paul Jenzer’s Frau:
    Vater Gottfried Jenzer, geboren 1858 am 15. Juni in Huttwil. Er war der Sohn eines Drechslers, der noch 2 andere Söhne hatte, namens Hans und Jackob. Gottfried Jenzer studierte in Bern den Beruf eines Notars und amtierte auch als solcher in seiner Heimatgemeinde Huttwil. Im Jahr 1880 verheiratete er sich mit Rosina Graber, die Tochter eines Glasers und Fenstermachers. Aus dieser Ehe entsprossen 15 Kinder, wovon 3 als ganz klein starben.

    die zwölf überlebenden kinder:

    1. Sohn Gottfried, geboren 12. November 1881 [richtig wäre 1880] verheiratet (1 Kind) und als Beruf Stationsvorstand. Er starb früh an Leberkrankheit.
    2. Sohn Paul, geboren 24. Juni 1882, verheiratet (4 Kinder) und im Beruf Beamter der S.B.B.
    3. Sohn Walter, geboren 1884, verheiratet (2 Kinder), als Beruf war er Koch und ist später verschollen.
    4. Sohn Alfred, geboren 1885, verheiratet (2 Kinder), im Beruf Bäcker. Er starb an Leberkrankheit (59-jährig).
    1. Tochter Hedwig, geboren 4. Februar 1887, ledig. Im Beruf Hausbeamtin.
    5. Sohn Ernst, geboren 1889 am 9. August. 2 mal verheiratet, 1 mal geschieden, (Zwei Kinder), im Beruf Buchbinder bei S.B.B.
    6. Sohn Hermann, geboren 26. September 1893, 2 mal verheiratet, 1 mal geschieden, kinderlos
    2. Tochter Marta, geboren 11. Januar 1895, verheiratet (3 Kinder), von Beruf Glätterin.
    3. Tochter Rosa, geboren 2. April 1897 [richtig wäre 1896], ledig, von Beruf Schneiderin, später Haushälterin.
    4. Tochter Hanny, geboren 15. Oktober 1898, verheiratet, kinderlos, im Beruf Büroangestellte und später Hausfrau.
    5. Tochter Alice, geboren 14. April 1906, verheiratet, geschieden und kinderlos, im Beruf Büroangestellte.
    6. Tochter Helene, geboren 19. November 1907, verheiratet (2 Kinder), im Beruf Büroangestellte, dann Hausfrau.

    Vater Jenzer war ein grosser, fester Mann, der hinkte und darum nicht zum Militär einbezogen wurde. Dessen ungeachtet war er immer ein begeisterter Militärfreund. Sein "Hobby" war die Jagd. In seiner freien Zeit streifte er immer durch Wald und Flur. Seine Art war, wie man sagt, "ein guter Kern in rauer Schale". Bemerkenswert war seine schöne Handschrift. Im Jahr 1903 verliess die ganze Familie Jenzer Huttwil. Finanzielle Schwierigkeiten und berufliche Unstimmigkeiten, für welche sich Vater Jenzer verantworten musste, brachte die grosse Familie in eine missliche Lage. Nach kurzer Zeit fand jedoch Vater Jenzer eine neue Stelle als Buchhalter in der Armenanstalt [es steht geschrieben: Annenanstalt] in Worben und die Familie war in dieser Zeit in Lyss. Schon im Jahr 1908 zogen sie alle nach Bern wo Vater Jenzer als Revisor an der kantonalen Steuerverwaltung angestellt wurde. Er arbeitete dort bis er 70-jährig, an einem Herzschlag gestorben ist. Im Bremgartenfriedhof in der Nähe des Krematoriums ist seine Ruhestätte.

    Mutter Jenzer, geboren 14. Februar 1862 [richtig wäre 1860], wohnhaft in Huttwil, gebürtig von Ursenbach. Sie hatte den Beruf einer Schneiderin erlernt. Nebenbei lernte sie auch in Bern in einer Pension das Kochen. Als junge Tochter von 18 [richtig wäre 20] Jahren heiratete sie den damals 22-jährigen, noch nicht fertig studierten Gottfried Jenzer. Ihre Eltern, die einen kleinen Betrieb von Glaser- und Fensterfabrikation in Huttwil führten, waren mit dieser Heirat vorerst nicht einverstanden und der jungen Frau war darum ein Besuch im Elternhaus die ersten Jahre untersagt. Sie war eine kleine zarte Frau, hatte aber die 15 Geburten ihrer Kinder gut überstanden. Ihre letzten Lebensjahre genoss sie im Hause ihrer drittjüngsten Tochter Hanny an der Berchtoldstrasse in Bern. Sie starb 83-jährig an Altersschwäche und ist auf dem Bremgartenfriedhof vereint mit ihrem Manne begraben.
    Zuletzt ge?ndert von Ilja_CH; 25.06.2019, 22:26.
  • Ilja_CH
    Erfahrener Benutzer
    • 05.11.2016
    • 755

    #2
    1. Warum wurde Huttwil verlassen/was könnten die Probleme gewesen sein?
    2. Können die Probleme, die zum Verlassen des Ortes 1903 geführt haben, schon 1902 oder früher passiert sein oder laufend?

    Ich denke, dass vier Gründe in Frage kommen, warum die Gottfried, seine Frau und die zehn Kinder Huttwil verlassen haben:
    1. Etwas in seiner Arbeit als Notar ging schief und es wurde ihm angelastet
    2. Etwas in seiner Arbeit als Notar ging schief und er war auch wirklich verantwortlich dafür
    3. Er machte etwas Illegales als Notar, versuchte jemanden zu betrügen oder Geld zu unterschlagen, weil er finanzielle Schwierigkeiten hatte (bei zehn Kindern auch kein Wunder)
    4. Oder er bekam nicht genug Aufträge, hatte deswegen zu wenig Geld und man versuchte irgendwo anders zu leben (das erklärt aber nicht, warum die Familie in eine missliche Lage kam, ausser Schulden)

    Wenn ein angesehener Notar einen Fehler macht oder ihm einer vorgeworfen wird, kann das so schlimm werden, dass die Familie dies als „missliche Lage“ auffasst und verschwindet? Ich denke, es muss etwas anderes gewesen sein.
    Es fällt auf, dass Gottfried Jenzer danach nie mehr als Notar gearbeitet hat. Wurde ihm die Lizenz entzogen? Geht das überhaupt? Und bedeutet dass, dass er wirklich etwas Illegales gemacht haben könnte? Kann einem Notar auch die Bewilligung entzogen werden, wenn er einen groben Fehler macht?

    Er hatte sich immerhin vom Büroangestellten zum (Amts)notar von Huttwil hochgearbeitet, von der Allmend, nach Huttwil ins Städtli, direkt ins Zentrum. Und dann verlässt man den Ort?

    Und zwar nicht an einen Nachbarort, sondern weiter weg nach Lyss wie es aussieht. Und dort arbeitet der Studierte in der Armenanstalt. Warum dort? Weil sie kurzfristig dort hausen mussten nach dem sie Huttwil verlassen haben?

    Aber wenn er etwas Illegales gemacht hat, warum gibt man ihm den Job des Buchhalters, das hat auch mit Geld zu tun?

    Fragen über Fragen.

    Ich war heute und gestern in Huttwil in einer Zeitungsredaktion und habe alte Zeitungen von 1902 und 1903 durchgeblättert, aber nichts gesehen. Es gibt die Chance, dass ich den Artikel übersehen habe. Es besteht auch die Gefahr, dass darüber gar nicht berichtet wurde, oder dass die Ereignisse vor 1902 geschehen sind. Es gab zwar immer wieder Inserate, die für Enteignungen und Versteigerungen aufmerksam machten, diese wurden auch jeweils durch einen Notar bewilligt. Aber nie war Gottfried Jenzer 1902 und 1903 als solcher erwähnt worden.

    Kann es sein, dass die Probleme über einen längeren Zeitraum geschehen sind? Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, wohnhaft in der Stadt, Notar, viele Kinder, bekommt er und seine Frau für eine längere Zeitspanne keine Kinder mehr. Acht Jahre ohne Geburt. Danach zwei Kinder, die an einem anderen Ort geboren werden. Hat das eine Bedeutung in Bezug auf eventuelle Probleme?

    Aus einem Zeitungsartikel neuren Datums entnahm ich diese Infos:
    Paul Jenzer, der zweitälteste Sohn von Gottfried, beginnt 1903 – dem Jahr, in dem die Familie angeblich die Heimat verliess, in Wolhusen eine Lehre. Und zwar „nach einigen kurzen Aufenthalten im Ausland“. 1908 zog er nach Bern.

    Den genauen Grund zu erfahren wäre sehr spannend.
    Ich habe inzwischen mit dem Sohn des Alfred Jenzer und mit dem Sohn der Helene Jenzer gesprochen, aber keiner weiss genau, warum die grosse Familie Huttwil verlassen hatte. Ich werde auch noch Nachfahren des Walter Jenzer sprechen, aber ob sie etwas wissen?

    Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr das lest?

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    • AKocur
      Erfahrener Benutzer
      • 28.05.2017
      • 1371

      #3
      Hallo Ilja,

      nur ein paar Gedanken meinerseits.

      Zwischen der letzten Geburt in Huttwil und dem Verlassen des Ortes liegen ja über 4 Jahre. Ich würde mir die Zeitungen dieses Gesamtzeitraums (Ende 1898-1903) ansehen. Da sind ja noch ein paar Jahre, die du noch nicht durchgesehen hast. Möglicherweise findet sich in den Jahren vor 1902 ja etwas, oder aber du kannst zumindest den Zeitpunkt, ab dem Gottfried Jenzer augenscheinlich nicht mehr als Notar gearbeitet hat, genauer bestimmen.

      Zu den Gründen fällt mir, neben den von dir bereits erwähnten, noch die Möglichkeit ein, dass er vllt. sein Examen niemals abgeschlossen hatte und es um 1900 aufflog.
      Oder, viel simpler, es gab einfach zwischenmenschliche Probleme zwischen ihm und einer oder mehr anderen Personen der Gemeindeverwaltung/Ämter, die darin gipfelten, dass er in Huttwil als Notar rausflog.

      Bei den 8 Jahren ohne Geburt muss ich an eine mögliche (räumliche) Trennung von Gottfried und Rosina denken, oder Krankheit. Oder man hatte schlicht und einfach beschlossen, dass nach Kind 10 Schluss sein sollte. Kind 11 und 12 kamen dann als Überraschungskinder, als man dachte, Mutter wäre jetzt zu alt um schwanger zu werden.

      LG,
      Antje

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      • scheuck
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2011
        • 4383

        #4
        Hallo, Ilja!

        Ja, ich denke schon, dass man auch einem Notar die Berufserlaubnis bzw. den "Zusatz Notar" entziehen kann/konnte. - Ärzten kann man auch die Approbation entziehen und somit können sie in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten.

        Mich "stört" irgendwie, dass vom Notar die Rede ist, letztlich muss der gute Mann zunächst mal Voll-Jurist gewesen sein; der "Notar" ist ja eigentlich eine Zusatz-Bezeichnung, die einen Anwalt dazu befähigt, Rechtsgeschäfte aller Art zu beurkunden.
        In diesem Zusammenhang muss er auch nicht unbedingt jemanden in finanziellem Sinne betrogen haben, er kann z.B. auch "nur" ein Amtssiegel missbraucht haben bzw. wissentlich eine falsche Beurkundung vorgenommen haben. - Ich fürchte allerdings, damit war dann seine Laufbahn als Jurist/Anwalt auch futsch.

        Dass man in einer solchen Situation dann auch einen Posten an einer Armenanstalt annimmt, ist eigentlich gut vorstellbar bzw. für beide Parteien doch durchaus von Vorteil. Wenn man 10 Kinder hat, muss man Geld verdienen und ist froh, wenn man irgendwo wieder einen Posten hat. Sein juristisches Wissen konnte ihm ja niemand nehmen, davon konnte die Armenanstalt sicherlich profitieren und viel "kaputtmachen" konnte er dort sicherlich auch nicht. Abgesehen davon wird er sich gehütet haben, nochmal einen Fehler zu machen, der ihn seinen Job kostet.
        Herzliche Grüße
        Scheuck

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        • Garfield
          Erfahrener Benutzer
          • 18.12.2006
          • 2140

          #5
          Hallo Ilja

          Also mal als ersten Eindruck muss ich sagen, dass ich noch keine Auffälligkeiten im Vergleich zu meiner eigenen Verwandtschaft sehe. Manche Linien von mir hat es vermehrt in die ganze Schweiz verstreut, soweit ohne ersichtlichen Grund (wobei ich den Gründen bisher nie so genau auf den Grund gegangen bin wie du).
          Deswegen denke ich - reines Gefühl von mir - dass nicht unbedingt Gottfried bei der Arbeit einen Fehler beging. Vielleicht wurde er "wegrationalisiert" oder sein Vorgesetzer hat einen Fehler abgeschoben oder einfach jemand anderes für die Stelle vorgezogen.

          Dass während 8 Jahren keine Kinder zur Welt kamen, könnte wie schon erwähnt eine räumliche Trennung gewesen sein oder Krankheit von jemanden vom Ehepaar oder es gab mehrere Fehlgeburten? Letzteres vielleicht aufgrund von vermehrtem Stress?
          Zitat von Ilja_CH Beitrag anzeigen
          Aus einem Zeitungsartikel neuren Datums entnahm ich diese Infos:
          Paul Jenzer, der zweitälteste Sohn von Gottfried, beginnt 1903 – dem Jahr, in dem die Familie angeblich die Heimat verliess, in Wolhusen eine Lehre. Und zwar „nach einigen kurzen Aufenthalten im Ausland“. 1908 zog er nach Bern.
          Zitat von Ilja_CH Beitrag anzeigen
          Am 24. Juni 1882 wird im Huttwyl-Städtli Paul Jenzer geboren.
          Demnach war Paul Jenzer 1903 21 Jahre alt. Das ist eher alt für eine Lehre, da man zu der Zeit mit etwa 14 Jahren aus der Schule kam. Mein Grossvater geb 1926 begann seine Lehre mit ca 14 oder 15 Jahren, direkt nach der Schule (Unterlagen dazu gerade nicht zur Hand). Mein Grossonkel geb. 1923 begann die Lehre aber ein halbes Jahr nach Ende der Schulzeit mit 16 Jahren (Schulzeugnisse und Lehrvertrag vorhanden).

          Zu jener Zeit war es angeblich üblich, eine gewisse Zeit ins Ausland zu gehen, dort die Sprache usw. und Selbstständigkeit zu lernen. Dies war auch bei meiner Grossmutter geb. 1926 so, die nach der Schule ohne jegliche Französischkenntnisse ein ganzes Jahr ins Welschland geschickt wurde. Auch mein Urgrossvater habe ein paar Jahre lang in Frankreich gearbeitet, angeblich bei einem Bruder, wahrscheinlich als Landwirt. Leider ist dazu nichts weiter bekannt.

          Ein paar weitere Ansätze:
          - Hast du bereits im Gemeindearchiv (sofern es eines gibt) nach Unterlagen von oder zu Gottfried Jenzer gesucht? Vielleicht findest du von ihm verfasste / gesigelte Unterlagen, die weiter Aufschluss geben könnten.
          - Hast du bereits nach einer Chronik oder allgemeinen weitere Informationen zu Huttwil gesucht, aus der Zeit vor 1903? Gibt es einen Lokalhistoriker? Vielleicht ist zu dieser Zeit in Huttwil etwas passiert, das nur indirekt Auswirkungen auf Gottfried hatte, aber schlussendlich die Ursache für den Wegzug war?
          - Hast du bereits im Staatsarchiv Bern nach weiteren Informationen gesucht, beispielsweie allgemein über Notare zu jener Zeit oder direkt zu Huttwil? Kannst du herausfinden, wer der Vorgesetzte von Gottfried in Huttwil war und ob derjenige nach 1903 weiter dort arbeitete?
          - Hast du bereits nachgeprüft, ob Gottfried das Studium als Jurist in Bern abgeschlossen hat? Ich bin nicht sicher, meine aber, dass die Universität Bern alte Personen-Listen aufbewahrt hat, eine Liste von Dozenten aus historischer Zeit war sogar mal online. Wenn ich die Webseite vom Universitätsarchiv richtig verstehe, müssten sich solche alten Listen nun beim Staatsarchiv Bern befinden.

          Ich wünsche dir viel Erfolg bei der weiteren Suche und bin sehr gespannt, wie es dann weiter geht!
          Viele Grüsse von Garfield

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          Kommentar

          • Ilja_CH
            Erfahrener Benutzer
            • 05.11.2016
            • 755

            #6
            Hallo zusammen

            Danke für eure ausführlichen Gedanken.

            Erstens: Ja, ich werde sicher irgendwann auch noch die weiteren Zeitungen anschauen, die zwischen letzter Geburt und dem Wegzug der Familie liegen.

            Ich werde am Freitag im Staatsarchiv des Kantons Bern einige Inhalte prüfen.

            Aber letztendlich kann alles der Grund sein wie schon hier erwähnt.

            @Garfield:
            Kann sein, dass Paul mehrmals im Ausland war, länger als gewöhnlich oder irgendwo arbeiten musste vor einer Lehre, weil finanzielle Probleme vorlagen? Oder eben im Ausland um eine oder mehrere Sprachen zu lernen.

            Danke für deine Ansätze:

            - Die Gemeinde habe ich angefragt, welche meine Anfrage an den Gemeindechronisten weitergeleitet hat. Dieser kann mir jedoch leider nicht helfen, schrieb er. Ausserdem hat die Gemeinde meine Anfrage auch noch einem Historiker geschickt, aber bisher habe ich nichts gehört. Ob es ein spezielles Gemeindearchiv gibt, müsste ich recherchieren oder nachfragen. Ich denke nein, sonst hätte die Gemeinde darauf verwiesen.
            - Allgemeine Informationen 1903: Werde ich versuchen zu machen, guter Tipp!
            - Staatsarchiv Bern: Wie oben erwähnt, werde ich etwas nachschlagen. Ich werde dort sicher noch andere Dinge versuchen zu finden.
            - Studium abgeschlossen oder nicht: Nein, das habe ich auch noch nicht gemacht, aber schon in Betracht gezogen.

            Ich warte den nächsten Freitag ab und dann sehen wir weiter.

            In den alten Zeitungen Unter-Emmentaler von 1902 und 1903 habe ich nur das gefunden:

            Unter-Emmentaler Nr. 85, 20. Juli 1902
            „Wegen Amtsanmassung wurde ein stadtbernischer Notar vom …. Amtsgericht Bern zu 20 Tagen Gefangenschaft und den Kosten verurteilt. Der Betroffene hatte sich in einem Privatbriefe an die Polizeidirektion Genf fälschlicherweise als Polizeisekretär unterschrieben, um über eine gewisse Frauensperson amtlich Auskunft zu erhalten“
            Was mich hier stört ist „stadtbernischer Notar“, er soll doch in Huttwil gearbeitet haben.

            Unter-Emmentaler Nr. 88, 27. Juli 1902
            Hier ging es um den Schwindler Alchenberger in Rohrbach (nähe von Huttwil), der durch seinen fingierten Tod von mehreren Versicherungen 42'000 CHF erhalten hatte. Aber er und seine „Spiessgesellen“ seien jetzt im Knast.
            Ob er für den fingierten Tod von einem Notar eine Bestätigung brauchte und dieser einen Anteil der 42'000 CHF hätte bekommen sollen?

            Auch allgemein gab es im Unter-Emmentaler 1902 und 1903 sehr interessante Artikel:
            Rubriken „Berner in Amerika“ bzw. „Berner in Südafrika“, dann einen sehr grossen Artikel über Mädchenhandel, Aufstand in China, Typhus-Epidemie mit vielen Toten in der Schweiz, in der Zeitung publizierte Lehrlingsprüfungen, Berichte über Tierquälerei (in Huttwil hatte eine Frau ihr Kalb vergiftet und im nahen Wald vergraben, in einem anderen Fall wurde einem Familienhund im wahrsten Sinne des Wortes fast die Zunge aus dem Mund gerissen) oder den Brand des Bades Gurnigel.
            Generell viele Schäden bei Gewitter durch Blitzeinschläge. Dann viele sehr oft vorkommende Rubriken „Lebensmüde“ und „Leichenfund“. Alte Menschen, die in Huttwil erfroren sind, oder junge Burschen, die beim Velounfall die Wirbelsäule brechen. Oder ein 19-jähriger, der in Huttwil mit einem Revolver aus Versehen jemandem in die Lunge schiesst. Wieder ein Überfall im Steinhölzliwald, ob das was mit einem Leichenfund zu tun habe? Dann der Fall wieder in Huttwil, wo einem Mädchen im Winter von zwei Füchsen das Essen gestohlen wird. Bisse in Unterschenkel und im Arm. Dann wieder Politisches wie ein Vorstoss gegen einen bekannten Mädchenmörder, Mäuseplagen, Polizeikrawalle in Bern, neue Mordtaten (allgemein; viel mehr Morde), in Huttwil ein Junge beim Spielen mit der Flinte erschossen, Raubmorde und in der Zeitung aufgelistete Gaben an das Bezirkskrankenhaus Huttwil und wer wie viel gespendet hat.
            Interessant auch „Venezuela – Krieg in Sicht?“ und „Wirren in Venezuela“ (Dez. 1902), dann natürlich der Krieg in Südafrika.
            Oder am 24. Dezember 1902, als dort stand, dass sich in Bern letzte Woche eine russische Studentin mit einem Revolver in die Brust schoss. Oder am 28. Dezember 1902 „Bombenattentat in Genf“.

            Das nur nebenbei
            Zuletzt ge?ndert von Ilja_CH; 06.07.2019, 00:32.

            Kommentar

            • Garfield
              Erfahrener Benutzer
              • 18.12.2006
              • 2140

              #7
              Hallo Ilja

              Dann hast du ja schon einiges gesucht und versucht! Hoffentlich findest du noch weitere Informationen.
              Zitat von Ilja_CH Beitrag anzeigen
              @Garfield:
              Kann sein, dass Paul mehrmals im Ausland war, länger als gewöhnlich oder irgendwo arbeiten musste vor einer Lehre, weil finanzielle Probleme vorlagen?
              Das halte ich schon für möglich. Meine Grossmutter (geb 1926) erzählte, dass sie gerne eine Lehre gemacht hätte, aber wegen dem Krieg sei das nicht möglich gewesen. Sie war das dritte Kind, ihre älteren Brüder konnten beide eine Lehre abschliessen. Damals gab es als Lehrling aber noch keinen Lohn, sondern der Lehrbetrieb wurde von den Eltern bezahlt.
              Zitat von Ilja_CH Beitrag anzeigen
              Unter-Emmentaler Nr. 85, 20. Juli 1902
              „Wegen Amtsanmassung wurde ein stadtbernischer Notar vom …. Amtsgericht Bern zu 20 Tagen Gefangenschaft und den Kosten verurteilt. Der Betroffene hatte sich in einem Privatbriefe an die Polizeidirektion Genf fälschlicherweise als Polizeisekretär unterschrieben, um über eine gewisse Frauensperson amtlich Auskunft zu erhalten“
              Was mich hier stört ist „stadtbernischer Notar“, er soll doch in Huttwil gearbeitet haben.

              Unter-Emmentaler Nr. 88, 27. Juli 1902
              Hier ging es um den Schwindler Alchenberger in Rohrbach (nähe von Huttwil), der durch seinen fingierten Tod von mehreren Versicherungen 42'000 CHF erhalten hatte. Aber er und seine „Spiessgesellen“ seien jetzt im Knast.
              Ob er für den fingierten Tod von einem Notar eine Bestätigung brauchte und dieser einen Anteil der 42'000 CHF hätte bekommen sollen?
              Den ersten Fall würde ich mal (noch) nicht weiter verfolgen, da steht ja „stadtbernischer Notar“. Beim zweiten Fall: möglich... vielleicht findest du in anderen Zeitungen noch etwas über genau diesen Fall? Oder im Staatsarchiv? Du müsstest ja die Namen der Beteiligten heraus finden. Ich weiss nicht, ob es dafür einen Notar brauchte oder ob der Totenschein von einem Arzt gereicht hätte.
              Viele Grüsse von Garfield

              Suche nach:
              Caruso in Larino/Molise/Italien
              D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
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              • Ilja_CH
                Erfahrener Benutzer
                • 05.11.2016
                • 755

                #8
                Danke für die Infos, wie es bei dir in der Familie war!

                Ich habe soeben diese Informationen erhalten:
                Männerchor

                1884 Sekretär Männerchor

                21.9.1884: Austritt aus dem Männerchor
                Die Austrittserklärung von G. Jenzer, Notar, wird angenommen. Das zweite Traktandum gibt jedoch zu vielen Erörterungen Anlass, indem dieses mit der Austrittserklärung von Jenzer Notar zusammenhängt.
                Zur Erklärung diene kurz folgendes:
                Montags, den 16. befanden sich 9 Mitglieder des Männerchors, die Tags zuvor einer Tauffeierlichkeit beigewohnt, im Mohren dahier, um um von dem Taufvater den letzten Akt seiner Mildtätigkeit zu empfangen. Indem nun diesen Tag ein Militärbataillon unsere Gegend durchzog und in hier seinen Mittagsrast hielt, so machten sich die obgenannten 9 Mitglieder das Vergnügen, in genannter Wirtschaft einige Lieder zu singen. Auf Ersuchen einiger unserer Mitgbürger, trugen sie auch den Herren Offizieren, welche in unserem gegenwärtigen Vereinslokal dinierten, ein Lied vor.
                Dieser Liedvortrag wird nun den 9 Mitgliedern von einigen andern Männerchormitgliedern und hauptsächlich von Jenzer Notar und Held Uhrmacher als Anmassung oder als ob sie eine Separatstellung bezweckten, ausgelegt und wurden aus Grund dessen mehrere Männerchormitglieder angegangen, den Austritt zu nehmen, damit die Fortexistenz des aufblühenden Vereins in Frage gestellt werde.
                Der Vereinspräsident, Direktor Minder und Julius Escher wiesen nun den übrigen Mitgliedern nach, dass die Ereiferung eine voreilige und diese 9 Mitglieder zur Einigung und Prosperität des Männerchors immer das möglichste getan und noch tun werden, weshalb ihnen keine Anmassung oder Separatstellung vorzuwerfen sei. Ausser Held Uhrmacher erklären sich sämtliche Mitglieder als befriedigt.
                Anstelle von Jenzer wird Jakob Lüdi zum Sekretär gewählt.
                Ferner wird zur Einigung und Pflege der Gemütlichkeit ein Ausmarsch
                in den Oberwald beschlossen für morgen Sonntag, den 22. Juni. (aus dem Protokoll des Männerchors)

                1886-1890 ist er wieder als Aktivmitglied aufgeführt
                1891 als Passivmitglied

                Gewerbeverein

                1887-1888 Kassier Gewerbeverein

                4.4.1886:
                Der Verein ergreift die Initiative zur Besprechung der am 2. Mai nächsthin stattfindenden Grossratswahlen. Herr Grossrat Zumsteg lehnt eine Wiederwahl definitiv ab und versichert das gleiche von seinem Kollegen Herrn Zaugg. Ohne von diesen Erklärungen Notiz zu nehmen, ernennt der Verein einen Ausschuss, um die einleitenden Schritte in dieser Wahlangelegenheit zu besprechen. In dieses Komitee werden gewählt: Fritz Scheidegger, Tabakfabrikant, Kaspar Minder, Notar Jenzer sowie die Mitglieder des Vorstandes.

                9.6.1889: Diskussion im Gewerbeverein
                Herr Dr. Lüthi macht die Anregung, es möchten unter der Linde auf dem «Säuplatz» einige Sitzbänke erstellt werden. Nach langer Debatte, an welcher sich die Herren Grossrat Scheidegger, Hans Schürch, Notar Jenzer, Grossrat Minder und Dr. Lüthi meistens in zustimmender Weise beteiligen, wird beschlossen, eine Dreierkommission bestehend aus den Herren Hans Schürch, Dr. Lüthi und Grossrat Minder zu bestellen, deren Aufgabe darin besteht, dem Verein einen diesbezüglichen Devis zur Erstellung solider Sitzbänke einzureichen.

                16.2.1890 Diskussion im Gewerbeverein:
                Da die Bücherkataloge der Bibliothek ziemlich unvollständig sind, so stellt Herr Notar Jenzer den Antrag, dieselben durch Schüler nachschreiben zu lassen. Die Verhandlungen über diese Angelegenheit wird auf die nächste Sitzung verschoben.

                Krankenkasse

                Mitglied 1884-1893
                1896 wird er als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Er wird mit der Redaktion der beschlossenen Zirkulare beauftragt.

                22.9.1888
                Krankenkasse Huttwil. (*) Letzten Samstag den 22. September, abends 8 Uhr, fand im Rössli dahier die Hauptversammlung der hiesigen freiwilligen, auf Gegenseitigkeit beruhenden Krankenkasse bei ziemlich schwacher Beteiligung statt. Es waren von 43 Mitgliedern nur 19 anwesend. Die Mitgliederzahl schwankte im abgelaufenen Rechnungsjahr wie folgt: 44+3=47-4=43. Es sind also eingetreten 3 und ausgetreten 4 Mitglieder. Die nachstehende 12. Jahresrechnung wurde ohne Diskussion einstimmig genehmigt. Der Vorstand, bestehend aus den Herren: Lehrer Nyffeler, Präsident; J. Meer, Vizepräsident; J. Schürch, Buchdrucker, Kassier; A. Herzig, Verwalter, Sekretär; G. Jenzer, Notar, J. Minder, Schuhmacher, Krankenbesucher, und And. Flückiger, Schmied, als Beisitzer, wurde auf eine neue Periode wiedergewählt. Derselbe hat sich jedoch neu zu konstituieren. Um in Zukunft eine regere Teilnahme an den Hauptversammlungen zu bezwecken, wurde die Neuerung beschlossen, statt der Publikation der Versammlung jedem Mitgliede eine Einladungskarte zuzusenden. Wir lassen nun die Rechnung vom 1. Juli 1887 bis gleiche Zeit 1888 folgen. Sie weist auf:
                a. Mitgliederzahl, wie oben angegeben, auf Schluss 43.
                b. Einnahmen:
                1. Kassasaldo von alter Rechnung Fr 182.05
                2. Monatsbeiträge und Eintrittsgebühren laut Kontrolle 348.20
                Summa Einnahmen Fr 530.25
                c. Ausgaben
                1. An Krankengeldern für 245 Tage à Fr. 1 an 6 Mitglieder zusammen 245.–
                2. An Kapitalanlage 100.–
                3. Für Geschäftsbesorgung und Inserationen 16.20
                Summa Ausgaben Fr 361.20
                Bilanz
                Die Einnahmen betragen 530.25
                Die Ausgaben 361.20
                bleibt Saldo 169.05
                Der Vermögensbestand bei Schluss der Rechnung besteht in:
                1 Sparheft auf der Spar- und Leihkasse von 2081.40
                In Konto-Korrent bei derselben 208.40
                In Kassa-Saldo 169.05
                Summa 2458.85
                Es ergibt sich somit eine Vermehrung von 162.75
                Sowohl aus vorliegendem Jahresbericht, als aus dem zwölfjährigen Bestande dieser gemeinnützigen Anstalt erweist es sich, dass dieselbe auf durchaus soliden Grundlagen beruht und deshalb der Beitritt zu derselben jedermann bestens empfohlen werden darf. Die Monatsbeiträge sind je so niedrig gehalten, dass sie nicht abschreckend wirken können. Es wird besonders hier aufmerksam gemacht, dass seit dem Bestehen des Schweizerischen Obligationenrechts Arbeitgeber für ihre Arbeiter in Krankheitsfällen zu sorgen verpflichtet sind. Es ist daher in beiderseitigem Interesse, wenn sie einer Krankenkasse beitreten. Leider kommt es nicht selten vor, dass Arbeiter ihren Lohn lieber ins Wirtshaus tragen, als einen kleinen Beitrag zu opfern für die Tage, die da kommen und von denen man sagt: sie gefallen mir nicht. Man hat schon hören sagen: «1 Franken per Tag in Krankheitsfällen ist nicht viel.» Es ist aber doch besser als gar nichts. Es wäre ehrenhafter, namentlich für Dienstboten, Arbeiter überhaupt, einige Pfennige in die Krankenkasse zu legen, als dann schon bei jedem vorübergehenden Krankheitsfall der Gemeindskrankenkasse zur Last zu fallen, die Jahr für Jahr, namentlich an die Spitäler, so grosse Summen auslegen muss. Wir möchten daher an das hiesige Publikum die warme Ermahnung richten, der Krankenkasse möglichst viel neue Mitglieder zuzuwenden. Namentlich dürften es audch mehr weibliche Personen wagen, dieser gemeinnützigen Anstalt beizutreten, denn auch dieselben können arbeitsunfähig werden, und für solche wären die 1 Franken per Tag gewiss eine sehr wohltätige Unterstützung. Anmendlungen zur Aufnahme werden auch von Herrn J. Schürch, Buchdrucker, gerne entgegengenommen.

                18.9.1889
                2. Die Jahresrechnung pro 1888/89 wird abgelesen und genehmigt.
                Notar Jenzer hat dazu den Wunsch ausgesprochen, es möchte in der Rechnung jeweilen für die bezahlten Krankengelder auch die betreffende Krankheit benannt werden, blieb aber bei der Abstimmung mit diesem Wunsche in der Minderheit.

                6.9.1891
                7. Notar Jenzer stellt den Antrag, es solle dem Kassier Weisung erteilt werden, die Monatsbeiträge vierteljährlich einzukassieren, was einstimmig beschlossen wird.

                In der Jahresrechnung 1893/94 wird für ihn ein Ausstand von Fr. 7.20 vermerkt
                All diese Ereignisse geschahen vorher, aber trotzdem sehr interessant.

                Und hier noch - falls später andere Jenzer diesen Beitrag finden - ein Stammbaum, den ich vor kurzem erhalten habe:
                www.iljajenzer.ch/temp/Stammbaum.tif

                Ich melde mich nach dem Archivbesuch vom Freitag wieder.

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                • Ilja_CH
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.11.2016
                  • 755

                  #9
                  Ich war am Freitag im Staatsarchiv Bern und bin im schon bestellten Inhalt nach kurzer Sichtung bereits fündig geworden und habe Antworten auf meine Frage erhalten. Sie erklärt alles. Ich werde jedoch hier nicht näher darauf eingehen.

                  Anhand dessen werde ich noch zwei weitere Jahrgänge des Unter-Emmentaler anschauen, um zu sehen, ob darüber auch berichtet wurde. Selbst wenn nicht, ist die Sachlage aber klar.

                  Ausserdem habe ich im Archiv einen Entwurf gefunden, wie Huttwil nach dem Brand wieder aufgebaut werden sollte. Hier ist auch ein And. Jenzer (Andreas Jenzer) zu sehen, direkt neben dem Stadthaus. Einer der Vorfahren von Gottfried Jenzer.

                  Zur Notar-Tätigkeit von Gottfried gibt es ebenfalls drei Boxen, in denen Urschriften ungebunden und ohne klare Ordnung vorliegen. Es handelt sich dabei um Dokumente, die er als Notar unterschrieben und beglaubigt hat. Jeder Notar muss, wenn er irgendwann nicht mehr als solcher arbeiten möchte oder darf, alles abgeben und es landet in einem speziellen Archiv.
                  Die Inhalte sind logischerweise geschützt. Die drei Boxen weisen die folgenden Jahreszahlen auf: 1883-1889, 1884-1886 und 1891-1893. Ich habe ein Gesuch gemacht um wenigstens den allerletzten "Fall" ev. einsehen zu können. Aber es scheint, als müsse dieser manuell rausgesucht werden.

                  Die Uni Bern verweist übrigens ebenfalls auf dieses Archiv, und auch auf ihren eigenen Archivar. Da ich aber meine Antwort habe, werde ich dort nicht mehr nachfragen.
                  Angehängte Dateien

                  Kommentar

                  • Garfield
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.12.2006
                    • 2140

                    #10
                    Hallo Ilja

                    Toll, dass du so schnell fündig wurdest!
                    Aber jetzt verstehe ich gar nicht mehr, was du denn heraus gefunden hast, das würde uns doch hier auch interessieren . Kannst du das vielleicht in abgekürzter Version oder anonymisiert tun? Oder per persönlicher Nachricht?

                    Ja, wenn deine Frage beantwortet ist, musst du die anderen Möglichkeiten ja nicht mehr unbedingt prüfen (zB betreffend Uni Archiv). Das wäre nur so ein weiterer Ansatzpunkt gewesen.
                    Viele Grüsse von Garfield

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                    • Ilja_CH
                      Erfahrener Benutzer
                      • 05.11.2016
                      • 755

                      #11
                      Ich werde zu einem späteren geeigneten Zeitpunkt erzählen, was ich gefunden habe. Aber nicht jetzt.

                      In der Zwischenzeit habe ich noch eine Auskunft vom speziellen Notar-Archiv erhalten, welches ich auf der Vorderseite erwähnt habe: Nicht alle Urschriften weisen ein Datum auf, ausserdem seien sie auch nicht geordnet abgelegt. Das zuletzt datierte Dokument trägt das Datum vom 30. Juni 1897. Und: Die Urschriften gäben keine Auskunft, warum er nicht mehr als Notar arbeitete.
                      Zuletzt ge?ndert von Ilja_CH; 10.07.2019, 19:59.

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                      • Ilja_CH
                        Erfahrener Benutzer
                        • 05.11.2016
                        • 755

                        #12
                        Ich habe heute – nach Einreichen eines Gesuches – noch die Geburtsorte der zwei jüngsten Kinder (siehe Vorseite) erfahren. Das 1906 geborene Mädchen wurde in Kappelen im Kanton Bern geboren, das ein Jahr später geborene Mädchen wurde in Lyss bei Bern geboren. Die Geburtsdaten der familieninternen Chronik (siehe Vorderseite) sind korrekt.

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                        • Ilja_CH
                          Erfahrener Benutzer
                          • 05.11.2016
                          • 755

                          #13
                          Der Archivar der Uni Bern hat mir geantwortet in Bezug auf den späteren Notar Gottfried:
                          Gottfried Jenzer, geboren am 15. Juli 1858 hat sich im April 1881 an der Juristischen Fakultät der Universität Bern immatrikuliert und taucht dort während dreier Semestern vom Sommersemester 1881 bis und mit Sommersemester 1882 in den Studierendenlisten auf.
                          Den Eintrag in den Matrikelbüchern können Sie in der Beilage nachlesen.
                          Den Eintrag habe ich hier als Anhang eingefügt.

                          Er schrieb mir weiterhin, dass die Universität nur Prüfungen von universitären Titeln abnimmt, damals sei das der Dr. jur. gewesen. Eine Dissertation von Gottfried Jenzer habe er keine gefunden. Die Fürsprecher- und Notariats-Prüfungen dagegen seien von einer kantonalen Kommission abgenommen worden und deren Prüfungsakten sollten sich im Staatsarchiv des Kanton Bern befinden (werde ich noch besuchen). Er habe auch in den universitären Fakultätsprotokollen nichts gefunden.

                          Ich denke schon, dass er legal Notar war, weil er auch bei den offiziellen Notar-Archivalien auftaucht.

                          Trotzdem interessant, was alles nach so langer Zeit noch auftaucht.
                          Angehängte Dateien
                          Zuletzt ge?ndert von Ilja_CH; 05.10.2019, 20:16.

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                          • Garfield
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.12.2006
                            • 2140

                            #14
                            Hallo Ilja

                            Danke für die Info, du hast da wirklich einen sehr spannenden Fall!
                            Viele Grüsse von Garfield

                            Suche nach:
                            Caruso in Larino/Molise/Italien
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                            Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
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                            • Ilja_CH
                              Erfahrener Benutzer
                              • 05.11.2016
                              • 755

                              #15
                              Hallo zusammen

                              Im Anhang ein Foto aus meinem Familienbesitz. Markus Jenzer, Sohn des Alfred, hat mir geholfen und versucht, die Leute darauf zu identifizieren. Die Grosseltern – Gottfried Jenzer und seine Ehefrau Rosina – sowie die zwei jüngsten Töchter Alice und Helene sind mir klar gewesen. Genau so Paul Jenzer und Ida Bohren.

                              Markus – sowie eine zweite Person – konnten mir mit den anderen helfen und fast alle Namen auf der Rückseite des Fotos (auf dem Scan links unten) den Personen zuordnen.

                              Es fehlen nur noch ein paar Zuordnungen und ich möchte gerne meine Überlegungen mit euch teilen. Vielleicht widerspricht mir jemand oder bestätigt mich in meinen Gedanken.

                              Die bisher noch nicht zugeordneten Personen:
                              - Hedwig Jenzer
                              - Martha Jenzer
                              - Emmi, Frau von Ernst Jenzer
                              - Anna (Balsthal)
                              - Ulrich, Mann der Martha

                              Emmi, Frau von Ernst Jenzer:
                              Das muss die Frau, die auf dem Foto rechts von Ernst steht, sein. Sie steht zwischen Ernst und Alfred. Grund: Die Paare stehen vermutlich immer alle nebeneinander. Bei Paul und Ida Bohren ist das der Fall und bei Alfred und seiner Frau Anna. Und da es sich bei der Person links von Erst entweder um Hedwig oder Martha handelt, muss die Frau rechts von Ernst Emmi sein.
                              Ernst und Emmi behandle ich übrigens auch in diesem Beitrag: https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=182872

                              Ulrich, Mann der Martha
                              Das muss der Mann ganz links im Bild sein, alle anderen wurden zugeordnet.

                              Martha
                              Das bedeutet für mich auch, dass die Frau zwischen Ulrich und Ernst Martha sein muss. Weil die Paare immer nebeneinander stehen. Martha wurde 1895 geboren. Sie ist jünger als Hedwig. Hedwig wurde 1887 geboren. Ich finde, dass die Frau, von der ich meine, dass das Martha ist, jünger aussieht, als die Frau, die hinten steht. Aber Schwestern sind sie auf jeden Fall, sie haben eine grosse Ähnlichkeit.

                              Hedwig
                              Daher muss hinten im Bild links diese Frau Hedwig sein. Sie hat grosse Ähnlichkeit mit ihrer jüngeren Schwester Martha, die vor ihr steht. Die Frau ganz vorne links sieht nicht so aus, daher muss Hedwig die Frau ganz hinten links sein.

                              Anna (Balsthal)
                              Wer das ist, weiss ich nicht, aber Anna muss die Frau ganz vorne links sein. Sie sieht etwas anders aus als die anderen. Der Erstgeborne Sohn von Gottfried und Rosina Graber, geboren 1880, ebenfalls mit Namen Gottfried, soll verheiratet und früh gestorben sein. Er soll 1915 eine Tochter namens Hulda bekommen haben. Er selber soll schon 1917 gestorben sein. Er soll in Balsthal gelebt haben. Ist diese Frau daher seine Ehefrau? Die Witwe? Weil mir ist der Name seiner Ehefrau nicht bekannt. Oder ist es bloss eine andere Bekannte dieses Gottfried juniors?

                              Zeitpunkt der Aufnahme:
                              Die zwei jüngsten Töchter wurden 1906 und 1907 geboren. Wie alt scheinen die zwei Mädchen auf dem Foto zu sein? Ungefähr zehn? Dann wäre das Foto 1916/1917 gemacht worden. Vielleicht wurde es kurz nach dem Tod von Gottfried dem Sohn aufgenommen?
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                              Zuletzt ge?ndert von Ilja_CH; 25.02.2020, 22:21.

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